Samstag, 29. März 2025

Jenseits der Blogroll - 03/2025


Momentan werden wir Zeugen, wie die Trump-Administration den Kollaps der von den USA geprägten Weltordnung mutwillig und mit voller Absicht herbeiführt. Es zeigt sich in diesen Tagen: Eine US-Regierung, die sich zumindest pro forma die Menschenrechte hochhielt, hatte, mochte sie selbst diese auch noch so (über)dehnen, immer noch genügend Einfluss, sei es wirtschaftlich, sei es militärisch, so einige Diktatoren, Autokraten und sonstige Arschgeigen auf der Welt halbwegs davon abzuhalten, Ernst zu machen. Nunmehr, im Windschatten des Orange Utan, scheinen sich immer weniger Diktatoren, Autokraten und sonstige Arschgeigen sich bemüßigt zu sehen, sich diesbezüglich noch einen Zwang anzutun. Antiamerikaner mögen sich also lieber zwei Mal überlegen, sich zu freuen.

Die Links und Fundstücke des Monats:

Politik. Jonas Schaible zum rasanten Abkippen der USA und die Rückkehr des Lagers in die Weltpolitik.


Annika Brockschmidt erklärt, wer hinter Trumps Politik steht (€). Sieht chaotisch aus, hat aber Methode.

Jill Filipovic über den pubertären Stil amerikanischer Politik (engl.).

Adrian Beck erläutert, wie gerade die US-Wissenschaft abgeräumt wird: Kann weg, weil woke.

Beim Kulturkampf gegen alles als irgendwie 'links' Imaginierte hegen CDU und AfD teils gemeinsame Feindbilder. Warnt Minh Schredle.

Udo Knapp mit einer Analyse der Bundestagswahl.

Leo Fischer über Bürokratieabbau.

"Seit Jahrzehnten tobt der Kapitalismus in seiner neoliberalen Form über den Planeten. Immer wieder empfindet er dabei Demokratie und soziale Errungenschaften als Hindernisse. Was Wunder -- dort, wo menschliche Bedürfnisse von der Allgemeinheit befriedigt werden, lässt sich kein Geld verdienen; dort, wo die Menschen verzweifelt und hilflos sind, hingegen schon. [...] Lustig ist, dass sich die Leute den Neoliberalismus immer wieder neu als geniale Idee verkaufen lassen. In den Nuller Jahren geschah das unter dem Label »Privatisierung«, heute versucht man es mit der Markenbezeichnung »Bürokratieabbau«." (Fischer, a.a.O.)

Ein Sauerländer Kollege über die Heimat des nächsten Bundeskanzlers, die auch die seine ist.

Weil's gerade so ziemlich alle verlinken und die Parallelen in der Tat schlagend sind: Schon wieder!

Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Ulli Hannemann über junge Leute.

"Woher kommt dieser Hass? Ich war stets nur gut zu den Jungen. Geduldig habe ich ihnen erklärt, wie die Welt funktioniert, was sie unbedingt wissen müssen, und wie sie sich am besten verhalten. Politik. Erdkunde, Geschichte, Biologie. Selbstlos habe ich all mein Wissen geteilt [...]. Sie sind quasi nur durch mich lebensfähig. Und das ist jetzt der Dank?

Was lernen die eigentlich in ihrer verfickten Abendschule? Anstand jedenfalls nicht. Inzwischen frage ich mich, warum sie mir nicht einfach mit einer Trompete direkt ins Ohr blasen, den Hammer über den Kopf ziehen, meine Leiche anzünden und sie in den Müll werfen. Das wäre immerhin ehrlicher, und weniger hintenrum. Aber nein, stattdessen rasen die hier schrill plappernd kaum einen halben Meter an mir vorbei und checken mich um ein Haar brutal gegen die Wand. Hilfe! Und der Staat unternimmt mal wieder nichts." (Hannemann, a.a.O.)


Gabriella Meros wendet sich an Tilda Swinton, die auf der Berlinale für BDS geworben hat: "Warst du schon mal in Israel, Tilda?"

Ich freue mich sehr, dass der Glotzbuster wieder am Start ist.

Musik. Heuer wird die große Nina Hagen 70 Jahre alt. Ich gratuliere. Muss aber gestehen, dass ich von ihrer UFO- und Esoterikmacke meist eher genervt war. Andererseits war sie immer positiv verrückt, nie desktruktiv oder gar bösartig, stets auf der Seite des Guten, Menschlichen. Über jeden Zweifel erhaben ist ihre Kunst als Sängerin. Eine Nummer wie 'Naturträne' ist schon verdammt großes Kino. Leider bin ich zu jung, um mich zu erinnern, wie das wirklich ankam in einem Land, das bereits auf die Barrikaden ging, wenn ein fiktionaler Beamter im Fernsehn "Scheiße!" sagte.


(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Anklicken generiert keine Cookies.)


Die Nina Hagen Band (Reinhold Heil, Manne Praeker, Bernhard Potschka und Herwig Mitteregger) hielt nur zwei Alben lang, hatte danach aber unter dem Namen 'Spliff' einige Erfolge. Heil und Praeker produzierten auch die ersten Alben von Nena. Die aus der DDR immigrierte Nina Hagen meinte übrigens, den Jungs sei es immer nur ums Geld gegangen.

Sport. Warum gehen eigentlich so wenig Menschen mit Migrationsgeschichte ins Stadion? Aladin El Mafaani weiß, warum.

Essen/Trinken/gut Leben. Jörn Kabisch sagt die Wahrheit übers Gasthaussterben. It’s not the economy, it’s the staff. Deckt sich übrigens teilweise mit meinen Gedanken zum Thema Gastronomie am Beispiel Dönerbuden.

Ein sehr schönes Interview mit 'Weinpapst' Hugh Johnson. Aus dem 'Großen Johnson' habe ich einst vieles über Wein gelernt.

"Robert Parker richtet großen Schaden an Er schädigt die Weinkultur. Sein 100-Punkte-System ist Zahlenkult. Pseudowissenschaftlich. Können Sie mir erklären, wie man einen Geschmack zwischen 87 und 88 Punkten unterscheiden soll? Das ist Haarspalterei, Unfug." (Hugh Johnson)

Ein Klassiker von Eckhard Henscheid: Die Wurstzurückgehlasserin.

Das Rezept. Es lässt einen in Sachen Essen immer wieder neidvoll bis bewundernd nach Frankreich schielen, dass auch dortige 'Hausmannskost' fast immer mit einem gewissen Extra daherkommt, das Auge und Gaumen erfeut. Nehmen wir den Klassiker Choux farci, gefüllter Kohl. Natürlich ist die Kombination aus Weiß- oder Wirsingkohl mit einer Farce als Kohlrouladen oder Krautwickel eine Art paneuropäischer Klassiker. Hierzulande werden dafür meist nur die großen äußeren Blätter benutzt, der Rest wird anderweitig verwendet, z.B. zu Krautsalat verarbeitet. Leider entgeht einem da einiges, wie jeder bestätigen kann, der zum Beispiel schon einmal Stöcklkraut gegessen hat. So ein Kohlkopf hat eine Fülle verschiedener Texturen, alle mit einem eigenen Reiz, sodass man gut daran tut, ihn im Ganzen zuzubereiten.

Leider hatte ich bis jetzt absolut keine Vorstellung, wie man so ein gefülltes Teil baut. Aus den (schriftlichen) Rezepten wurde ich nicht schlau und das (aufgeschnittene) Ergebnis im Bild ließ kaum Rückschlüsse zu. Dankenswerterweise liefert Madame Bastian jetzt eine idiotensichere Anleitung mit vielen Bildern, die sogar ich verstehe. Merci bien. Und Apfel und Persillade in der Füllung dürften wirklich einen Unterschied machen.







18 Kommentare :

  1. Wenn ich mich recht erinnere, dann haben diverse US-Regierungen schon lange vor dem erneuten Einzug des orangen Primaten ins Weiße Haus ihren Einfluss genutzt, um "Diktatoren, Autokraten und sonstige Arschgeigen" an die Macht zu bringen bzw. dort zu halten und ggf. eifrig dabei mitgeholfen, deren demokratische Widerparts - soweit vorhanden - zu vertreiben oder gleich ganz zu eliminieren. Es gibt da eine ziemlich lange Liste.

    PS. Trotzdem: Antiamerikaner zu sein ist ungefähr genauso dämlich wie Antirusse oder Antiisraeli oder Antimecklenburger. Gelegentlich antideutsch zu sein behalte ich mir jedoch vor, auch wenn ich immer noch nicht sicher bin, ob es sich dabei um eine lokale Autoimmunerkrankung handelt oder auch bloß um Dämlichkeit.

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  2. ... zumindest kann man die aktuelle US-Regierung als Imperialisten bezeichnen.
    Gruß, Jens

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  3. Leider stoße ich bei einigen Textbestandteilen hier immer mal an meine Toleranzgrenzen. Deshalb wage ich es, diesen Rant einmal loszuwerden.

    Der Autor dieses Blogs und auch der Herr Kurbjuhn kennen anscheinend keine Rezepte, in denen auf Tierleichenteile verzichtet wird. Aus diesem Grund erlaube ich mir, allen hier den Film "Domenion" zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=V7DrljVAaYk

    Meine beiden Enkeltöchter wurden dadurch über Nacht zu Vegetarierinnen.

    Anmerkung: Die weltweite industrielle Verwertung von Tieren aller Art ist für über 30 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ob nun ein Einzelner auf Tierprodukte verzichtet, stört die Produzenten überhaupt nicht. Ursächlich sind auch zu diesem Thema die Strukturen und die globale Vernetzung.

    Aus Lust am Streiten setze ich noch einen drauf: Minima Moralia, Aphorismus 68 sinngemäß: "Auschwitz fängt da an, wo eineer im Schlachthof steht und sagt, es sind ja nur Tiere!" T.W. Adorno

    Jetzt dürft Ihr mich grillen!!!;-)

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  4. Dünsten genügt, denke ich, Grillen ist viel zu aggressiv und zerstört oft wertvolle Inhaltsstoffe. Wo genau Auschwitz anfängt vermag ich nicht zu sagen, aber ich meine, dass es vielleicht schon ein wenig problematisch ist, industriemäßig organisierten Massenmord an Menschen in einem Atemzug mit industriemäßig organisierter Massentötung von Tieren zu nennen. Minima hin, Moralia her.
    PS.
    Hätten nicht einst ein paar Primaten damit angefangen, Tierleichenteile zu verzehren, dann würden wir wohl immer noch nackig und mit kleinem Hirn und knurrendem Magen durch dunstige Wiesengründe schleichen und nach dem nächsten Wildsalatkopf Ausschau halten. Auschwitz hätte es dann natürlich auch nicht gegeben. Zivilisation artet eben oft in Scheiße aus, leider. Ein Mecklenburger Rippenbraten allerdings schmeckt, richtig zubereitet, eigentlich immer.

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    1. Es geht in dem Adorno-Zitat a) um die industriell organisierte Tötung von Lebewesen (in Deinen Augen ja minderwertig) , b) um die Tieranalogie (Herabstufung von Menschen zu Tieren, damit das Töten leichter fällt). Auch gern benutzte Vergleiche Ratten, Schmeissfliegen, Affen) und c.) um die Gleichgültigkeit des Menschen gegenüber den Mitgeschöpfen (heute noch das Osterlämmchen, morgen als Lammkeule auf dem Teller).

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    2. Naja, wenn man gewisse Politiker (ich nenne keine Namen, aber die Auswahl ist groß...) als Affen, Rindviecher, Esel, Schweine und was das Tierreich so hergibt bezeichnet, ist das schlicht eine Beleidigung. Und zwar für die Affen, Rindviecher, Esel, Schweine usw.

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    3. Mir ist unklar, mein lieber Anonymus, wie Sie darauf kommen, dass ich irgendwelche Lebewesen für minderwertig (und damit andere für höherwertig) halten würde. Ich mag allerdings z.B. wuschelige junge Hunde (nicht als Pfannengericht, sondern bloß zum Kraulen!) tatsächlich viel lieber als z.B. fette alte Schmeißfliegen, ich mach da schon Unterschiede, das geb ich zu. Wenn mich das Gesumse nervt, dann versuch ich, das Geziefer zu vertreiben. Und wenn das nicht hilft, dann schlag ich es ggf. einfach tot. Wenn mich ein Hündchen nervt, dann würd ich es nie totschlagen. Ich bin wohl keiner von den Gerechten.
      PS. Was ist eigentlich mit Pflanzen?

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  5. DasKleineTeilchen30. März 2025 um 11:55

    Annika Brockschmidt erklärt, wer hinter Trumps Politik steht

    peter fucking thiel und die fascholibertäre "futuristen" silconvalley techbro-posse?

    old.reddit.com/r/MapPorn/comments/1jlz6c8/old_dreams_of_a_technocratic_north_america_the/

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  6. DasKleineTeilchen30. März 2025 um 12:03

    Eine Nummer wie 'Naturträne' ist schon verdammt großes Kino

    wind bläst, meine nase friert und paar auspuffrohre knattern......DA GEHT DIE SONNE UNTER!

    (kann ich immer noch direkt abrufn und losschmettern...damn you, sweet, sweet memories...)

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  7. PS Pflanzen: Es schon außerordentlich erstaunlich, dass Fleischesser, denen nachgewiesenes Tierleid egal ist, plötzlich ihr Herz für Einzeller und Pflanzengefühle entdecken. Wer weiß schon, ob nicht vielleicht auch Pflanzen Schmerzen haben, dann esse ich doch lieber tote Tiere, bei denen ich ganz sicher weiß, dass sie gelitten haben-

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    1. Weniger erstaunlich, aber durchaus bezeichnend: dass der Sinn für Humor und Ironie bei vielen Tiermitleidenden gelegentlich recht unterentwickelt ist. Ich werd jetzt mal mit meiner Lieblingszimmerpflanze reden, die sieht seit einiger Zeit ziemlich geknickt aus.

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    2. Ich stell die Pflanzen, die etwas geknickt oder kümmerlich aussehen, gerne in der Küche beim Biomüll ab und sage: Wenn du nichts tust, siehst du diesen Eimer von innen.
      Es ist fast beunruhigend - aber meistens funktioniert das ziemlich schnell.

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    3. So geht Ermutigung zur Selbstermächtigung! Respekt!

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    4. Anonym 11:39, Anonym 15:15 und dndp: In Euren Fällen würden die ersten 10 Min von "Domenion" reichen, um zu erkennen, wie lächerlich Eure Reaktionen sind.

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    5. Was ist denn "Domenion"?

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    6. 'Dominion' ist... um, kontrovers.
      https://www.reddit.com/r/AntiVegan/comments/rjgyk6/so_about_dominion/?rdt=53360

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  8. Pardon, das letzte war ich. (Google spinnt wieder)

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    1. Weltweit werden jährlich allein über 1,3 Mrd. Schweine geschlachtet. Natürlich werden die alle von freilaufenden Ökobauern bespasst und nach 5 Jahren totgestreichelt.

      Wie naiv muss man sein, um die industriellen, kapitalistischen Fleischproduktionsbedingungen für in Ordnung zu befinden?

      Ich könnte jetzt in diesem Kontext neben den ethischen Problemen auch noch den Wasserverbrauch, den Landverbrauch (Vernichtung des Regenwaldes für Weideflächen), gesundheitliche Aspekte und die mehrfach benötigte Menge an Getreidefutterverbrauch um 1 kg. Fleisch zu erzeugen erwähnen. Ist aber angesichts der Reaktionen auf meine Postings sinnlos.

      Danke an den Blogger, der die Diskussion bisher laufen lies.

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