Ronny des Monats - Oktober 2021

Zunächst off topic: Die Redaktion gratuliert dem Sänger und Realityshow-Teilnehmer Michael Wendler zum Goldenen Aluhut 2021. Für, so die Begründung, "das Propagieren von Verschwörungserzählungen und das unreflektierte Teilen von Reichsbürgerideologien auf seinem Telegram-Kanal". Ein würdiger Preisträger, Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer die Wahl heuer war bei der Menge an Kandidaten. Auf Platz 2 folgt übrigens die "Stiftung Corona Ausschuss für das reichweitenstarke Verbreiten von Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen zum Coronavirus, Covid-19 und Impfungen", und auf Platz 3 landete der "Berliner local hero Captain Future für seine unbeschreibliche Fähigkeit, selbst die einfachsten Verschwörungstheorien nicht auf die Kette, wohl aber auf die Polonaise zu bringen".

Nochmals Glückwunsch! Zurück in die Sendezentrale zu den Ronnys des Monats:

Platz 5: Meine Maske trag' ich nicht!
Irina Gross, ihres Zeichens sachkundige Bürgerin der Bielefelder AfD im Betriebsausschuss des städtischen Immobilienservicebetriebs (ISB) wurde Anfang des Jahres von der Polizei aus einer Ausschusssitzung verbracht, weil sie sich geweigert hatte, eine Maske zu tragen. Die 50 Euro Ordnungsgeld wollte sie nicht zahlen und verwies auf ein Attest. Das weigerte sie sich aber vorzuzeigen, wollte dies nur einem Gericht zeigen (hä?). Vor Gericht zeigte sie das Attest. Das stellte sich als gefälscht heraus. Jetzt hat sie noch ein Verfahren wegen Urkundenfälschung an der Backe. Eine Straftat, auf die bis zu 5 Jahre stehen. Beim Fußball heißt es bei so was: Und noch eine gelbe Karte hinterher für Dummheit.

"Einige Menschen sehen die Abkürzung AfD als »Alternative für Dumme« und so ganz lässt sich das im vorliegenden Fall tatsächlich nicht abstreiten." (Volksverpetzer)

Platz 4: Wer nicht fragt,...
... bleibt dumm, heißt es so schön. Kann aber auch vorkommen, dass man fragt und hinterher dumm dasteht. So wie der berliner Abgeordnete Kay Nerstheimer (NPD, Slogan: "Taschen leer, Schnauze voll - NPD wählen!"). Der hat sich inzwischen einen Namen gemacht, den Senat mit Kleinen Anfragen zum Thema Corona zu traktieren. So erhielt er auf seine Frage: "Wie äußert sich der Senat zur stetigen Zunahme der Demonstranten gegen seine Corona-Maßnahmen?", von Martin Matz, Staatssekretär der Gesundheitsverwaltung, zur Antwort: "Über die Veränderungen des Körpergewichts von Demonstrierenden gegen die Corona-Maßnahmen liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor." Kicher.

Platz 3: Spitzenidee des Monats
Die kommt von JU-Chef Tilman Kuban: Die CDU sollte sich einfach mal ein Beispiel nehmen an Sebastian Kurz (ÖVP).

Platz 2: Wo ist die OECD?
Wer versucht, im oder im Umkreis eines Wahllokals, Wählende zu beeinflussen, kann Ärger mit der Polizei bekommen. Was aber, wenn einen einer der Wahlhelfer einen Wähler anpöbelt, dessen Name ihm nicht deutsch genug klingt? Glücklicherweise ließ der Duisburger Burak Yilmaz sich nicht unterkriegen, protokollierte das Gespräch und beschwerte sich beim zuständigen Wahlleiter. Ergebnis: Der Betreffende wird nicht mehr als Wahlhelfer eingesetzt. Und bevor jetzt das Gegreine losgeht von wegen Vorverurteilung: Man kann davon ausgehen, dass auch Zeugen befragt wurden wie andere Wahlhelfer, Wähler etc. (weswegen sich umso dringender die Frage stellt: Wie doof muss man eigentlich…?). Mehr noch: Yilmaz wird wahrscheinlich bei der nächsten Wahl den Platz des Pöblers einnehmen. In Bergheim, wo eine Wahlhelferin mindestens zwei Kopftuch tragenden Wählerinnen die Wahl verweigern wollte, steht eine Reaktion noch aus.

Platz 1 und Ronny des Monats: Leichen pflastern ihren (III.) Weg.
Die Ulknudelpartei 'Der III. Weg', die schon mit lustigen Wahlplakaten von sich reden machte (wir berichteten), hat nun in Sachen politischer Humor die nächste Stufe des Frohsinns gezündet. Sie legten in Würzburg mit Kunstblut besudelte Strohpuppen ab, die Leichen darstellen sollten und die Gesichter von Laschet, Baerbock und Scholz trugen. Schon klar. Kennen wir jetzt seit über 30 Jahren: "War nur ein Sche-herz! Gooooottchen, wie kann man bloß so humorlos sein!" - "Ich bin halt 88 geboren und der 18. Geburtstag war der allerschönste meines Lebens.  Menno, was die Linken immer haben!"

Ministerpräsident Kretschmer zum AfD-Sieg in #Sachsen: "Sehr unglücklich gelaufen, aber wir dürfen jetzt nicht den Linksextremismus aus dem Auge verlieren." pic.twitter.com/0mkfWgi0wU

— Der Gazetteur (@dergazetteur) September 26, 2021

Und der Ehrenronny des Monats, die Honourable mention geht aaan:

Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz.
Das hat kürzlich seinen Jahresbericht herausgebracht. Und da wir auch im "weltoffenen" (Wöller) Sachsen nie, nie, niemals, nicht vergessen dürfen, wie schlimmschlimmschlimm Linksextreme sind, heißt es da:

"Linksextremisten hatten sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie intensiv mit dem Infektionsgeschehen, dessen sozialen Auswirkungen und den politischen Regulierungen beschäftigt. Dabei befanden sie sich in einer schwierigen Situation. [...] Sie reagierten ebenfalls kritisch auf die staatlichen Beschränkungsmaßnahmen. Mehrheitlich hielten Sie sich jedoch an die Corona-Schutzmaßnahmen, wenngleich eher aus basisdemokratischen Erwägungen und einem gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsgefühl heraus und mitnichten aus Respekt vor dem Staat und seiner Verordnungen." (S. 21)

Dieses hinterhältige Pack aber auch! Hält sich aus purer Büberei einfach so, mir nichts, dir nichts mehrheitlich an die Corona-Schutzmaßnahmen, anstatt, wie sich's gehört, Autos abzufackeln und die Abschaffung des Kapitalismus’ zu fordern.

Das oben Zitierte wirft natürlich Fragen auf. Zum Beispiel: Was ist das Problem mit "basisdemokratischen Erwägungen"? Führt jede Partei im Schilde, die ihre Basis befragt. Liegen jedem Volksentscheid zugrunde. Oder: Was ist so suspekt an einem "gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsgefühl"? Oder einfach nur: Geht’s noch?

(Ein wenig RechtsstaatsTMnachhilfe für autoritäre Zwangscharaktere unter den Sesselfurzern: In einem RechtsstaatTM ist es vollständig irrelevant bis pupsegal, wieso im einzelnen sich jemand an Gesetze und Vorschriften hält. Entscheidend ist einzig und allein, dass er es tut. Alles andere geht niemanden etwas an. Weil ein RechtsstaatTM keine Gesinnungsschnüffelei kennt und exakt eines verlangen kann: Dass die in ihm hausenden Bürger sich an die geltenden Gesetze halten. Es irrelevant ist, ob einer dabei irgendwie ein guter/anständiger Mensch ist oder ein Arsch. Nicht dafür.)