Große Überraschung: Wenn man ein Gesetz macht, das ganz gewiss lieb gemeint ist und dem sicher ein irre positives Menschenbild zugrundeliegt, das aber leider auch dem Missbrauch Tür und Tor sperrangelweit öffnet, man jegliche diesbezüglichen Bedenken wegwischt mit Quatschargumenten wie: "Also bitte, wer würde SO WAS bitteschön JEMALS tun???", weil Menschen ja grundsätzlich gut sind und niemals böse Absichten hegen, erst recht nicht, wenn sie einer diskriminierten Community angehören -- dann darf man sich nicht wundern, wenn welche einfach die Spielräume nutzen, die das Gesetz ihnen bietet, unabhängig davon, wie gut gemeint es sein und wie doof man das finden mag. Nichts anderes bedeutet Rechtsstaat.
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Gut möglich, dass man sich dereinst mit einer gewissen Wehmut an die vergangene Bundesligasaison erinnern wird. Als an die vorerst letzte für lange Zeit, in der sich zeigte, dass es beim Fußball hin und wieder auch um anderes gehen kann als ausschließlich um Geld. Einem sonst normalerweise eher mittelmäßigen Pillendreherclub vom Rhein gelang es durch geschicktes Management, immerhin für zwei Jahre einen der besten Nachwuchstrainer der Welt zu verpflichten, der es hinbekam, dass auch ein Supertalent wie Florian Wirtz nicht wechselte, sondern noch ein Jahr blieb, und dem es wenigstens ein Mal gelang, die Dauerdominanz der Bayern zu brechen. Aber auch denen schwimmen international langsam die Felle weg. Sie müssen sparen, bekommen nicht mehr jeden Spieler, den sie wollen. Die Bundesliga wird immer mehr zum Ausbildungslager der Premier League. Das 50+1-Modell scheint angesichts der erdrückenden Finanzkraft anderer Top-Ligen endgültig an seine Grenzen zu kommen.
"International hat die Bundesliga inzwischen übrigens den Charme einer Regionalliga mit besserem Marketing. Während in England und Spanien Superstars und Milliarden um die Wette rollen, freut man sich hierzulande über den Verbleib von Spielern, die anderswo nicht mal auf der Bank sitzen würden." (Robin Patzwaldt)
Man kann sich noch nicht einmal damit trösten, dass man gegen die Bayern gewiss haben könne, was man wolle, aber sie seien immerhin das einzige deutsche Team, das auf Dauer oben in der Champions League mitspielen könne. Fragt sich, wie lange noch. Fun fact: Der Premier League-Club West Ham United, den man gewiss nicht zur absoluten Spitzengruppe zählen muss, hat dieses Jahr mehr für Transfers ausgegeben als der FC Bayern.
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Der indische Comedian Akshay reist gerade durch Deutschland und macht sich über deutsche Städte lustig. Darunter Oberhausen. Oberhausen, findet er, sei keine Stadt, sondern eine Depression mit einem sehr großen Shopping-Zentrum und einer Postleitzahl. Man lebe hier nicht, man parke hier und weine bei Starbucks. Das ist nicht völlig falsch, wie ich jüngst bei einem Besuch im Gasometer, dem "einzigen Ort, an dem du Kultur und Benzol gleichzeitig einatmen kannst" (Akshay, a.a.O.), feststellen musste.
Nun waren die Städte des Ruhrgebiets vor allem Schlafstädte und Aussehen galt eher als zweitrangig. Wenn Vatta kaputt vonne Schicht kam, Mutta den ganzen Tach mit Haushalt befasst war und nach der Plackerei, wenn überhaupt, ein paar Jahre Rente kamen, die aber auch kein Trost waren, weil man entweder Enkelkinder hüten musste oder weil die Menschen wegen der Plackerei die Knochen kaputt und den Rücken krumm hatten, war es ziemlich egal, ob die Stadt, in der man lebte, sonderlich hübsch war oder nicht.
Das änderte sich in den Neunzehnsiebzigern, als die Menschen mehr Freizeit hatten und die damals noch in Gewerbesteuergeld schwimmenden 'Stadtväter' sich daran machten, die Innenstädte zu verschönern, wie sie das nannten. Das ging selten gut aus. In Oberhausen kommt hinzu, dass es keinen Stadtkern hat, sondern aus den Orten Sterkrade und Osterfeld plus einigen Bauernschaften zusammengetackert worden war. Also baute man in den Neunzigern, als Dienstleistung den Strukturwandel abfedern sollte, eine 'Neue Mitte', deren Kern das Einkaufszentrum CentrO ist.
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Musée de Cluny. Beweisfoto.
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Die Berliner Feuerwehr scheint ziemlich kaputtgespart zu sein. Unter anderem wurde und wird an wichtigen Schulungen gespart, was angeblich bereits Menschenleben gekostet hat. Etwa im Fall der 13jährigen Ronja, die vielleicht noch leben würde, wenn die Einsatzkräfte entsprechend geschult gewesen wären. Offensichtlich sind aber die nötigen Ressourcen vorhanden, für 1.800 Euro einen "Männerforscher, Berater und Dozent[en]" anzuheuern, der den überwiegend männlichen Feuerwehrleuten -- eine Tatsache, die vom 'Team Diversität und Kulturwandel' als großes Problem identifiziert worden war -- im Rahmen einer Fortbildung was über toxische Männlichkeit, männliche Privilegien, Donald Trump, Friedrich Merz, Adolf Eichmann und das Christentum als "feuchten Männertraum" zu erzählen. Man muss eben Prioritäten setzen. Sobald welche in eine Position kommen, in der sie Gelder verteilen können, werden halt die Freunderln bedient.
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