Dienstag, 18. April 2023

Dr. KI

 
"1. Alles was es schon gab, als du geboren wurdest, ist normal und gewöhnlich. Diese Dinge werden als natürlich wahrgenommen und halten die Welt am Laufen. 2. Alles was zwischen deinem 16. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär. Und vermutlich kannst da sogar Karriere machen. 3. Alles, was erfunden wird, wenn du über 35 bist, ist gegen die natürliche Ordnung der Dinge." (Douglas Adams)

Da ich aus diversen Gründen immer noch nicht dazu gekommen bin, diesen heißen Scheiß namens ChatGPT mal selbst zu testen (überlastet, keinen Bock, mir das drölfhundertste Passwort zu merken), habe ich mal Fachpersonal rangelassen. Der geschätzte, hier auch verlinkte Doc Hegedüs hat einen ChatGPT-Client mit medizinischen Fachfragen konfrontiert, die einen Laien überfordern dürften.


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Irgendwie erinnert das an die Comics meiner Kindheit. In denen kam manchmal ein riesiges 'Elektronengehirn' zum Einsatz, groß wie eine Garage. Mit vielen Schaltern, Hebeln und Glühbirnen. Das Wundergerät wurde bedient von einer Schar weißbekittelter, superqualifizierter Wissenschaftler mit wirren Frisuren. Die Verwendung sah meist so aus: Die Höllenmaschine wurde mit einer Frage "gefüttert", wie das hieß, dann wurde ein großer Hebel umgelegt und es gab mächtig Radau. Es machte blink, blink, ratter, ratter, bratzel, schigger, kantapper, möööp! irgendwann kam am anderen Ende ein Zettel wie ein Kassenbon heraus. Auf dem stand schön ausformuliert die Antwort. Das scheint mir ziemlich genau das zu sein, was ChatGPT tut.

Spaß beiseite: Was in dem Video zu sehen ist, verblüfft in der Tat. Mein erster Gedanke war, dass damit Teile der schulischen und universitären Didaktik mit einem Schlag endgültig obsolet geworden sind. Die Antworten, die ChatGPT auf Hegedüs' fachliche Fragen gibt, dürften im Hinblick auf Fallhöhe als auch auf Formulierung problemlos Sek. II-Niveau entsprechen. Mindestens. Dinge, die uns in der Schule damals die Nachmittage verpestet haben, wie schriftliche Hausaufgaben von 1-2 Seiten Länge, dürften sich komplett erledigt haben. Sowie auch die meisten anderen Lern- und Arbeitsformen, die Schüler/innen daheim verrichten.

Nur bedeutet das nicht, dass deswegen güldene Zeiten anbrächen für Schüler und Studis: Nicht nur in Geisteswissenschaften werden Formen der Leistungsfeststellung und -erhebung, die einem eine gewisse Freiheit einräumen, ersetzt werden durch Formate unter direkter Kontrolle, die physische Anwesenheit erfordern. Was unter Umständen schlechte Nachrichten sein könnten. Andererseitss muss, wer gute Antworten von dem KI-Mopped will, auch entsprechende Fragen formulieren können. Einfach ist da gar nix. Aber schon auch spannend.

Nur meine spontanen, noch reichlich ungeordneten Gedanken. Und wer ist noch gleich dieser Dr. Google?


 




2 Kommentare :

  1. Dinge, die uns in der Schule damals die Nachmittage verpestet haben, wie schriftliche Hausaufgaben von 1-2 Seiten Länge, dürften sich komplett erledigt haben. Sowie auch die meisten anderen Lern- und Arbeitsformen, die Schüler/innen daheim verrichten."
    ... nice und wie und wodurch wird dann der Geist gebildet?
    Wie soll man so "Anstrengung" lernen? Anstrengung um etwas zu lernen, was man zuerst nicht versteht. Immer wieder lesen und nochmals mathematische Zusammenhänge lernen. Ohne diese Dinge kommen doch "dumme" Menschen dabei heraus.

    Gruß
    Jens

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  2. ... kommt da noch was?

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