Freitag, 23. Juli 2021

Sommerloch: Der Wikinger an der Ecke

 
Wie bei uns in der Provinz doch einmal etwas Weltbewegendes passierte und niemand es bemerkte (Wdh.).

Bekanntlich komme ich aus und lebe in der Provinz. In der Provinz ist das so: Die was reißen wollen im Leben, sind schon als Kinder quasi permanent auf dem Sprung und hauen bei erster Gelegenheit ab in die große Welt. Die fängt bei uns in Münster oder Bochum an, je nach Richtung. Die, die bleiben, verinnerlichen schnell, dass im heimatlichen Kaff, allen Träumen und Ambitionen zum Trotze, höchstwahrscheinlich niemals etwas passieren wird, das irgendjemanden interessiert außer örtlichen Honoratioren und dem Redakteur des Lokalblättchens, der jeden Tag ein paar Seiten vollkriegen muss, und erwarten daher nicht viel. Und groß fragen tut man da auch nicht. Normalerweise ist das eine einigermaßen gesunde Einstellung, manchmal aber ist es ein Fehler.

Mittwoch, 21. Juli 2021

Schmähkritik des Tages (50)

 
Heute: Matthias Eberling über Mansplaining

"Das ungefragte Erteilen guter Ratschläge ist in Deutschland zum Volkssport geworden. Es wird gerne unter dem Begriff Mansplaining abgebucht, aber ich finde, die Frauen sind genauso unerträglich. Themen wie Gesundheit und Ernährung spreche ich in ihrem Beisein erst gar nicht an, weil ich mir die dummbräsigen, selbstgerechten Stehgreifreferate ersparen möchte." (Kiezschreiber, 21. Juli 2021)

Samstag, 17. Juli 2021

Ruhe, die erste Bürgerpflicht

 
Naaa, sind Sie alle auch so beruhigt wie ich? Weil es schon immer Regen und Überschwemmungen gegeben hat, dieser Klimawandel bloß eine Schnapsidee hysterischer schwedischer Gören, verwöhnter Schulschwänzer*innen und skrupelloser Wissenschaftler ist, die sich mit ihrer Panikmache doch nur ihre millionenschweren Gehälter sichern wollen? Sind Sie auch so erleichtert? Dass WirdeutscheTM damit so gar nichts zu tun haben? Weil die Chinesen doch viel schlimmer das Klima verpesten als wir, also viel,viel, viel, viel doller zu dem Klimawandel beitragen, den es gar nicht gibt und der nur ein linksgrünversifftes Hirngespinst ist? Finden Sie nicht auch, dass man diese schlimmen Ereignisse jetzt keinesfalls instrumentalisieren darf für eine parteipolitische Agenda, um eine grünsozialistische Ökodiktatur zu errichten? Dem Poschardt den Porsche zu nehmen?

Mittwoch, 14. Juli 2021

Lest we forget (5)

 
Heute vor 88 Jahren, am 14. Juli 1933, brannten auch in meiner Heimatstadt die Bücher. Auf dem Neumarkt, den man kurz zuvor nach dem von den Nazis zum Märtyrer aufgeblasenen Terroristen in Albert-Leo-Schlageter-Platz umbenannt hatte. Allgemein gilt der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund als maßgeblicher Akteur der Bücherverbrennungen. Da Recklinghausen damals keine Hochschule besaß, hatte hier die SA das Kommando übernommen. Die Aktion war also kein inszeniertes Bekenntnis der akademischen Jugend, sondern vor allem eine Machtdemonstration an die Arbeiter.

Montag, 12. Juli 2021

The Day after

 
Meinethalben können in Zukunft alle Fußballwelt- und Europameisterschaften so ablaufen wie diese EM. Erinnerte an früher, als so was eine weitgehend privat oder in der Kneipe konsumierte Nettigkeit des Lebens war, die es nicht rechtfertigte, die Innenstädte mit sich vollzumachen und Mitmenschen zu behelligen. Zumal ich die fußballerischen Bemühungen Der MannschaftTM in den letzten Jahren mit stetig abnehmender Anteilnahme verfolgt habe, während die meist geräuschvollen Begleiterscheinungen diverser Turniere mir parallel dazu mehr und mehr auf die Eier gingen. Auch die türkische Mannschaft, deren Anhänger immer gut sind für einen ordentlichen Radau, hat sich freundlicherweise einigermaßen zeitig aus dem Geschehen verabschiedet.

Freitag, 9. Juli 2021

Ronny des Monats - Juli 2021


"Wir unterschreiben nicht. Es wird jedoch der Tag kommen, da wir Kommunisten dieses Grundgesetz gegen die verteidigen werden, die es angenommen haben." (Max Reimann)

Zuweilen, da kommt man ja ins Rätseln. Zum Beispiel über zwei Entscheidungen des Bundeswahlleiters. Der hat entschieden, die Partei 'Der Dritte Weg' zur heurigen Bundestagswahl zuzulassen, die DKP hingegen nicht. Man gönge, so ließ man verlauten, dabei einzig und allein nach formalen Gesichtspunkten vor. Soso. Mal eine Frage: Die DKP wurde 1968 als Nachfolgerin der verbotenen KPD gegründet (für die Jüngeren, die KPD war eine von zwei Parteien, die in der Bundesrepublik je verboten wurden). Seither ist sie zu jeder Bundestagswahl angetreten (und ungenannt unter 'Sonstige' gelandet). Wie wahrscheinlich ist es, dass so einer Organisation ein derart gravierender Formfehler unterläuft, dass sie nicht zur Wahl zugelassen wird? Natürlich will ich nichts ausschließen und lehne Verschwörungserzählungen strikt ab. Trotzdem.

Montag, 5. Juli 2021

Vermischtes und Zeugs (II)

 
Bei Kalendersprüchen wie "Fehler bringen einen weiter" oder so handelt es sich fast immer um ranzdummes Sesselpuper-Gewäsch. Ob diese Leute ihre superentspannte Maxime auch auf Ärzte, Piloten, Pflegepersonal, Feuerwehrleute, Rettungsdienste, Fluglotsen, Autowerkstätten etc. etc. ausdehnen würden? Wie stellen die sich das vor? "Okay, Ihr Haus ist gerade abgebrannt, weil wir einen Knoten im Schlauch hatten. Hupsa! Aber hey, alles easy. Immer dran denken: Fehler bringen uns weiter. Und in jedem Ende liegt auch irgendwie ein Neuanfang! Bitte hinterlassen Sie uns ein positives Feedback. Lieblieb!"

Sonntag, 4. Juli 2021

Hasste was, biste was


"Die weltweite Bürgerrechtsbewegung hat den einst so stolzen Konservativen das Rückgrat gebrochen. Über Jahrhunderte konnten sie den Planeten durch Zufälle der Geburt (Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe) dominieren. [...] Nun wird aber die aus ihrer Sicht natürliche Überlegenheit in Frage gestellt, weil sie lästigerweise all die Menschen, die man immer ohne Gewissensbisse ausnutzen und ausbeuten konnte, respektieren sollen. [...] Migranten, Schwule, Frauen und Kinder gab es natürlich schon immer. Aber über Jahrhunderte hatten die sich unterzuordnen und öffentlich nicht in Erscheinung zu treten." (Tammox)

Es ist immer wieder schön anzusehen, wenn Propaganda die Luft ausgeht wie einem leckgeschlagenen Hüpfball. Die Grünen gelten in gewissen Kreisen ja als quasi allmächtig. Dominieren die Medien. 180 Prozent aller Jungjournalisten wählen wissenschaftlich erwiesen linksgründunkelrot. Die Redaktionsstuben werden gekapert von der Wokoharam. Und so werden wir alle 24/7 indoktriniert mit der wirklichkeitsfernen, urbanen bourgeiosen, woken Mittelschichtagenda: Klimakram, Genderwahn, Multikultispinnerei und Veggiegedöns. (Merke: Eine Verschwörung, die von dir aufgedeckt wird, ist meist keine.)

Dienstag, 29. Juni 2021

Am Wegesrand (3)

 
Was es nicht alles gibt... Die allgemeine Krise der Printmedien scheint die Kreativität der Blattmacher keineswegs zu bremsen. Ich glaube, eine Woche später lag an der gleichen Stelle der Quengelwarenzone ein Yogamagazin aus. Kann mich täuschen, war abgelenkt. Immerhin habe ich jetzt eine Idee, in welchen Safe spaces und Snoezelenräumen Annalena Baerbock vermutlich ihre PR-Leute und ihren Berater*innenstab (Stab! Phallokratie! Buhhh!) rekrutiert hat.

Sonntag, 27. Juni 2021

Rall und Schauch

 
Warum, könnte man fragen, sind eigentlich Witze über Namen so tabu? Nun ja, die naheliegendste Antwort wäre, dass man sich seinen Namen in aller Regel nicht ausgesucht hat. Man kann nichts dafür. Jene bedauernswerten Kriegskinder, die während der Jahre des großen Vogelschisses geboren wurden und von ihren Nazi-Eltern Adolf, Magda oder Reinhard benamt wurden oder irgendwelche albernen 'germanischen' Namen verpasst bekamen, wissen, wovon die Rede ist. Zur Zeit erreichen viele Menschen das Erwachsenenalter, die von ihren Eltern Hypotheken wie Kevin, Dennis, Chantal oder Jacqueline mit auf den Lebensweg bekommen haben.