Samstag, 16. Januar 2021

Lass mal Welt retten!


"Satire muss wehtun. Ich will mir nicht anhören, was schlecht ist und mich dabei wohlfühlen." (Moritz Hürtgen)

Mangels eigener Erfahrung kann ich nicht beurteilen, wie das ist, als Angehöriger einer diskriminierten Minderheit in Deutschland zu leben. Na ja, ein bisschen schon, vielleicht. Weil ich schon als Kind zu Pummeligkeit neigte, war ich in der Schule der dicke Junge, der immer als letzter in die Mannschaft gewählt wurde. Es gab Leute, deren Schlankheit sich so weit ins Hirn hinein erstreckte, dass sie mich offen deswegen hänselten. Hatte glücklicherweise aber auch stets welche um mich, denen das herzlich wumpe war und die zu mir hielten, was auch immer sein mochte. Das überwiegt in der Rückschau bei weitem.

Mittwoch, 13. Januar 2021

Ronny des Monats - Januar 2021


Vorhang auf für die ersten Ronnys des Monats dieses noch jungen, aber schon recht ereignisreichen Jahres! Wie immer war da neben vielem an Schatten auch das eine oder andere Bisschen Licht. Etwa, wie es für die AfD-Fraktion in Solingen läuft. Oder die Schadenfreude, mit der man die Schnullis von der JU an vor vier Jahren erinnern kann (Facebook!). 

Samstag, 9. Januar 2021

Pussy Grabber Riot


Der 22jährige Basketballer Nathan Davis ist momentan nicht zu beneiden. Der gebürtige US-Amerikaner lebt gerade in meiner bescheidenen Heimatstadt, wo er bei einem örtlichen Basketballverein unter Vertrag ist. Und weil wir hier in der Provinz sind, steht andauernd ein Bratwurstschreiber von der hiesigen Lokalpresse bei ihm auf der Matte und der arme Kerl muss dann immer erzählen, als Kronzeuge quasi, wie schlimm er Donald Trump finde und das, was da am Mittwoch vor den Augen der Welt geschehen ist.

Mittwoch, 6. Januar 2021

Schmähkritik des Tages (44)

 
Heute: Hartmut El Kurdi über Querdenker

"Angesichts der Bildungsbürger und Eso-Hippies, die gemeinsam mit Rechtsradikalen gegen die vermeintliche Einschränkung ihrer Freiheit protestierten, gern auch mal mit gelbem Stern an der Brust, dachte ich oft an die weisen Worte meines Onkels Kalle: »Euch verwöhnten Arschgeigen geht es einfach zu gut!«

Und ich füge hinzu: Und zwar schon immer. Und stets auf Kosten anderer. Schon als Kind musstet ihr zu Weihnachten nur eine Liste hinkrakeln und - zack! - lagen die Geschenke unterm Tannenbaum. Ihr konntet immer alles machen, was ihr machen wolltet, reisen, wohin ihr reisen wolltet, studieren, was ihr studieren wolltet, und wohnen, wo ihr wohnen wolltet. Jetzt ist mal kurz Pause mit eurer Personality-Show, und wie es sich für dreijährige Egomonster gehört, werft ihr euch auf den Boden und schreit und strampelt wild mit Armen und Beinen herum. Und kaum einer nimmt euch ernst.

Nur dieser fiese Nazijunge aus dem Naziviertel, dem ihr sonst wohlweislich nicht begegnen wollt, der sagt: »Ihr habt recht! Die Angela, der Karl, der Jens und der Bill, die sind schuld. Das sind Diktatoren. Denen hauen wir jetzt aufs Maul. Und hinter allem steckt der George, und der ist Jude. Den knüpfen wir an die Laterne!« Letzteres überhört ihr selbstverständlich. Das wäre ja auch zu eklig. Ihr wollt nur Liebe und Freiheit. Und das keift ihr den Journalisten auch liebevoll ins Gesicht." (taz, 30.12.2020)

Montag, 4. Januar 2021

Schon gelernt in 2021

 
So. Wollen doch mal sehen, ob wir das stotternde Gefährt wieder zum Laufen kriegen nach den rauschenden Neujahrsfeierlichkeiten. Da, wo ich im kleinsten Kreis letztere begangen habe, wurde übrigens ausgiebig und tüchtig geböllert. Ein schönes Gefühl, einen solchen Anlass inmitten mutiger Freiheitshelden zu begehen, die sich von Merkels Corona-Regime nichts sagen lassen. Gehen wirs also langsam an, das neue Jahr. Den Beginn der 1920er. Und obwohl das Jahr noch so jung ist, habe ich schon das eine oder andere gelernt. Zum Beispiel das hier:

Donnerstag, 31. Dezember 2020

2020, abgehakt

 
So, auch das seltsamste und stressigste Seuchenjahr geht einmal zu Ende. Apropos: Die Zahl der Sterbefälle ist zwar nach wie vor erschreckend hoch, aber seit einigen Tagen wird geimpft. Immerhin. Ein echter Hoffnungsschimmer. Wie sonst meist auch, an dieser Stelle ein kurzer Blog-Jahresrückblick über die meistgecklickten Beiträge. Zum immer wieder ansehen, träumen und kuscheln (nur mit Schutzanzug und FFP2-Maske, versteht sich):

Dienstag, 29. Dezember 2020

Sentimental journey


In dem Haus auf den Bildern habe ich als Kind und Pubertant von 1976 bis 1987 gewohnt. Baujahr 1928. Die Straße weist eine heftige Steigung auf. Der Name Arenbergstraße, im Volksmund hier meist nur 'Der Arenberg' genannt, hat damit aber nichts zu tun, sondern mit dem Haus Arenberg. Meine Heimatstadt gehörte von 1803 bis 1811 zum Herzogtum Arenberg, bevor sie 1811 erst zum Großherzogtum Berg, 1814/15 dann zur preußischen Provinz Westfalen kam. Der Bauherr des Hauses war was Höheres beim Rentamt derer von Arenberg. Das war bis Ende der 1970er in einer Villa unten an der Straßenecke untergebracht, von wo aus die diversen Besitzungen und Ansprüche verwaltet wurden.

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Jenseits der Blogroll - 12/2020


So denn, auf zu den letzten Leseempfehlungen des Jahres. Für die Feiertage wieder ein paar mehr. Irgendwas ist anders dieses Jahr, oder? Nervt echt. Ich meine, jahrelang waren die Gazetten um diese Jahreszeit voll mit Jahresendzeitmuffeln (thanks, Claudia!). Kaum ein Jungschreiberling, der sich nicht ausgelassen hätte über kleinbürgerliche Enge und den Familienterror an Weihnachten, wenn Antreten bei der Familie angesagt war. Harmoniegetue! Gänsebraten! (Boah, Oma glaubt immer noch nicht, dass man vegan Weihnachten feiern kann!) Völlerei! Kitsch! Konsumterror! Der peinliche Onkel! Ihhh, wie spießig! Bento zeigt dir: So überlebst du den Familienstress!

Dienstag, 22. Dezember 2020

Am Wegesrand

 
Da stand er. Im Herbst an der Straße. Opel Manta B. In wasweißichnicht-metallicgrün. Unrestauriert, aber auch unverbaut. Keine breiten Radkästen, nirgendwo Spoiler, Bodykits, Lufthutzen, Sidepipes oder sonstiger Zinnober. Keine neongrelle Lackierung, keine Kenwood- oder Yokohama-Aufkleber. Wie in Rüsselsheim vom Band gerollt. Seltenheit, so was. Klar, man soll nicht alles symbolisch aufladen, aber hier kam die Vergangenheit hoch.

Samstag, 19. Dezember 2020

Mord im Ancien régime


Wien zur Zeit des Fin de siècle fand ich von jeher faszinierend. Wie an dieser Nahtstelle zwischen West und Ost vor dem finalen Ersten Weltkrieg noch einmal alles versammelt war in Kunst und Wissenschaft. Klimt, Kokoschka, Schiele, Freud, Schnitzler, Schönberg, Mahler. Bis dieses letzte Aufblühen des alten Europa dann im Blutbad versoff. Natürlich enthält diese Ex post facto-Sicht einiges an Pathos und Kitsch. Klammert zum Beispiel aus, dass dieser jugendstilüppige, blattgoldsatte Exzess weitgehend den Oberen Zehntausend vorbehalten war. Die überwiegende Mehrheit der Schlechtergestellten musste, wie überall sonst, sehen, wie sie zurecht kam. Die protifierte (und profitiert noch heute) eher vom 'Roten Wien' der Zwanziger.