Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Donnerstag, 7. Juli 2016
Streifzüge (3). Ex-Eisenbahnromantik
So, der Gips ist ab, der Röntgenbefund war, wie man mir sagte, gut, aber der Griffel ist natürlich immer noch arg lädiert und schmerzt bei falschen Bewegungen. Und so ist auch die ärztliche Verbotsliste nach wie vor unangenehm lang: Neben schwer heben (was heißt: alles, was schwerer ist als ein Glas Wasser), sind Auto fahren, Fahrrad fahren und schwimmen fürs erste tabu. Also bleibt nach wie vor nur die Fortbewegung zu Fuß im unmittelbaren Nahraum zur Ertüchtigung. Der Vorteil ist natürlich, dass man - Platitüdenalarm! - vieles um einen herum anders erlebt, Dinge sieht, an denen man immer nur vorbeigerauscht ist.
Montag, 4. Juli 2016
Europa, ein Kindergarten
Jene, die immer und überall auf buchstabengetreuer Umsetzung noch der absurdesten Vorschriften pochen, wenn es ihnen nützt, aber dreist Nachsicht und Großzügigkeit für sich in Anspruch nehmen, wenn nicht, gehören nicht eben zum Angenehmsten, was die Evolution bislang so hervorgebracht hat. Nehmen wir etwa das Gebaren der österreichischen FPÖ im Nachgang der Präsidentenwahl. Die hat die Wahl vom 22. Mai bekanntlich angefochten und vom Verfassungsgerichtshof insofern Recht bekommen, als dass die Wahl annulliert wurde und wiederholt werden muss. Nun bin ich kein Experte für die österreichischen Wahlgesetze, geschweige denn für das dortige Verfassungsrecht. Ich bin überhaupt kein Rechtsexperte. Aber durchaus ein Anhänger von Rechtsstaatlichkeit. Trotzdem, ob dieses Urteil ein Gewinn für den Rechtsstaat, nicht nur in Österreich, ist, wage ich zu bezweifeln.
Freitag, 1. Juli 2016
Ein weiteres Jubiläum
Heute vor 100 Jahren, am 1. Juli 1916, begann die Schlacht an der Somme.
Unter englischsprachigen Historikern ist es verbreitet, das Jahr 1916 als Jahr des 'Great Slaughter' zu bezeichnen, also als Jahr des großen Abschlachtens. Vor allem die so genannte Schlacht an der Somme (wie schon im Falle Verduns habe ich meine Probleme, so ein monatelanges, blutiges Andikehlegehen noch als Schlacht zu bezeichnen) hat sich vor allem im kollektiven Gedächtnis Großbritanniens tief eingegraben.
"Wir hocken hier seit Weihnachten 1914, und in dieser Zeit sind Millionen von Männern gestorben, während wir nicht mehr Fortschritt gemacht haben als eine asthmakranke Ameise mit schweren Einkaufstüten." (Blackadder)
Mittwoch, 29. Juni 2016
Sommerlektüre
Wolfgang Herrndorfs Roman 'Tschick' von 2010 taugt bereits jetzt zum Klassiker.
Montag, 27. Juni 2016
So long, Horst!
Ohne Frage war Götz George viel mehr als Schimanski und hatte auch weitaus mehr drauf. Trotzdem, so was hat uns damals nachhaltig geprägt als Jugendliche im Ruhrpott der Achtziger (und uns tatsächlich - ich scheue mich nicht, es zu sagen - auch ein wenig stolz gemacht auf unsere damals schon im Abstieg begriffene, eher wenig attraktive Heimatregion):
Freitag, 24. Juni 2016
See EU later - zehn Thesen zum 'Brexit'
Mist! Die britischen Inseln waren immer meine Exit-Strategie. Für den Fall, dass hier irgendwann einmal zu meinen Lebzeiten die AfD oder noch schlimmere Gesellen das Ruder übernehmen sollten, erschien Auswandern zur Verwandtschaft ins Vereinigte Königreich immer als echte Perspektive. Das könnte seit gestern vielleicht schwieriger werden. Spaß beiseite, ich mag mich nicht einreihen bei denen, die jetzt die ganz großen Worte auspacken ("Die EU ist gescheitert!", "Das Ende der EU!") und ganz genau wissen, was kommen wird. Dafür ist das, was wir da gerade erleben, zu vielschichtig. Der weitere Verlauf der Dinge ist, trotz des eindeutigen Votums, alles andere als ausgemacht. Daher, wie schon im Fall der österreichischen Präsidentenwahl, zehn mehr oder weniger ausgearbeitete Thesen. Nehmt dies:
Dienstag, 21. Juni 2016
Willkommen zurück im Neandertal
Die momentan so heftig sich ereignende Fußball-EM wirft schon die eine oder andere Frage auf. Nicht selten handelt es sich um die, was in einigen Menschen eigentlich vorgeht. Da hat es das ZDF doch tatsächlich gewagt, zwei Vorrundenspiele von einer Frau kommentieren zu lassen, und schon geht mit nicht wenigen offenbar der behaarte Neandertaler durch. Es geht in Ordnung, Frau Neumanns Art des Kommentierens nicht zu mögen, man mag ihr gern mangelnde Sachkenntnis nachweisen, so man das schafft, was aber geht in Menschen vor, die ihr allen Ernstes Vergewaltigungen androhen? Mit welchem Recht begehren solche Menschen noch Ernst genommen zu werden? Wer es für den Untergang der Fußballwelt as we know it hält, wenn eine Frau zwei Spiele kommentiert, muss sich fragen lassen, in welchem Erdloch er die Jahrzehnte zugebracht hat, in denen Sabine Töpperwien Samstag für Samstag 'Sport und Musik' im Radio kommentiert hat.
Samstag, 18. Juni 2016
Ronny des Monats - Juni 2016
Ursprünglich sollte eine Ronny-Sonderausgabe zur momentan herrschenden Fußball-EM erscheinen, die nun wahrlich genügend Material bietet. Das erschien mir aber aus zwei Gründen unangebracht: Erstens blieben dann viele andere schöne, auszeichungswürdige Einzelleistungen unerwähnt und zweitens erscheint mir das, was wir zur Zeit am Rande des Wettkickens beobachten müssen, einer eigenen, etwas tiefer gehenden Analyse wert. Daher hier nur die Preisträger ohne EM-Special:
Mittwoch, 15. Juni 2016
Streifzüge (2). Wortspielhölle, Brechstange
Neu ins Westfälische Zugezogene sind normalerweise leicht daran zu erkennen, dass ihnen das hiesige Dehnungs-E nicht vertraut ist. Wer Städte wie Oer-Erkenschwick und Soest 'Öhr-Erkenschwick' und 'Söhst' ausspricht, outet sich ebenso schnell und zuverlässig als Auswärtiger wie jemand, der 'Bochum-Lähr' sagt. Gleiches gilt für Buer, jene stolze, einstmals autonome Stadt, die irgendwann schnöde an die Verbotene Stadt annektiert wurde (und mitnichten 'Bühr' heißt). Dabei ist das mit der Aussprache so schräg eigentlich gar nicht - den Keks- und Gebäckindustriellen De Beukelaer sprechen dank Werbefernsehen schließlich auch alle richtig aus, ohne etwas dabei zu finden. Wobei der Name allerdings belgischen Ursprungs ist.
Montag, 13. Juni 2016
Drama im Schwimmbad - wieder mal
Irgendwie scheint die Anzahl derer, die glauben, ihr höchstpersönlicher Empfindungshorizont hätte gefälligst maßgeblich zu sein für alle, eher zu- als abzunehmen. Erkennbar dünkt mir das daran, dass offenbar der nötigenfalls mit Verboten durchzusetzende Anspruch, der öffentliche Raum habe eine Art Hochsicherheitszone zu sein, in der niemals auch nur eine Empfindlichkeit verletzt wird, immer mehr um sich greift. Ein Konzept wie das, dass man, wenn einen ein bestimmter Anblick stört, halt nicht hinsehen und seiner Wege gehen soll, erscheint inzwischen rührend antiquiert.
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