Samstag, 28. Januar 2023

Vermischtes und Zeugs (XLII)


Manchmal fragt man sich, wo eigentlich die Kriegstreiber sitzen. Mit dem Beschluss, der Ukraine M1 Abrams- und Leopard 2-Panzer zu liefern, drehen nicht wenige 'Alternativmedien' völlig frei: Kriegkriegkrieg! Dritter Weltkrieg! Mindestens! Alarm, Alarm! Der Westen will Krieg! Unbedingt! Kein Zweifel mehr möglich. Und das, obwohl sie nunmehr seit knapp einem Jahr predigen, es wäre besser, der Westen würde endlich verhandeln, anstatt den Friedensbringer Putin unnötig weiter zu reizen. Und, was macht der Westen? Hört einfach nicht auf sie. Frechheit!

Listen, love: Wenn der Westen, also die U.S. of A. und ihre geknechteten, willenlosen Vasallen, so unfassbar geil auf Krieg gegen Russland sind, dann hätten sie den längst haben können. Hier mal eine - ups! - 'verirrte' Mittelstreckenrakete auf russisches Territorium, dort - hoppala! - ein kleines 'Malheur' mit einem Marineverband im Schwarzen Meer. (Remember Gulf Of Tonkin? Kuwaitische Brutkästen?) 'Versehentliche' Verletzungen des russischen Luftraums. Warum das endlose Gezögere? Warum hat es bis in den November gedauert, ein paar abgelegte Schützenpanzer zu liefern? Warum wurde die Ukraine nicht sofort hochgerüstet? Und warum nicht schon vorher in ausreichendem Maße?

Wieso wurde 2014 die Annexion der Krim nicht schon militärisch beantwortet, wenn man schon immer unbedingt Krieg wollte und krampfhaft auf der Suche ist nach einem Casus belli? Ach ja, da saß noch der Peacenik Barack Obama im Weißen Haus. Der musste sich auf seine Drohnenmassenmorde konzentrieren. Warum wurden überhaupt erst ab 2014 als Reaktion auf die Krim-Annexion, andere als einheimische Truppen in den neu beigetretenen ost- und mitteleuropäischen NATO-Staaten stationiert? Und wieso hat man streng darauf geachtet, so wenige Truppen zu stationieren, dass kein Offensivpotenzial gegeben war? Bisschen schwache Kür für professionelle Kriegstreiber.

***

Das ist so ein bisschen das Problem mit dem aktuellen Diskurs: Ich habe absolut nichts dagegen, über so ziemlich alles kritisch zu diskutieren. Auch über das 'Gendern'. Gern. Kein Problem. Es könnte sogar sein, dass ich in einzelnen Punkten deckungsgleich liege mit, sagen wir, welchen von der SVP. Sobald aber Begriffe fallen wie "Genderterror", bin ich raus, sorry. In dem Moment, in dem Ressentiment das Argument ersetzt, danke vielmals, war’s das für mich.

***

Der deutsche Brauerbund warnt vor drohenden dramatischen Preissteigerungen. Es sei nicht auszuschließen, dass der halbe Liter Bier bald schon 7,50 Euro kosten könnte. Grund: Rohstoffe wie Braugerste hätten sich um bis zu 90 Prozent verteuert. Aha, soso. Nun besteht Bier meines Wissens nach zum allergrößten Teil aus Wasser.

Wenn der Wareneinsatz für einen halben Liter Bier, also Wasser, Malz, Hopfen, Hefe, Flasche, Etikett und Kronkorken, sagen wir, 25-30 Cent beträgt, dann hätten wir bei einem durchschnittlichen Bruttoverkaufspreis von 1,00-1,20 Euro im Getränkemarkt einen Kalkulationsfaktor von zirka 4-5. Geht in Ordnung. Würde sich nun der Wareneinsatz verdoppeln, wie vom Brauerbund beklagt, dann würde sich bei gleichem Kalkulationsfaktor auch der Ladenpreis verdoppeln, also auf 2,00-2,50 Euro hochgehen. Wie man angesichts der genannten Verteuerung der Rohstoffe auf einen Bruttoverkaufspreis von 7,50 Euro kommt, ist mir hingegen schleierhaft.

Oder stecken em Ende die Scheichs aus Katar dahinter? Haben die sich klammheimlich bei deutschen Brauereien eingekauft und nehmen nunmehr Rache für die Schand-Binde? Oder nehmen da welche einfach mal easy ein paar Krisengewinne mit?

(Fun fact: Der Energieversorger RWE hat seinen Gewinn 2022 verdoppelt. Aber das hat nichts zu sagen. Ist etwas völlig anderes.)

***

Preise die zwote. Die Tage war ein Besuch beim schwedischen Möbelhaus des Vertrauens nötig. Dort festgestellt, dass das benötigte Billy-Regal sich preislich von 38 vor zweieinhalb Jahren auf nunmehr 95 Euronen verzwokommafünffacht hat. Desgleichen Regalböden. Die kosten jetzt 15 Tacken. Wow. Ansage! Begründung: Holz sei so teuer geworden. Soso. Nun bin ich weder Holzfachmann noch Schreiner, aber mir deucht, dass der von mir erworbene Möbelbausatz komplett aus Spanplatte besteht und nur das Kunststofffurnier irgendwie noch an Vollholz erinnert. Daher Frage an die entsprechend Qualifizierten: Ist Spanplatte auch so rattenteuer geworden?

Nun hätte ich auch kein Problem damit, mit höheren Kaufpreisen dazu beizutragen, dass es den Erzeugern besser geht und vor allem denen, die dort schuften. Nur sagt mir irgendwas, dass dem eher nicht so ist.

Aber es gibt Veggie-Hotdogs. Billiger als ohne Veggie inzwischen. Welt gerettetet, hurra!
 

***

Spaß im russischen Staats-TV. Immer wieder nett, wenn Militärs Aktivistenjournalisten mit viel Meinung und wenig Ahnung erklären müssen, wie das so läuft mit dem Krieg. So bekam Oberbrandstifter Wladimir Solowjow zu hören: "Atomwaffen schaffen die Voraussetzungen dafür, dass es nicht zu einem großen Krieg kommt. In kleinen Kriegen, kleinen Konflikten wie dem, den wir gerade führen, gibt es keine direkte Aggression der Nato gegen uns." Außerdem sei die Existenz des russischen Staates nicht in Gefahr. Als Solowjow meinte, es werde Krieg auf russischem Territorium geführt, kam die Antwort: "Wladimir, komm schon. Es war nicht unser Gebiet, bis wir es zu unserem erklärt haben."

West-Agenten im Russen-TV. Wäre ich eine Boulevardzeitung, die Schlagzeile täte ich mir nicht entgehen lassen.







7 Kommentare :

  1. DasKleineTeilchen28. Januar 2023 um 16:24

    oha! einsatz von atomwaffen fordert der propagandist im russischen staatsfernsehn. und bonetti erklärt den einsatz von radioaktivität als "waffe" auf dem ukrainischen schlachtfeld im frühjahr durch m1-panzer. ungeachtet der tatsache, daß die amis schon mal angesagt haben, daß die verlegung möglicherweise jahre dauert und daß die wirkung von uranmunition nicht auf deren radioaktivität beruht, also tatsächlich überhaupt nicht. sorry, das, meine kommentare werden mal wieder nicht freigeschaltet, aber von ihm kommentiert. flatterstyle, matze, nice, thank you. WHATEVER!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die *Wirkung" beruht nicht auf der Radioaktivität, aber Uranmunition (abgereichertes Uran) ist radioaktiv. Eingesetzt wurde das bisher im Irak, in Ex-Jugoslawien und (durch die Briten) in Syrien (plus ein paar anderen Ländern).
      Die Radioaktivität dort ist stark gestiegen und im Irak vermutet man einen Zusammenhang zu den stark gestiegenen Krebsfällen.

      Die Diskussion ist nicht so wirklich in der Richtung, welche die Fakten nahelegen würden. Uranmunition ist nicht gleich Atomwaffe. Aber durch den Einsatz wird eine weitere Grenze der Unterstützung gerissen.
      Es ist wirklich so, daß ich mich frage, warum der Westen nicht gleich den Forderungen der Ukraine nachgekommen ist. Nach den Panzern werden Flugzeuge oder eine Flugverbotszone kommen. Und danach? Truppen? Eine Koalition der Willigen? Wir werden sehen. Ein Stoppschild, das eine Grenze der militärischen Unterstützung anzeigt dürfte es wohl eher nicht sein.

      Löschen
  2. Momentan sind die Holzpreise wieder ganz ok, aber die hatten schon sehr starke Schwankungen in den letzten 2 Jahren. Insofern ist das vllt. nur eine halbe Ausrede.

    AntwortenLöschen
  3. Veggie-Hotdog hin oder her, es gibt statt der eingelegten Gurkenscheiben jetzt diesen schrecklich süssen (karamellisierten?) Rotkohl! :-(

    AntwortenLöschen
  4. „Heute streiten das rechte Compact-Magazin und die links gestarteten NachDenkSeiten mit fast identischen Argumenten für eine Querfront-Partei, die mutmaßlich sehr national und sozial, russlandfreundlich und latent autoritär wäre, idealerweise mit Wagenknecht als Leitfigur.“ (Matthias Meisner, 29.1.2023))
    Ich hätte einen Namensvorschlag: NDSAP (NachDenkSeiten Arbeiterpartei)

    AntwortenLöschen
  5. "das benötigte Billy-Regal" ... einfach über ebay Kleinanzeigen kaufen.
    Man muss allerdings konstatieren, dass die Spanplattenherstellung — genau wie das Bierbrauen — ziemlich energieintensiv ist.
    Ich mag den Laden nicht mehr. So richtig preiswert war er übers Sortiment hinweg nie und irgendwie sieht man den Produkten das Bemühen um aller preiswerteste Herstellung auch an.
    Wir hatten mal ne Ikeaküche in der neuen Wohnung übernommen. Einer der Helferfreunde ist Industriedesigner und meinte "Ah, frühes Ikea." Er konnte dann sehr schön über Falze und Nuten und Führungen referieren, welche "alt" von "neu" unterschieden ...

    Gruß
    Jens

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.