Freitag, 7. Juli 2023

Vermischtes und Zeugs (LV)


Kleines Gedankenexperiment zur Causa Pechstein: Man stelle sich vor, ein*e den Grünen oder der SPD nahe stehende*e Polizist*in hätte auf einer Parteiveranstaltung der Grünen oder der SPD in Uniform eine Rede gehalten und sei für einen Abschiebestopp, Nutzen von Gendersprache und ein modernes Familienbild eingetreten. Und Saskia Esken bzw. Ricarda Lang hätte die Rede "brillant" genannt. Merz, Söder, Aiwanger und die AfD hätten noch Monate später gegeifert und hyperventiliert von wegen Amtsanmaßung, Missbrauch der Uniform und Neutralitätsgebot und so.

Fun fact: Die Union regiert in etlichen Bundesländern. Und Abschiebungen sind Ländersache, haben daher nichts mit Ampel, Habeck und den Grünen in Berlin zu tun. Da sitzen also Leute im Publikum und klatschen, die das angebliche Problem, das Pechstein da bestammelte, mitzuverantworten haben. (Danke.)

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Ich beobachte, dass so ziemlich das gesamte bourgeoise Preßwesen sich seit Monaten auf die 'Ampel' im Allgemeinen und Robert Habeck im Speziellen eingeschossen zu haben scheint. Das muss diese berühmte gleichgeschaltete linksgrünversiffte Mainstreamlügenpresse sein.

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Das Deprimierende an der kurrenten Situation ist ja, dass es ziemlich genau so lange dauerte, bis die letzten, die die NS-Zeit noch selbst erlebt haben, langsam auf die Zielgerade einbiegen, bis alle Anstandsgrenzen fallen und der braune Dreck wieder mit Macht in die Mitte der Gesellschaft drängt. Gut, Opa, der immer vom Krieg erzählte, hat genervt mit seinem "Sie folterten mich, doch meine Lippen blieben stumm." und "Wie ich mutterseelenallein mit nichts als einem Karabiner und acht Schuss Munition den Rückzug der ganzen Kompanie sicherte.". Aber da waren immer auch die Shoah-Überlebenden als lebende Mahnungen. Schon in den Neunzigern wurde in historischen Seminaren diskutiert, was geschehen könnte, wenn deren Stimmen dereinst immer weniger würden bis sie ganz verstummen würden. Nun wissen wir's, fürchte ich.

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"Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht." (Heinrich Heine)

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Bernd Freier, milliardenschwerer Gründer und Chef der Modekette S. Oliver, beklagt, die Menschen hätten heute keinen Bock mehr auf Arbeit. Er selbst sei geil auf Arbeit, ginge noch mit 79 jeden Tag ins Büro und freue sich immer darauf. Ist dem guten Mann vielleicht schon mal die Idee durchs Hirn gerattert, dass 'Arbeit' im Sinne von: "Alles reißt mir die Tür auf und macht Kratzfuß, wenn ich reinkomme, niemand evaluiert mich und macht mir Druck und ich werde andauernd zu Arbeitsessen eingeladen, weil ich der große Käse bin, außerdem hab ich fett Vermögen, müsste also gar nicht mehr arbeiten." eventuell was anderes ist als 'Arbeit' im Sinne von: "Ich brauch den Scheißjob und die Schichtzulagen zum Leben, werde gemobbt, bin alleinerziehend/kloppe Überstunden, weil ich ne Hypothek abzahlen muss."? Frag ja nur.







6 Kommentare :

  1. "Bernd Freier" ....
    habe genau das mit meinem Kompagnon in den Achtzigern so erlebt: Er kam regelmäßig erst um 11:00 in die Agentur war aber Sonntags auf dem Weg zu seinem Eltern-Sonntagsbesuch immer für zwei / drei Stunden im Betrieb und hat Ablage gemacht, evtl. ne Rechnung geschrieben.
    Im Gespräch mit anderen Leuten: "ich bin jedes Wochenende(!) in der Firma ...
    Zwei Selbständige im Bekanntenkreis äußern sich genau so. Wenn man Leute fragt, welche die beiden beruflich kennen: der eine sitzt den ganzen Tag im Büro und macht Angebote, fährt ab und zu raus. Der andere ist eigentlich mittags schon auf dem Sofa und nachmittags im Jagdrevier ... beide erzählen aber oft, wie schwer man es als Selbständiger heute so hat — ach so: beide besitzen diverse teure Oldtimer und fahren zwei bis dreimal im Jahr in Urlaub.

    Gruß
    Jens

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  2. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich den letzten Absatz über den Herrn Freier in meinen nächsten Wochensammelblogpost mal vollzitiere, weil ich den so unglaublich treffend finde.

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  3. Allerdings schreibt Kachelmann da Bullshit, wenn er die Zahlen der Hitzetoten mit ,,Hitzetipps'' (so falsch sie sein mögen) in Verbindung bringt. Eine Korrelation ist keine Kausalität!

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  4. ... solche Aussagen werden zukünftig von solchen Figuren wie Frank Gotthardt und seinem Lautsprecher Julian Reichelt immer mehr verbreitet werden. Der Rechtsruck wird von milliardenschweren Unternehmern klandestin vorbereitet, da ihnen die konservativen Medien wie Focus, Welt etc. zu demokratienah sind. Reichelt, Tichy etc. sind erst der Anfang ...

    Wehret den Anfängen
    Jens

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