Zentrales Ereignis des noch jungen Jahres war neben der Kapitulation der ÖVP vor Kickl und der FPÖ sowie derjenigen des US-Kapitals vor Donald Trump sicher der AfD-Parteitag in Riesa, auf dem die Partei die letzten Illusionen beseitigt hat, irgendwie noch 'bürgerlich' zu sein. Während gegen die 'Correctiv'-Recherche nach wie vor gerichtlich vorgegangen wird, propagiert man inzwischen offen das, was einem genau diese Recherche vorgeworfen hat. Kannste dir echt nicht ausdenken. Ach ja, dann war da noch dieser Laber zwischen Weidel und ihrem Abjott Murks. Will heißen, eine ehemalige Goldman Sachs-Mitarbeiterin und der reichste Mann der Welt rufen dazu auf, es 'den Eliten' zu zeigen. Oh ja, gib mir mehr!
Weidel beklagt, man dürfe seine Meinung nicht mehr frei äußern, während sie vor Millionenpublikum bei X und RTL die dümmste aller jemals geäußerten Meinungen raushauen kann: Hitler sei links und ein Kommunist gewesen.
— Maurice Höfgen (@MauriceHoefgen) January 10, 2025
Wer jetzt glaubt, dafür gäbe es den Ronny des Monats oder den Ehrenronny, irrt. Das ist eine solche Beleidigung der Intelligenz (ein Kommunist, der Kommunisten verfolgen und ins KZ bringen ließ und 1941 das Mutterland des Kommunismus -- kommunistische Internationale anyone? -- mit einem Vernichtungskrieg überzog, schon klar), dass es noch nicht einmal für die Backlist reicht.
Die Top 5 des Monats:
Platz 5: Früherziehung in Penzberg
An der Tür einer Grundschule im bayerischen Penzberg sind Plakate und Aufkleber mit Parolen gefunden wie "White Lives Matter" und "Stoppt den Großen Austausch!", "Ausländer raus!" und "White countries for white People". Man kann eben nie früh genug anfangen mit der Indoktrination, pardon Aufklärung des Nachwuchses.
Platz 4: Parteitag Spezial 1
Gehen Sie bitte weiter, das hat nichts zu sagen, es gibt nichts zu sehen...
Natürlich reiner Zufall, dass beim #AfD Parteitag genau 8 Deutschlandfahnen links und 8 Deutschlandfahnen rechts des Rednerpultes stehen. 😉 pic.twitter.com/sRdb3LKB3i
— Dr. Christian Scharun (@CScharun) January 11, 2025
Platz 3: Parteitag Spezial 2
Es wurde ja auch gegen den Parteitag demonstriert, wobei es auch zu Polizeigewalt gegen Demonstrierende gekommen ist. Was einige AfDler bzw. Sympathisierende dazu veranlasste, Knüppel aus dem Sack (s.u.) und ähnliches zu fordern. Komisch, als Anfang letzten Jahres der politische Aschermittwoch der Grünen in Biberach abgesagt werden musste wegen Protesten aufgebrachter Bauern, bei denen es ebenfalls zu Gewalt kam, wenn auch vonseiten der Protestierenden, bezeichnete die AfD Baden-Württemberg das als, so wörtlich, "Resultat gelebter Demokratie".
Kritik und kontroverse Debatten als „Cancel Culture“ diskreditieren, bei Demos gegen Rechtsradikale offen Gewalt fordern - darf ich vorstellen: die Wächter der Meinungsfreiheit. #riesa #r1101 #knüppel pic.twitter.com/2tLnrWfEVU
— Patrick Gensing (@PatrickGensing) January 11, 2025
Platz 2: Schweinisch
Vor dem Prager-Haus in Apolda wurde Anfang des Monats ein Schweinekopf abgelegt. Das Prager-Haus ist eine Gedenkstätte, die an die von Nazis verfolgte Familie Prager erinnert. Der jüdische Kaufmann Bernhard Prager wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. Sein Geschäfts- und Wohnhaus kaufte ein Verein, sanierte es und richtete dort einen Gedenk- und Lernort für jüdisches Leben ein. So passiert's eben, wenn bei einigen dort, wo normalerweise ein Großhirn sitzt, offenbar mehr so Schweinskopfsülze ist.
"Faschismus ist ein Pilotenspiel der Gewalt: Erst werden Minderheiten verfolgt und drangsaliert, aber bald schon muss nachgeschoben werden. Mehr Gewalt muss her, also Krieg und Bürgerkrieg, um die faschistische Gesellschaft bei Laune und unter Spannung zu halten. Irgendwann ist dann alles zerstört. [...] Noch ist die extreme Rechte schwächer, als sie tut. Aber lange Zeit bleibt nicht mehr. Den Kopf zu schütteln wird 2025 nicht genügen." (Nils Minkmar)
Platz 1: Also doch jetzt
Ich würde ja niemals behaupten, es gäbe welche in der AfD, die lügten, wenn sie bloß den Mund aufmachten. Aber wie war das noch letztes Jahr nach der Correctiv-Recherche? 'Remigration'? Was soll das sein? Neiiin, würden wir doch niiiemals so sagen, so was! Üble Nachrede! Verleumdung! Pfui! Opfer wir! Mal wieder. Mimimi! Kein Jahr später Weidel so: Okay, dann heißt es eben Remigration. "Diesen Ausdruck [der auch ins Programm aufgenommen wurde, S.R.] hatte sie lange vermieden, aus Sorge, dass die Wähler ihn mit Zielen verbinden könnten, die die AfD-Führung nicht ihre Ziele nennt." (FAZ) Was kommt als nächstes? "Na gut, dann sind wir eben Faschisten?" Ich stelle nur Fragen.
Dann griffen welche aus dem Verein die alte NPD-Schnurre mit den Rückflugtickets wieder auf, nannten das 'Remigrationsticket' und verteilten das beim großen Parteitag mit der Aufforderung, die Dinger möglichst vielen Migranten in die Briefkästen zu stecken (die Kripo ermittelt). Lustig, gell? Ja, voll lustig, Atze, echt.
"1934 berichtet ein jüdischer Zahnarzt, wie ihm im Konzentrationslager unter Hohngelächter eine 'Freifahrkarte nach Jerusalem' in die Hand gedrückt wurde. Vertreibungsfantasien gehen schon früh der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik voraus." (Ausstellungsbroschüre des Gedenkortes Topf & Söhne, 2019)
Ich habe Fragen. Wie würde eigentlich Alice 'dann heißt es eben Remigration!' Weidel reagieren, wenn bei ihrer nichtdeutschen Lebenspartnerin so ein Wisch im Kasten läge? Würde sie herzhaft lachen ob dieses Hammerscherzes? Geht sie davon aus, dass jene Drangsal und die Zumutungen, die sie und ihre Partei anderen auferlegen wollen, sie selbst und ihre Lieben schon nicht treffen wird ('Shirley exception')? Und was passieren könnte, wenn, hypothetisch jetzt, ein paar Scherzkekse AfD-Mitgliedern Knetgummiblöcke mit dem Stempel 'C4' in den Briefkasten legten, mag man sich gar nicht erst ausmalen. Der Staatsschutz würde vermutlich schneller ermitteln als man "April, April!" sagen könnte und der Generalbundesanwalt würde sich der Sache annehmen.
Und der Ehrenronny des Monats geht dieses Mal in den schönen Schwarzwald, und zwar an:
Matthias Kerber (Lokalzeitung 'Der Guller', Ortenau)
Wenn gewisse Parteien und/oder Gruppierungen sich faschistisch betätigen, ist das eine Sache. Faschos doing fascho things. Wenn aber die 'bürgerliche Mitte' bzw. diejenigen, die möglicherweise den Anspruch erheben, selbige zu repräsentieren, deren Denkweisen und Formulierungen eins zu eins übernehmen, dann ist das noch einmal eine ganz andere Sache. So zum Beispiel Redakteur Matthias Kerber in seiner Kolumne in der Ortenauer Lokalzeitung 'Der Guller' vom 5. Januar. Die Kolumne ist - honi soit qui mal y pense - online nicht (mehr?) abrufbar, ist aber in der Welt. Bob Blume hat das dankenswerterweise dokumentiert. Es ist zu hoffen, dass die Kolumne gelöscht wurde, weil dann doch zu viele Leser so eine Hetze nicht recht goutieren mochten.
Warum werden BILD und WELT nicht als Nachfolgepublikationen von "Stürmer" und "Völkischer Beobachter" bezeichnet?
AntwortenLöschenIch denke, da fehlt es noch an einer Portion Antisemitismus.
LöschenNotfalls funktioniert der gewöhnliche Faschismus auch ohne offenen Antisemitismus. Offene Ausländerfeindlichkeit tuts auch, Hauptsache, man kann einen Sündenbock vorführen. Wer wie ich gestern abend den Fehler gemacht hat, in "Hart aber fair" den Ausführungen eines gewissen Herrn Spahn zur Exklusivität der deutschen Staatsbürgerschaft zu lauschen, weiß, wovon ich rede. Mir ist immer noch übel.
LöschenIm Hinblick auf Figuren wie Spahn und Weidel könnte man fast auf die Idee kommen, dass die Homosexuellen unser Unglück sind. Natürlich nur dann, wenn man den Denkmustern dieser Figuren folgen möchte.
PS. Derzeit liegt die CDU knapp über 30%, die AfD bei knapp über 20%. Wenn ich genug Knete hätte, dann würd ich meine deutsche Staatsbürgerschaft im Klo runterspülen und mir eine andere kaufen.
Die Partei in Stolberg hat übrigens stabil reagiert.
LöschenDie Partei, die Partei,
LöschenDie hat immer recht,
Genossen es bleibt dabei,
Denn wer für das Recht kämpft,
hat immer recht
Gegen Lüge und Ausbeuterei!
"eine ehemalige Goldman Sachs-Mitarbeiterin".
AntwortenLöschen... anscheinend nahmen die auch "jeden" (Personalmangel?) — Hauptsache rudimentäre Englischkenntnisse ...
Gruß Jens
Da möcht man gar nicht erst über das Anforderungsprofil bei Blackrock spekulieren.
LöschenIch finde, weder Grüne noch AFD dürfen daran gehindert werden, ihre politischen Veranstaltungen abzuhalten! Eigentlich selbstverständlich! Dagegen friedlich demonstrieren, natürlich!Festketten oder SItzblpckaden nein
AntwortenLöschenWas sollte einen Kommunisten davon abhalten, andere Kommunisten zu verfolgen?
AntwortenLöschenhttps://www.archivportal-d.de/item/7UV3YSZ6X4ZTOZRQZ3RGVDPLMTWUEI7W
Verdummen Sie weiter. Ich kann Ihnen nicht helfen. Und habe keinen Bock dazu.
LöschenHauptargument der Linken, Hitler sei rechts gewesen, ist im Kern der Fakt, dass er die Produktionsmittel nicht vergesellschaftet hat. Was spricht gegen eine Neutrale Diskussion?
LöschenKeinen Bock, über Selbstverständlichkeiten zu diskutieren. Ich muss auch nicht "neutral" diskutiereren, dass Wasser nass ist. Ziehen Sie Leine und halten Sie Ihre Stöckchen woanders hin.
LöschenHitler hat bereits im Februar 1925 gegen antikapitalistisch orientierte Parteimitglieder geschossen, als es um entsprechende Mini-Forderungen im NSDAP-Parteiprogramm ging. 1934 wurde die Leitfigur Gregor Strasser (der trotzdem gegen jede Verstaatlichung war und Industriellenkontakte hatte) im Röhm-Putsch liquidiert. Aber selbstverständlich muss Hitler trotzdem ein Kommunist gewesen sein, weil Horst-Kevin einen Partaushang mit entsprechendem buzzword von 1930 einer Braunschweiger Ortsgruppe gefunden hat. Kannste dir nicht ausdenken, das tut doch schon weh...
LöschenDanke.
LöschenDie Dichotomie „Links/Rechts“ stammt aus der Sitzordnung zuzeiten der Französischen Revolution und steht für „Revolutionär/Konservativ“.
Löschen„Links“ bedeutet nicht „Marxistisch“, sondern ist – als der ältere Begriff – dessen Oberkategorie „Revolutionär“.
Stimmen, die den Nationalsozialismus als „Links“ ansehen, verweisen auf dessen Revolutionäre Grundhaltung, die dank Führerprinzip widerstandslos umgesetzt konnte.
Von einigen wird A. Hitler darum als Sozialist angesehen. Die Definition „Kommunist“ ist auf ihn aber nicht anwendbar.
https://www.nzz.ch/feuilleton/hitler-war-kein-kommunist-warum-alice-weidel-falsch-liegt-aber-nicht-ganz-ld.1866200
Ihnen ist aber schon aufgefallen, dass die Welt seit der Franz. Rev. sich ein paar Meter weitergedreht hat, ja? Und dass nun die NZZ findet, Frau Weidel habe nicht ganz unrecht, kann auch nicht wirklich überraschen.
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