Dienstag, 19. Oktober 2021

In die Gosse

 
"Die Gossenpressenvertreter haben sich ihre journalistischen Aktivitäten in den Unterhosen von Dieter Bohlen, Udo Jürgens und zahlloser Vergewaltigungsopfer als »Boulevardjournalismus« schöngeredet, aber was hätte solcher Schmodder auf einem Boulevard zu suchen? Von einem Boulevard erwarte ich, daß dort Charles Aznavour Arm in Arm mit Lino Ventura flaniert und daß sie beide Simone Signoret zu einem Café au Lait oder Schlimmerem einladen. Was die Bild-Zeitung an Puff-Geständnissen aus Knalltüten wie Heiner Lauterbach und Ottfried Fischer herausleiert, hat damit herzlich wenig zu tun. Das ist kein »Boulevard«. Das sind glipschige Speichelbatzen." (Gerhard Henschel)

Sonntag, 17. Oktober 2021

Vermischtes und Zeugs (VIII)


Schon der große Wiglaf Droste wusste, dass Sex/Gender-Debatten allein zu dem Zweck erfunden wurden, um ein paar Akademikerinnen zu ernähren. Ansonsten fügten sie der Welt weder Wahrheit noch Schönheit zu. Das lässt sich problemlos erweitern auf kurrente Diskriminierungsdebatten. Das mit Abstand Nervigste an Teilen des identitätspolitischen Diskurses ist seine geistige Armut. Zu erkennen daran, dass Gegenargumenten meist bloß mit Gekeife und Shitstorms begegnet wird. Zuweilen bekommt man den Eindruck, der ganze Kram sei eine Art Wissenschaftssimulation für mäßig begabte aber privilegierte Bürgerkinder, die keinen Bock haben auf ernsthafte gedankliche Arbeit.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Strukturwandel, manifest (2)


Preisfrage: Woran erkennt man, dass eine Stadt/ eine Region definitiv auf dem absteigenden Ast ist?

Versuch einer Antwort: Unter anderem am Ausmaß des pathetisch-nostalgischen Boheis, der um eine vermeintliche Identität veranstaltet wird und mit dem man sich gegen den Abstieg zu stemmen versucht (anders als etwa in Berlin, wo man Chaos und Ranz einfach für sexy ausgibt). Der Getränkemarkt meines Vertrauens wurde vor kurzem aufwändig umgebaut und auf Ruhrpott getrimmt. Kassenzone wie eine Lohnhalle. Das Tor zum Leergutlager ist wie ein Stollen gestaltet. Und dann diese Deko hier:

Montag, 11. Oktober 2021

Ronny des Monats - Oktober 2021


Zunächst off topic: Die Redaktion gratuliert dem Sänger und Realityshow-Teilnehmer Michael Wendler zum Goldenen Aluhut 2021. Für, so die Begründung, "das Propagieren von Verschwörungserzählungen und das unreflektierte Teilen von Reichsbürgerideologien auf seinem Telegram-Kanal". Ein würdiger Preisträger, Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer die Wahl heuer war bei der Menge an Kandidaten. Auf Platz 2 folgt übrigens die "Stiftung Corona Ausschuss für das reichweitenstarke Verbreiten von Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen zum Coronavirus, Covid-19 und Impfungen", und auf Platz 3 landete der "Berliner local hero Captain Future für seine unbeschreibliche Fähigkeit, selbst die einfachsten Verschwörungstheorien nicht auf die Kette, wohl aber auf die Polonaise zu bringen".

Samstag, 9. Oktober 2021

Ein Stern


Wie deppert der durchschnittliche Antisemit und wie hirnrissig das ganze Konzept ist, lässt sich an einem aktuellen Beispiel studieren: Der Sänger Gil Ofarim, der offenbar einen Davidstern um den Hals trägt, wurde letzte Woche angeblich von einer Sicherheitskraft in einem Leipziger Hotel abgewiesen mit den Worten: "Pack' deinen Stern weg!". Okay, da hat also jemand - gesetzt den Fall, die Sache ist tatsächlich so passiert - ein Problem, wenn jemand in der Öffentlichkeit einen Davidstern trägt. Ist das etwa schon ein Zeichen für Antisemitismus?

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Vermischtes und Zeugs (VII)


Es gibt Menschen, die haben einfach Talent. Im Weg rumzustehen etwa. Sich auf Lieblingsschallplatten zu setzen. Von zwei Möglichkeiten grundsätzlich immer die schlechtere zu wählen. Zu doof zum Milchholen; fällt hin und verbiegt die Mark, hieß das früher. Und dann gibt es Andy Scheuer. Der Mann hört einfach nicht auf zu liefern, gnadenlos, bis zu seinem letzten Arbeitstag als Minister. Was wäre Heiko Maas bloß ohne ihn?

Samstag, 2. Oktober 2021

Spaßige Kasse

 
Vor vielen, vielen Jahren, liebe Kinder, als das Wünschen noch geholfen hat, wurde der Onkel aus Überzeugung Kunde der örtlichen Sparkasse. Ihm gefiel die Idee der Gemeinnützigkeit. Es gab ein großes Filialnetz, in der kleinen Zweigstelle bei ihm um die Ecke ward er bald persönlich und mit Namen bekannt. Die freundlichen Damen und Herren dort haben ihm immer nett und kompetent geholfen, auch als es finanziell eine Zeitlang finster aussah bei ihm. Sparkasse, das war mal Bank in sozial, das Geldhaus, wo Menschen aus Fleisch und Blut alten Muttchen die Rente auszahlten, wenn die mit den neumodischen Automaten nicht recht klar kamen.

Mittwoch, 29. September 2021

Lest we forget (6)


Vor genau 80 Jahren, am 29. und 30. September 1941, ermordete das SS-Sonderkommando 4a unter SS-Standartenführer Paul Blobel, unterstützt von den Polizeibataillonen 45 und 314, in der Schlucht Babyn Jar, damals am Rande von Kiew gelegen, über 33.000 Kiewer Juden. Denen hatte man befohlen, sich zur Umsiedlung einzufinden. In Babyn Jar angekommen, mussten sie ihre Wertsachen abgeben, sich ausziehen und sich nackt in große Gruben legen, wo sie per Genickschuss umgebracht wurden. Die Nachfolgenden mussten sich auf die Leichen legen. Babys und Kleinkinder warf man einfach lebendig in die Gruben.

Montag, 27. September 2021

Bundestagswahl. Zwölf Thesen


1. Das Wahlergebnis ist eigentlich keines.
Wenn sich aus dem gestrigen Votum eine klare Aussage destillieren lässt, dann die, dass das Wahlvolk mehrheitlich mit dem Angebot nicht einverstanden war, keinen der drei Kandidaten überzeugend fand und lieber weiter Merkel gehabt hätte. Wäre sie noch mal angetreten, sie hätte locker zum fünften Mal gewonnen. Und daher war das auch keine 'Richtungswahl'. Die CDU mag Prozente verloren haben wie sonstwas, wenn am Ende ein maximalst moderater Herausforderer wie Scholz, ein Mann wie alkoholfreies Hefeweizen, gerade einmal etwas mehr als ein Prozent mehr holt, dann kann davon nicht die Rede sein, geschweige denn von Wechselstimmung.

Samstag, 25. September 2021

Jenseits der Blogroll - 09/2021


Die Links und Fundstücke des Monats. Mein Lieblingsbonmot zum grassierenden Wahlkampf, für das ich leider keine Quelle habe, lautet übrigens: "Bei der medialen Kampagne gegen Armin Laschet wurde schwerstes Geschütz aufgefahren: Man hat ihm Aufmerksamkeit geschenkt und ihn ausreden lassen." -- Erinnert ein wenig an Pispers' Diktum zu Beginn des Milleniums, als er sagte, der beste Weg, die damals Noch nicht-Kanzlerin Angela Merkel zu beleidigen, sei, sie wörtlich zu zitieren. Oder an die endlosen Verunglimpfungen, mit denen sich einst an der Tapsigkeit und Tumbheit eines Helmut Kohl abgearbeitet wurde. Und, wer war hinterher 16 Jahre lang Kanzler? Röchtööög! Also Obacht.