Mittwoch, 27. August 2025

Jenseits der Blogroll - 08/2025


Der Monat ist fast schon wieder rum und die Bigotterie von Teilen der politischen Klasse schraubt sich in ungeahnte Höhen, besonders zu motivieren scheint da der Abgang Robert Habecks von der parlamentarischen Bühne. Jetzt will ausgerechnet die Union einen Untersuchungsausschuss einberufen, weil Habeck angeblich Milliarden veruntreut haben soll. Für eine Partei, die einem Jens Spahn immer noch einen weiteren Spitzenjob zuschanzt, schon eine reife Leistung. Und empört im Stile der pikierten Höheren Tochter wird sich über zwei im Ton vielleicht unfeine, aber inhaltlich völlig korrekte Sätze über Julia Klöckner und Markus Söder. Nein, so was aber auch! Wie kann er nur? Nachdem man sich in dreieinhalb Jahren Ampel für keine Verbalinjurie in Richtung Grün zu schade war. Conservatives doing conservative things halt. 

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Die Links und Fundstücke des Monats:

Politik/Gaza. Thomas von der Osten-Sacken über den Drang, den Krieg in Gaza als Genozid zu bezeichnen.

Bret Stephens zum Thema.

"[The] fact that over a million German civilians died in World War II -- thousands of them in appalling bombings of cities like Hamburg and Dresden -- made them victims of war but not of genocide. The aim of the Allies was to defeat the Nazis for leading Germany into war, not to wipe out Germans simply for being German." (Stephens, a.a.O.)

Gerardo Raffa über die palästinensische Widerstandsikone und lupenreine Antisemitin Ahed Tamini. Mit solchen Leuten klappt eine Zweistaatenlösung ganz bestimmt. 

Mehr Politik. Interview mit Ilko-Sascha Kowalczuk.

"Rassismus ist für mich eins der Grundübel unserer Zeit und der Menschheitsgeschichte. Und die AfD ist im Kern, und das ist entscheidend, im Kern eine rassistische Partei. Das ist die DNA, die diese Partei zusammenhält. Deshalb sage ich auch seit Langem: Wer Faschisten wählt, ist selbst ein Faschist. Da gehe ich auch nicht von ab. Mir ist schon klar, dass nicht jedes einzelne Parteimitglied ein Faschist ist, nicht jeder einzelne Wähler. Aber man muss sich diese Dimension verdeutlichen." (Kowalczuk, a.a.O.)

Christoph Ruf fühlt sich von Julia Klöckner, der er "von keinerlei Selbstzweifel getrübte Durchschnittlichkeit bei maximalem Sendungsbewusstsein" attestiert, an die Zeiten Helmut Kohls erinnert

Kollege Bonetti über die grassierende große Gereiztheit.

"Die Gemäßigten, die Klugen, die Ratlosen, die Zweifler stehen stumm und mutlos neben schreienden Idioten. »Es kann nicht mehr so weiter gehen.« »Jetzt ist Schluss.« »Wir haben lange genug gewartet.« Wer stellt sich dieser Aggression entgegen? Politiker? Sie sehen mit dem Blick des erfahrenen Raubtiers nur die Bewegung, nicht die Bewegungslosen. Sie machen sich die Energie zu Nutze, sie leiten sie auf die Mühlen ihrer persönlichen Ziele. Die schweigende Mehrheit ist politisch in der Minderheit. Also wird aufgerüstet, ausgegrenzt und abgeschoben. Grenzkontrollen, Zollschranken, Nationalismus." (Bonetti, a.a.O.)

Work-Life-Balance ist Klassenkampf, meint Till Hahn.

Interview mit Axel Honneth. "Harte Arbeit wird gar nicht mehr wahrgenommen."

Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Das Künstlerpaar Beate Düber und Jan Kummer über Kulturschaffen in der DDR.

In der Apotheke kann schlechter Rat teuer werden, weiß Leo Fischer.

Felix-Marcel Körber mit einer militärgeschichtlichen Analyse der ersten drei 'Star Wars'-Filme (1999-2005). Das mag alles sein, aber das ändert nichts daran, dass diese drei Streifen unsäglich schlechte Drehbücher hatten, vermutlich weil niemand dem Alleinautoren und -herrscher George Lucas reinreden mochte/durfte/konnte, und deren Handlungen daher vor hanebüchenen Logikfehlern und dramaturgischen Missgriffen nur so strotzten. Von der unterirdischen Charakterzeichnung der Figuren ganz zu schweigen. Alles nicht völlig irrelevant für Filme, die im weitesten Sinne der Richtung 'Entertainment' zuzurechnen sind.

Benjamin Lammertz und Sabine Staske über mittelalterliche Städte.

Musik. Pink Floyd 1968, bevor sie groß durchstarteten. Der geniale, aber dauerbedrogte Syd Barett war gerade durch dessen Schulfreund David Gilmour ausgetauscht worden. Von da an ging’s bergauf. Und für Puristen bergab. 


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Sport. Nabend allerseits: Ein Pro und Contra zur ARD-Sportschau von Stephan Reich und Philipp Köster.

Jürgen Roth zum Bundesligaauftakt: Fußball als Schweinsbraten.

Essen/trinken/gut leben. Wer sich für stilechtes asiatisches Essen interessiert, wird mit Herrn Westerhausens Essstäbchen-ABC bestens bedient. (Erwähnte ich übrigens schon, dass erwachsene Menschen, die Wörter wie "schnabulieren" oder gar "Schmackofatz" im aktiven Wortschatz führen, exakt eine Warnung von mir bekommen, bevor ich je nach Tageslaune wahlweise zur Pumpgun oder zum Flammenwerfer greife?)

Foodporn ist zum Mittel des rechten Kulturkampfes geworden, meint Caspar Battegay.

Tobias Haberl über die burgenländische Weinspezialität Uhudler
. Der hat seinen Namen angeblich daher, dass man nach zu reichlichem Konsum am nächsten Tag wegen der Augenringe aussieht wie ein Uhu. Na denn Prost!

Dem Kollegen Kurbjuhn ist einmal mehr nichts als zuzustimmen: Wieso regen sich Leute über ein paar Käseverpackungen im Multikulti-Stil auf, wohingegen niemand ein Problem zu haben scheint mit dem labbrigen, geschmacksarmen Inhalt?

Das Rezept. Die Sommerhitze ist beinahe überstanden und der Herbst naht wieder, was mir als Freund deftigerer Gerichte sehr taugt. Eine schmählich kleine Rolle haben hier bislang Hülsenfrüchte eingenommen. Die werden bei uns, von regionalen Ausnahmen wie Linsen mit Spätzle abgesehen, meist in Form von Erbsen-, Linsen- und Bohneneintopf gereicht. Klar, Hülsenfrüchte liefern Proteine und sättigen, wenn kein Fleisch zur Verfügung steht oder man keines essen mag. Und sind sie wahre Allzweckwaffen in der Küche, wie leicht zu erkennen ist, wenn man sich zum Beispiel ein wenig mit indischer Küche befasst. Keine Spur vom hiesigen Speck-, Suppengrün- und Kartoffeleinerlei mit Einlage. Auch im Nachbarland Frankreich, Heimat der delikaten Puy-Linsen, existieren Leguminosen-Leckereien wie lauwarme Linsen mit Lyoner Wurst. Der große Jacques Pepin hat eine simple, italienisch angehauchte Version eines Linsentopfes mit scharfer Salsiccia und viel Knoblauch im Programm.

(1 US-Cup = 237 ml)






 

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