Montag, 12. Oktober 2020

Ronny des Monats - Oktober 2020

 
Fast wäre die diesmonatige Ronny-Verleihung eine Polizei-Sondernummer geworden. Anlass dafür gäbe es schließlich genug. Aber, dachte ich mir, wieso nicht das Gegenteil tun? Alles guckte dann nur mehr auf die Staatsgewalt und niemand mehr auf die anderen Sauereien. Zumal es immerhin auch noch Ordnungshüter gibt, die ihren Job ordentlich machen. Etwa die, die in Hagen dazwischengegangen sind, als vier Typen aus dem Umfeld der Veranstaltung 'Der III. Weg' Menschen auf einem 'Stolpersteine'-Rundgang bepöbelten. Oder jene Sherriffs, die das Münsterländische Raesfeld entschlossen davor bewahrt haben, zur Drogenmetropole zu werden.

Die Top 5 für Oktober:

Platz 5: Rechtssprecher
Der sächsische Verfassungsschutz hat den AfD-Bundestagsabgeordneten und Richter Jens Maier offiziell als rechtsextrem eingestuft. Thanks.


Platz 4: Früh übt sich…
In Nordrhein-Westfalen soll ein 14jähriger per WhatsApp zum Mord an Juden und Muslimen aufgerufen haben. Ich höre es förmlich: Einzelfall! Dummejungenstreiche! Jugendliche Flausen! Halb so wild, wir haben damals doch auch... Meine Güte, waren Sie nie jung? Zur Info: Ja, ich war mal jung und nein, ich wäre nicht auf so eine Idee gekommen.

Platz 3: Bestimmt kein Nazi, aber…
André Hart, Moderator bei Radio Leipzig versuchte sich an einer kleinen Parabel. Passende Antwort von Hogesatzbau: "Mensch, müsst ihr beschissene Gästezimmer haben, wenn ihr selbst auf #Moria neidisch seid."

Platz 2: Kölle alaaf!
Okay, ganz ohne Polizei geht es doch nicht. In Köln wurde am 8. Oktober mit einer Kundgebung der Opfer des antisemitischen Anschlags von Halle vor einem Jahr gedacht. Auch die Polizei war präsent. Unter anderem in Form eines Zivilpolizisten, der es dem Anlass angemessen fand, in Thor-Steinar-Kleidung zu erscheinen. Nun ja.

"In Halle hatte es die Polizei vor einem Jahr, trotz mehrfachen Bittens der jüdischen Gemeinde, abgelehnt, auch nur einen Polizisten zum Schutz am höchsten jüdischen Feiertag zu schicken. In Köln erscheint ein Jahr später ein Polizist in Zivilkleidung, für Personenschutz zuständig. Als Redner sind die bedeutendsten Vertreter der Jüdischen Gemeinden der Bundesrepublik am Podium – und der Polizist trägt Neonazikleidung." (Jennifer Marken)

Platz 1 und Ronny des Monats für:

Wolfgang Kubicki (Bundestagsvizepräsident, FDP)
Uh, er hat das N-Wort benutzt! Hang him higher! Nö, kein Interesse. Aber diese krampfhafte, komplett gratismutige Politische Inkorrektheit nervt halt nur noch. Daher, obwohl andernorts deutlich Schlimmeres passiert ist, der erste Platz. Traurig, dass man einem Bundestagsvizepräsidenten die Sache mit dem Rassismus erklären muss. Kubicki meinte übrigens noch, er könne sich an keine Phase in der Geschichte Deutschlands erinnern, "in der es um die Freiheit der Meinung so schlecht bestellt ist wie heute". Ja wirklich schlimm aber auch! Kaum benutzt man mal ganz irre mutig ein rassistisches Wort, schon wagt der Pöbel einem zu widersprechen. Und dass sein persönliches Erinnern gerade mal 68 Jahre deutscher Geschichte abdeckt, muss man ihm vermutlich auch erklären.


Der Ehrenronny des Monats Oktober ist ein souveräner Favoritensieg, nämlich:

Christian Lüth (AfD)

Um es mit Old Pispers zu sagen: Den Herrn Lüth zitiert man am besten wörtlich. Es gibt einfach keine bessere Möglichkeit, diesen Mann zu diskreditieren:

"Wir können die [Migranten] nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst."

Hinterherschieben ließe sich noch folgendes passendes Apercu

"Es ist so […] dumm wie irrational, wenn Rechte einerseits den Holocaust leugnen, nur um dann 5 Minuten später Memes mit Gaskammern zu liken. Oder wenn gestandene Neonazis lautstark "Faschismus!" brüllen, wenn sie wegen Corona jetzt im Bus eine Maske tragen müssen…" (stoerungsmelder@zeit.de)

Ach so, bevor noch jemand auf Ideen kommt: Das war natürlich kein Einzelfall.





11 Kommentare :

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. „Herrn Lüth zitiert man am besten wörtlich.“

    Das mit dem wörtlichen Zitat wird schwierig. Erinnern wir uns: die klandestine Tonaufnahme war versaut bzw. wurde als solches ausgegeben. Stattdessen kam nachgesprochenes Gedächtnisprotokoll.

    Zur Glaubwürdigkeit. Ich fühle mich erinnert an eine heimliche Aufnahme auf Ibiza.

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  3. Ach, werter Stefan, man möcht' nur noch im Strahl kotzen.

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    1. Das habe ich inzwischen im Griff, meine Liebe.

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    2. @Annika, @Stefan Rose

      Der „Ronny des Monats“ thematisiert als fixe Rubrik zwielichtige Gestalten. Dagegen ist nichts einzuwenden.

      Im Fall Lüth (extrem zwielichtig) dürfen wir aber von einer unfreiwilligen Rehabilitation sprechen – im Sinn von Minus mal Minus gibt Plus.

      Wie aus dem Zeit-Artikel hervorgeht, geschah das als authentisch ausgegebene Zitat in der Lauschfalle. Die technische Minderleistung kommt später dran – bereits die Falle ist ein No-Go. Das Lauschopfer wähnte sich in vertraulichem Raum und äußerte Gewaltfantasien, wie sie jedermann passieren, der mit als machtlos empfundenem Frust konfrontiert ist.

      Zur technischen Minderleistung: die Tonaufnahme wird als misslungen ausgegeben, stattdessen folgt Wiedergabe nach Gedächtnis. Die Zeitung verschweigt das, aber die Info ist bekannt. Dass der vorliegende Artikel Wörtliches Zitat fordert ist technische Schwäche.

      Füllen wir meinen Spruch Minus mal Minus gibt Plus mit Leben:

      Wir erinnern uns an einen klandestinen Gesprächsmitschnitt auf Ibiza – ein Lockvogel und ein österreichischer Politiker, Thema Übernahme eines Presseorgans. Liegt zwo Jahre auf Halde, wird scharfgeschaltet letztes Jahr (glaub ich). Regierungskrise, das Opfer ist politisch erledigt. Vor wenigen Wochen wird offenbar, dass die Aufnahmen kreativ geschnitten sind. Die ausgelassenen Sequenzen rehabilitieren das Opfer menschlich. Politisch ist es unverändert raus.

      Auf diese schlichte Überlegung kann außer meiner Wenigkeit jeder kommen. So öffnet sich – ungewollt vom Blog-Inhaber – ein Potenzial zu Rehabilitation von Lüth.

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    3. Man sagt ja: Don't feed the Troll.

      Aber weshalb Sie Ihre Zeit damit verplempern, die Verlautbarungen von Drecksarschlöchern als "aus dem Zusammenhang gerissen" verteidigen und mit derlei Gesülz anderer Leuts Kommentarspalten belästigen... ich werd's nie verstehn.

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    4. @Annika – Der Troll beschränkt sich aufs Ärgern. Mit Logik hält er sich nicht weiter auf. Der Troll ist zu erkennen etwa an Vokabeln, die ihm seine Mutter eigentlich verboten hat.

      Die Antwort des Blog-Inhabers auf Trollen lautet schnipps (mit Doppel-p) und findet meine Zustimmung.

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    5. @Annika

      Kurze Frage - kurze Antworten:

      1

      2

      3

      Mehr gibt es dazu nicht zu sagen bis auf den Aspekt des Zeitdiebstahls für den, der sich das Lesen solcher Beiträge antut.

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    6. @Siewurdengelesen – bin den Verweisen gefolgt und habe sie aufmerksam gelesen. Willst du eigene Gedanken hinzufügen? Oder beschränkst du dich auf die Autoritäten?

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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