Sonntag, 24. November 2019

Jenseits der Blogroll - 11/2019


Die Fundstücke des Monats wieder. Höchste Zeit. Sonst werdens noch mehr.

Politik. Genau mein Reden: Können wir bitte mal Schluss machen mit diesem sozialtherapeutischen Betüttern von AfD-Wählern? Wer AfD wählt und sagt, er täte das allein aus legitimem Protest, ist entweder verlogen, leichtfertig oder steindumm. Oder hält mich für letzteres. Wer AfD wählt, wählt Faschisten, muss sich dann gefälligst auch mit diesem Vorwurf auseinandersetzen und soll nicht passiv-aggressiv rumheulen von wegen: Keiner versteht mich. Für eventuelle Konsequenzen eigener Entscheidungen bzw. Nicht-Entscheidungen geradezustehen, ist übrigens bekannt als 'erwachsen sein'. Oder 'Autonomie'.

Robert Misik über das rechte Märchen von der bedrohten Meinungsfreiheit.

Den Kampf um die als bedroht imaginierte Meinungsfreiheit hat sich nach eigenem Bekunden auch Radfahrer, Fahrradschrauber, Immobilienbesitzer und Welt-Blogger Rainer Meyer alias Don Alphonso auf die Fahnen geschrieben. Und schreckt dabei wohl auch vor Praktiken nicht zurück, die man zumindest anrüchig finden kann. 

Stefan Sasse über das neue Realignment der US-Wählerschaft in Zeiten von Trump.

Stefan Laurin lebt in Bochum und führt aus, wieso das Ruhrgebiet es verkackt hat. Ich lebe nicht in Bochum, sondern nördlich davon, wo‘s seinem Befund zufolge noch finsterer aussieht. Und kann nicht anders als ihm recht zu geben.

Nochmal Herr Laurin: Wenn der Staat nicht will.

"Wenn der Staat will, kann er. Nur will er nicht immer. Es hängen keine Fotos von den 500 derzeit mit einem Haftbefehl gesuchten Neonazis beim Bäcker und an den Bahnhöfen. Die bekannte Tatsache, dass Rechtsextreme seit einigen Jahren immer mehr Waffen horten, führt nicht zu Hausdurchsuchungen in großem Maßstab. Wie lässt sich anders als mit mangelndem Willen zur Aufarbeitung erklären, dass Verfassungsschutzbehörden damit durchkamen, im Zuge der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen Akten zu schreddern und nicht freizugeben? Auch nach zahlreichen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen bleiben diesbezüglich noch viele Fragen offen.“

Jan Philipp Hein über die fortwährenden Versuche, ein 'Ost-Kollektiv' zu konstruieren, die sich aktuell wieder anlässlich des wirren Manifests ("eine ostdeutsche Melange des Grauens: Mahnmalstolz, Rammsteinpromo, Diktatorendank, Politikerbeleidigung") der neuen Eigner der Berliner Zeitung studieren lassen.

Dazu ein lesenswerter Beitrag von Fridolin Schley: Wie das Ende der DDR auch den Westen verändert hat.

Wissenschaft/Kultur/ Feuilleton. Ein längeres Interview mit dem Philosophieprofessor Peter Boghossian, der vor einiger Zeit gemeinsam mit Helen Pluckrose und David Lindsay eine Reihe von Nonsens-Artikeln zu Gender und Grievance Studies verfasste, von denen ein Drittel problemlos in Fachzeitschriften veröffentlicht wurde. Peer reviewed, versteht sich.

Bekanntlich hat der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard 1967 die erste Herztransplantation durchgeführt. Nur litt er unter Rheumatoider Arthritis und wäre ohne sein Team noch weniger gewesen als jeder andere Chirurg. Der Medizynicus erinnert an die Rolle von Hamilton Naki, Barnards Assistent, der offiziell als Reinigungskraft geführt wurde, da er als Schwarzer im Apardheitsstaat Südafrika nicht Medizin studieren durfte.

Georg Seeßlen übt sich in Leser*innenbeschimpfung.

Florian Freistetter über die neuen Klimawandel-Mythen.

Apropos: Der bislang beste Beitrag zum Thema Greta Thunberg stammt meiner Meinung nach von Georg Diez.

Und wo wir gerade beim Thema sind: Ein lesenswertes Interview mit dem emeritierten Armutsforscher Christoph Butterwegge, wo es u.a. heißt:

"Ohne eine Lösung der sozialen Frage wird es keine Lösung der ökologischen Frage geben. Nur wenn wir die wachsende sozioökonomische Ungleichheit in den Griff bekommen, haben wir gegen den Klimawandel eine Chance."

Musik. Mit Techno und anderer EDM kann ich bekanntlich nur wenig anfangen. Mit dem, woraus das einst entstanden ist, hingegen so einiges. Eine schöne Dokumentation über Klaus Dinger (Ex-'Kraftwerk', Ex-'Neu!', Ex-'La Düsseldorf', gest. 2008), den Urvater des Techno, der David Bowies Ansicht nach den "Soundtrack der Achtziger" erfunden hat



Sport. Dietrich Schulze-Marmeling über das größte Problem des deutschen Fußballjournalismus: Dass nicht wenige Fußballjournalisten ihre teils komplette Ahnungslosigkeit durch umso größeres Getöse wettmachen.

Essen/Kulinarik. Kann mir bitte jemand erklären, was an Raclette so toll sein soll? Das mag seine Berechtigung gehabt haben, als es galt, Heidi und den Alm-Öhi auf einer entlegenen Schweizer Berghütte satt zu kriegen und es im Winter außer Bergkäse und hartem Brot kaum was gab. Diese Pfännchenbraterei im Rudel hingegen ist der pure Anachronismus. Klar, mit Käse Überbackenes ist schon ziemlich lecker. Besteht eine Mahlzeit aber mindestens zur Hälfte aus geschmolzenem und wieder auf Körpertemperatur runtergekühltem Käse, dann hat der Verdauungstrakt an einem gefühlt hand- bis fußballgroßen Protein- und Fettklumpen zu knacken. Der ja irgendwie wieder raus muss. Was einem auch als Mann zumindest eine leise Ahnung davon zu vermitteln vermag, was Frauen bei der Geburt durchmachen. Verwendet man zudem einen ordentlichen, will heißen: einigermaßen würzigen Käse, dann mieft danach die Hütte tagelang nach ungewaschenen Socken. Außerdem frisst man beim Raclette immer viel zu viel und es bringt auch sonst das Schlechteste der Teilnehmer zum Vorschein.

Das Rezept des Monats. Zu den Gemüsen, die ich als Kind gehasst und die ich mir später erfolgreich erschlossen habe, gehört definitiv Rosenkohl (womit ich, glaube ich, nicht allein dastehe). Rosenkohl kann man nach Omas Art letschert weich kochen, man kann ihn in einer fetten Käsesauce beerdigen und noch gratinieren (für das Raclette-Feeling). Man kann ihn auch braten und mit gehacken Walnüssen, feinen Baconstreifen und Parmesan zusammenbringen. Oder, wie Petra Holzapfel vorschlägt, mit Pistazien und Granatapfelkernen. (Worauf ich durch den Kollegen Kurbjuhn aufmerksam geworden bin.) Eine hervorragende Beilage zu winterlichen Genüssen wie gebratener Ente oder Wild, aber auch als vegetarisches Standalone-Gericht einsetzbar.






2 Kommentare :

  1. Rosenkohl find ich eh gut - und mit Röstaromen, damit kriegt man mich immer, nur noch besser. Blumenkohl, Brokkoli und grünen Spargel bekommt man so auch leckerst hin. Merci für die Anregung mit Pistazien und Granatapfel, wird demnächst probiert.

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