Freitag, 9. April 2021

Fare well, Duke!

 
Nein Bonetti, hier muss ich ausnahmsweise widersprechen: Der Beziehungsstatus, in den Elizabeth II. von England nunmehr übergegangen ist, heißt nicht 'Single', sondern 'Witwe'. Ich bin alles andere als Monarchist und der Ansicht, die blaublütige Bande und diverse gekrönte Häupter hatten lange genug Gelegenheit, den Kontinent einigermaßen anständig zu regieren und überwiegend vergeigt. Vielleicht waren es nach der Aufklärung die modernen Massenmedien, die den Aristokraten endgültig den Nimbus genommen und offenbart haben, was sie wirklich waren und sind: Ziemlich durchschnittliche Leute, denen die Geschichte nicht zu unrecht eine überwiegend repräsentative Rolle zugewiesen hat.

Natürlich war auch der nunmehr mit knapp 100 Jahren verstorbene Prinz Philip da keine Ausnahme. Niemand wird es jemals geschafft haben, ihm die Idee der Monarchie von Gottes Gnaden auszureden und ihn zum Republikaner zu bekehren. Trotzdem, ich mochte den Kerl irgendwie. Der hatte echtes Format. War altmodisch bis ins Mark, ja, aber auf eine seltsam anrührende Weise, die uns heute fremd geworden ist. Ein letzter Überrest des alten Empire. Man könnte sagen, Prinz Philip war auf eine Weise altmodisch, dass es schon wieder cool war.

Ein knorriger, kantiger Kauz, als moderner Familienvater sicher ein Totalausfall. Aber auch einer, der einen Dreck auf das gab, was über ihn geredet und geschrieben wurde und sein Ding durchzog. Ein verdammt zäher Bursche zudem. Mit über 90 und schon sichtlich gezeichnet vom Alter, stand er beim diamantenen Thronjubiläum Elisabeths stundenlang in stocksteif gerader Haltung auf der Prunkbarkasse. Kein Wanken, kein Jammern, keine Miene verzogen.

Obwohl lediglich Prinzgemahl, war der Duke of Edinburgh unbestrittener König der respektlosen Sprüche. Seine Sottisen, von denen eine schöne Auswahl hier zu finden ist, sollen Protokollbeamten regelmäßig kalten Schweiß auf die Stirn getrieben und Diplomaten schlaflose Nächte bereitet haben. Am bekanntesten in Deutschland ist, wie er Helmut Kohl einst auf der Hannover Messe in akzentfreiem Deutsch begrüßte mit "Guten Tag, Herr Reichskanzler!". Duke Of Hazard war bald sein Spitzname unter britischen Journalisten. (Irgendwo habe ich noch ein aus London importiertes Buch herumliegen mit gesammelten Kloppern von ihm, mal sehen, vielleicht zitiere ich die Tage daraus.)

Es gibt Leute, die meinten, das oft undiplomatische Auftreten Prinz Philips sei das verständliche Verhalten eines Mannes, der in seinem Leben ein paar Folkloredarbietungen zu viel ertragen musste. Ich bin ziemlich sicher, das geschah nicht aus Tolpatschigkeit oder Schusseligkeit, sondern es war gezielt eingesetzt. Aus Loyalität zur Monarchin, als deren erster Diener er sich zeitlebens verstand und hinter deren eisernem Pflichtbewusstsein er keinen Millimeter nachstand. Er gab den Bad cop, machte sich mit seinen verbalen Fehltritten zum Trottel, zog Kritik auf sich, ließ die Reporter sich die Mäuler zerreißen über ihn und bereitete so seiner Frau die Bühne für ein umso glanzvolleres und huldvolleres Auftreten.

Privat ist nur sehr wenig bekannt. Außer dass er seine Frau, damals durchaus noch ungewöhnlich, wohl wirklich von Herzen geliebt hat. Und dass er daheim durchaus die Hosen angehabt haben soll. Ein Kenner des Hofes meinte einmal, man solle sich klarmachen, dass Prinz Philip der einzige im ganzen Palast sei, der zur Königin jederzeit sagen könne: "Jetzt halt doch mal die Klappe, Lissy!"

Vielleicht hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen. Wenn, dann wird da möglicherweise etwas in der Art dringestanden haben: "So, altes Mädchen, das war es für mich in diesem Theater. Aber weil ich so blöd bin, an den Quatsch zu glauben, den der Pfarrer uns damals eingetrichtert hat, bin ich sicher, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Grüß die ganze bucklige Brut von mir und lass' dir um Himmels Willen nicht noch ein Kind andrehen. Das würde ich nicht überleben. Außerdem machen die anderen schon genug Ärger. Bis bald, dein Phil."

So ähnlich stelle ich mir das vor. Passen würde es jedenfalls zu ihm. Wie gesagt, ich mochte den alten Knaben.






36 Kommentare :

  1. Die Deutschen und Ihre Sehnsucht nach Monarchie. Ich werde das nie verstehen. Das muss man sich über den Zustand der Demokratie nicht wundern.

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    1. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass unter einem Kaiser Wilhelm die Ausgrenzung von erklecklichen Teilen des Volks nicht möglich gewesen wäre. Die Rede ist natürlich von den Juden. Halt ich für plausibel.

      Aber ich werd dir nicht reinquatschen.

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    2. Natürlich. Und der Antisemitismus der Nazis ist dann kurz darauf vom Himmel gefallen oder was? Meine Güte...

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    3. Es ist eine Tatsache, dass im von Bismarck gegründeten Deutschen Reich die Bürgerrechte der Juden unbeschnitten waren. Sie waren besser gestellt als etwa in den Staaten.

      Was zwischen 1918 und 1933 geschah? Die Pariser Vorortverträge, zur Erinnerung. Nach Aussage eines alten Kunst-Dozenten von mir seinerzeit (1974): in der Weimarer Republik konnte man stehend freihändig verhungern.

      Das ist dann die Stunde der Populisten.

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    4. Sorry wenn ich nachtrete aber muss. Der Judenhass war kein generisches Problem der Deutschen, sondern stand in 25-Punkte-Programm der Nationalsozialisten. Die Deutschen mussten dazu „erzogen“ werden. Die NSDAP hatte sogar einen erklecklichen Anteil an jüdischen Wählern, die das gar nicht so wahrhaben wollten. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.)

      Schließlich gibts den Spruch: wer aus der Geschichte nicht lernt ist dazu verurteilt, diese zu wiederholen. Die Diktatur gibts auch ohne Judenhass – geht auch schlecht, davon haben wir zu wenig im Land, stattdessen sponsert unsere geliebte Regierung Hamas und PLO, in deren Programm steht, alle Juden ins Meer zu jagen. (Quelle such ich jetz nicht raus, könnt ihr selber.)

      Was den innenpolitischen Teil der Diktatur angeht: hier im Forum sehe ich täglich, wie das schön geredet wird.

      Wer aus der Geschichte nicht lernt ist dazu verurteilt, diese zu wiederholen.

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    5. Nein, können wir nicht selber. Wer Behauptungen aufstellt, hat die verdammte Pflicht, diese auch zu belegen.

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    6. Wobei ich das auch seltsam finde: Wenn es so wäre, wie Sie behaupten, dann sponsorte unsere Regierung ja offen antisemitische Organisationen. Also, bis vor kurzem wollten Nazis und Rechte mir immer erzählen, unsere Regierung pampere den Staat Israel auf Druck der internationalen jüdischen Lobby mit Milliarden. Wegen Kollektivschuld und Schuldkult und Co. KG. Mystriös...

      Bei Ihnen würde ich gern Stephen Hawking zitieren:
      "The greatest enemy of knowledge is not ignorance, it is the illusion of knowledge."

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    7. PLO berentet Angehörige von Selbstmordanschlägern. Es gibt Subventionen seitens BRD an PLO. Bestimmung zu Verwendungzweck können wir getrost ausschließen. Allgemeinwissen.

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    8. Quelle:

      Subvention von PLO durch EU (BRD-Anteil nicht ausgewiesen, aber vorauszusetzen).

      Berentung durch PLO

      Ich habe sieben Minuten meines Lebens auf die Suchmaschine meines Vertrauns verwendet. – Aber ich nehm dir deine Hartleibigkeit nicht übel, die hab ich ja selbst.

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    9. Schön, und was gedenken Sie damit jetzt genau zu belegen? Dass unsere Regierung antisemitisch ist?

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    10. Außerdem hat es nichts mit Hartleibigkeit zu tun, Ihr intellektuell halbgares Gebrabbel nicht unterschreiben zu wollen. Unter Soziopathen aber schon verbreitet, den Fehler immer bei anderen zu suchen.
      Ach und noch was: Beim nächsten ungefragten Duzen wird hier gelöscht, ist das klar?

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    12. An alle. (Nicht dass es jemand angeht, aber es kommt grad freiwillig von mir.) Bin grad bei der Lektüre von Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Als Ebook.

      Und ich kenne keinen Spaß.

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    13. Was hat das mit dem Thema des obigen Artikels zu tun? Nix. Also: Falscher Ort. Ich verstehe auch keinen Spaß mehr

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  2. Witwen sind auch Singles. #elite-partner

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    2. Wegen des Verhaltensmusters Hypergamie ist die Aussicht einer erneuten Heirat von Queen Elizabeth gering. Noch höher heiraten geht nicht.

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  3. Und wieder einmal trauert die Weltprominenz um ein der ihren, der niemals Not leiden musste, der stets edel gekleidet war, keinen Hunger kannte, in einem Palast wohnte, umgeben von Securityleuten, medizinisch optimal betreut, der ein Alter erreichte, das der als Maßstab für die durchschnittliche Lebenserwartung deutschen Rentenversicherung den kalten Schweiss auf die Stirn treiben würde.

    Ich trauere stattdessen um diese Menschen hier, um die sich die weltweite Heuchelbande einen Dreck schert.:

    https://www.tagesspiegel.de/downloads/20560202/3/listeentireberlinccbanu.pdf

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    1. Du trauerst also. Kennst du welche persönlich? Oder ist das nur das wohnzimmerliche Moralingesülze?

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  4. Matthias Bröckers weist darauf hin, dass Herzog von Edinburgh 30.000 Vögel, zwo Krokodile und einen Königstiger erlegt hat, außerdem Schottische Hirsche und Wildschweine ohne konkrete Zahlenangabe.

    Ich bin übrigens kein Tierschützer, betrachte Krokodile also als nachwachsende Produkte und halt mich zurück. Nur sind halt die Briten, wenn schon nicht genau philanthropisch veranlagt, so doch ein Volk von Tierfreunden.

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  5. W.-D. Busch: In Kleinbloggersdorf kennt man mich seit Jahren als gefühlskalten Heuchler und Speichellecker des Restadels.

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    1. Die Behauptung von Trauer über Tausende ist eine Entwertung des Begriffs „Trauer“. Sprich Deutsch. Sag: du empfindest es als menschliche Katastrophe.

      Das zu „betrauern“ ist das zu beheucheln. Und schreibs dir hinter die Ohren!

      Wenn du das erst mal zur korrekten Ausdrucksweise vorgedrungen bist unterhalten wir uns weiter, mein Bester.

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    3. Ich ignoriere mal Deinen oberlehrerhaften Ton, denn ich kann mich nicht erinnern, Dir irgendwann einmal die Definitionsmacht über meine Vorstellung von "Trauer" übertragen zu haben.

      Trauerfeiern zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz entwerten also den Begriff Trauer, weil der Anlass das Gedenken an ein anonymes Kollektiv bedeutet? Das Buch der Mitscherlichs, "Die Unfähigkeit zu trauern" entwertet ebenfalls den Trauerbegriff? Empathie und Mitgefühl sind demnach immer abhängig von einer identifizierbaren Einzelperson oder einer überschaubaren, namentlich bekannten Gruppe von Opfern? Und was ist mit der Trauern um die Coronatoten, von denen ich auch keinen einzigen kenne? Damit meine ich nicht die öffentliche Inszenierung von Trauer.

      Meine Intention war, nur einmal der öffentlichen Heuchelorgie bezüglich Prinz Philip die Gleichgültigkeit in Bezug auf die Leichenberge im Mittelmeer gegenüber zu stellen.

      Was Du euphemistisch als "Katastrophe" bezeichnest, ist für mich ein Verbrechen durch Unterlassung.

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    4. @Altautonomer (gekürzte Antwort)

      Um das zu vertiefen, der Unterschied zwischen Trauerfall und Katastrophe ist die persönliche Betroffenheit.

      Als ich in den Siebzigern aus der Zeitung erfuhr, wie das Pol-Pot-Regime das Volk von Kambodscha um ein Drittel reduzierte – und zwar mit Mitteln, die an den Dreißigjährigen Krieg gemahnen – fasste mich Entsetzen. Nicht Trauer!

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    5. @altautonomer

      „… ignoriere mal Deinen oberlehrerhaften Ton …“ – tus oder lass es, du hast (vom Admin nicht gelöscht) mich einen Heuchler und Speichellecker genannt. Im (vom Admin gelöschten) Kommentar habe ich begründet, warum ich das nicht persönlich nehme.

      „Trauerfeiern zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz“ – werden ehrenhaft begangen von Angehörigen. Von anderen (etwa mich) sind das Gedenkfeiern. Auf dass es sich nicht wiederholen möge.

      „… öffentlichen Heuchelorgie …“ – sogar damit liegst du voll daneben. Persönliche Betroffenheit beschränkt sich nicht auf Verwandtschaft, sie tritt auch auf bei Persönlichkeiten, denen man persönliche Bedeutung zumisst. (Vorliegend bei mir nicht so der Fall. Es gab bei mir mal so einen Fall aber ich werde einen Teufel tun und mich hier outen.)

      „Was Du euphemistisch als ‚Katastrophe‘ bezeichnest, ist für mich ein Verbrechen durch Unterlassung.“ – Sicher, Ertrinken ist kein schöner Tod. Es hätte sie jemand auffischen und sicher an das nächste Ufer verbringen müssen. Oder noch besser das ganze Vorhaben ausreden.

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    6. "Oder noch besser das ganze Vorhaben ausreden."

      In John Steinbecks "Früchte des Zorns" geht eine Familie auf die strapaziöse und für die Älteste von ihnen den Tod bringende Reise von Oklahoma nach Kalifornien, in der Hoffnung dort eine neue Existenz aufbauen zu können. Ein gedruckter Handzettel ("Pflücker gesucht") ist für sie Anhaltspunkt genug dafür, dort ein Auskommen zu finden. Selbst als sie unterwegs von den ausbeuterischen Verhältnissen auf den Obstfeldern und dem gewalttätigen Hass der Einheimischen auf die "Oakies" hören können sie nicht mehr umkehren, da sie ihre gesamte Existenz in diese Reise gesteckt haben.

      Übertragen auf heutige Verhältnisse würde ich sagen, dass Menschen die bereit sind eine lebensgefährliche Überfahrt zu riskieren, mit der vagen Hoffnung auf der anderen Seite neu anfangen zu können, nicht durch Argumente von diesem Vorhaben abgebracht werden können.

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    7. @Thies 12. April 2021 um 00:39

      Der Unterschied zwischen Steinbecks Romanfiguren und den Migranten besteht nicht in Aussicht auf einen Job, sondern in Aussicht auf Einkommen ohne Arbeitsaufwand, den Frau Merkel vor Ort ungerührt propagiert.

      Also: nicht vergleichbar mit unserer Situation.

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    8. "Die Migranten" gibt es nicht. Die Generalunterstellung, alle Migranten wollten "Einkommen ohne Arbeitsaufwand", ist Quatsch (erzählen Sie das mal Spargelstechern, Erntehelfern, Schlachtereiarbeitern etc.). Also: rassistischer Quark.

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    9. Sagt ja keiner. Ich spreche von der gewaltigen Mehrheit, die seit 2015 zu uns geströmt sind.

      (Selbstverständlich gibt es einige, die qualifiziert, arbeitsam und integrationswillig sind. Wer hat je was anderes behauptet? Ich nicht.)

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    10. Welche „gewaltige[n] Mehrheit […]seit 2015“ denn?

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    11. @frater mosses
      https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/_inhalt.html
      Bist du erwachsen? Muss ich dir alles raussuchen?

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    12. Die von Ihnen verlinkten Quellen sind in Bezug auf Ihre Aussagen komplett irrelevant. Netter Versuch.

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  6. Man darf niemals vergessen, dass es bei Prinz Philip immerhin um eine Art Gottheit gehandelt hat:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Prinz-Philip-Bewegung

    Irgendwie passend, dass der alte Knacker von einem Cargo-Kult verehrt wurde/wird.

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