Was für ein Quatsch das mit den Identitäten ist, lässt sich sehr schön am Beispiel meines heimatlichen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen erkennen. Das ist ein komplettes Kunstgebilde, in dem man 1948 so grundverschiedene Menschenschläge wie barock-lebenslustige Rheinländer, erzkatholische Münsterländer, halbpolnische Pottis, steife Westfalen, stockprotestantische Ostwestfalen, dorfige Sauer- und Siegerländer und noch ein paar andere ohne Diskussion einfach zusammengepfercht hat, ohne dass die Welt darob untergegangen wäre. Hält. Funktioniert, bis heute. Keine Separatistenbewegungen.
Sorgen normaler Menschen:
— E L H O T Z O (@elhotzo) July 18, 2025
• Lebenshaltungskosten
• Krieg
• Altersarmut
• Klimakatastrophe
Sorgen weirder Internetfreaks:
• verschwulen woke Lehrer mein Kind?
• wird das deutsche Volk ausgetauscht?
• schreddern Windräder Vögel?
• sind feste Deckel eine EU-Verschwörung?
Dass ich bei auf Verboten basierenden Kleiderordnungen immer sehr skeptisch bin, liegt daran, dass solche Regelungen sehr leicht ad absurdum zu führen sind. Nehmen wir ein allgemeines Verbot von Jogginghosen in Schulen. Nun bin auch ich, was die Dinger angeht, eher Team Lagerfeld, aber ein Verbot ist sehr schwer durchzusetzen. Weil es eine entscheidende Schwäche hat. Pädagogen und Eltern wissen: Verbote und autoritäres Gehabe sind vor allem Einladungen an jene, die einen Riesenspaß daran haben, das möglichst geschickt zu umgehen, zu unterlaufen, die Spielräume aufs Maximum auszudehnen. Man kann da endlos eskalieren. Weil man doch nur eine präzise Antwort auf die Frage bekommen will, was genau eine Jogginghose ist. Was genau definiert eine Jogginghose? Logos? Das Material? Der Schnitt? Die Farbe? Fragen über Fragen.
"Man kann Kinder nicht erziehen, sie machen einem sowieso alles nach." (Karl Valentin)
Und so erging es nun auch Julia Klöckner (CDU), die schon des öfteren versucht hatte, Kleider- und Fahnenfrevel im und um den Bundestag herum mit diversen Sanktionen im Stil einer strengen Gouvernante zu unterbinden: Ende Juni bildeten die Bundestagsfraktionen der Linken und der Grünen einfach mit den Farben ihrer Kleidung einen Regenbogen. Was will man dagegen noch unternehmen? Dekretieren, welche Farben tunlichst zu tragen sind und welche nicht? Natürlich kann man einwenden, Bundestagsabgeordnete seien keine Kinder oder Jugendlichen. Das stimmt zweifellos, aber eine Parlamentspräsidentin ist auch keine Erziehungsberechtigte.
"Der deutsche Blick auf die Welt, oder ausgewählte Teile von ihr, wird nach Belieben an- und wieder ausgeknipst. In manchen verwunschenen Ecken der deutschen Provinz ist auf ewig 1977, herrschen Gartenzwerge, D-Mark-Nostalgie und Autobegeisterung und die Welt jenseits des Zauns ist das Ausland mit den Ausländern." (Nils Minkmar)
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Konservativen wird immer mit Linken ein Problem haben. Linke sind für diese Leute immer noch ungewaschene Chaoten, die alles kaputtmachen, ihren Vorgarten zertrampeln, ihr Auto zerkratzen, alles in Frage stellen und ihre naturgegebene Autorität nicht akzeptieren. Rechte bis Rechtsextreme hingegen: Nun ja, übertreiben vielleicht etwas, aber wenigstens akzeptieren sie Ordnung, der Scheitel sitzt und es sind keine Schwulen und Ausländer darunter. Werden schon noch ruhiger.
Fremdenfeindliche Ängste, Panik vor Vielfalt und Veränderung, Vernarrtheit in Regeln, Traditionen und eingefahrene Strukturen sehen sie durch Linke infrage gestellt, durch Rechte nicht. Und deshalb wird der deutsche Konservatismus auch am Sankt Nimmerleinstag noch mit blindem rechten Auge auf die politische Welt schauen. Und sich vor eingebildeten sozialistischen Schreckgespenstern gruseln.
Zwangsverschwulung im Supermarkt. Wirklich höchste Zeit, dass endlich Schluss ist mit diesem unerträglichen woken Terror...
Oh und apropos Klöckner: Vergleicht man ihr Auftreten mit der der vorerst nicht gewählten Frauke Brosius-Gersdorf, dann kann man kaum anders als zu konstatieren, dass hoch qualifiziertes weibliches Spitzenpersonal nicht nur von durchschnittlich qualifiziertem männlichen Spitzenpersonal offenbar immer noch als ernste Bedrohung angesehen wird.
Jaja, der penetrante Blogbetreiber hatte immer nur Antifas in seiner Familie! Putin und AFD tun mir nichts, junge Männer aus Nordafrika deutlich eher
AntwortenLöschenAber Syrer, Kurden, Afghanen, Ukrainer tun Ihnen nix? Dann ist ja noch Hoffnung.
LöschenWillst Du die miteinander vergleichen, großer Mann? Die Belastung eurer Nafris liegt über dem Zehnfachen der SyrerInnen!?
LöschenBelege? Zahlen? Haben Sie nicht. Bye.
LöschenP.S.: Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben.
Schnipps. Gehen Sie Ihren abgestandenen Kram woanders verbreiten.
AntwortenLöschenThema Kleiderordnung: Ich bin heute noch ein bisschen stolz auf eine Aktion, mit der ich meinen Tennisverein in den 90ern in die Gegenwart geholt habe. Da gab es erbitterte Debatten darüber, dass man doch bitteschön bei Wimbledon-Weiß bleiben soll und keinesfalls andere Farben erlauben dürfe, Tradition und überhaupt, jawoll. Ich hab dann ein paar schwarze T-Shirts machen lassen, auf denen "Ich bin ein weißes Tennishemd" stand, mit denen sind meine Frau, ein paar Freunde und ich dann zum Clubturnier aufgetaucht. Die Diskussion war mit "Ist doch ein weißes Tennishemd, steht doch drauf." tatsächlich sofort beendet. Ich war selber ganz erstaunt, weil ich eigentlich mit mehr Widerstand gerechnet hatte.
AntwortenLöschen... Gottfried v. Cramm — das waren noch Zeiten ... weißes Hemd, lange weiße Hose, weiße Socken, weiße Schuhe ... hach!
LöschenGruß Jens (irgendwo müsste noch der Dunlop Maxply rumliegen)
"Werden schon noch ruhiger."
AntwortenLöschen... das dachte von Papen damals auch.
Hat dann 45 böse geendet.
Gruß Jens
@Stefan Rose
AntwortenLöschen"Schnipps" bedeutet dann wohl Zensur? Aaaaber!!! Was ist denn mit der Meinungsfrrrrreiheit???
Spaß beiseite: ich würd mir auch nicht von irgendeinem hergelaufenen Anonymus ins eigene Vorgärtchen kacken lassen. Ich bewundere Ihre anfängliche Geduld.
PS.
Es soll ja auch unter jungen Männern aus Nordafrika ausgemachte Arschlöcher geben. Dass der Arschlochanteil unter deutschstämmigen jungen Männern geringer ist, das wage ich zu bezweifeln. Und da ich nicht in Russland leben muss, lehn ich mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass Ähnliches für die Arschlochverteilung unter russischen und deutschen Spitzenpolitikern gilt. Warum ich z.B. den Herrn Merz ekliger finde als den Herrn Putin weiß ich allerdings nicht. Vielleicht liegt es schlicht daran, dass ich mit ersterem meine Nationalität teilen muss.
Kommt selten vor, aber manchmal sind die besseren Diskussionen die, die man nicht erst führt. Ich wurde noch heute darüber belehrt, dass ich ein "Spesser" [sic] sei. Aber die Meinungsfreiheit war zu keiner Sekunde angetastet.
Löschen@Chris: Der Tennisverein wollte vermutlich nicht als unironisch dastehen in den ironischen Neunzigern.