Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Freitag, 9. Juni 2017
Rumana Pac
Eigentlich wäre das ein Thema für den eh anstehenden 'Ronny des Monats', aber das beschäftigt mich doch einigermaßen. Die so genannte Identitäre Bewegung, jene selbsternannten rechten Wiedergänger der APO, will ein Schiff organisieren, mit dem sie dann auf dem Mittelmeer herumzukarriolen gedenkt. Für die, die nicht wissen, was die Identitäre Bewegung ist: Das sind vorwiegend junge, eher unauffällig aussehende Menschen, die eigentlich Rassisten sind, aber zu feige, sich so zu nennen. Daher bezeichnen sie ihre Art zu denken als 'Ethnopluralismus'. Das bedeutet, es ist schön und gut, dass es auf dieser Welt ganz mannigfach viele Ethnien gibt, aber die sollen bitte alle da bleiben, wo sie sind oder wieder dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Erst recht sollen sie nicht auf den Trichter kommen, nach Europa zu wollen.
Montag, 5. Juni 2017
Was Wissen schafft
"Aber dass es Leuten weniger peinlich ist, mit Bettwäsche und Duftkerzen gesehen zu werden als mit Büchern, verstehe ich trotzdem nicht so ganz." (Florian Zinnecker)
Wissenschaft also. Wir waren ja gerade beim Thema.
In den Neunzigern begannen Universitäten plötzlich ihre Aufgabe darin zu sehen, studierenden jungen Menschen, wie es hieß, Leitbilder zu vermitteln. Nein und nochmals nein, dachte ich schon damals. In meiner mit galaktisch nur ansatzweise umrissenen Naivität hatte ich nämlich immer gedacht, Sinn und Zweck von Universitäten sei es unter anderem, vorwiegend junge Menschen mit ausreichend intellektuellem Rüstzeug auszustatten, dass sie in der Lage sind, mithilfe eigenständiger gedanklicher Arbeit die Vermittelei irgendwelcher wolkigen Leitbilder und andere Indoktrinationsversuche als den autoritären Tinnef zu durchschauen, der er ist. Und so etwas vor allem nicht nötig zu haben. Tempi passati. Besser geworden scheinen die Zeiten nicht.
Samstag, 3. Juni 2017
Ein großer Europäer
(unter anderem)
Angesichts der Performance des Oberprolls im Weißen Haus, sind die ersten Kommentatoren kurz davor zu fragen, wo ein Lee Harvey Ostwald ist, wenn man ihn mal braucht. Ich dagegen sage: Lasst Donald Trump noch ein bisschen weitermachen. Denn sein Wirken ist in vieler Hinsicht segensreich. So lange der Atomkoffer bloß eine Attrappe ist.
Ein Schwank aus der Kindheit: In einem Bayernurlaub setzten die Eltern meine gleichaltrige Cousine und mich auf den Rücksitz und karrten mit uns gen Großglockner-Hochalpenstraße. Die Anreise fanden wir doof. Stundenlanges, totenödes Autofahren im Sommer. Für die Schönheiten der Kärntner Landschaft hatten wir keinen Blick. Die Straße selbst mit ihren Serpentinen war schon unterhaltsamer. Der Ausblick auf der Franz-Josephs-Höhe dann faszinierte mich zutiefst. Eine schneebedeckte Bergwelt. Mitten im Sommer. Wahnsinn! Dann hob mein Vater mich hoch, damit ich auf den riesigen Pasterzen-Gletscher schauen konnte. Da waren sogar Skifahrer zu sehen. Irre! Wer heute dieselbe Tour unternimmt, sieht nur noch Felsen und bei der Suche nach dem Gletscher kann man nur viel Glück wünschen. Die Murmeltiere sind aber noch da.
Mittwoch, 31. Mai 2017
Schmähkritik des Tages (8)
Heute: Christian Schachinger über das neue Album der Nationalkünstlerin Helene Fischer
"Ein wenig klingt die Musik Helene Fischers zielgruppengerecht für Leute gemacht, die in ihrer Freizeit gern das Auto waschen, Staub saugen, ihren Kindern den Mund mit Spucke und Taschentuch sauber machen und überhaupt nach dem Sex (oder heißt es Ehehygiene?) gleich einmal duschen rennen, weil ... oh, mein Gott, ich fühle mich irgendwie total schmutzig! […] Für Helenes bisher 'persönlichstes Album' wurde zur Sicherheit ein Komponisten- und Plattitüdentexter-Team aufgefahren, das gerade noch in einen Reisebus passt. Auch stilistisch ist hier in der Verschränkung alles enthalten: Party-Schlager, Firmenfeier-Dancefloor, Song-Contest-Durchhalteballade, Goldene-Hochzeits-Techno, Reihenhaus-Rock – sowie lyrisches Bullshit-Bingo mit ich und du, Herz und Schmerz, frei sein und fliegen, die Sonne anzünden, der Weg war immer unser Ziel – und so weiter und so abgedroschen." (Christian Schachinger in: Der Standard, 19.05.2017)
Montag, 29. Mai 2017
Angeber-Salat 2.0
Heute morgen vergessen, das Portemonnaie einzustecken.
Im Büro dann den USB-Stick vergessen, auf dem ein zündender Beitrag über die aktuellen Versuche zur Helenefischerisierung des deutschen Fußballs lagert und dem ich in der Mittagspause noch ein paar letzte Korrekturen habe angedeihen lassen. Also Essig damit.
Auf dem Rückweg: Klimaanlage im Auto kapituliert.
Apropos Auto: Irgendwie fühlte sich das Fahren komisch an heute. Aha, vergessen anzuschnallen. Zum Glück war die Staatsgewalt auch nicht allzu aktiv bei der Witterung.
Samstag, 27. Mai 2017
Technische Frage
Der freundliche Leser Siewurdengelesen würde gern öfter hier kommentieren, und das freut mich. Leider geht das nicht, und das finde ich schade. Alle dahingehenden Versuche sind bislang im Nirvana verschwunden. Bleibt natürlich immer noch der gestern gegangene Umweg, mir eine Mail zu schicken, auf dass ich den Text dann per Copy & Paste als Kommentar einfüge, aber das ist auf Dauer dann doch arg umständlich und daher allenfalls als Notlösung akzeptabel.
Freitag, 26. Mai 2017
Bibi und die Hater
Dass Menschen, die einen gewissen Grad an Prominenz erlangt haben, zu Musikanten sich berufen fühlen, obwohl stimmlich auch sonst musikhandwerklich eher übersichtlich bestückt, ist kein wirklich neues Phänomen. Die Galerie der Peinlichkeiten ist groß und auch blaues Blut schützt im Zweifel vor gar nix, wie das Beispiel Stephanies von Monaco zeigt. Die fiel in den Achtzigern vor allem durch ihr Talent auf, zum Leidwesen ihrer Sippe andauernd irgendwelche halbseidenen Strizzis oder verkrachte Existenzen als zukünftige Schwiegersöhne anzuschleppen sowie durch ihr mangelndes musikalisches Talent. Das ließ sie zum Leidwesen des Publikums in Tonträgerform dokumentieren, weil Mademoiselle sich den Furz durchs Hirn hatte knattern lassen, doch welches zu haben. Oft sind's auch Berater, die ihren Klienten einreden, der beste Weg, den flüchtigen Ruhm weiter zu vergolden, sei es, eine Platte aufzunehmen. Solchen Leuten verdanken wir zum Beispiel das Oeuvre eines Jürgen Milski und anderer ehemaliger Big Brother-Insassen.
Mittwoch, 24. Mai 2017
Spargel ist so gesund!
"Geschmacklich sind die heute zu über 95 Prozent angebauten Hybrid-Laborzüchtungen den Oldies jedenfalls derart unterlegen, dass sie im Direktvergleich fast wie eine komplett andere Gemüseart wirken. [...] [Was] 'moderne' Spargelbauern von ihren Pflanzen erwarten: unauffälliger Geschmack, Folienverträglichkeit, gerader Wuchs mit möglichst gleichen Dicken, Kopffestigkeit, zartfasrige Textur, Schädlingsresistenz und natürlich maximaler Ertrag. Der erfordert aber neben Folien und Beetheizungen auch den flächendeckenden und massiven Einsatz von Kunstdüngern. Während früher der Spargel am liebsten auf ordentlich verrottetem Mistboden gedieh, kicken heute Hochleistungsmineraldünger die Stangen nach oben - die wegen ihres raschen Wachstums dummerweise haufenweise Moleküle aus diesem Chemiebaukasten in ihre Zellen einbauen und auf dem kurzen Weg zum Konsumententeller auch so schnell nicht wieder abbauen." (Peter Wagner)
Sonntag, 21. Mai 2017
Küchenpsychologie
Galt einst das mit Schrankwand in Eiche brutal, Ochsenjochlampe, Fliesencouchtisch und wuchtigen Stilmöbeln eingerichtete Wohnzimmer, jener "bierfurzsaure Orkus der Gemütlichkeit" (Malmsheimer), als Ausweis kleinbürgerlicher Gediegenheit, so ist dies heute die geräumige, möglichst edel designte Küche. Die 'großzügige' Küche, vorzugsweise im Aggregatzustand der 'Designerküche', ist das essenzielle Must have in Zeiten, in denen nicht wenige zu glauben scheinen, der wahre Sinn des Lebens läge darin, mit vierzig ein trostloses Reiheneigenheim zu beziehen und dort dann bei alkoholfreiem Weizen auf den Tod zu warten. Wem es wirklich ums Kochen bestellt ist, braucht den ganzen Chichi nicht. Erst recht nicht diese vollintegrierten Wohnküchen-Esszimmer-Einraumlofts. Die wirken zwar schick und weitläufig, aber machen Sie darin mal Reibekuchen oder Bratkartoffeln. Und achten dann darauf, wie lange der Mief noch in allen Polstern hängt.
Freitag, 19. Mai 2017
Déjà-vu cinematographique
Im Kino gewesen. Kopfschmerzen gekriegt. Passiert mir in letzter Zeit immer öfter, sobald das Reizüberflutungsfeuerwerk der Trailer vorbei ist. Liegt das an mir? Grenzbedeppert waren diese Vorschauen von jeher, nur habe ich mit fortschreitendem Alter meist das Gefühl, von einem sehr schweren und sehr langen Güterzug überrollt worden zu sein, wenn diese Parade der audiovisuellen Überforderung überstanden ist. Fast könnte man auf die Idee kommen, die Macher wollen, getreu dem Motto, viel hülfe viel, möglichst viel Kawumm in wenig Zeit hineinquetschen. Aber ich kann mich selbstredend täuschen. Dann aber, sapperlot und o la la, was sah ich da? Luc Besson ('Das fünfte Element') hat sich der französischen Comicreihe 'Valerian' angenommen. Guck an, dachte ich, die gibt’s ja auch noch.
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