Donnerstag, 24. März 2016

Högschd intransparent


Eine Quizfrage, mit der man auch Fußballexperten in Verlegenheit bringen kann, lautet: Welche drei Nationalspieler wurden bislang von einer Fußball-WM wegen unangemessenen Verhaltens vorzeitig nach Hause geschickt? Zwei Namen sind zumindest den Älteren meist noch geläufig: Da war einmal Uli Stein, der 1986 wegen Benutzung des Wortes "Suppenkasper" die frühe Heimreise antreten musste. Dann war da noch Stefan Effenberg, der 1994 den Stinkefinger zeigte, und dem der Nachfolger des Suppenkaspers darob das gleiche Schicksal angedeihen ließ. Der dritte? Da herrscht meist Ratlosigkeit. Ist auch kein Wunder, denn man muss ganz weit zurückgehen. Bis zur Weltmeisterschaft 1934 in Italien, um genau zu sein.

Dienstag, 22. März 2016

Je suis was auch immer


Über 30 Tote, über 230 Verletzte. Das ist furchtbar. Der einzige Fehler, den diese Menschen gemacht haben, war, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Die Politik reagiert inzwischen routiniert. Angriff auf uns alle. Auf unsere Werte. Unsere Art zu leben. Die Einschläge kommen also näher. Die Anschläge auch. Jetzt sind wir nicht mehr nur Charlie, sondern auch Brüssel. Komisch, die Aufrufe, gefälligst Ankara zu sein, fand ich letztens deutlich verhaltener. Wir bombardieren den IS, der IS bombt zurück. Nur eben nicht mit Flugzeugen. So einfach und so grausam ist es. Man legt uns Bomben unter den Arsch und wir reagieren teils genau so, wie die, die das getan haben, es wollen: Wir haben Panik, wir plustern die Backen auf, wir machen mit bei der Eskalation. Hasso, Fass! Braaav, Pawlow lässt grüßen.

Samstag, 19. März 2016

The loger read: Über die Achtziger


"Die Welt von Westeros nämlich ist bereits eine im Zustand der Entzauberung. Die Menschen hängen noch alten Legenden nach, sie träumen von einer besseren Vergangenheit; sie verhalten sich wie die Bewohner einer barbarischen, postheroischen Kultur zu einer heroischen Vergangenheit, in der, vielleicht, die Werte, auf die man sich gelegentlich bezieht, noch wirklich gegolten haben." (Georg Seeßlen)

Es war im letzten Sommer. Ich saß mit Teilen meiner bayerischen Verwandtschaft beim Grillen, als der neben mir sitzende, schweigend trinkende Beinahe-Ehemann meiner Großcousine auch mal was sagte. Im Hintergrund lief irgendeine Achtzigerjahre-Mucke und es wurde gerätselt, von wem sie sei. Da grummelte mein Sitznachbar plötzlich: "Die Achtziger waren eh des Beste, hernach is nur noch Schmarrn kemma." Ich zuckte innerlich zusammen. Sieh an, dachte ich, noch so einer, der die Achtziger für das tollste aller Jahrzehnte hält. Nicht rumdiskutieren, beherrschte ich mich, das bringt eh nix. Aber diese Achtzigerjahre-Nostalgie geht mir dermaßen auf die Eier! Glücklicherweise ließ er's dann auch bei dieser einen Bemerkung bewenden und wandte sich wieder seinen Weißbieren zu.

Mittwoch, 16. März 2016

Wie man es nicht machen sollte


Wenn ich beim letzten Mal meinte, man sollte sich nicht der Illusion hingeben, der AfD rein inhaltlich beikommen zu können, dann bedeutete das natürlich nicht, dass man ihr gar nicht entgegentreten sollte. Schön, aber wie? Als journalistischer Laie bin auch ich da auf Hilfe angewiesen. Da kann ein Blick über den Tellerrand helfen. Nach Österreich etwa, wo die FPÖ seit den Achtzigern das politische Leben mitprägt.

Montag, 14. März 2016

Lose Enden


Faktoren, die zum Erfolg der AfD beigetragen haben, und warum es nicht reichen wird, sie inhaltlich zu stellen.

Mit gewissem Recht lässt sich behaupten, dass ein Phänomen wie Pegida ohne die so genannte Flüchtlingskrise höchstwahrscheinlich bald wieder zur Randerscheinung geschrumpft wäre. Die AfD würde ohne dieses Kernthema wohl nicht jenen Schwenk in Richtung Rechtspopulismus hinbekommen haben, der ihre Gründer letztlich hinwegfegte und sie diesen Sonntag in gleich drei Landtage gebracht hat. Vermutlich würde sie als eurokritische Honoratiorenpartei im unteren einstelligen Bereich herumdümpeln und sich vornehmlich selbst zerfleischen.

Samstag, 12. März 2016

Wunderbare Welt der Dienstleistung


Dass Menschen, die dafür bezahlt werden, Dienstleistungen zu erbringen, selbstverständlich höflich zu behandeln sind, sollte nicht weiter der Rede wert sein. Dass einen das auch nicht davon entbindet, sie, wie alle Mitmenschen, mit 'bitte' und 'danke' freundlichst zu traktieren, ebenfalls nicht. Wer etwa in der Gastronomie meint, das Personal rüde und lautstark herumscheuchen zu müssen, offenbart damit nicht etwa ein ganz toller Hecht zu sein, sondern lediglich ein in der Regel neoliberal verbogener Peinsack mit ausgeprägter Sklavenhaltermentalität. Es gilt Drostes Diktum: Wer im Restaurant oder im Café bölkt: "Ich kriege eine Cola!", der soll sie auch bekommen, und zwar mitten ins Gesicht.

Dienstag, 8. März 2016

Aus aktuellem Anlass...


... übergeben wir einer Frau das Wort:

"Einer der Gründe für die schlechte Außenwirkung ist neben der Kritikresistenz die Übererregbarkeit weiter Teile der feministischen Bewegung. Sie pumpt oft jedes noch so kleine Konfliktchen zwischen den Geschlechtern zu einem staatstragenden Skandal auf, der unverzüglich zu einer Kündigung oder Verhaftung des Mannes zu führen hat. […]

Mit dieser Hysterie ist der Feminismus wie das Kind, das "Feuer!" schreit, obwohl es gar nicht brennt. Nachdem es die Leute zum x-ten Mal umsonst aufgeschreckt hat, glaubt ihm keiner mehr und als es wirklich brennt, winken alle nur verärgert ab. Die moderne Frauenbewegung gefährdet aktiv die Unterstützung für die Opfer männlicher Gewalt, indem sie immer nichtigere Anlässe zu gewaltsamen Akten erklärt, etwa
verbal violence nach verunglückten Dates. […]

Sonntag, 6. März 2016

Was macht der Irre jetzt?


"Die Idee, Donald Trump könnte Präsident der Vereinigten Staaten werden, ist alt, und sie stammt nicht einmal von ihm selbst. David Letterman und andere Komiker hatten den Witz seit Jahren im Repertoire. Die Idee war so albern, dass sie immer mal wieder für einen Kalauer gut war." (Markus Günther)

Ohne mich zum Experten für US-amerikanische Innenpolitik aufspielen zu wollen, der ich nicht bin, gehe ich wohl nicht völlig fehl in der Annahme, dass es sich bei den Kandidaten-Kandidaten der Republikanischen Partei im wesentlichen um einen Haufen vom Ganzgroßkapital ferngesteuerter, völlig zu Recht aus dem Rennen gefallener Profilneurotiker, Fanatiker, Egomanen und bestenfalls halb zurechnungsfähiger Blitzbirnen handelte. Die hatten wie üblich von ihren Geldgebern den Auftrag erhalten, Politik zum Nutzen der Reichsten als dem Allgemeinwohl dienlich zu verkaufen und sind daran grandios gescheitert. Übrig geblieben ist, wie die Kakerlake nach der Atomexplosion, Trump. The Donald. Und keiner weiß, warum.

Mittwoch, 2. März 2016

Déjà-vu


Zur Bundestagswahl 1987 trat unter anderem eine Splitterpartei namens Christlich Bayerische Volkspartei (CBV) an. Ich war damals Schüler und tags darauf war der einzige, bundesweit ausgestrahlte Wahlwerbespot der Partei auf dem Schulhof gleichermaßen Lachnummer und Gesprächsthema Nummer eins. Wegen der laienhaften Machart, dem ostentativ zur Schau gestellten Kitsch und vor allem natürlich wegen dem, was der greise Funktionär da ohne Punkt und Komma vortrug. Inzwischen wirkt das streckenweise wie ein Déjà-vu und man glaubt zu wissen, woher zum Beispiel die AfD nicht wenige ihrer Ideen hat.

Montag, 29. Februar 2016

Sie sind wieder da


"Die Geschichte ist nicht die stetige Entfaltung der Vernunft." (John Gray)

So genannte Psychotests haben ja, vor allem wenn sie in Illustrierten erscheinen, einen eher schlechten Ruf. Auch als psychologischer Laie würde ich sagen: meist durchaus zu recht. ("Mit wem würden Sie lieber einen zweiwöchigen FKK-Urlaub auf Spiekeroog verbringen? a) mit Beatrix von Storch, b) mit Jennifer Lawrence? Wenn Sie a) angekreuzt haben, sind Sie ein unkonventioneller Zeitgenosse mit exotischen Interessen, der sich nicht anpassen mag und seinen eigenen Weg geht. Wenn Sie b) angekreuzt haben, sind Sie ein Schlingel.")

Donnerstag, 25. Februar 2016

Irgendwie beruhigend


Es gibt so Dinge, die eine zutiefst beruhigende Wirkung auszuüben vermögen. Die aufgespritzten Lippen einer D-Prominenten etwa, deren Name mir entfallen ist, aber nichts zur Sache tut. Vor Jahren, es war ein paar Wochen nach Jenem 11. September, Nach Dem Nichts Mehr So Sein Würde Wie Zuvor, schlenderte ich durchs Städel und kam an einem Zeitschriftenkiosk vorbei. Deutschlands Meistverkaufte machte mit der prominent auf Seite eins platzierten Dachzeile auf, die eingangs erwähnte schlauchbootlippige Dame habe ein Geständnis abgelegt. Sie habe gelogen, schlagzeilte es mir ins Gesicht. Der Querschnitt ihrer Lippen sei mitnichten einer verschwenderischen Laune von Mutter Natur geschuldet, sondern künstlichem Tuning. Ja Potzdonner! Konnte es die Möglichkeit sein?

Montag, 22. Februar 2016

Noch ein Jubiläum


Gestern vor 100 Jahren, am 21. Februar 1916, eröffnete die deutsche Artillerie um 7:15 Uhr morgens das Feuer auf die französischen Befestigungen bei Verdun. 'Operation Gericht' war die Offensive, die wegen schlechten Wetters hatte verschoben werden müssen, vom deutschen Oberkommando genannt worden. Sie ahnten wohl nicht, wie recht sie haben sollten. Was folgte, ging in die Geschichte ein als eines der schlimmsten Gemetzel aller Zeiten. Eine nie da gewesene Barbarei, angerichtet von zwei Völkern, die sich gern damit schmückten, Inbegriff von Kultur und Zivilisation zu sein. Mochte das, was in den Jahren 1914 und 1915 bereits geschehen war, noch so furchtbar gewesen sein, was ab dem Februar 1916 kam, war schlimmer. 

Sonntag, 21. Februar 2016

Middle Of Nowhere


Am Wochenende Workshop am Niederrhein. Zwischen Kevelaer und Geldern. Bei Dauerregen. Zieht sogar mich ein wenig runter. Bei schönem Wetter bestimmt ganz reizend.

Freitag, 19. Februar 2016

Wissenschaftler sind schockiert!


So in der Art heißt es ja gern als Clickbait unter immer mehr Online-Publikationen. Nun ja, wir wollen alle irgendwie leben. Problematisch ist allenfalls, dass nicht wenige das ernstzunehmen scheinen. "Die Evolutionstheorie ist auch nur eine Theorie!" - "Einstein ist widerlegt!" - "Außerdem war er Jude und hat sein widerlegtes Wissen bloß geklaut." - "Wenn es den Klimawandel gibt, warum hat es dann letzte Woche geschneit, hä?" - "Wenn wir vom Affen abstammen, wieso gibt es dann immer noch Affen?". Wieso auch mühsam studieren und forschen, wenn es Facebook gibt? Ich glaube ja, diese Leute stellen sich das ungefähr so vor:

Mittwoch, 17. Februar 2016

Zahlen lügen nicht


Zu den wichtigsten Aufgaben neoliberaler Lobbyisten und Lautsprecher gehört es, dafür zu sorgen, dass die Besitztümer des obersten Prozentes so unangetastet bleiben wie irgend möglich. Dazu ist es unter anderem hilfreich, möglichst allen einzureden, der Staat bzw. der Fiskus sei ein unverbesserlicher Gierlappen, der die Hälfte des hart errackerten Inhalts unserer Lohntüten gleich mal einkassiere, die direkten Steuern, vor allem auf Arbeitseinkommen, Vermögen und andere daher gar nicht genug gesenkt werden können. Entscheidend ist, dass gerade Kleinverdiener das auch glauben. Nicht dass am Ende noch jemand die Vermögensverhältnisse infrage stellt.

Sonntag, 14. Februar 2016

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (10)


Sprüche, nichts als Sprüche!

Wann hat das eigentlich angefangen? Geschäfte, in denen mit mehr oder weniger (meist weniger) witzigen Sprüchen versehene Sachen zu kaufen sind, kenne ich, so lange ich denken kann. Klo-Ordnungen. Türschilder. Lustige Abreißkalender und Kaffeepötte fürs Büro. Solange mein Chef so tut als würde er mich bezahlen, tue ich so als würde ich arbeiten. Hahaha, so funny because it's true! Diddelmaus-, Namens- und Sternzeichentassen. Fußmatten, auf denen "Tritt mich!" steht. Nur galt so was einmal als Scherzartikel und es gab das ausschließlich in einschlägigen Läden oder eigenen Kaufhausabteilungen. Heute ist das überall. Schaut man sich das Sortiment gewisser Etablissements so an, dann könnte man auf die Idee kommen, der Großteil der hiesigen Wohnungen sei inzwischen irgendwelchen Sentenzen zugepflastert.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Gewollt, nicht gekonnt (2)


"Eine unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernanten-Profil bringt kleine Mädchen zum Weinen, indem sie ihre orthodoxe, hochgerüstete Belanglosigkeit zum Maßstab humaner Seinserfüllung hochschwindelt, über 'Persönlichkeit' redet, sich aber kaum mehr erinnern kann, was das ist, und sollte diese je zum Vorschein kommen, sie mit Rauswurf bestraft. Der Exzess der Nichtigkeit aber erreicht seinen Höhepunkt, wo Heidi Nazionale mit Knallchargen-Pathos und einer Pause, in der man die Leere ihres Kopfes wabern hört, ihre gestrenge 'Entscheidung' mitteilt, und wertes von unwertem Leben scheidet. Da möchte man dann elegant und stilsicher, wie der Dichter sagt, sechs Sorten Scheiße aus ihr rausprügeln – wenn es bloß nicht so frauenfeindlich wäre."

Montag, 8. Februar 2016

Ronny des Monats - Karnevalssondernummer


"Die 'närrische Zeit' beginnt traditionell am 11.11. um 11 Uhr 11. Was in seiner Pünktlichkeit zum deutschen Wesen zu passen scheint. Um 11 Uhr 10 noch eben eine afghanische Familie abgeschoben - zack! - jetzt Frohsinn mit der Stechuhr. Das ist verbeamtete Fröhlichkeit, wie man sie nur noch Sonntag morgens in der ARD findet. Klasse!" (Micky Beisenherz)

Lustigkeit kennt keine Grenzen, Humor ist eine ernste Sache  und - tatäh! - lachen auf Kommando. Zwischen diesen Eckpfeilern torkelt zu Karneval das deutsche Feiervolk herum und sorgt damit dafür, dass ich mich rosenmontags mit ein paar Berlinern bewaffnet zu Hause verbarrikadiere. Da lasse ich den lieben Gott dann einen guten Mann sein und bin meinem geliebten Arbeitgeber dankbar, dass er mir den halben Tag freigibt und mir dieses Fluchtverhalten ermöglicht. Und natürlich meinem Schicksal dafür, dass es mich gnädigerweise nicht ins Rheinland oder eine andere der so genannten Karnevalshochburgen verschlagen hat.

Sonntag, 7. Februar 2016

Kein Verlass mehr


In Zeiten wie diesen haben ja jene unangenehmen Zeitgenossen Hochkonjunktur, die ihr unbedingtes Recht auf einen eigenen Standpunkt dahingehend missbrauchen, dass sie selbigen aller Welt hereinzudrücken trachten. Am liebsten mit erhobenem Zeigefinger und so richtig schön von oben herab. Im Moment wird muselmanischen Grabschern Mores gelehrt, dass es nur so eine Art ist. Gern auch mit bunten Bildern. Denn, merk auf, oh Morgenländer, der du, wie wir alle wissen, aus einer Kultur kommst, in der Frauen als minderwertig gelten: In Deutschland sind Frauen, deren gleiche Rechte und deren Ehre seit jeher quasi heilig, sie zu schützen höchster Lebenszweck eines jeden hiesigen Mannsbildes.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Nur Bares ist Wahres (2)


Wieder einmal wird die Abschaffung des Bargelds diskutiert. Manchmal frage ich mich, ob die, die das fordern, sich wirklich klar machen, was sie da eigentlich fordern. Technik-Nerds, die nichts anderes kennen und die jede elektronische Lösung per se allen anderem vorziehen, okay. Aber Menschen aus Fleisch und Blut, die noch am Leben teilnehmen? Was meinen Standpunkt angeht, wiederhole ich mich gern: Sie werden mir die letzten Münzen und Scheine aus meinen kalten, toten Händen reißen müssen. Jede elektronische Transaktion kann theoretisch überwacht werden. Was ich hingegen mit meinem Bargeld anstelle, ist allein meine Privatsache. Bargeld entzieht sich der Überwachung und der Kontrolle, und das ist auch verdammt gut so. Denken wir nicht an Wirtschaftskriminalität oder organisiertes Verbrechen, denken wir an unseren ganz normalen Alltag.

Dienstag, 2. Februar 2016

Hoffen und Glauben


Sie hatten schlecht begonnen. Die Idee, das so genannte Chlorhühnchen gleichsam zur Chiffre gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP aufzubauen, war, gelinde gesagt, nicht die beste. Denn viel zu leicht konnte sie von TTIP-Befürwortern entkräftet werden und drohte damit, die Glaubwürdigkeit des Protestes gleich zu Beginn nachhaltig zu untergraben. Ehrlich, wenn das so genannte Chlorhühnchen die schlimmste Zumutung sein sollte, die das TTIP-Abkommen mit sich brächte, dann würde ich kaum einen Gedanken daran verschwenden. Und beunruhigt wäre ich erst recht nicht.

Sonntag, 31. Januar 2016

Wollt's halt mal gesagt haben


Preisfrage: Warum ist die globale Mitfahrzentrale 'uber' eigentlich so sagenhaft erfolgreich? Wo 'uber' auftaucht, ist das klassische Taxigeschäft bald am Arsche und wo noch nicht, ist es nur eine Frage der Zeit. Wieso das? Wegen der brillanten Geschäftsidee? Des schlüssigen Konzeptes? Weil 'uber' eine Killer App ist? Weit gefehlt, es ist ganz einfach. 'Uber' ist erfolgreich, weil es von den steuerlich maximal begünstigten Räuberbaronen des New Gilded Age, denen Regulierungen aller Art ein Dorn im Auge sind, dermaßen mit Geld zugeschissen wird, dass es schlicht nicht interessiert, ob der Laden Gewinne macht oder Verluste und es dadurch möglich wird, jeden Preis noch zu unterbieten.

Freitag, 29. Januar 2016

Schwarmdummheit, lokal


"Mit der Menschenmenge ist nicht zu spaßen. Nicht einmal, wenn sie in friedlicher Absicht versammelt ist." (Arno Frank, Meute mit Meinung)

Die Lokalpresse weist die eine oder andere Besonderheit auf, die sie vom Rest der Presse unterscheidet. Da wären einmal, jene als Bratwurstjournalismus bezeichneten, aus Textbausteinen zusammengeklöppelten Elaborate, die zu Anlässen wie Karneval, Gemeindefesten, Jubiläen, Schützenfesten u.ä. unters wissbegierige Volk gebracht werden. Ferner gehört Berichterstattung über so genannte 'Kleinkriminalität' zum täglichen Brot der Lokalpresse. Raubüberfälle, Einbrüche, Schlägereien und so was. Für die Betroffenen selbstverständlich alles andere als klein, rein statistisch im Hinblick auf das große Ganze gesehen, meist schon. Weil Kriminalität aber so bald nicht aussterben wird, eine nie versiegende Quelle an Nachrichten.

Dienstag, 26. Januar 2016

Gerüchte, Retourkutschen, Kuhdung


Wer hat eigentlich letztes Jahr dieses Gerücht in die Welt gesetzt, dass jeder, der es nach Deutschland schaffe, an der Grenze von Frau Merkel mit Handschlag und Blumenkranz begrüßt würde, umgehend ein Haus oder eine Wohnung zugewiesen bekäme sowie einen Job, der mindestens 2.000 Euronen im Monat einbrächte? Aufmerksame Leser wissen, dass ich weiß Gott alles andere bin als ein Verschwörungstheoretiker. Aber wenn ich mir so ansehe, zu welchen Methoden man etwa in Russland so alles greift, um hier Unfrieden zu stiften, sicher auch als Retourkutsche für den Kurs des Westens in der Causa Ukraine, dann wundert mich gar nichts mehr.

Sonntag, 24. Januar 2016

Apartheid 2.0


Ein öffentliches Bad zu besuchen und, sei's aus Unkenntnis, aus Ignoranz oder schlicht in Ermangelung entsprechenden Textils, nicht in angemessener Badekleidung ins Wasser zu gehen, kann für die anderen eklig sein, keine Frage. Es hat per se weder etwas mit Rassismus noch mit Diskriminierung zu tun, Leute, die so handeln, auf das Verbotene ihres Tuns hinzuweisen und ihnen im Wiederholungsfall notfalls auch Konsequenzen anzudrohen, wenn's denn gar nicht anders geht. Entsprechende, schön in tastbarem Großdruck gehaltene Zettel hängen schon lange an der Kasse hiesiger Schwimmbäder. Ich hatte nur immer gedacht, solche Regeln gölten ausnahmslos für alle, und es sei letztlich schnurzpiepe, wer genau da fehlbekleidet baden ginge.

Samstag, 23. Januar 2016

Propheten und Jobkiller


Eine der dümmsten, geistfreisten und sinnlosesten Fragen, die überbezahlte und phantasielose Schlipsmichel in jenen weitgehend sinnlosen Veranstaltungen namens Vorstellungsgespräch einem stellen können, lautet: Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren? Schon klar, sie wollen herausfinden, ob da jemand Ehrgeiz und Ambition hat, man will schließlich niemanden, der schon mit vierzig nichts anderes im Sinn hat als die verbliebene Zeit bis zur Armutsrente möglichst entspannt nach Hause zu juckeln. Ist in Ordnung, das Ansinnen, aus deren Sicht schon verständlich irgendwie. Allerdings kann es bei Lichte besehen auf diese Frage nur zwei einigermaßen vernünftige Antworten geben:

Dienstag, 19. Januar 2016

Glückwunsch nachträglich, Golfkrieg!


An den Beginn des zweiten Golfkrieges vor genau 25 Jahren und zwei Tagen erinnere ich mich sehr gut. Es war mein Geburtstag. Der Radiowecker sprang an und brachte Nachrichten. Das, was die Welt seit Monaten befürchtet hatte, war eingetreten: Die von den USA angeführte Koalition gegen Saddam Hussein hatte in der Nacht unter dem Namen Operation Desert Storm mit dem Bombardement des Irak begonnen. Zum ersten Mal seit dem Vietnamkrieg flogen westliche Mächte masssive, systematische Luftangriffe gegen ein anderes Land. Ohne zu ahnen, dass sich im ehemaligen Jugoslawien bereits weiteres Unheil zusammenbraute, hatte auch ich eine Zeitlang geglaubt, gehofft, das Thema Krieg sei nach gut 40 Jahren eines irrwitzigen kalten Krieges endlich mal bis auf weiteres vom Tisch.

Montag, 18. Januar 2016

An der Uni ist der Teufel los


Die Jugend von heute benimmt sich wieder mal daneben, vor allem an den Unis. An der ehrwürdigen Humboldt-Universität werden Professoren beschimpft, die es etwa wagen, ihren Studierenden die Lektüre von Immanuel Kant abzuverlangen. In Großbritannien, an der noch viel ehrwürdigeren University of Oxford (via Burks, danke!), reklamieren sie gar dreist Safe Spaces, Räume ohne Diskriminierung, Belästigung und Hassreden. Sie betreiben Watchblogs und bedienen sich gar Methoden aus dem politischen Untergrund. Potz Blitz, das war ja noch nie da! Oder vielleicht doch? Formulieren wir es einmal positiv: Diese jungen Menschen gedenken mitzureden, nehmen sich die Freiheit, ihr Missfallen über Teile des akademischen Lehrpersonals offen und lautstark kundzutun und nehmen sich das Recht, beim Curriculum mitzureden.

Samstag, 16. Januar 2016

Pralinenschachtel? Am Arsch!


Vor zirka zwanzig Jahren gab es mal diesen Film, in dem die grenzdebile Hauptfigur in regelmäßigen Abständen dabei zu sehen ist, wie sie, an einer Bushaltestelle sitzend, wildfremde Menschen volllabert. Unter anderem meint sie, also die Hauptfigur, das Leben sei wie eine Pralinenschachtel, man wisse nie, was man bekäme. Da legten damals viele Kinogänger und Videogucker nachdenklich das Haupt schief, um Nachdenklichkeit vorzutäuschen und nickten beifällig. Wie recht er doch hat! So einfach und so wahr. So viel Poesie! Jaja, es steckt tiefe Weisheit in den Worten auch eines vermeintlich simpel Gestrickten. Wie leicht vergisst man das doch.

(Das waren vermutlich dieselben, die immer diese gruseligen Alben von Pur gekauft haben. Oder Peter Maffays 'Tabaluga'-Platten. Und in Scharen ins 'Tabaluga'-Musical gerannt und danach ihren Mitmenschen mit den klebrigsüßen, infantilen Billigweisheiten vom Abreißkalender auf den Senkel gegangen sind. Vorher haben sie vermutlich noch einen Plüsch-Tabaluga gekauft.) Zurück zum Thema.

Dienstag, 12. Januar 2016

Ronny des Monats - Januar 2016


Schon wieder ist der Zehnte rum und es ist Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Wegen der Ereignisse in der Kölner Silvesternacht mögen einige jetzt vielleicht denken, allein Gevatter Migrant mache hier noch Stress. Doch weit gefehlt! Auch Volxgenosse Ronny war in den letzten vier Wochen wieder tüchtig am Werk. Leider drohen seine Bemühungen im allgemeinen momentanen Getöse ein wenig unterzugehen und laufen Gefahr, nicht gebührend gewürdigt zu werden. Kopf hoch, Rettung naht. Ladies and Gentlemen, the nominees are:

Sonntag, 10. Januar 2016

Wullacken hilft


"Die völkisch-nationalistisch denkende und vor allem 'glaubende' Rechte und die demokratische Zivilgesellschaft können miteinander nicht mehr reden." (Seeßlen)

Es hilft nichts. In diesen aufgeheizten Zeiten ist es wohl besser, auch einmal die Klappe zu halten und nichts zu dem Thema zu schreiben, das im Moment so viele bewegt. Mit den Hetzern, die momentan ihren Weizen blühen sehen, gibt es kein Diskutieren. Also mal abtauchen, abwarten, bis der ärgste Qualm sich gelegt hat. Eines aber verursacht täglich mehr Übelkeit: Die Dreistigkeit und Verlogenheit, mit der exakt jene Konservativen und andere üblichen Verdächtigen, die normalerweise sofort "Genderwahn!" tröten, sobald von Gleichstellung nur periphär die Rede ist, sich nunmehr in die Positur von Frauenrechtlern werfen und so tun, als sei der Kampf für das unbedingte Recht der Frauen, "keinesfalls molestiert" zu werden (Gärtner), von jeher ihr heiligstes Streben gewesen.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Schönes bleibt


Schönes bleibt - mit diesem Claim bewarb der WDR mal seinen Radiosender Nummer 4, der seit den Achtzigern Nordrhein-Westfalen mit Musik für Zielgruppen in fortgeschrittenem Alter beschallt. Lange Zeit war das Volkstümliches und Schlager, gnadenlos, rund um die Uhr. Inzwischen ist der Sender mit seinem Publikum gealtert. Also ist jetzt immer öfter Amtliches auf Englisch aus den Sechziger- bis Achtzigerjahren zu hören. Veränderung, Abschied und Neuanfang sind reizvoll und vermögen dem Leben eine gewisse Würze zu verleihen, keine Frage. Ebenso schön kann es sein, dass bestimmte Dinge im Leben sich nicht ändern. Ich muss zugeben, vor allem in zunehmendem Alter wächst der Sinn für so was.

Sonntag, 3. Januar 2016

Die Welt geht schon wieder unter


"Aber weil jede ältere Generation neu darin ist, alt zu sein, denkt jede von ihnen, als sei es das erste Mal: Mit der Jugend geht's echt abwärts." (Matthias Lohre)

Mal kurz Hand hoch: Wer erinnert sich noch an Tamagotchis? Für die, die das nicht mehr tun: Tamagotchis waren mal eine sehr kurzlebige Mode in den Neunzigern. Für die Jüngeren: Es handelte sich um eine Art digitales Haustier in Form eines taschenuhrgroßen Gerätes mit LCD-Anzeige. Man musste es per Knopfdruck füttern oder ihm Zuwendung geben, wenn es via Piepton zu mehr oder weniger zufälliger Zeit danach verlangte. Befolgte man brav die Kommandos des digitalen Tierchens, wuchs und gedeihte es, tat man das nicht, ging es irgendwann ein. Damals, vor zwanzig Jahren, der heißeste Scheiß auf den Gabentischen, heute muss man sich ducken, damit man beim Verlassen des 1-Euro-Ladens keins an den Kopf geworfen bekommt.

Samstag, 2. Januar 2016

Vorsätze und Rückblicke


Dagegen, zum neuen Jahr gute Vorsätze zu machen, ist ja prinzipiell nichts einzuwenden. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um diesen öden, puritanischen Selbstoptimierungs-Spießerkram. Es will mir nicht in den Kopf, wieso massenhaft Leute sich zu Neujahr etwas vornehmen, wovon sie eigentlich genau wissen, dass es ihr Leben definitiv unangenehmer machen wird, sie es daher höchstens vier Wochen lang durchhalten werden, sich somit nur unnötig unter Stress setzen und hinterher mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen haben werden. Was soll das? Als regelmäßiger Schwimmer kann ich übrigens sagen, dass das keineswegs übertrieben ist. Jedes Jahr im Januar sind die Bäder brüllvoll, weil alle Welt gute Vorsätze macht. Ab Februar geht dann nach und nach alles wieder seinen gewohnten Gang.