Freitag, 31. Mai 2019

Durchhalten, Annegret!


Groß war die Aufregung über Annegret Krampf-Knarrenbauer. Denn die wollte "alle umbringen, die nicht konservativ und aus dem Saarland sind". Nein, natürlich nicht, sie fand lediglich, man müsse über gewisse Regeln des Online-Diskurses nachdenken, weil ein so ungezogener u30er ohne Respekt vor dem Alter, der offenbar so wenig ausgelastet ist, dass er noch Gelegenheit hatte, ein Video zu drehen, mit der CDU eher wenig freundlich umgesprungen ist und - das ist die wahre Katastrophe für alle, die ticken wie AKK - auch noch großen Erfolg hatte damit. Und da ist natürlich zappenduster beim Social Media-Durchschnittsdödel. Wer der Meinung ist, das Internet müsse irgendwie reguliert werden, so viel steht fest, will die Meinungsfreiheit abschaffen. Mindestens.

Weil es aber nun Volkssport ist, entweder vor irgendwas Angst zu haben oder sich über was aufzuregen, von dem man, wenn überhaupt, höchstens die ersten 140 Buchstaben gelesen hat, ist mal wieder untergegangen, dass das bloß Teil jenes ausgefuchsten Plans ist, den die CDU seit Jahrzehnten verfolgt. Von Konrad Adenauers buchstäblich unsterblicher Devise "Keine Experimente!" führt nämlich eine direkte Linie zu Angela Merkels "Neuland" und AKKs "Wir müssen überlegen, ob wir dieses, dieses - wie heißt das? - Internet nicht...".

Der Masterplan, den diese Partei der alten Säcke seit ihrer Gründung ist der, Deutschland zu einem Land der alten Säcke zu machen, in dem niemand unter 50 mehr was zu melden hat. In dem alle beige oder Jack Wolfskin tragen und das Denken ganz einfach ist, weil es sich erschöpft in: Geht nicht, haben wir noch nie so gemacht, hat es früher auch nicht gegeben, haben wir damals auch nicht gebraucht! Glauben Sie nicht? Gucken Sie sich junge CDU-Wilde wie Philipp Amthor und Tilman Kuban an, dann reden wir noch einmal. Merke: Ein alter Sack zu sein, ist keine Frage des biologischen Alters. Beige Cordhosen können sich auch im Kopf abspielen.

Entscheidend für das Gelingen des Großen Planes ist natürlich, dass die Geburtenrate dauerhaft niedrig bleibt. Nachdem man herausgefunden hat, dass christliche Moral nur wenig hilfreich ist, weil sie den Reiz des Verbotenen erhöht, hat man sich auf subtilere Methoden verlegt. Motivation ist der Schlüssel. Den Kindern eine Welt zu hinterlassen, die schöner und lebenswerter ist als unsere momentane, wäre daher bloß hinderlich. Je mehr Menschen im vermehrungsfähigen Alter sich fragen, wieso sie in diese Welt noch Kinder setzen sollten, desto besser. Deswegen mauert Merkel auch beim Klimaschutz. Zu Beginn noch mit einer geschickten Körpertäuschung sich als ‚Klimakanzlerin‘ inszeniert inklusive Jack-Wolfskin-Foto im nicht mehr so ganz ewigen Eis, seitdem: Fehlanzeige. Analog dazu: "Wir schaffen das!", danach: Grenzen dicht, reingelegt, Flüchtling, harr harr!

Möchten Sie als junger Mensch in einer Welt leben, in der auf jeder Parkbank Statler und Waldorf sitzen, alles scheiße finden und Kommandos geben? Sehen Sie! Sie halten die Antibabypille für eine progressive Erfindung und Gender Studies für eine linksgrün versiffter Gutmensch*nnen? O sancta simplicitas! Wer profitiert denn wohl davon, dass junge Leute immer weniger Kinder bekommen bzw. man ihnen die Lust am fröhlichen Pimpern vermiest, indem man alles Intime und Geschlechtliche derart dröge verwissenschaftlicht, dass noch der ärgste Dorfstecher garantiert keinen mehr hochkriegt? Das Schlimmste, was der Union passieren könnte? Dass Kinderkriegen wieder cool wird und die Welt voll wäre mit Gretas und Rezos.

Die demographische Entwicklung jedenfalls gibt dem Verein Recht, der Plan scheint aufzugehen. 2050, da sind sich die meisten Wissenschaftler einig, sind bei uns die Oldies endgültig überall in der Mehrheit und die lästige Jugend ist endgültig abgemeldet. Also: Durchhalten, Annegret, time is on your side!



7 Kommentare :

  1. Ambivalenter Artikel - im ersten Absatu gibst du den "alten Sack" und lästerst über Twitter-User und alle, die das Statement der AKK als Versuch werteten, die Meinungsfreiheit einzuschränken (was ja wahr würde, wenn ein Rezo nicht mehr solche Videos machen dürfte). Dann aber bekommen die alten Säcke ihr Fett weg... :-)

    AntwortenLöschen
  2. Ich bin 52 und werde ab jetzt CDU wählen. Danke, Herr Kollege!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Einer muss ja schuld sein...
      @ck: Man kann ja die Reaktionen auf AKKs Spruch (der vor allem ein Dokument der Überforderung ist) überzogen finden und trotzdem Alte Säcke doof, oder? ;-)

      Löschen
  3. Ich bin mal auf einem zutiefst menschenfreundlichen Blog mit linkem Selbstverständnis darauf hingewiesen worden, dass ich die Bezeichnung als "Alter Sack" nicht falsch verstehen sollte, sondern diese eine übliche und durchaus nicht herabwürdigende Floskel sei.

    Aha, habe ich mir gedacht, dass ist also freundlich gemeint. Und als ich beim Eintritt ins Rentenalter von meinen deutschen Jugendfreunden die Grussbotschaft erhielt: Jetzt gehörst Du auch zu den alten Säcken", da habe ich nur gedacht, warum schreiben die sowas? Verstanden habe ich das damals nicht. Allenfalls als eine unbewusste Freude an der Selbsterniedrigung.

    Dass die bürgerliche Gesellschaft ihren Zerfall in Symbolpolitik zu verschleiern versucht und auf Nebenschauplätze zwischen Jung und Alt zu verschieben, daran habe ich zumindest keinerlei Zweifel.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Man kann auch alles durch eine Brille sehen. Oder sich mal ein wenig locker machen. Muss meine kleinbürgerliche Ruhrpott-Sozialisation sein. Da lernt man schon als Kind, dass eine Begrüßung wie "Na, du Arsch?" nicht zwingend negativ gemeint ist.

      Löschen
    2. Und wenn ich nur eine habe? Eine zweite ist finanziell nicht drin.
      Ich mach mich jetzt mal locker, versprochen.

      Löschen
  4. Zum vieten Absatz: Wir müssen nicht das Klima sondern unsere Umwelt schützen. Das Wort Klimaschutz lenkt vom eigentlichen Umweltschutz ab. Mit dem Erhalt einer lebenswerten Umwelt ergibt sich automatisch ein uns angenehm bleibendes Klima. Sofern astronomische und/oder geologische Ereignisse nichts Gegenteiliges bewirken.

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.