Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 17. August 2016
Inspektor Schnarch
Oder: Sie können auch anders
Eigentlich bin ich ein Freund britischer Fernsehproduktionen. Meistens sind sie innovativer, cooler, temporeicher, gnadenloser, ironischer, näher am Puls der Zeit als das, was bei uns so heruntergekurbelt wird. Vergleicht man etwa die BBC-Serie 'Sherlock' mit einem durchschnittlichen 'Tatort', dann stinkt letzterer schon arg ab. Von Ausnahmen wie denen aus Dortmund einmal abgesehen, nimmt sich der in Teilen der Bevölkerung als avantgardistisch und gewagt geltende ARD-Dauerbrenner im direkten Duell meist als das reinste Schlafmittel aus. Allerdings ist, wie ich jetzt feststellen musste, auch auf der Insel nicht alles Gold, was glänzt. Im Gegenteil, die können auch ganz anders. Studieren lässt sich das sehr schön am Beispiel der in Oxford spielenden Serie 'Lewis - Der Oxford-Krimi'.
Sonntag, 14. August 2016
Fliegende Scheiben, moralische Entrüstung
Das Fiese an Leuten, die sich andauernd moralisch im Innersten entrüstet geben, ist ja nicht nur, dass sie zu faul oder zu blöd zum Argumentieren sind, sondern auch, dass sie sich berechtigt sehen, aller Welt ihre verschissene, höchstpersönliche Moral hereinzudrücken.
Nehmen wir nationales Kasperletheater wie das, ein mehr oder minder willkürlich zur 'Nationalhymne' dekretiertes Musikstück und ein bunt bedrucktes Tuch mit irgendwelcher Bedeutung aufzuladen und kultisch zu verehren. Zu meiner Zeit war es im Vorfeld von Fußball-Länderspielen allgemein akzeptiertes Verhalten, Kaugummi zu kauen und auf keinen Fall auch nur eine Note der Hymne mitzusingen. Inzwischen werde ich beim gemeinschaftlichen Fußballgucken hier und da schief angesehen, wenn ich bei der Nummer sitzenbleibe und mein Bier austrinke, anstatt, wie die ganzen anderen beseelt grinsenden Schwarzrotgoldhamster, aufzustehen und allen Ernstes die Hand aufs Herz zu legen.
Freitag, 12. August 2016
Ronny des Monats - August 2016
So denn, es ist wieder einmal um den Zehnten des Monats – Ronny-Time. Auch diesen Monat haben zahlreiche Kandidaten sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und geliefert. Und das, obwohl ich eine Woche nicht im Lande war. Super! Auch dieses Mal ist daher wieder einiges unter den Tisch gefallen. Etwa dieser Einblick in das, was inzwischen an einigen Gymnasien so abzugehen scheint. Tut mir übrigens leid, liebe AfD, dass es auch dieses Mal nur für Platz 5 gereicht hat. Aber um auf den vorderen Plätzen zu landen, müsst ihr schon härter zupacken, nicht nur immer theoretisieren. Richtig was losmachen, bis die Polizei kommt. Kommt, ihr schafft das! Ich glaub an euch!
Also, die Ronnys des Monats (mit * versehene Links führen wie immer in die Untiefen des Fratzenbuchs):
Donnerstag, 11. August 2016
Durchgehende Gäule, Grenzen des Langmuts
Von den internationalen Pharmazeutischen Festspielen, als Olympische Sommerspiele gehandelt, gibt es ja auch durchaus Gutes zu vermelden. Zwar tut es mir um die einzelnen Sportler, deren Medaillenträume da platzen, sehr wohl leid, aber die mehr als magere Ausbeute der deutschen Mannschaft lässt auch ein wenig Genugtuung in mir keimen. Ich kann mir halt ein Grinsen nicht verkneifen, wenn nationale Selbstgerechtigkeit und mit Großmäuligkeit sich tarnende Unprofessionalität von Funktionären eins aufs Dach bekommen. Überhaupt bewahrheitet sich einmal mehr, dass Olympische Spiele as we know it nur noch in Diktaturen so richtig funktionieren. Woanders haben die Leute schlicht kein Geld oder keine Zeit, in die Stadien zu gehen und viele Plätze bleiben leer. Was wiederum die Hoffnung nährt, dass diese komplett korrumpierten, heillos aufgeblähten milliardenschweren IOC-, FIFA- und UEFA-Apparate irgendwann an ihrer eigenen Größe ersticken werden.
Mittwoch, 10. August 2016
Besser als ihr Ruf
Ketzerisches zur Küche auf den Britischen Inseln
Es hilft nichts, wenn man über Großbritannien redet, kommt man früher oder später fast zwangsläufig auf das Thema Essen. Weil mir die breitärschige, von keinen Skrupeln getrübte Selbstgerechtigkeit, mit der hierzulande zuweilen über das dortige Essen hergezogen wird, von jeher gewaltig auf den Senkel geht (die einzigen, für die ich diesbezüglich noch ein gewisses Verständnis habe, sind ehemalige, durch Schulverpflegung nachhaltig traumatisierte Austauschschüler), sehe ich mich aus aktuellem Anlass herausgefordert, eine Lanze für selbiges zu brechen. Die britische Küche ist nämlich längst deutlich besser als ihr Ruf.
Montag, 8. August 2016
Reiseimpressionen (6)
Eine Busfahrt, die ist lustig
"Erleben... Erfahren... Genießen", so steht es auf der Seite des doppelstöckigen Trucks, der uns herüberkarren soll. Lustig. Niemand bucht eine Busreise, weil's so viel Spaß macht, sondern einzig und allein, weil sie meist die günstigste Alternative überhaupt ist. Gegen meine Gewohnheiten habe ich dieses mal also eine Busreise auf die Insel gebucht. Normalerweise nehme ich ja den Billigflieger, weil ich mir dank der dortigen Verwandtschaft keinen Kopf um eine Unterkunft machen muss. Nur ist die gerade verhindert. eine Unterkunft aber ist das Problem. Dort hin- und rumzukommen ist einigermaßen günstig machbar. Ein Dach über dem Kopf schon weniger, sofern man nicht mit 20 besoffenen Australiern einen Schlafsaal im Hostel teilen will. Also Busfahren. Nun gut, mal wieder mit dem Schiff und mit Blick auf die Klippen von Dover anzureisen, hat auch was. Lockert zudem die ewige Sitzerei ein wenig auf.
Sonntag, 31. Juli 2016
Kurze Sommerpause
So, liebe Leserinnen und Leser, bitte nicht wundern, wenn hier die nächsten Tage über nichts neues erscheint - auch ich verabschiede mich in eine kurze Sommerpause. Keine Sorge, ich bin nicht der Typ für wochenlange Reisen, wünsche aber gute Erholung von mir. Man liest sich beizeiten in alter Frische.
Freitag, 29. Juli 2016
Belastete Wörter
Es kommt mit zunehmendem Alter seltener vor, doch manchmal passiert's immer noch. Dass irgendwo ein humortechnisch belastetes Wort fällt, das Gehirn auf pubertären Autopilot schaltet und der Rest des Tages in Gekicher und Gepruste untergeht. Früher zum Beispiel, Anfang der Neunziger, wir waren nicht mehr in der Pubertät, aber immer noch pubertär genug, da konnte es passieren, dass jemand sich ein Buch griff, es mit bedeutungsschwangerer Miene aufschlug und dann mit gravitätisch-schwermütigem Timbre und entsprechenden Blickes sagte: "Melusine." Das genügte, um die damals noch frische Erinnerung an Loriots maximal geniale Parodie auf eine Dichterlesung zu evozieren und es war vorbei. Hiiicks! Pruuust!
Mittwoch, 27. Juli 2016
Sturmreife Bürgerrechte
Komisch, mit jeder weiteren Schreckensmeldung einer neuerlichen Bluttat bin ich nicht etwa ängstlicher, sondern bloß immer müder und trauriger geworden. Ich mag keine Köpfe rollen und auch keine Gesetze verschärft sehen. Die Verschärfungen sind längst ausgearbeitet, die entsprechend Interessierten warten nur auf einen Anlass, sie aus der Schublade zu ziehen. Das panische Scharfmachergerede kotzt mich an, der hektische Aktionismus, angeblich dazu angetan, dass ich mich sicherer fühle, geht mir komplett am Arsch vorbei. Etwas ganz anderes tut Not. Ein Anfang wäre, den Zeigefinger in der Tasche zu lassen und es sich vorerst zu verkneifen, ganz genau zu wissen, wer oder was schuld ist. Wer immer das zu wissen vorgibt, lügt.
Sonntag, 24. Juli 2016
Die Einzeltäterin
"Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein." (Funny van Dannen)
Zu den zählebigsten Missverständnissen gehört der Glaube, es ginge, wenn erst einmal diskriminierte, marginalisierte oder sonstwie -ierte Minderheiten das Sagen hätten, besser, friedlicher, herzlicher oder mitmenschlicher zu auf der Welt. Weil Minderheiten per se Opfer und Opfer ja wertvollere, edlere Menschen sind als die Mehrheitsverbrecher. Schön und gut, stimmt nur leider nicht. Stimmt nie, tut mir leid. Weil Nettsein nicht davon abhängt, männlich, weiblich, LGBT zu sein, keine Frage von Religion, Hautfarbe oder Migrationshintergrund ist, sondern einzig und allein davon, ein Arschloch zu sein oder nicht. Arschlöcher aber gibt es bekanntlich überall. Und die Opfernummer (Ich werde verfolgt und unterdrückt, schluchzbuhu!) beherrscht inzwischen noch der dämlichste Dorfnazi souverän.
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