Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Montag, 2. Oktober 2017
Alle sind im Widerstand
"Metal ist keine Rebellion mehr." (Mikael Åkerfeldt)
Widerstandskämpfer gehen mir inzwischen gewaltig auf den Sack. Also nicht echte Widerstandskämpfer, die wirklich was riskieren, sondern die, die sich dafür ausgeben. Weil's Sympathien bringt. Die fliegen edlen Streitern für das Gute und Wahre nämlich zu, und zwar so sehr, dass Fakten zuweilen egal werden. George Lucas zum Beispiel hat das gewusst. Die Truppe, die in 'Star Wars' (1977) antrat, die weit entfernte Galaxie vom finsteren Todesstern zu befreien, war ein Haufen, dem man normalerweise nicht die Organisation einer Tombola auf dem Gemeindefest anvertraute, weil das todsicher im Chaos enden würde. Ein inzestuös veranlagter Schulabbrecher und Verkehrsrowdy, ein esoterischer Opa, der beim ersten Laserschwertduell draufgeht, ein gesuchter Schmuggler und dessen bester Freund, ein 2,50 Meter großer, wandelnder Flokati, der nicht sprechen kann, dafür aber zwei Roboter, von denen einer in einer Tour Blech redet. Aber egal. Sie kämpften für das Gute gegen einen übermächtigen Bösewicht und schienen keine Chance zu haben. Deshalb mochten wir sie, feuern sie an, bangten und hofften mit ihnen und hielten zu ihnen.
Samstag, 30. September 2017
Notizen aus der Provinz
Promis, meinte die ostwestfälische Nachtigall einst, seien Erbrochenes auf der Windschutzscheibe des Lebens. Dem ist nur schwer zu widersprechen. Zumal damit ja nicht gemeint ist, Menschen, die der Menschheit wirklich etwas zu geben haben, den gebotenen Respekt zu versagen. Die sind oft gar nicht das Problem, denn die pflegen sich durch das mitzuteilen, was sie tun und ansonsten meist keine Lallbacken zu sein. Nein, es geht um Promis. Um jene Leute also, die aus irgendwelchen Gründen Medienpräsenz bekommen für irgendwas Belangloses und es deswegen gewaltig nötig haben. Und je belangloser das, was sie tun, desto mehr haben sie's oft nötig. So landet man am Ende bei ridikülen Phänomen wie 'It-Girls'. Normschöne junge Frauen, die für ihre bloße Existenz bezahlt werden sowie dafür, mit mehr oder minder Aufwand momentan gültigen ästhetischen Idealen zu entsprechen und zu den richtigen Events eingeladen zu werden.
Donnerstag, 28. September 2017
Elf Thesen zur Bundestagswahl
Na ja, wirklich lichtet sich der Nebel noch nicht, dafür ist immer noch zu viel Gerede im Schwange, aber das ganz aufgebrachte Hin- und Hergeschnatter wird so langsam leiser. Vieles kann man sagen zu dieser Bundestagswahl. Es gibt Gründe für die Befürchtung, dass wir ihre Nachwirkungen noch lange spüren werden (beim linken GÜV mögen wieder die Alarmsirenen heulen, aber ich halte überhaupt nichts von der denkfaulen Behauptung, Wahlen veränderten eh nichts). Anyway, immer wenn viele disparate Gedanken durcheinander gehen, tut man gut, sie nicht alle in eine Form zwingen zu wollen, sondern sie nebeneinander stehen zu lassen. Also, meine elf Cents zu Sonntag:
Sonntag, 24. September 2017
Passt!
Nicht immer, aber manchmal braucht man in der Tat nur Wikipedia zu zitieren. 1980 gab der damalige Kanzler Schmidt angesichts von Gruppierungen wie der Wehrsportgruppe Hoffmann, einer wieder erstarkenden NPD und Neugründungen wie der FAP die so genannte SINUS-Studie zum Rechtsextremismus in Auftrag. Dazu wurden 7.000 wahlberechtigte Westdeutsche befragt. Die Ergebnisse:
Samstag, 23. September 2017
Die Partei, die Partei...
... die hat nicht immer recht.
"Um die Moral zu heben, muß man die Ansprüche senken." (Stanislaw Jerzy Lec)
Gar heftig rauschte es die Tage im linken Blätterwalde, als bourgeoise Preßbengels wie Jörg Wimalasena und Martin Kaul sich erfrechten, die 'Partei' schnöde abzuwatschen. Jene einzige bzw. letzte politische Kraft, die desillusionierte, ironiegestählte Fastgarnichtmehrwähler eventuell doch zu wählen sich überlegen würden. Sogar Margarete Stokowski sah sich herausgefordert, dem Verein mit einem für ihre Verhältnisse durchaus unaufgeregten Beitrag beizuspringen und sah erstaunlicherweise darüber hinweg, dass dort fast ausschließlich Männer das Sagen haben. Die Reaktionen in Kleinbloggersdorf indes waren teils dermaßen heftig, dass man fast glauben mochte, da habe wer aber einen empfindlichen Punkt getroffen. Die Empörung frommer Katholiken im Angesichte einer geschändeten Hostie könnte nicht größer sein.
Es gibt Leute, die sind offenbar leicht zu triggern. Könnten wir uns jetzt alle mal ein wenig abregen? Danke.
Mittwoch, 20. September 2017
Wahl-O-Mat light, zwei und zwei
Na, sind Sie auch schon gespannt wie ein Flitzebogen, wer am Sonntag wohl das Rennen machen wird und Angela Merkel die nächsten vier Jahre bei der endgültigen Installation der neoliberalen Elitendemokratie den Steigbügel halten und die Tasche tragen darf? Huiii! Sind Sie auch so frustriert, weil der blöde Wahl-O-Mat auch nach dem fünften Durchlauf 'AfD' ausspuckt, obwohl Sie doch eigentlich Grünen-Stammwähler sind und sich selbst für ganz schön links halten (und man doch schließlich kein Nazi ist, bloß weil man ein Problem damit hat, dass im heimatlichen Kiez eine Flüchtlingsunterkunft steht und man den ökovegan ernährten Nachwuchs ausschließlich in private Einrichtungen gibt)? Glauben Sie, eine Wahl zu haben, haben aber andererseits auch keinen Bock, sich voll öde durch 38 doofe Fragen zu klicken? Hilfe naht! Beim 'Eulenspiegel' haben sie einen Wahl-O-Mat light aufgesetzt, der den Job in weniger als zehn Sekunden hervorragend erledigt. Alles, was Sie tun müssen, ist eine Frage beantworten:
Samstag, 16. September 2017
Willkommen in der MRD
"Everybody's darling is everybody's Arschloch." (Volksweisheit)
Die Älteren werden sich vielleicht erinnern: Früher hatten überall Graue Herren das Sagen. Sie hatten alle gedient, trugen graue Anzüge und Pomade im Haar, schleppten dicke Kassenhornbrillen auf der Nase herum und mufften streng nach billigem Aftershave (das überdeckte ihren Körpergeruch, weil sie nur einmal in der Woche badeten - die schlechten Zeiten!). Wenn jemand irgendwo etwas ganz Provokantes sagte, dann reagierten diese Herren, so sie nicht Franz-Josef Strauß hießen, meist, indem sie über den Rand ihrer dicken Hornbrillen guckten oder sie abnahmen, gravitätisch dreinschauten, mit ihrer Rauchware pafften und sagten: Nun ja, das ist halt so dummes, unreifes Gerede von jungen Leuten, das sollte man nicht allzu ernst nehmen. Natürlich war das herablassend, altväterlich. Oft kochte man innerlich, da man sich nicht ernst genommen vorkam. Was wohl auch Sinn der Sache war.
Dienstag, 12. September 2017
Unter falscher Flagge...
... hau'n wir auf die Kagge
Gestern war es wieder einmal so weit: Remember, remember Elfter September! - so lautete der Tagesbefehl. Aber das Ganze war ja eh ein Inside Job. Eine False Flag-Aktion, ins Werk gesetzt von Bush, Cheney, Wall Street, Geheimdiensten, Militär und/oder wem auch immer. So behaupten es jedenfalls so genannte Truther.
Klar, an der Nummer hätten, je nach Variante, tausende von Leuten beteiligt gewesen sein müssen. Wolkenkratzer hätten monatelang aufwändig zur Sprengung vorbereitet, Flugzeuge gegen identische, speziell für den Angriff auf die Türme des WTC präparierte ausgetauscht und die Insassen der eigentlichen Maschinen später im Nirgendwo exekutiert werden müssen. Das alles hätte komplett unbemerkt geschehen müssen, um damit einen Casus belli für den angeblich seit langem geplanten Krieg in Afghanistan in der Hand zu haben. Ferner hätte man diverse Bekennervideos und -schreiben von Osama Bin Ladin fabrizieren, die Hintergrundgeschichten der Angreifer um Mohammed Atta stricken und die u.a. deutschen Geheimdienste entsprechend hinter die Fichte führen müssen (gut, die drei letztgenannten Dinge dürften noch am ehesten machbar gewesen sein).
Samstag, 9. September 2017
Ronny des Monats - September 2017
Und schon wieder ist der Monat rum. Der Geliebte ArbeitgeberTM hat was überwiesen, an dem diverse Abgreifer aus den Branchen Immobilien, Gas/Wasser/Elektro, Telekommunikation und Versicherungswesen sich bereits bedient haben, der kalendarische Herbst hat begonnen, und es gilt wieder einmal den monatlichen Ronny zu küren. Ich muss sagen, dieses Mal kaum Probleme mit der Wahl des Preisträgers und des Ehrenronnys gehabt zu haben, da mir selten zwei so überzeugende Bewerbungen ins Haus geflattert sind (no pun concerning feynsinn intended). Auch dahinter wurde es diesen Monat eng. So galt zu meinen jungen Jahren ein vor einer Universität geparkter Opel Manta als maximalst denkbarer Widerspruch. Der dürfte inzwischen von rassistischen Sprüchen auf Universitätsgebäuden als maximalst dem eigentlichen Geist von Universitäten Hohn sprechendem Gegensatz abgelöst worden sein.
Mittwoch, 6. September 2017
Another one down...
... one left - Holger Czukay (1938-2017). Dabei musste heuer hier schon Jaki Liebezeit verabschiedet werden. Jetzt ist nur noch Irmin Schmidt übrig von der Band, deren Einfluss sich nur mit demjenigen von 'Kraftwerk' vergleichen lässt.
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