Samstag, 29. Juli 2023

Sommerloch: Steinerne Schlussstriche


"Watt fott ess, ess fott." (Rheinisches Grundgesetz, § 4)

Ich bekenne, durchaus etwas über und ein Faible zu haben für alte Gemäuer und so genannte 'geschichtsträchtige' Orte. Stehe ich im Oktogon des Aachener Doms, vor dem Speyerer Dom, in der Hagia Sophia, der Kathedrale von Saint-Denis, am Londoner Tower, auf dem Forum Romanum, der Nürnberger Kaiserburg oder an ähnlichen Orten - you name it - und lasse die Gedanken schweifen, dann geht mir das Herz auf. Als Kind und Heranwachsender fand ich den alten Kram erst totenöde, da komplett uninteressant, dann war er mir egal. Als ich begann, mich für Geschichte zu interessieren, wurde das anders. Wer mit mir in den Kölner Dom geht, muss sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen, denn ich finde immer was Spannendes zu entdecken.

Dienstag, 25. Juli 2023

Jenseits der Blogroll - 07/2023

 
"Der Zustand der gesamten menschlichen Moral läßt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: We ought to. But we don't." (Kurt Tucholsky)

Die Links und Fundstücke des Monats. Was ist eigentlich mit dem Ukraine-Krieg? Da wird nach wie vor gekämpft, gelitten und gestorben, aber das alles scheint inzwischen mehr im Hintergrund zu laufen. Gewöhnung, sicher. Traurig, war aber irgendwie abzusehen. Auch scheint das ganze Elend sich so zu entwickeln, wie mir das schon ganz zu Beginn spontan in den Sinn gekommen ist: Zu einem mühsamen, blutigen Abnutzungskrieg, in dem es nur mehr um Material geht und darum, welche Seite am Ende mehr Ressourcen mobilisieren kann. Die Weltkriege eins und zwei grüßen von ferne.

Samstag, 22. Juli 2023

Vermischtes und Zeugs (LVI)

 
Es ist immer wieder zutiefst befriedigend, wie Geschäftsmodelle sich selbst erledigen, sobald die Gier Einzug gehalten hat. Aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, war es nötig geworden, dass ich für Anfang August kurzfristig eine Bleibe im Berchtesgadener Land, Nähe Salzburg, benötigte. Zur Information: Im August herrschen in Bayern und Italien Sommerferien und Salzburg hat um diese Zeit Festspiele.

Dienstag, 18. Juli 2023

Schmähkritik des Tages (68)


Heute: Kollegiales zum Thema Bundesjugendspiele

"[Wenn] ich lese, es »sei zudem eine wichtige Erfahrung, dass andere auf manchen Gebieten besser sind, der Umgang mit Misserfolgen sei auch ein wichtiger Lerninhalt.«, dann denke ich: »Um den sportlichen Kindern zu zeigen, dass andere Kinder noch sportlicher sind als sie, müssen unsportliche Kinder verpflichtet werden, ihre Unsportlichkeit unter Beweis zu stellen.« Dann das ist jedenfalls, was passiert.

Sonntag, 16. Juli 2023

Am Wegesrand (5)


Verehrte Damen und Herren, Sie sehen hier: Ein Reh. Also kein echtes jetzt, sondern ein Kunstwerk.

Freitag, 14. Juli 2023

Sommerloch: Völkerballerei


Wie jedes Jahr um diese Zeit erleichtere ich mir auch heuer die Bloggerei, indem hier ein paar Wiederholungen erscheinen. Warum sollen das nur Fernsehsender dürfen? Passend zum Beitrag über die Bundesjugendspiele letztens folgt ein Klassiker aus der Reihe 'Opa erzählt vom Schulsport' aus dem letzten Jahrhundert.

'Scharfschützen', so und ähnlich wurden G. und O. damals genannt. Ihren schusswaffenhaften Würfen entkam nichts und niemand. Weil unsere Sportlehrer das bald raus hatten, sorgten sie dafür, dass G. und O. beim Völkerball nie in der selben Mannschaft waren. Sonst wäre die Sache nämlich nach wenigen Minuten vorbei gewesen. Völkerball erschien mir damals vor allem hochgradig entlastend für Sportlehrer zu sein. Keine große Vorbereitung, kein Geräteaufbauen, einfach einen Ball gegriffen und gesagt: So, wählt mal eben zwei Mannschaften, wir spielen ne Runde Völkerball! Was sollten sie auch groß machen? Zu meiner Zeit gab es noch einzelne Sportstunden von 45 Minuten Länge. Zog man das Umziehen ab, blieben da netto vielleicht noch zwanzig Minuten übrig.

Montag, 10. Juli 2023

Ronny des Monats - Juli 2023

 
"Die AfD steht bei 20, die Linke bei 4 (!) Prozent. Und je lauter man in den Thüringer Wald hineinruft: »Ihr seid scheiße«, desto mehr wählen dort erst recht rechts." (Lukas Wallraff)

So denn, der unsägliche 'Stolzmonat', mit dem versucht wurde, dem Pride Month was mit National entgegenzusetzen, wäre glücklich überstanden. Ich komme bis heute nicht klar mit dem Konzept, auf etwas stolz zu sein, wozu man nichts beigetragen hat, darunter den kompletten Zufall, in einer ganz bestimmten Gegend der Welt zur Welt gekommen zu sein. Was soll das?

Freitag, 7. Juli 2023

Vermischtes und Zeugs (LV)


Kleines Gedankenexperiment zur Causa Pechstein: Man stelle sich vor, ein*e den Grünen oder der SPD nahe stehende*e Polizist*in hätte auf einer Parteiveranstaltung der Grünen oder der SPD in Uniform eine Rede gehalten und sei für einen Abschiebestopp, Nutzen von Gendersprache und ein modernes Familienbild eingetreten. Und Saskia Esken bzw. Ricarda Lang hätte die Rede "brillant" genannt. Merz, Söder, Aiwanger und die AfD hätten noch Monate später gegeifert und hyperventiliert von wegen Amtsanmaßung, Missbrauch der Uniform und Neutralitätsgebot und so.

Dienstag, 4. Juli 2023

Die Bundesjugendspiele sind nicht das Problem


Jetzt werden also die Bundesjugendspiele in der bisherigen Form abgeschafft. Den Kindern ist das Trauma, eventuell nur eine Teilnehmerurkunde zu bekommen (die es zu meiner Zeit noch nicht gab), nicht mehr zuzumuten, heißt es. Also weg damit. Komisch, ich und die, mit denen ich so rumhing, haben die Bundesjugendspiele damals nie als Zumutung empfunden, sondern eher als nette Abwechslung vom Schulalltag. Typische Bundesjugendspiele sahen für unsereins ungefähr so aus:

Samstag, 1. Juli 2023

Verführerisches


"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat." (Erich Kästner)

Nicht zufällig war in der Nachkriegszeit 1945ff. das Narrativ von den 'verführten Deutschen' vor allem in bürgerlichen Kreisen beliebt. Die Deutschen seien insgesamt ein total super friedliches Kulturvölkchen gewesen -- ja gut, das hatte sich wegen eines in jeder Hinsicht überforderten Staatsoberhauptes, der aber leider Monarch und somit unabsetzbar war, in diesen Krieg hineinziehen lassen, aber wir wollen nicht kleinlich sein --, dann aber sei wie Kai aus der Kiste, quasi aus dem Nichts, der diabolische, charismatische Superbösewicht Hitler über sie gekommen und habe sie mit seinen unwiderstehlichen, schwarzmagischen Kräften zum Nazitum verführt. (Dass zum Verführen immer zwei gehören, wie jede*r Paartherapeut*in weiß -- nun ja.)