Dienstag, 5. November 2024

Vermischtes und Zeugs (XCV)


Für das Lindner-Papier, das angeblich gar nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war (Zwinkersmiley) gibt es nur eine sinnvolle Erklärung: Lindner steht mit dem Rücken zur Wand, macht einen auf Lambsdorff und will seinen Verein für eine Koalition mit einer auf neoliberal gedrehten CDU attraktiv machen. Wobei er vermutlich auch hofft, durch diesen Schritt genügend Stimmen zu bekommen für einen neuerlichen Einzug in den Bundestag. Die wären bitter nötig, denn die FDP liegt im Bund momentan satt unter der Fünf-Prozent-Hürde und mit Direktmandaten ist eher nicht zu rechnen. Und selbst wenn es in ein paar Monaten so gerade so reichen sollte, mit wem will er dann koalieren?

Sonntag, 3. November 2024

Am leuchten


Zu den thematischen Schwerpunkten Robin Patzwaldts von den Ruhrbaronen gehört es, sich über den fortlaufenden Verfall der Kreisstadt auszubreiten, die zufällig meine bescheidene Heimatstadt ist. Dazu kommt er von Zeit zu Zeit angereist, nimmt mit seiner Kamera zielsicher die versifftesten und tristesten Ecken in den Fokus und erzählt dann jedes Mal aufs Neue, wie viel schöner alles früher gewesen sei, wie gern er damals hergekommen sei und wie geschockt er nunmehr sei über den Niedergang dieser einstigen Revierperle. Da mein Lokalpatriotismus mehr so mittel ausgeprägt ist und es immer einen gewissen Unterhaltungswert hat, wenn der Pressesprecher der Stadt meint, so wortreich wie empört auf die bösen Nestbeschmutzer von den Ruhrbaronen reagieren zu müssen, nehme ich das meist eher amüsiert zur Kenntnis.

Freitag, 1. November 2024

Global play


600.000 russische Soldaten sollen seit Februar 2022 getötet oder verwundet worden sein. Es handelt sich um Schätzungen der NATO, die daher natürlich entsprechend zu behandeln sind. Aber selbst wenn es nur halb so viele wären, dann wäre das die höchste Verlustzahl einer Kriegspartei seit dem Vietnamkrieg. Carlo Masala hatte also durchaus recht mit seiner Einschätzung, Russland, ein überaltertes Land, verheize gerade eine ganze Generation junger Männer. Weil die politischen Ziele des Krieges offenbar so wichtig seien, dass man bereit sei, diesen Preis zu bezahlen. Nur: Was sind das für Ziele?

Dienstag, 29. Oktober 2024

Vermischtes und Zeugs (XCIV)


Soso, schnöde Taxis zu bauen, ist den feiiinen Herren bei Mercedes-Benz also nicht mehr fein genug. Ich habe in meiner unendlichen Naivität gedacht, bei allen Schattenseiten seien die Produktpalette und das Understatement immer das unbestreitbar Coole an Mercedes-Benz gewesen. Dass man eine solide, unauffällige Mittelklasseschüssel wie den W 124 als bezahlbaren 2 Liter-Diesel mit 72 PS, aber auch als 5 Liter-Achtzylinder mit über 320 PS bekommen konnte, ohne dass der Heizölferrari deswegen billig und die Schleuder deswegen protzig gewirkt hätten. Oder dass Taxikutscher bis vor einiger Zeit durchaus auch in S-Klassen mit Basisausstattung herumdieseln konnten, ohne dafür aus strunzreichem Hause kommen oder geerbt haben zu müssen.

Sonntag, 27. Oktober 2024

Jenseits der Blogroll - 10/2024


Da auch dieser Monat bereits wieder im Begriff ist, sich zu neigen und das Fest des großen Kürbis naht, die Übersicht über all das, über das ich die letzten Wochen so gestolpert bin und mir mitteilenswert erscheint. Viel Vergnügen damit. Ach so: Warum gibt es nichts zu den Themen US-Präsidentschaftswahl und Ukraine? Weil ich dazu zwar vieles gefunden habe, aber wenig Substanzielles. Bringt es einen irgendwie weiter, die neuesten Idiotien Trumps serviert zu bekommen? Oder zum x-ten Male erzählt zu kriegen, dass es hauchdünn ist zwischen ihm und Kamala Harris? Und um die Situation in der Ukraine zu beurteilen, fehlt es mir an Wissen. Und Meinung ohne Wissen bringt bekanntlich ebenfalls niemanden weiter. 

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Würgergeld


Christian Lindner ventilierte jetzt bekanntlich die Hammersahneschnittenidee, Bürgergeld Beziehenden nicht mehr Miete plus Heizkosten in voller Höhe zu zahlen (was schon jetzt nicht immer passiert; im SGBII heißt es, Wohnkosten würden "in angemessener Höhe" übernommen), sondern bloß noch eine einheitliche Pauschale. Möglicherweise geht man bei den Gelben ja wieder zum fröhlichen 'Hau den faulen Arbeitslosen!'-Budenzauber über, weil man festgestellt hat, dass AfD-mäßiger 'Hau den Migranten!'-Budenzauber auch keine Stimmen bringt. Vielleicht steckt aber auch anderes dahinter.

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Unterwegs (15)


Ein neuerlicher Besuch im idyllischen Bad Sassendorf. Nur dass dieses Mal nicht die Generation über mir dort orthopädisch rehabilitiert wird, sondern die eigene. Einschläge kommen näher. Studienfreundin T. hatte sich im Sommer bei einem Sturz die Schulter gebrochen, ist seit ein paar Wochen von ihrem lästigen Gilchristverband erlöst, darf wieder beide Hände benutzen und arbeitet seither daran, wieder voll handlungsfähig zu werden. Das wird sich aber wohl noch ziehen. Ehrensache, mal vorbeizuschauen, damit die Zeit nicht lang wird. Zumal das nur 80 Kilometer sind. (Details darüber, welche Kämpfe sie als Beamtin mit ihrer privaten Krankenversicherung auszufechten hat und auf welchen Kosten sie sitzen bleibt, erspare ich der geneigten Lesendenschaft. Nur so viel: Luxusversorgung geht anders).

Sonntag, 20. Oktober 2024

In großem Stil


Das zutiefst Perverse an der momentan propagierten 'verschärften' Migrationspolitik, vulgo "im großen Stil abschieben!", die einzig und allein mit dem Ziel betrieben wird, rassistische Schreihälse irgendwie zu beruhigen (was aber nicht funktionieren wird), ist, abgesehen von ihrer Verlogenheit, dass sie mit gnadenloser Konsequenz die falschen trifft. Ist aber eigentlich auch sonnenklar. Angenommen, Sie als Behördenleiter bekämen Abschiebequoten aus dem zuständigen Innenministerium vorgesetzt. Die müssten sie dann liefern. Wen würden Sie eher abschieben, um die Quote vollzukriegen?

Dienstag, 15. Oktober 2024

Vermischtes und Zeugs (XCIII)


Jetzt soll im Rahmen eines großen Sparprogramms bei den Öffentlich-rechtlichen der Sender 3sat hinten runterfallen, so ist zu hören. Während man bei ARTE früh begriffen hat, dass Kultur nichts Elitäres ist und Kultur und Zugänglichkeit (und sogar Spaß!) sich keineswegs ausschließen müssen, kommt 3sat mir, so ich denn mal reinschaue, meist vor wie verfilmtes FAZ-Feuilleton der Neunziger, Fernsehen für Klischeestudienräte Deutsch (Sek. II) in ellenbogenverstärkten Tweedjackets, die stets betonen, den Fernseher nur zum Nachrichten- und 'Kulturzeit'-Gucken zu nutzen. Ein letztes Refugium des klassischen Bildungsbürgertums mit Regalen voller Suhrkamp-Bände.

Sonntag, 13. Oktober 2024

Ronny des Monats - Oktober 2024


Irgendwann während der letzten Wochen ist es passiert. Ich habe einen Sinneswandel vollzogen. Jahrzehntelang habe ich allergisch reagiert auf Forderungen nach Schlussstrichen. So von wegen, man müsse doch endlich mal einen Schlussstrich unter dieses Nazi-Elend ziehen und nach vorne schauen und so. Inzwischen bin ich überzeugt, dass so ein Schlussstrich hier und da wirklich nicht schlecht wäre. Wenn zum Beispiel die AfD mal einen solchen ziehen und aufhören würde, andauernd Nazikram aufzukochen, wäre das ein echter Fortschritt.