Wenn man bei Google 'heribert prantl' eingibt, dann schlägt die Autocomplete-Funktion als nächste Einträge vor: 'kirche', 'voßkuhle' und 'kontakt' - lauter fast unverfängliche Sachen also. Kein Vergleich jedenfalls, was bekanntlich passiert, wenn man zum Beispiel 'bettina' eintippt. Belässt man es bei 'heribert prantl' und klickt auf 'Suche', dann erscheint als erstes Ergebnis der Wikipedia-Eintrag zu seiner Person. Dort heißt es, man liest es mit Verwundern, dass der gute Mann gelernter Jurist ist. Das überrascht einen umso mehr, als dass Prantl in einem seiner letzten Kommentare für die Süddeutsche Zeitung erneut die Mär vom quasi rechtsfreien Raum Internet ventiliert hat. Wörtlich meint er: "Im Internet gibt es noch kaum Regeln". Und das finde ich erstaunlich.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Donnerstag, 20. September 2012
Dienstag, 18. September 2012
Fürchtet euch! - Nicht
Na, wer hat sich damals, Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger auch diebisch gefreut, als die Komiker von Monty Python den ganzen Frömmlern gekonnt einen eingeschenkt haben? Wer außer mir hat sich noch auf die Schenkel geklopft, als die Gebetbuchschnüffler die Backen aufgeplustert, nach Verbot geschrien haben und ihnen zugerufen: Willkommen im 20. Jahrhundert, Spießer? Wegen des großen Erfolges ist nun ein, so hört man, unterirdisch schlechter Film aufgetaucht namens Unschuld der Muslime, mit dem ein Scherzbold den Muslimen der Welt einen ähnlichen humoristischen Knuff verpassen wollte. Dummerweise gibt es unter denen nicht nur viele, die das nicht witzig finden, sondern auch ein paar Durchgeknallte, die es nicht beim Backenaufblasen belassen. Dumm gelaufen.
Samstag, 25. August 2012
Böser Blasentee
Ja, richtig, Bubble Tea
ist pappsüß, sieht in der Regel aus, als käme er von einem anderen
Planeten, enthält angeblich doppelt so viele Kalorien wie Cola und
kleine Kinder könnten an den Kügelchen ersticken. Also ganz böse.
Nun bin ich kein manischer Kalorienzähler, aber der Gedanke, dass
man sich mit einem Becher mal eben 500 davon reinpfeift, ist auch mir
nicht wirklich sympathisch. Ich selbst bin eh wenig gefährdet, weil
ich mir nicht viel aus Süßigkeiten mache und auch ein Problem mit
als Getränken feilgebotenen Chemiecocktails aller Art habe. Das war
übrigens nicht immer so: Als Kind gab es für mich nichts Schöneres
als diese aus Pulver angerührten Erfrischungsgetränke. Wenn da
'Orange' draufstand, dann konnte man davon ausgehen, dass er engste
Kontakt, den das Zeug mit Orangen hatte, darin bestand, bei der
Anlieferung im Supermarkt an einer Steige Orangen vorbei getragen
worden zu sein. Diese Vorliebe hat sich, wie gesagt, gründlich
ausgewachsen.
Dienstag, 14. August 2012
Quält euch!
Die Kulturpessimisten blicken mal
wieder voll durch: Die geringer als erwartet ausgefallene deutsche
Medaillenausbeute bei den am Sonntag zu Ende gegangenen Olympischen
Spielen sei darauf zurückzuführen, dass wir Deutschen nicht mehr
bereit seien, uns zu quälen, es fehle uns am letzten Quentchen
Siegeswillen. Silber dürfe nicht das neue Gold sein. Und weil Sport
der Spiegel der Gesellschaft sei, stehe es schlimm um Deutschland. So
entfuhr es Michael Backhaus in der BamS in schöner Verleugnung
dessen, was den Olympischen Geist irgendwann einmal ausgemacht hat.
Samstag, 11. August 2012
Leistungsträger im Schwimmbad
Die frühe Morgenstunde, so ab sieben,
ist im Freibad die Zeit der rüstigen Rentner. Die ziehen dort,
unabhängig vom Wetter und immer in der gleichen Besetzung, Morgen
für Morgen auf der gleichen Bahn ihr Pensum herunter. Käme Mitte
August ein arktischer Kälteeinbruch, der Treibeis brächte, es
störte sie nicht weiter. Und Gott möge dem Eindringling gnädig sein, der es wagt,
einfach so eine der Bahnen zu okkupieren, die seit Jahren fest
vergeben sind. Der seit Jahrtausenden bewährten Rammtaktik sei Dank, wird er bald seinen letzten Armzug getan haben.
Normalerweise ist das alles aber kein Problem für einen ausgemachten
Langschläfer, weil einfach zu früh. Außerdem verdient so viel
Selbstdisziplin und Zähigkeit, aller Schrulligkeit zum Trotze,
unbedingt Respekt.
Mittwoch, 8. August 2012
Romeo und Julia in braun
„Wenn unsere Gegner sagen: 'Ja, wir haben euch doch früher die Freiheit der Meinung zugebilligt.' - Ja, ihr uns! Das ist doch kein Beweis, daß wir das euch auch tun sollen. Daß Ihr das uns gegeben habt, das ist ja ein Beweis, wie dumm ihr seid." (Joseph Goebbels am 4.12.1935)
Die äußeren Umstände des Falls der
Ruderin Nadja Drygalla sind bekannt: Als herauskam, dass Drygalla mit
Michael Fischer liiert ist, der 2011 in Mecklenburg-Vorpommern für
die NPD zur Wahl angetreten ist, verließ sie letzte Woche nach einem
Gespräch mit Michael
Vesper, Chef de Mission der deutschen Mannschaft, das Olympische Dorf und reiste aus London ab.
Seitdem ist das Geschrei groß: Wie
kann man es wagen, die arme Frau wegen einer reinen Privatsache derart
zu drangsalieren? Es gehe schließlich niemanden etwas an, mit wem sie
zusammen sei. Das sei üble Gesinnungsschnüffelei, Sippenhaft und
Rufmord. Unerträglich! Alarm, Meinungsfreiheit und Demokratie in
Gefahr! Einige entblöden sich noch nicht einmal, diese Episode
hochzustilisieren zu einer Art Romeo und Julia in braun. In der Art
von: Hach, das arme Mädchen, dem das Recht beschnitten wird, den Mann
ihres Herzens zu lieben! Gehts noch oder tut es sehr weh?
Montag, 6. August 2012
Feudalismus 2.0
Technische Neuerungen, heißt es immer
noch, machten uns grundsätzlich freier und entlasteten uns von stupider Arbeit. Wer da zu widersprechen wagt, gilt schnell als piesepömpliger
Bedenkenträger. Natürlich möchte kaum jemand die Möglichkeiten
noch missen, die zum Beispiel das Internet in puncto Kommunikation und Information
bietet. Doch wäre es schlicht töricht, nicht auch über den Preis
zu reden, den das hat. So wird oft geschrieben und diskutiert, dass die Grenzen
zwischen öffentlich bzw. beruflich und privat immer mehr
verschwömmen. Mitarbeiter müssen via E-Mail und Handy rund um die
Uhr erreichbar sein, auch im Urlaub, und Millionen exponieren sich
bereitwillig via facebook und Co einer wachsenden Öffentlichkeit.
Donnerstag, 2. August 2012
Die Mär von der Schere im Kopf
"Seit 2008 wird
zurück geritten!", so entfuhr es ARD-Sportkommentator Carsten Sostmeier angesichts des
Goldmedaillengewinns der deutschen Vielseitigkeitsreiter in London.
Hintergrund war, dass die deutsche Equipe 2008 in Peking durch einen
umstrittenen Protest der Gegner auf dem zweiten Platz gelandet war
und nun die verdiente Revanche bekommen hätte. Der rhetorische
Herrenreiter musste ziemliche Kritik einstecken für seinen Adolf-Rekurs und sich öffentlich
entschuldigen. In dem Trubel ist übrigens die nicht minder geschmacklose Äußerung Sostmeiers untergegangen, die heimtückischen Briten und Franzosen hätten "uns" 2008 die schöne Goldmedaille am grünen Tisch mit fiesen sportrechtlichen Winkelzügen schmählich entrissen. Zu "heimtückischen Welschen" und zum "perfiden Albion" ist es da nicht mehr weit. Man braucht Sostmeier noch nicht einmal rechtes Gedankengut zu unterstellen. Vermutlich kam er sich einfach nur irre witzig vor.
Dienstag, 31. Juli 2012
Sprachliche Hassobjekte
Also-ja-Sätze
Sie sind überall.
Platitüden, in denen die grundsätzlich die beiden Füllwörter
„also“ und „ja“ auftauchen. Das „also“ steht immer am
Anfang, während das „ja“ meistens in der Nähe des Prädikats
oder des Objekts haust. Beispiele gefällig? Es gibt mehr davon, als einem, der Sprache und Kommunikation nicht völlig stumpf über sich ergehen lässt,
lieb sein kann:
Montag, 30. Juli 2012
Halbkritisches zu Olympia
Also Olympia. Natürlich kann man eine
Menge Kritisches über die Olympischen Spiele sagen und sich abwenden mit den Worten: "Guck' ich nicht!" Gern wird beklagt, dass der Geist des
Gründers, Pierre de Coubertin, längst verflogen ist und einer
ungehemmten Kommerzialisierung Platz gemacht hat. Das kann man, wie
gesagt beklagen, aber man sollte es sich gut überlegen. Denn die
Spiele sind ursprünglich aus dem Gedanken entstanden, die Jugend der Welt für den
imperialistischen Überlebenskampf zu stählen. Dann doch lieber
Kommerz. Man kann sich auch anders seinen Spaß machen: Zum Beispiel
kann man mitzählen, welche zusätzlichen Disziplinen diesmal von
Chinesen geentert werden und hochrechnen, wie viele Olympiaden es
noch dauern wird, bis bei ausnahmslos allen Siegerehrungen drei rote
Fahnen mit gelben Sternen gehisst werden und alle anderen
teilnehmenden Nationen das ganze aus Frust boykottieren.
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