Bekanntlicht wurde der Journalist und Autor Thilo Mischke als Moderator der Sendung 'titel Thesen Temperamente' verhindert, weil er 2010 ein böses Sexbuch geschrieben hat namens 'In 80 Frauen um die Welt'. Ob das ein dummes Buch ist oder nicht, gar ein saudummes, lässt sich leider nicht mehr herausfinden, weil es nicht mehr aufgelegt wird. Antiquarisch werden angeblich Mondpreise aufgerufen. Mischke beharrt darauf es handele sich um Fiktion (ohne c). Es seien viele Erfahrungen eingeflossen, darunter auch eigene. Dann soll er noch dummes Zeug über Männer, Frauen und Vergewaltigungen gelabert haben. Was in der Art, was Angesoffene irgendwann um drei Uhr nachts labern. Dummerweise war es ein Podcast.
Man könnte da jetzt einige Worte verlieren. Über eine zunehmend um sich greifende Kunstfeindlichkeit und Unfähigkeit, Unschärfen und Ambiguität zu ertragen, über die mangelnde Fähigkeit, zwischen Erzähler-Ich und Autoren-Ich zu unterscheiden und so weiter. Man könnte hier über die Doofheit heutiger Generationen reflektieren, noch jedes Stammtischgewäsch als mitteilenswerten Podcast in die Welt zu pusten. Oder man kann erwähnen, dass die Autorin Henriette Hell (Pseudonym) 2016 ein komplett nonfiktionales (und lieferbares) Sachbuch veröffentlicht hat namens 'Ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt'? Im Klappentext heißt es:
"Henriette Hell liebt Sex und ist äußerst experimentierfreudig. Dass sie beim normalen Rein-Raus keinen Orgasmus bekommt, ist für sie kein Drama. Für ihre Sexualpartner aber offenbar schon ... Die sind gekränkt, wenn es nicht klappt, und machen Stress. Das ist Henriette irgendwann zu blöd. Sie räumt ihr Konto leer und begibt sich auf eine Reise rund um die Welt. Der Plan: In jedem Land mit einem Einheimischen schlafen, um herauszufinden: Kommt man in anderen Ländern entspannter? Und ist der Orgasmusstress am Ende ein rein deutsches Problem?"
Na, kommt's Ihnen? Irgendwie bekannt vor? Moooment! Die helle Henriette unternahm ihre Bumstournee ja nicht für sich, wie irgend ein hergelaufener Karlheinz Rumgeficke a'la Mischke, sondern aus streng wissenschaftlichem Interesse heraus. Um zu beweisen, dass deutsche Männer begriffsstutzige, sexunfähige Knalldeppen sind nämlich. Da muss man schon auch differenzieren können. In den wenigen Rezensionen, die online zu finden sind, wird das Buch gemeinhin als "geistreich und witzig" gelobt. Was ich auch gar nicht ausschließen will, normalerweise aber in etwa so aussagekräftig ist wie "ganz nett". Aber Frau Hell will schließlich auch kein ÖRR-Kulturmagazin moderieren.
Letztens hat ein von ihrer Mutter gemanagtes Netzmodell es mit 100 Männern an einem Tag getrieben und will demnächst auch die Tausend vollkriegen. Man mag sich ja nicht vorstellen, was los wäre, würde ein Mann ähnlich hochfrequent herumknattern und sich in vergleichbarer Weise dicke tun damit. Nur stieße das wohl schnell an physiologische Grenzen. Keine Ahnung, wie viele Nümmerchen man auch als Mann in der Blüte seiner Jahre, medikamentös getunt meinethalben, maximal so gewuppt kriegen könnte an einem Tag.
Und immer wenn du denkst, blöder geht's jetzt echt nicht mehr, ruft irgendwo eine:r "Manni, feste!" und verbrutzelt einen Offenen Brief. Im Falle Mischke haben sich an die 100 Kulturschaffende zum unterzeichnen gefunden. Darunter auch welche, die ich eigentlich dort nicht erwartet hätte wie Ilko-Sascha Kowalczuk. Dabei war auch eine nonbinäre Autor:in, die vor Jahren einmal in einer (nichtfiktionalen) Kolumne Polizist:innen pauschal für berufsunfähig und zum Fall für den nächsten Entsorgungsbetrieb erklärt hatte. Sie bekam dafür Drohungen und wurde deswegen zeitweise unter Polizeischutz gestellt.
Ein Glück, dass die beteiligten Beamten noch auf keiner Müllkippe gelandet waren und sich als ironiefähige Profis erwiesen. Womit sie so einiges an Kunstverstand offenbarten.
100 Nummern am Tag? So geht weibliche Selbstermächtigung - Respekt! Tja, Frauen sind eben doch viel stärker als Männer. Als praktizierender Homosexueller hab ich es zu meinen besten Zeiten und an besonders guten Tagen maximal auf fünf, vielleicht sechs Nümmerchen pro Nacht (Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, ermächtigt von so ca. acht bis zehn großen Bierchen und etlichen Moskovskaya-Shots) gebracht, und am Tag danach war ich fast immer komplett bettlägerig.
AntwortenLöschenPS.
Dass wenigstens noch deutsche Polizeivollzugsbeamte Kunstverstand zeigen macht mir Hoffnung. Und "Karlheinz Rumgeficke" ist ein wirklich sehr hübsch ausgedachter nom de guerre!