In Kochrezepten ist gelegentlich zu lesen "Saft von 1 Bio-Zitrone". Was soll das? Ist es nicht meine Entscheidung, ob ich Bio-Zitronen verwende oder nicht? Dass man, wenn man Zitronenschale benötigt, besser zu unbehandelter Bio-Ware greifen sollte, ist natürlich sinnvoll. Aber, frage ich mich, was passiert, wenn man nicht den Saft einer Bio-Zitrone verwendet, sondern einer popligen Normalozitrone? Etwa weil man gerade keine zur Hand hat. Schlimme Dinge? Fällt eine Finsternis über die Welt? Göttliche Plagen? Wird Alice Weidel Kanzlerin?
Weniger witzig ist übrigens das mit den XL-Eiern. Letztens las ich, man solle vorzugsweise Eier der Größen S, M und maximal L verwenden, da noch größere mit erheblichem Stress und mit noch mehr Qualen für die ohnehin meist nicht artgerecht gehaltenen Tiere verbunden seien. Da ist wohl etwas dran. Die Größe der Eier ist nicht abhängig von der Hühnerrasse, wie ich immer gedacht hatte, sondern vom Alter der Tiere. XL-Eier bekommt man nur, indem man alte Hennen eine Zeitlang ins Dunkle sperrt und sie auf strenge Diät setzt, was eine künstliche Mauser bei ihnen auslöst und sie besonders große Eier legen lässt.
Fun fact: Ausgerechnet mein lokaler Bioladen hat die dicksten Eier im Sortiment.
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das Anti-AfD-Engagement deutscher Unternehmen ist genauso viel wert wie die Pride-Flaggen vor den Filialen, beides wird in der Sekunde verschwinden, in der es sich negativ auf den Umsatz auswirkt
— E L H O T Z O (@elhotzo) November 28, 2025
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Im November hechelte ja alle Welt 'Black Friday'-Rabatten hinterher wie nicht gescheit. Dabei gilt immer noch die alte Kaufmannsregel: "Rabatt, mein Kind, so lass‘ dir sagen, wird vorher immer aufgeschlagen".
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Der moderne, rassistisch fundierte Antisemitismus ist vor allem ein Phänomen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im frühen 19. Jahrhundert erlangten Juden in Mittel- und Westeuropa volle Bürgerrechte und in vielen Städten wurden prachtvolle Synagogen erbaut. Antijudaismus war weitgehend erledigt und galt als skurrile Folklore unaufgeklärter Hinterwäldler. In den 1870ern aber trafen die in Folge des Kolonialismus aufkommenden, biologistischen Rassentheorien auf den 'Gründerkrach', bei dem vor allem in Deutschland und Österreich viele Investoren sich verspekulierten und ihre Einlagen und Vermögen verloren. Das gab Verschwörungserzählungen Auftrieb, in denen die Juden als die angeblichen Schuldigen ausgemacht wurden und ließ viele empfänglich werden für so etwas.
Auch das Aufkommen des aktuellen Antisemitismus lässt sich genau datieren: Vom 31. August bis zum 7. September 2001 fand im südafrikanischen Durban die dritte Weltkonferenz gegen Rassismus statt (der Ort war als Reminiszenz an das Ende der Apartheid in Südafrika ausgewählt worden). Die Veranstaltung war von NGOs gekapert worden, die antiisraelische und antisemitische Hetzpropaganda verbreiteten, auch das abstruse Verschwörungsraktat 'Protokolle der Weisen von Zion' wurde verkauft. Finanziert wurden die NGOs von diversen Stiftungen, darunter die Ford Foundation, die MacArthur Foundation und die Rockefeller Foundation. Mit Mühe und Not konnte ein diplomatischer Eklat verhindert werden, indem die Abschlusserklärung entschärft wurde.
Das Vorgehen, "Israel mit stereotyp wiederholten Parolen genozidaler Verbrechen anzuklagen, international zu dämonisieren und zu isolieren" (Wikipedia), heißt seitdem 'Durban-Strategie'. In Durban schlug auch die Geburtsstunde der BDS-Bewegung, die inzwischen Teile des Kulturbetriebes erfolgreich infiltrieren konnte.
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Es ist eine Sache, dass diese Welt fast ausschließlich von Betriebswirten und Juristen regiert wird. Eine andere ist es, dass überall immer auch eine Marketing-Spaßbacke sitzt, die das Elend unbedingt mit einem 'witzigen' Spruch garnieren muss. Auch kommunale Betriebe sind längst nicht mehr sicher...
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"Dieser Eifer, kaputte Einrichtungen durch neoliberale Reformen vollends zu ruinieren, stirbt einfach nicht aus. Gäbe es bei der Freiwilligen Feuerwehr etwas zu holen, würde man auch sie an den Börsenmarkt koppeln. Dann entschiede die Rendite über das Einsatzgebiet; Villenviertel bekämen Express-Löscheinheiten, Plattenbauviertel nur eine Löschdecke pro Etage. Die Gehälter wären umgekehrt proportional zum Wasserverbrauch, und eine eigene Brandstifterabteilung (»Destructional Development«) hülfe, neue Märkte zu erschließen." (Leo Fischer)

"Dieser Eifer, kaputte Einrichtungen durch neoliberale Reformen vollends zu ruinieren, stirbt einfach nicht aus"
AntwortenLöschen... weil "dranrumbasteln" für den — meistens bis in Tiefe der Materie ahnungslosen — Entscheider immer noch die sicherste Option ist. Komplett neu machen, hieße a - ich muß mich (mühsam) ernsthaft ins Thema einarbeiten und b - ich bringe meinen Arsch u.U. in eine gefährliche Position.
Gruß Jens