Heuer nach mehreren Jahren Pause mal wieder auf dem Weihnachtsmarkt am Schloss Raesfeld gewesen. Ich bin ja kein prinzipieller Gegner von Weihnachtsmärkten, sondern nur von welchen, die fast ausschließlich Made in China-Ramsch verhökern und ansonsten Ballermänner mit anderen technischen Mitteln sind, auf denen die Partymassen zu Stumpfa!-Stumpfa!-Musik mit alkoholischen und aufgespriteten Heißgetränken sich bedröhnen. In Raesfeld war ich das erste Mal Mitte der Nuller. Schon damals hat mir nicht nur die hübsche Umgebung um das alte Schloss gefallen, sondern auch, dass es viele Stände mit wirklich qualitätvollem Kunsthandwerk gab. Und dass nirgends Gruselkitschmusik aus der Konserve gedudelt, sondern ausschließlich live dargeboten wurde. Dafür berappte ich gern die moderaten zwofünfzig Eintritt.
Und dieses Jahr? Sagen wir so: Die sechsjährige Pause hat meiner Rezeption der Veranstaltung nicht nur gut getan. Die ganze Nummer ist halt verdammt groß geworden, ein echtes Event inzwischen. Lauf der Dinge. So hat man keine Chance mehr, in unmittelbarer Nähe zu parken, sondern wird knapp zwei Kilometer nach außerhalb aufs freie Feld zum (kostenlosen) Parken gelotst, von wo einen (kostenlose) Shuttlebusse zum Ort des Geschehens und später wieder zurück karren, was auch problemlos und ohne lange Warterei geklappt hat. Eintritt kostet inzwischen 7 Euro. Klar, die Kosten. Energie, Sicherheit, Umweltauflagen, Shuttlebusse, Inflation und was weiß ich noch alles. Fair ist, dass Kinder bis 14 Jahren immer noch freien Eintritt haben. Eine finanziell nicht auf Rosen gebettete vierköpfige Familie hat also nicht schon vor dem ersten Glühwein/Kinderpunsch knapp 30 Euro auf der Uhr.
Ansonsten: Nach wie vor Stände mit hübschem Krimskrams, keine Musik vom Band, die Preise für saisontypische Verpflegung bewegen sich im üblichen Weihnachtsmarkt-Bereich. Na ja, fast. Für eine Portion Panhas, ursprünglich ein westfälisches Arme-Leute-Essen, wollte man satte acht Euro haben. Nein danke. Der Streichelzoo am Eingang ist inzwischen abgeschafft, vermutlich wegen Tierschutz. Die Illumination ist jetzt mit Sternen. Vor allem aber: Es ist voll. Richtig voll. Menschenmassen. Geschoben werden. Streckenweise kein Durchkommen. Klar, die Nachfrage ist immer größer, der Platz aber nicht mehr geworden. Was sollen sie auch machen? Zutritt nur noch gegen vorab gebuchtes E-Ticket? Das würde dem nicht nur den letzten Rest Charme des selbst Organisierten austreiben, sondern die Sache wohl zusätzlich verteuern.
Eine lobende Erwähnung möchte ich aber nicht versäumen: Als wir zum Gehen uns wandten, dachte ich, dass es besser sei, vor der Rückfahrt noch einmal eine Toilette aufzusuchen. Der Sanitärwagen mit der langen Schlange war weit weg, und so betrat ich, eine Euromünze griffbereit, aufs Geratewohl den 'Freiheiter Hof' und frug, ob es möglich sei, kurz die Fliesen- und Entsorgungsabteilung zu benutzen. Was mit einem freundlichen "Aber sehr gern doch!" beantwortet wurde. Geld? Wollten sie nicht. Wow.



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