Donnerstag, 10. Februar 2022

Schmähkritik des Tages (56)

 
Heute: Jan Feddersen über die "einst noble" NGO Amnesty International

"Ein Fünftel der israelischen Bürger*innenschaft ist nicht jüdisch - und eine Fülle von arabischen Bürger*innen geht qua Bildungsaufstieg den Marsch durch die Institutionen, sie werden Ärzt*innen und so weiter. [...] An israelischen Stränden gibt es keine jüdisch separierten Teile; dort sieht man arabische Familien, deren Frauen häufiger als hierzulande in Burka herumlaufen.

Dass der Staat selbst jüdisch zu sein hat, ist der historische Fakt, der viel mit dem Holocaust zu tun hat - es sollte einen Platz in der Welt geben, an dem fraglos Jüdisches sein kann. Und das ging die ganze Welt an. Die Opfer der drohenden Shoah ersuchten nämlich auf ihren Fluchten aus Deutschland und Europa Asyl in aller Welt - und so gut wie kein Land zeigte sich zuständig, die Texte zur Evian-Konferenz 1938 geben einen Einblick. [...]

In Israel leben selbst die ärmsten der arabischstämmigen Bürger*innen noch besser als jene, die unter den korrupten und fundamental toxischen Regimen in Ramallah und Gaza zu leben haben. Mit anderen Worten: Amnesty International und ihre deutschen Freund*innen aus dem Kulturestablishment [...] wissen nicht, woraus der Stoff ist, von dem sie reden.

[...] Das Wort »Apartheid« zu wählen, um einen Staat zu dämonisieren, deutet auf politpornografische Sinnlosigkeit hin: Die es äußern, schmücken sich im selbst eingelassenen Badewasser der kulturmainstreamigen Zustimmung. Schade um eine einst verdienstvolle Organisation. AI siechte lange vor sich hin, sie ist an vulgärem Antizionismus gestorben." (taz, 4. Februar 2022)


(Hintergrund: Am 1. Februar 2021 veröffentlichte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen Bericht, in dem Israel vorgeworfen wird, ein "Apartheidsstaat" zu sein, und zwar nicht nur in den besetzten Gebieten, sondern auch auf eigenem Territorium.)

Anmerkung: Zunächst ein paar Fakten. Die Landmasse der Welt ist ca. 150 Mio. km² groß. Auf der Welt leben momentan um die 8 Mrd. Menschen. Israel nimmt 22.500 km² ein und hat um die 9 Mio. Einwohner. Im Jahr 2020 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen insgesamt 17 Resolutionen gegen Israel verabschiedet (darunter wegen Verletzung der Frauenrechte), im gleichen Jahr lediglich sechs gegen sämtliche andern Mitgliedsstaaten. Im Jahr 2021 richteten sich von insgesamt 18 Resolutionen, in denen Verstöße gegen die Menschenrechte verurteilt wurden, 14 gegen Israel. Die übrigen 4 gegen Nordkorea, Iran, Myanmar und die russischen Aktivitäten auf der Krim. 

2021 wurde von der Vollversammlung übrigens auch eine UN-Resolution über das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung mit 168 zu 5 Stimmen bei 10 Enthaltungen angenommen. Eine Resolution gegen das syrische Regime wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde zurückgestellt, von einer UN-Resolution über das Recht des kurdischen Volkes auf Selbstbestimmung ist bislang nichts bekannt.

Also nochmal: Ein Land, dessen Staatsgebiet 0,015 Prozent der Landmasse der Erde einnimmt und dessen Bevölkerung gut 1 Promille der Weltbevölkerung stellt, ist ein solcher Superschurkenstaat, dass er sich 2020 knapp 74 Prozent aller UN-Resolutionen wegen Verstoßes gegen Menschenrechte einhandelt, und 2021 knapp 78 Prozent? Weit vor Nordkorea, Katar, Saudi-Arabien, Burkina Faso und anderen Oasen der Menschenrechte? Wen wollen die bitteschön verarschen? (Wäre ich Antisemit und einer käme mir damit, ich fände das arg unglaubwürdig wegen zu dick aufgetragen.) Gibt es wirklich keine drängenderen Bedrohungen für den Weltfrieden derzeit?

Nennt man es neuerdings 'Apartheid', wenn in einen Staat, in dem Frauen und Minderheiten gleichberechtigt sind, die arabische Bevölkerung, die gut 20 Prozent ausmacht, volles aktives und passives Wahlrecht und Abgeordnete im Parlament hat? Gibt es in Israel eine gesetzliche Trennung öffentlicher Einrichtungen nach Hautfarben? Busse, Bahnen, Bänke, in/auf denen Schwarze nicht sitzen dürfen? Oder nur in bestimmten Zonen? Verbot von 'Mischehen'? Getrennte Strände? Werden arabische Israelis von höherer Bildung und aus dem Staatsdienst per Gesetz ferngehalten? Nichts anderes bedeutet nämlich Apartheid.  

Man könnte in diesem Zusammenhang auch Hannes Stein zitieren. Der meinte mal, Leute, denen der Nahe Osten normalerweise am Arsch vorbeiginge, die aber jedes Mal in helle Aufregung verfielen, wenn Israel involviert sei, hätten offenbar ein Problem mit Juden.







6 Kommentare :

  1. Danke für den Text. Seit die PLO die RAF an der Waffe ausgebildet hat, glauben die Linken, die Araber wären ihre Freunde ... Stell dir nur mal vor, wie ein Jude in Gaza leben müsste.

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    1. Das Interessante ist ja, dass man bei einer Organisation wie Amnesty offenbar nicht weiß, was Apartheid ist. Oder es aus einem ganz bestimmten Grund nicht weiß.

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  2. ... guten Abend zusammen,
    irgendwie habe ich den Eindruck, dass durch die "Linke Szene" schon jetzt und demnächst verstärkt eine deutliche Alterstrennung stattfinden wird. Die Ü-50-Generation wird sich mehr und mehr von der "Woken" Generation entfremden. Da wird etwas überrissen, was "wir alten Säcke" meistens nicht nachvollziehen können.

    Gruß
    Jens

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  3. AI hat sich mit diesem Statment (sogar die Tagesschau berichtete darüber) wirklich ins Abseits katapultiert. Mit politischer Analyse hat das nichts zu tun und ist rein ideologisch.

    Wenn mir einer etwas von "Apartheid" erzählen will, verweise ich immer gerne auf so ein Drecksland wie Malaysia.
    Zu empfehlen sei eine eigene Recherche zum "Bumiputra-Status" und da sollte man dann schon mehr als den Wikidingsda-Artikel lesen.
    Ich wohne hier in Indonesien in der größten und bedeutensten Universitätsstadt und habe viele Bekannte und Freunde aus Malaysia die hier studieren oder hier studierten. Alle sind sie chinesischstämmig. Warum wohl?
    Alle Jubeljahre denkt mal ein malyischer Politiker oder Organisation laut darüber nach Unis für alle und nicht nur für "orang asli" zu öffnen. Was meint ihr was da los ist.
    Ich war einmal in Kuala Lumpur (siehe meine Freundschaften die ich in Indonesien geschlossen habe) und zu der Zeit wurde mal wieder "laut nachgedacht". Vor dem Haupteingang der Universiti Malaya hatten Studenten eine Barrikade errichtet und auf den Transparenten hatten sich diese Arschlöcher genau auf diesen "Bumiputra-Status" berufen.
    Übrigens, dieser Status ist keine gelebte Praxis die sich als "Tradition" so durchgesetzt hat, sonder verfassungsmäßig garantierte Apartheid.
    Ich habe dahingehend noch nie etwas von einer UN-Resolution gehört (ich kann mich irren, wer mehr weiss kann hier gerne das ergänzen).

    PS: Eine Klugscheisserei noch, im TAZ Text handelt es sich mitnichten um eine "Burka", sondern um eine Niqab.
    Soviel Zeit muss sein.

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  4. „Gibt es wirklich keine drängenderen Bedrohungen für den Weltfrieden derzeit?“
    Gibt‘s durchaus. Nur eben viel weniger Rampenlicht für den, der damit auftritt.
    Sich über irgendetwas im Nahen Osten öffentlich aufzuregen, ist halt naheliegend, wenn man Geisteswissenschaften studiert, studiert hat, versucht hat, zu studieren. Man kann dann auch so schön von sich behaupten, man _arbeite_zu_ derartigen Themen. Und – es ist nicht so gesundheitsschädlich wie, sagen wir, eine Sitzblockade beim Nazi-Aufmarsch, dessen Sympathisanten zum Reizgaseinsatz berechtigt und gelaunt sind.
    Bis aber hier das Wort „woke“ als Synonym für Feigheit sich eingebürgern kann, muss es in den USA verbrannt sein.
    Duck un wech.

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    1. Discklaimer: Ich habe Germanistik und neuere Geschichte studiert und fühle mich mitunter genötigt, mich für Teile meiner Zunft zu entschuldigen.

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