Obwohl die Europawahl für rechte Kräfte in diversen Ländern im Desaster geendet ist, will heißen, die schweigende Mehrheit ihnen die Machtergreifung schnöde verweigert hat (vermutlich aufgrund mieser Manipulationen von Systemmedien), bedeutet das keineswegs Entwarnung. So lässt sich am Beispiel Österreichs, wo die FPÖ am längsten in Politik und Regierungen eingebunden ist, sehr gut studieren, wie tief das Opfernarrativ in diesen Kreisen inzwischen verankert ist.
Man bedenke: Da wurden zwei beduselte Blitzbirnen, die sonst in einer Tour von Nation faseln, dabei gefilmt, wie sie einer Frau mit osteuropäischem Akzent unter dem Einfluss von ein paar Drinks Teile der österreichischen Volkswirtschaft wie sauer Bier zum Kauf anboten. Anstatt zu fragen, wie sich das mit ihrer sonstigen patriotischen Tönespuckerei verträgt oder die beiden einfach nur schallend auszulachen, wird mit dem Finger auf die gezeigt, die das Filmchen veröffentlicht haben und wegen Foulspiel rumgejammert. Mit dem Erfolg, dass die FPÖ bei der Europawahl nur minimale Verluste hinnehmen musste. Was immer es ist, rational erklärbar ist das kaum.
Den Herren Strache und Gudenus wurde sich hier bereits bei Gelegenheit gewidmet und sie sind daher trotz guter Chancen raus aus dem Wettbewerb. Das ist aber kein Problem, weil es genug anderes zu berichten gibt. Die Top 5 für den Juni:
Platz 5: Braune Esskultur
Es gibt noch mehr Dinge, die ich einfach nicht verstehe. Anstatt einen Schweinekopf zu urdeutschem Schmackofatz wie Schweinskopfsülze zu verarbeiten oder ihn als Grundlage für eine schöne deutsche Erbsensuppe zu verwenden, wird er an eine Moscheetür genagelt. Obwohl, wie zu hören ist, Rechte längst keine Probleme mehr haben, Döner zu essen, beschädigen sie andernorts schon mal Dönerimbisse. Rational ist das alles nicht. Was machen die bloß, wenn die erfahren, dass ihr Schnitzel und die Pommes dazu gar keine deutschen Spezialitäten sind? "Lügenpresse!" keifen?
Platz 4: Heil machen im Bundestag
Stefan Keuter, MdB (AfD) kennt sich offenbar hervorragend mit der NS-Zeit aus. Und so gibt er immer mal wieder Klopper zum Besten, die zwischen 33 und 45 angesagt waren. Und zwar im Bundestag, wie zu erfahren ist:
"Einmal, als er [sein früherer Büroleiter] sich geweigert habe, eine Anweisung Keuters umzusetzen, habe der ihn erbost »als Judensau betitelt«. Keuter habe im Büro auch immer mal wieder mit den Worten: »Heil Hitler« und der entsprechenden Handbewegung salutiert und dabei die Hacken zusammengeschlagen. Am Telefon habe Keuter sich ihm gegenüber öfter mit »Reichskanzlei Hitler« gemeldet, abends nach ein paar alkoholischen Getränken schon mal das Horst-Wessel-Lied angestimmt. Nach dem gemeinsamen Besuch einer AfD-Veranstaltung [...] habe Keuter im Auto ein Döschen mit Orden vergessen, auf denen Hakenkreuze und Reichsadler zu sehen gewesen seien."
Eine echte Stimmungskanone also, der Typ! Und wer sich an so was stört, ist vermutlich bloß humorlos.
Platz 3: Dümmer geht immer
Es ist ein verbreiteter Irrtum, Wahlplakate quasi für ein öffentliches Gut zu halten. Wahlplakate sind Eigentum der jeweiligen Partei, sie zu entfernen erfüllt den Tatbestand des Diebstahls, sie zu beschädigen den der Sachbeschädigung. Das war offenbar Ex-AfD-, jetzt AdP-Mann Benjamin Przybylla nicht bewusst, als er in 'Sozialen' Medien damit angab, Wahlplakate der Linken von SEINER Laterne auf SEINEM Grundstück entfernt zu haben. Fun Fact: Es handelte sich weder um SEINE Straßenlaterne noch um SEIN Grundstück, sondern um eine städtische Laterne an einer öffentlichen Straße. Und die Linke Vogtland hat auch gleich Strafanzeige gestellt. Natürlich ist es nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, Rechten und ihren Sympathisanten per se zu unterstellen, ungebildet oder gar dumm zu sein. Angesichts solcher Glanzleistungen aber ist die Versuchung manchmal groß.
Platz 2: Blinde Flecken
Preisfrage: Warum ist der bekannte Gefährder Anis Amri nicht enger observiert worden? Weil die Berliner Polizei wichtigeres zu tun hatte. In der Rigaer 94 nachschauen, ob da nicht vielleicht ein Linksextremismus passiert zum Beispiel. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer als Besorgter Bürger.
Platz 1: Die erfrischende Offenheit des Tommy Bader
Es geht mir ja gewaltig auf den Sack, wenn Faschos und Nazis immer so verklemmt und verlogen herumdrucksen.
(Via Schlecky Silberstein. Video im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Anklicken generiert keine Cookies.)
Nein, ich schätze es, wenn sie offen und ehrlich sagen, was sie eigentlich wollen und was sie konkret vorhaben. So wie AfD-Kandidat Tommy Bader. Das ist dann schon einen Ronny des Monats wert.
Bader erklärt, was passieren würde, wenn er etwas zu sagen hat: "Feuerbefehl" gegen Antifaschist*innen. Er ist mit zahlreichen Größen der #Chemnitz|er Naziszene auf Facebook befreundet, u.a. vom "III. Weg".— Johannes Grunert (@johannesgrunert) 9. Mai 2019
Mit der Liste der AfD wird er am 26.5. wohl in den #StadtratC einziehen. pic.twitter.com/ukEFT1mjTm
Und der Ehrenronny des Monats Juni, verehrtes Publikum, geht an eine echte Überraschungssiegerin, nämlich:
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
"Asylrecht ist zum Verschärfen da, / Falleri und fallera!", wahlweise auch: "Asylanten sind zum Schikanieren da, / Falleri und Fallera!" - so tönt es seit Beginn der Neunziger als Generalbass durch Bonner und Berliner Regierungsflure. Begleitet von Bangemachmelodeien, in denen volle Boote vorkommen und "Wir können doch schließlich nicht alle...", und: "Wir müssen Ängste und Sorgen der Bürger ernst nehmen."
Und die SPD, anstatt den Besorgten und Geängstigten gegenüber klare humanistische Kante zu zeigen, war und ist immer mittenmang dabei bei so was. So auch jetzt wieder. Aus 'staatspolitischer Verantwortung'. Hinterher werden sie dann wieder sagen: Nun ja, wir mussten die eine oder andere Kröte schlucken und unsere Roten Linien wären hier und da fast überschritten worden. Aber ohne unsere Regierungsbeteiligung wäre es noch viel schlimmer geworden und das Gesetz trägt klar sozialdemokratische Handschrift.
Seitdem die SPD neuerlich in der Groko ist und abnicken darf, hat es sich ja eingebürgert, Gesetzen heiter-knuffelige Kindernamen zu geben wie 'Gute-Kita-Gesetz' oder 'Starke-Familien-Gesetz'. (Gibt es schon ein 'Richtig-leckere-Currywurst-Gesetz'? Egal.) Und so trägt auch der jüngste Ausfluss sozialdemokratischen Mitregierens einen netten Namen, der da lautet: 'Geordnetes-Rückkehr-Gesetz'. Warum halten eigentlich immer alle mich für einen Zyniker? Wieso nicht 'Tschüss-macht's-gut-Gesetz'? Oder 'Haut-ab-Gesetz‘? 'Hottes Extra-kompliziert-Gesetz'? 'AfD-anbieder-Gesetz'?
Oder wieso, der Ehrlichkeit und Einfachheit halber, nicht gleich 'Ausländer-raus-Gesetz'?
Zur SPD. So geht's weiter volle Pulle auf die 5-%-Hürde zu....
AntwortenLöschenhttps://www.jungewelt.de/artikel/356404.profite-steuergeschenke-f%C3%BCr-konzerne.html
"Eine Initiative mit Nordrhein-Westfalens ehemaligem Bauminister Michael Groschek stellt sich unter dem Namen »Die wahre SPD« gegen einen Linksruck bei den Sozialdemokraten. »Uns eint der Wille zu verhindern, dass auf dem nächsten Bundesparteitag nur über Linksaußen gestürmt wird«, sagte der frühere SPD-Landesvorsitzende am Sonntag gegenüber faz.net."
Sein Vorschlag: Ein "Unternehmensstärkungsgesetz". Steuern noch weiter runter für das Kapital.
Nein, regen wir uns nicht auf, drücken wir es salomonisch aus: Es fügt sich ins Gesamtbild.
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