Dienstag, 11. Februar 2020

Ronny des Monats - Februar 2020


Bei allem Rummel um die Ereignisse in Thüringen ist fast untergegangen, dass auch noch anderes Berichtenswertes geschehen ist in letzter Zeit. Wiewohl vermutlich nicht geplant, geriet dadurch das gerade in der Woche zuvor stattgefundene Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in den Hintergrund. Was umso pikanter ist, als dass maßgebliche Teile der AfD, allen voran der Thüringische Franktionsvorsitzende, das als Teil eines angeblich krankhaften ‚Schuldkultes‘ gern zur Fußnote schrumpfen würden. Aber:

"Die Lehre aus Auschwitz kann nicht lauten, dass jüdisches Leben von nun an heilig ist. Sondern dass der grundsätzliche Wert eines Menschenlebens unermesslich bleibt und nie zu einer Kategorie, einer Identitätspolitik, einer irgendwo aufgeschriebenen Zahl degradiert werden darf. Sei es auf einem Arm oder in einer Akte. Akten liegen bestimmt auch im Berliner Finanzamt für Körperschaften I, das der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen, kürzlich die Gemeinnützigkeit aberkannte." (Dmitrij Kapitelman)

Natürlich ist auch dieses Mal wieder das eine oder andere Preiswürdige nicht berücksichtigt worden. Etwa ein neuerliches Eigentor der AfD, als man den über den grünen Klee gelobten Historiker Heinrich August Winkler vereinnahmen wollte und mal wieder beim sinnentstellenden Falschzitieren erwischt wurde. Oder die 'Influencerin' Naomi Seibt aus dem westfälischen Münster. Dies neue Pinupgirl der rechten Szene verkörpert exakt das, was ansonsten gern kritisiert wird: Von der Mutter schon in jungen Jahren mit geistigem Dünnpfiff indoktriniert und von finanzstarken Geldgebern finanziert.

Was mir sonst so aufgefallen ist - die Top 5:

Platz 5: Blick auf die Insel
Ai Weiwei hat bekanntlich seine Kritik an Deutschland erneuert. Er möchte nun nach Großbritannien auswandern, wo es seiner Ansicht nach zwar nicht weniger rassistisch, doch wenigstens höflich zuginge. Es ist weniger hämisch als es sich vielleicht liest, aber auch dort scheint man spätestens seit dem vollzogenen 'Brexit' anders drauf zu sein. So sinken offenbar auch auf der Insel die Hemmungen, äußerlich als solchen erkennbaren Zugewanderten diverse Aufforderungen zur Rückreise reinzudrücken.

Platz 4: Und weiter geht das verquaste Gelispel
Heute: Konfuses bis Unlesbares über den Nazionalsozialismus.

Tweet des Monats: Die AfD und die Rente. Ja watt denn nu?


Platz 3: Der Kleber
Haben Sie's gewusst? Der des Mordes an Walter Lübcke dringend verdächtigte Stephan E. soll im Wahlkampf eifrig Plakate für die AfD geklebt haben. Bestimmt nur aus Versehen. Wie fast alles bei dem Verein.

(Sollte das der Fall sein, dann passt dazu: Die Studie des Monats.)

Platz 2: Obacht vor der Gelben Gefahr!
Oft ist von weiter rechts zu hören, man habe ja überhaupt nichts gegen Ausländer im allgemeinen, sondern nur ein Problem mit jenen, die sich hier nicht integrieren wollten. Als leuchtendes Beispiel werden dann gern Menschen aus ostasiatischen Ländern genannt, die so irre leistungsorientiert und angepasst seien, und mit denen es daher auch keine Probleme gebe. Schon klar. So lange sie nicht irgendwie chinesisch aussehen. Da fühlen sich dann mutige Abendlandsverteidiger momentan zum Handeln aufgefordert. Weil Chinesen bekanntlich alle Corona haben. Was bekanntlich eine Pharma-Verschwörung ist, um die Deutschen auszulöschen.

(Fun fact: Zur beliebten Abendunterhaltung bei erlebnisorientierten haararmen Jungmenschen in Teilen Deutschlands gehörte während der frühen Neunziger 'Fidschis klatschen'. Ein Spaß, unter dem aus Vietnam stammende Menschen zu leiden hatten.)

Platz 1 und Ronny des Monats: Gudrun hat ein totes Tier am Hals
Es heißt so einiges, wenn eine Organisation wie PETA einem vorkommt wie ein Hort der Vernunft. Am 27. Januar trug die AfD-Abgeordnete Gudrun Petzold anlässlich der Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag im Sächsischen Landtag eine aus einem Fuchs gefertigte Pelzschärpe, wie sie früher mal Mode bei gut situierten älteren Damen war. Zufall? Wohl kaum. Zum einen wird berichtet, dass das Vieh sonst nicht zu Frau Petzolds üblicher Bekleidung gehört. Ferner muss man wissen, dass Füchse auf Pelzfarmen, wie andere industriell gehaltene Pelztiere, üblicherweise mit Giftgas vom Leben zum Tod befördert werden. Und dass schon ein einschlägiges Kinderbuch aus dem Jahr 1936 empfahl: "Trau keinem Fuchs auf grüner Heid' und keinem Jud' bei seinem Eid". Aber vermutlich ist das alles wieder nur Hysterie linker Gutmenschen.


Der Ehrenronny des Monats? Es kann nur einen geben!

Thomas Kemmerich ('bürgerliche Mitte')

Ist viel zu geschrieben worden. Auch von mir. Daher möchte ich an dieser Stelle Viktor Funk als Laudator zu Wort kommen lassen:

"Angeblich respektierten die FDP und die CDU in Thüringen nur den Wunsch der Wählerinnen und Wähler, als sie eine Regierung der „bürgerlichen Mitte“ ermöglichen wollten. In ihrem Selbstbetrug haben sie nun die Demokratie beschädigt. Ihr Selbstbetrug liegt darin, dass sie an etwas festhalten, was es schon lange nicht mehr gibt, und das sie aktiv mit zerstört haben - das politische Konzept Mitte. […]
Aber was ist eigentlich diese Mitte? Zählt die Homophobie der Kirchen dazu? Zählt die Diskriminierung von Migranten dazu? Oder die Benachteiligung der Frauen? Was ist, wenn diese Mitte jetzt zerbricht? Ist das schlecht?
Die AfD hat es besser als alle anderen Parteien verstanden, dass sie nichts zu verlieren hat, wenn sie die Sehnsucht nach der fantasierten Harmonie in der Mitte bedient. Sie setzt aber ausschließlich auf eine rückwärtsgerichtete Sehnsucht, auf eine verklärende Vergangenheitserzählung. Das ist leichter und emotional effektiver als das, was nötig wäre, und wovor sich viele in den etablierten Parteien lange gedrückt haben."


Applaus und tschüss!





2 Kommentare :

  1. Auch so ein Ronny:
    Der Typ, der der AfD via Erbschaft Millionen Euro zuwendet...

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    1. Absolut. Kam nur leider erst nach Redaktionsschluss auf den Schreibtisch.

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