Beim einst heiß geliebten, inzwischen eher so lauwarm gemochten Ballaverein Borussia Rheinmetall KGaA haben sie die nächste Trainerkrise am Start. Nuri Sahin, dessen Qualifikationen vor allem darin bestanden, 2011 eine gute Saison für den BVB gespielt, einen mittelguten türkischen Provinzverein trainiert zu haben und ansonsten ein 'Dortmunder Jung' zu sein ('Stallgeruch'), bekam seine Papiere. Was schon spätestens vor vier Wochen hätte passieren müssen. Auch eine Truppe mit dem Anspruch des BVB kann sicher mal einen schlechten Tag erwischen und unglücklich verlieren, aber sich vom Tabellenvorletzten zu Hause mit 0:3 vorführen lassen und das nicht bei nächster Gelegenheit mit einem überzeugenden Auftritt zu beantworten und statt dessen weiterzuholpern, ist eines Spitzenteams unwürdig.
Mit Sahins Demission nähert sich der Trainerverschleiß der Dortmunder langsam demjenigen von Dauerrivale Schalke 04 an. Als Interimscoach soll jetzt U19-Trainer Mike Tullberg übernehmen. Wenn es richtig blöd läuft, schlägt der gleich gut ein, gewinnt ein paar Spiele und erobert die Herzen von Fans und Mannschaft. Dann droht eine Hängepartie wie seinerzeit mit Edin Terzić und Marco Rose.
Wer auch immer da dann Trainer wird, er wird sich von Tag eins an konfrontiert sehen mit einem so genannten Management, in dem augenscheinlich jeder gegen jeden agiert und der Große Gnatz Aki Watzke vor allem an seinem Nachruhm arbeitet. Kaderplanung? Kloppen sich angeblich Kehl und Mislintat drum. Apropos Watzke: Der wird ja extern von Matthias Sammer beraten. Was macht der eigentlich so, außer grimmig guckend auf der Tribüne zu sitzen und in Interviews die Mannschaft runterzumachen? Stinken Fische neuerdings gar nicht mehr vom Kopfe her? Hey, was hat eigentlich Marco Reus vor, wenn in Los Angeles mal sein Vertrag ausläuft? Der wäre als 'echter Dortmunder Jung' mit 'Stallgeruch' bestimmt eine echte Bereicherung für die Chefetage am Westfalendamm. Nee, echt, der Marco ey.
Wie wenig sinnvoll es mitunter sein kann, ehemalige ('verdiente') Spieler ins Management zu setzen, dafür hat vor einigen Jahren der FC Bayern München mit Kahn und Salihamidžić ein warnendes Beispiel abgegeben. Es spricht für diesen Verein, das muss man, auch wenn's schwerfällt, attestieren, dass man das interne Chaos in kürzester Zeit beseitigt, fähige Leute, darunter den richtigen Trainer, auf die richtigen Jobs gesetzt und es sogar geschafft hat, den dauernd dazwischenpolternden Weißwurstfriedhof Uli Höneß die meiste Zeit vom Dazwischenpoltern abzuhalten.
Es heißt, beim BVB trauere man immer noch Jürgen Klopp hinterher. Nicht wenige mochten wohl insgeheim gehofft, haben, 'Kloppo' heuere nach seiner Post-Liverpool-Auszeit wieder an der Strobelallee an. Von wegen 'Echte Liebe'TM und so.
Zum besseren Verständnis, wieso er genau das nicht getan hat, sollte man sich vielleicht anschauen, wie das in Liverpool so lief: Klopp, und nur er, hatte das Sagen und vertrat den Club nach außen. Die Verantwortung, wenn es nicht so lief, übernahm aber auch nur er. Natürlich gab es regelmäßige Gespräche mit den Inhabern des Ladens, aber das wurde diskret erledigt. Sicher wird es intern Konflikte gegeben haben, aber nichts drang da durch. Klopp stellte sich jederzeit, was immer geschah, vor seine Spieler, hätte sich niemals dazu hinreißen lassen, einen der 'Jungs' öffentlich zu kritisieren und vor allem sickerten keinerlei Interna, Eifersüchteleien und Durchstechereien nach außen. Geholfen hat da sicherlich, dass Trainer auf der Insel Manager heißen und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sind.
Klopp wird sich die unprofessionelle westfälische Geisterbahn sehr genau angesehen und seine Konsequenzen gezogen haben. Welcher gesunde Mensch sollte sich so eine Schlangengrube antun, wenn er, zumal mit ü50, einen netten, top dotierten Schreibtischjob mit viel zeitlicher Flexibilität im schönen Alpenvorland haben kann? Wegen Tradition und 'Echte Liebe'TM? Wohin es einen Fußballverein führen kann, wenn man einseitig auf Traditionsduselei und 'Stallgeruch' setzt, man zu viele inkompetente Leute aufgrund irgendwelcher alter Meriten und aus alter Verbundenheit heraus auf Positionen setzt, auf denen sie scheitern müssen, lässt sich am Beispiel der Königsblauen sehr schön studieren.
Es wirkt noch weit weg, aber der Weg in Liga zwo, wo schon etliche traditionelle Ex-Erstligaschlachtrösser wie der HSV, Hertha BSC, Karlsruher SC, Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig, 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf und 1. FC Nürnberg sich tummeln, ist manchmal kürzer als man denkt.
Für den "Weißwurstfriedhof Uli Höneß" gibt es den goldenen Heinz mit Schwertern und Eichenlaub.
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