Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 7. April 2018
Kram catalan
Es gibt ja diese Menschen, und sie scheinen irgendwie mehr zu werden (oder sie sind dank so genannter sozialer Netze einfach sichtbarer), für die Politik im Wesentlichen nach dem Schema 1 + 1 = 2 funktioniert. So nach dem Motto: Geheime Macht, die wir alle kennen, aber deren Namen wir nicht sagen dürfen, befiehlt die Große UmvolkungTM, Merkel muss gehorchen und schon dekretiert sie, die Grenzen zu öffnen, auf dass unkontrolliert Flüchtlinge angeschissen kommen können, um uns unseren Hart Erarbeiteten WohlstandTM abspenstig zu machen, unsere schmucken Städte zu islamisieren und in industriellem Maßstab Unsere FrauenTM zu molestieren.
Dienstag, 3. April 2018
Meedienschelte
Hossa, bei der 'Zeit' scheints ja zu Teilen gerade lustig zu gehen, seitdem man sich von Thomas Fischer getrennt hat. Zur Erinnerung: Der hatte als nicht völliger juristischer Laie in einer bei meedia erschienenen Kolumne Zweifel angemeldet, dass es sinnvoll bzw. hilfreich ist, wenn Journalistinnen , wie in Sachen Dieter Wedel geschehen, für sich in Anspruch nehmen, mal eben den Job der Justiz zu erledigen. Dieselbe Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der 'Zeit', die in der Causa Kachelmann noch auf Fischers Seite war, verfiel, scheint's daraufhin in eine Art Heimzahl-Modus. Sie erklärte die Zusammenarbeit für beendet, kündigte Fischers Frei-Abo und zog auch ihren bereits eingereichten Beitrag zu einer Festschrift wieder zurück.
Sonntag, 1. April 2018
Ulmentanz & Osterei
In weniger als einem Jahr werde ich 50. Halbes Jahrhundert. Leck das Crack aus meiner Spalte und nenn’ mich Waldemar! Mannmannmann. Von jenen, die ab einem gewissen Alter keinen Bock mehr haben auf EmpathieTM und Solidarität (oder es vielleicht noch nie hatten) wird man ja gern mit dem angeblichen Churchill-Zitat bombardiert von wegen, wer mit zwanzig kein Sozialist sei, habe kein Herz und wer mit vierzig nicht konservativ sei, kein Hirn. Vielleicht sollte ich als demnächst offizieller Alter Sack langsam auch damit anfangen, irre kluge Sprüche zu sammeln, die alle anfangen mit "Wer mit fünfzig immer noch..." - mit denen ich dann allen tierisch auf den Dömmel gehe. Etwa: Wer mit fünfzig immer noch einen arroganten Zinnober im italienischen Restarant veranstaltet, weil am Nebentisch jemand 'Radicchio' falsch ausspricht oder den korrekten Plural von 'Espresso' nicht kennt, hat es eventuell gewaltig nötig.
Samstag, 31. März 2018
Empathie, Empatha
Unter Empathie versteht man ganz allgemein die Fähigkeit, sich mehr oder weniger in andere Menschen hineinzuversetzen. Es wäre kein Problem, wenn Empathie in wesentlichen so begriffen würde. Wird es aber nicht. So ziemlich jeder, der irgendwie eine Meinung zum Weltverbessern absondert, sondert auch diese wichtig klingende Vokabel mit hoher Wahrscheinlichkeit mit ab. So im Sinne von: Wir müssen alle empathischer werden. Dabei wäre eine Welt, in der es nur noch empathisch zuginge, nichts weniger als ein Alptraum. Was in mir vorgeht, ist meine Sache, mein Gemütszustand, meine Sorgen Und NöteTM, meine Gefühle etc. gehen exakt mich und handverlesene Menschen meines engeren Umfeldes etwas an, alles andere empfinde ich als höchst übergriffig.
Donnerstag, 29. März 2018
De' Russ' kütt
So sprach angeblich immer ein aus Köln stammender Kamerad, mit dem ein längst verstorbener Freund der Familie damals an der Ostfront war. Jetz' kütt he ja widder, de' Russ'. Also fast. Zumindest wenn man diversen Qualitätsmedien glauben kann. Wenn das so sein sollte, dann ist das nicht zwingend eine schlechte Nachricht. Das Problem ist doch: Wenn de' Russ' nit kütt, dann läuft scheinbar nicht viel zusammen in unseren Hoch Entwickelten Westlichen IndustriestaatenTM. Jens Berger hat jetzt auf die Meldung hingewiesen, die EU-Kommission wolle zusätzliche Mittel für die Infrastruktur locker machen, damit im Fall des Falles die Panzer auch zügig rollen könnten. Das stünde beim momentanen Zustand hiesiger Straßen und Brücken nämlich sehr infrage. Natürlich kann man darüber den Kopf schütteln und sich fragen, wieso erst der Russe kommen muss, und sei's im Geiste, dass der beklagenswerte Zustand unserer Straßen und Brücken mal jemandem auffällt.
Dienstag, 27. März 2018
In eigener Sache
Für den Fall, dass sich jemand wundert, wo die Beiträge vor 2016 geblieben sind: Die sind nicht gelöscht, sondern zurück auf Entwurf und damit auf unveröffentlicht gestellt. Ich werde die, so wie ich Zeit habe, nach und nach wieder ins Netz stellen. Vielleicht wird es auch eine (Wieder-) Veröffentlichung ausgewählter Beiträge im Rahmen einer Art Best-Of-Reihe geben oder so, keine Ahnung. Ferner werden sich welche fragen, wo denn die meisten Fotos geblieben sind. Die sind in der Tat gelöscht. Vorsichtsmaßnahme.
Samstag, 24. März 2018
Jenseits der Blogroll - 03/2018
"Ich glaube nicht an Heilslehren und Einseitigkeiten, nicht an das Niederbrüllen von Ungläubigen und an den einen, alles entscheidenden Menschheitsfehler. Ich glaube nicht, dass alles in Wirklichkeit ganz einfach wäre, wenn man nur die Richtigen kaltstellt oder wegschafft oder fertigmacht, kastriert oder abknallt. Ich glaube auch nicht, dass ich oder irgendjemand sonst sich von einem aufgehetzten, vielfach uninformierten Mob das Maul verbieten lassen sollte." (Thomas Fischer)
Es ist wieder einmal Zeit für die monatliche Linksammlung mit allem, was mir so an Interessantem, Überraschendem und sonstwie Lesenswertem untergekommen ist. Da wäre etwa Thomas Fischer. Dass seine Kolumne 'Fischer im Recht' eingestellt wurde, ist schade. Aber dass er es ohne nicht lange würde aushalten können, war irgendwie klar. Also schreibt er jetzt gelegentlich für meedia. Jüngst über kenntnisfreie Faktenchecker in Frank Plasbergs Quasselrunde. Der Mann ist kontrovers, manchmal weitschweifig, sieht sich vielleicht selbst gern schreiben, aber er versteht in der Regel sehr viel von dem, über das er da schreibt, und vor allem ist er nie langweilig.
Mittwoch, 21. März 2018
Ein Jubiläum (5)
Heute vor 100 Jahren, am 21. März 1918, begann die so genannte 'Michael-Offensive' der deutschen Armee
Mit der Bemerkung, Recht sei kostbarer als Frieden, hatte der pazifistisch gesinnte US-Präsident Wilson im April 1917 den Eintritt der bis dahin mehrheitlich isolationistischen USA in den ersten Weltkrieg begründet. Auf Friedensangebote Wilsons ging man nicht ein, da man immer noch die Möglichkeit eines 'Siegfriedens' sah und dergleichen Verhandlungen als verbrämte Kapitulation auffasste. Ende 1917 sah die Entente sich keineswegs auf der Siegerstraße und auf deutscher Seite dachte man, mit einer letzten großen Offensive im Westen, es wäre die erste seit 1916, müsste sich das Blatt wenden lassen. 'Kaiserschlacht', so wurde das Vorhaben auch genannt. Doch Wilhelm II. war politisch längst kaltgestellt und bloß noch Symbolfigur. Auch wusste man um die Stimmung in der Heimat. Diese eine allerletzte Anstrengung, so erzählte man den Soldaten und der Bevölkerung, ein letzter Schlag, und die kriegsmüden Alliierten würden umkippen wie ein tönerner Riese, dann würden die Osterglocken den Sieg einläuten. Es sollte, wie so oft in diesem seit dreieinhalb Jahren dauerndem Krieg, anders kommen.
Montag, 19. März 2018
Bärendienste
Es ist verständlich aber sinnlos, Jens Spahn eine Zeitlang vom Hartz-IV-Regelsatz leben lassen zu wollen.
Es sagt so einiges, dass unter denen, die jetzt nicht müde werden, die immensen Leistungen des verstorbenen Stephen Hawking zu rühmen, genügend sein dürften, die andernorts nicht müde werden, Sozialstaatlichkeit als linke Humanitätsduselei zu bekämpfen. Hawking selbst, obwohl aus durchaus situierten Verhältnissen stammend, hat zu Lebzeiten immer wieder darauf hingewiesen, dass sein unerwartet langes Leben und seine Arbeit als Wissenschaftler vor allem der Unterstützung des NHS (National Health Service), dem steuerfinanzierten Gesundheitsversorgungssystems in Großbritannien, zu verdanken waren. Dessen weitgehende, am liebsten völlige Abschaffung gehört seit geraumer Zeit zu den vorrangigen Projekten jener konservativen Politiker auf der Insel, die sich jetzt im Glanz von Hawkings Meriten mitsonnen. Zurück auf den Kontinent.
Samstag, 17. März 2018
Schmähkritik des Tages (16)
Heute: Jens-Christian Rabe über das neue Albung der Band Frei.Wild
"Ja, es ist wieder einmal so weit: Es gibt mit »Rivalen und Rebellen« [...] ein neues, zwölftes Album der Südtiroler Dampfstrahl-Punkrock-Band Frei.Wild, die gerne mit allerlei Völkisch-chauvinistisch-nationalistischem herumzündelt, aber dann noch nicht rechts sein will, sondern einfach dagegen. Also gegen den Mainstream und seine »Systemmarionetten«, die die Band und ihre Anhänger angeblich nicht so sein lassen wollen, wie sie am Ende aber doch sind. Das hässliche Hölzchen, über das die Freunde und Feinde diesmal springen dürfen, heißt »Geartete Künste hatten wir schon« und ist der Soundtrack zur Metapolitik der Neuen Rechten, bei der es im Kern ja nie um die Sachen selbst geht, sondern immer nur darum, dass alle anderen ewig »im Gleichstrom« schwimmen und die »wahren Rebellen« nur sie selbst seien. Musik zur Zeit in ihrer gruseligsten Form, die in den deutschen Mainstream-Pop-Charts ganz weit oben landen wird, sehr wahrscheinlich sogar auf dem ersten Platz, wie seit 2012 allein drei der vier letzten Alben der Band." (Süddeutsche Zeitung, 16.3.2018)
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