Bevor jetzt angesichts der Präsentation des neuen WM-Trikots des DFB, vorerst das letzte von Adidas, das große nostalgische Geflenne ausbricht ("Eine Ära geht zu Ende!"), sei an folgendes erinnert: Die Partnerschaft zwischen DFB und Adidas blieb lange auf Schuhe beschränkt, beginnend mit Adi Dasslers legendären Schraubstollenschlappen 1954. Dassler verstand sich immer als Schuhmacher und seine Firma war daher lange ein reiner Schuhhersteller. Erst in den 1960ern wurde auch Sportbekleidung ins Sortiment genommen, zuerst Trainingsanzüge (angeblich, weil man einen Großauftrag der Bundeswehr an Land gezogen und noch Produktionskapazität frei hatte). Zur WM 1978 trat die Nationalmannschaft in Trikots von Erima an, mit denen damals die halbe Bundesliga ausgestattet war, und das
'Jahrhundertspiel' gegen Italien 1970 ward gar in Leibchen des britischen (!) Herstellers Umbro bestritten.
Alleiniger Schuhausrüster ist Adidas schon lange nicht mehr, seit die Spieler alle ihre eigenen Ausrüsterverträge haben.
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ich werde komplett wahnsinnig bei dem Gedanken, dass ich mir den Planeten mit Menschen teilen muss, die deutsche Innenstädte für unbetretbare Kriegsgebiete halten, aber entspannt nach Syrien und Afghanistan abschieben wollen
— E L H O T Z O (@elhotzo) November 3, 2025
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Langsam komme ich intellektuell nicht mehr mit. Die französisch-marokkanisch-israelische Soziologin Eva Illouz wurde jetzt vom so genannten Love Lab der Erasmus University Rotterdam ausgeladen, weil man sich, so wörtlich, "unwohl" damit fühle. Israelkritiker betonen ja immer, sie hätten ja absolut kein Problem mit Juden, es ginge ihnen vielmehr nur um legitime Kritik an der Politik des Staates Israel. Nur gibt es kaum eine entschiedenere Kritikerin der Politik Israels und Netanjahus im Speziellen als Illouz. Die hat Netanjahu schon mitverantwortlich gemacht für den 7. Oktober und hat 2023 in einem offenen Brief die Anerkennung eines palästinensischen Staates gefordert. Die Dame macht also ziemlich genau das, was 'Israelkritikern' und Nicht- bzw. Auf keinen Fall-Antisemiten Herzensanliegen sind: Kritik an der Politik des Staates Israel und an Benjamin Netanjahu, den sie, wie gesagt, politisch aufs Äußerste bekämpft.
Ihre beiden schlimmsten Fehler: Sie lehrt an der Hebrew University in Jerusalem und sie hat „die globale Linke angeprangert, die zu keinem Mitgefühl mit den ermordeten Opfern in der Lage gewesen sei und vielmehr den Terroranschlag mit einem lapidaren "So was kommt von so was" beantwortet“ (Feddersen). Wenn einem deswegen schon unwohl wird, was bleibt da anderes als Erklärung als dass da wohl welche ein Problem mit ihr als Jüdin haben. Und was wäre das dann bitte anderes als: Antisemitismus?
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Bei vielen Politiker:innen pflegt man sich zu fragen, ob sie einen Plan B haben. Bei Friedrich Merz fragt man sich: Hat der Mann überhaupt einen Plan A?
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Auch die Nummer mit dem geistigen Eigentum erschließt sich mir immer weniger. Einerseits wird man bis in den siebten Kreis der Hölle verklagt, wenn man irgendwo ein Bildchen verwendet, an dem jemand Rechte innehat. Nun kann ich das sogar ein Stück weit verstehen. Ein Freund von mir ist bildender Künstler und zumindest eine seiner Arbeiten ist so beliebt, dass er bislang über hundert Urheberrechtsklagen im In- und Ausland auf den Weg gebracht hat. Mit Übersee wären es noch mehr, aber der Aufwand lohne nicht, meint er. Hat er zwar keinen Bock drauf, weil er Zeit und Nerven, die dafür draufgehen, weit sinnvoller nutzen könnte, aber was ist die Alternative? Zusehen, wie andere sich mit seiner Arbeit die Taschen vollmachen? (Man sollte darauf hinweisen, dass er keine Privatleute abmahnt oder verklagt, sondern nur kommerzielle Anbieter und Firmen, die damit Geld verdienen (wollen)).
Daher will es mir nicht in den Kopf, wieso AI-Giganten sich andererseits in ganz großem Stil am geistigen Eigentum von Millionen Content creators, wie die jungen Leute das heute nennen, bedienen, ohne dafür auch nur eine müde Kopeke abdrücken zu müssen.

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