Sonntag, 27. November 2022

Jenseits der Blogroll - 11/2022

 
So, mal sehen: Nürnberger Lebkuchen? Check. Spekulatius? Check. Lübecker Marzipan? Check. Mandarinen? Check. Nüsse? Check. Ein wenig (!) dezente (!) Deko? Check. Alles da, der Geburtstag des Religionsstifters kann nahen. Moment mal! Christliches Propagandamaterial in einem Agnostikerhaushalt? Was kommt als nächstes? Ein Adenauer-Poster überm Bett? Mumpitz! Erstens haben viele (Vor-)Weihnachtsbräuche heidnische Wurzeln und zweitens wusste schon der große René Goscinny: "Man kann doch Barbar sein und trotzdem Blumen lieben!" Stopp, Halt! Eines fehlt. Die monatliche Linksammlung. Hier isse:

Freitag, 25. November 2022

Schmähkritik des Tages (63)

 
Heute: Stefan Reinecke über Friedrich Merzens Sieg über das Bürgergeld

"Friedrich Merz behauptet, dass die Union den »Kern des Bürgergeldes« zerstört habe. Die CSU, die in der Debatte durch besonders unschöne Hetze gegen Arbeitslose auffiel, klopft sich auf die Schulter und bescheinigt sich, »schwere Systemfehler« beim Bürgergeld gestoppt zu haben. Wenn man recht versteht, hat die Union mit ihrem tapferen Widerstand gerade noch so verhindert, dass die Mittelschicht in der Bundesrepublik ab dem 1. Januar ihre Jobs kündigt und es sich in der sozialen Hängematte gemütlich macht. Wer sich so wuchtig selbst lobt, scheint es nötig zu haben." (taz, 22. November 2022)

Mittwoch, 23. November 2022

WM-Katarrh (2) - Hinter der Binde


Was mir so auffällt: Die hiesige Nationalmannschaft hat gar keinen Spitznamen mehr. Einst gab es ja 'Bertis Buben' und danach 'Jogis Jungs'. Und nun? 'Hansis Honks'? 'Hansis Hosenscheißer'? Hier und da ist ja medial zu lesen, die feigen, rückgratlosen deutschen Spieler sollten sich doch bitte mal ein Beispiel an den mutigen Iranern nehmen. Deren Protest richtete sich zwar an das Mullah-Regime daheim, während es sich bei der Sache mit der Binde vor allem um eine Machtprobe mit der FIFA handelt, aber wer wird schon so pingelig sein.

Sonntag, 20. November 2022

Ad astra


Seit 1953 leistet die bescheidene Heimatstadt sich eine Volkssternwarte, die dank des langjährigen Institutsleiters Joachim Herrmann 1966 erweitert wurde um ein Kleinplanetarium mit 8 Meter Kuppeldurchmesser und 75 Sitzplätzen. Als Herrmann 1996 in Pension ging, war von Schließung die Rede. Das konnte mit viel bürgerschaftlichem Engagement (Förderverein, Initiativkreis) abgewendet werden. Nach langer Durststrecke steigen seit einigen Jahren die Besucherzahlen wieder, es konnte eine weitere wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt werden und 2017 wurde sogar ein neuer Erweiterungsbau realisiert.

Freitag, 18. November 2022

WM-Katarrh

 
"Are you ready for a FIFA World Cup like no other?" (Offizielle Werbung. Immer wieder schön, wenn welchen die Ironie nicht auffällt. Dieses sprechende Bettlaken ist auch ganz allerliebst.)

Morgen beginnt ja die WM der Schande im Arbeiterparadies. Versuchen wir das Ganze also, wie das an dieser Stelle gelegentlich geschieht, möglichst rational zu betrachten, einen Schritt zurück zu treten und das größere Bild anzuschauen.

Professioneller Fußball war auch schon lange vorher ein Riesengeschäft. Bis vor einigen Jahrzehnten allerdings, obwohl schon damals Riesensummen bewegt wurden, noch ein vergleichsweise überschaubares, das im Wesentlichen Europäer und Südamerikaner untereinander ausmachten. Ab den Achtzigern immer stärker nach dem Prinzip: In Europa ist das Geld, Südamerika ist ein schier unerschöpfliches Reservoir für Talente. Vielleicht ist die ablehnende Haltung in westlichen Ländern daher auch nicht nur evidenten Menschenrechtsverletzungen geschuldet, sondern auch Zeichen einer Überforderung.

Dienstag, 15. November 2022

Bürgerliches Geld

 
Natürlich sollte man sich nichts vormachen. Dass die 'Ampel' plant, wenigstens die schlimmsten Auswüchse der unseligen 'Agenda 2010' unter dem Rubrum 'Bürgergeld' wieder ein wenig zu kappen, hat nichts damit zu tun, dass plötzlich eine Welle der Menschlichkeit durch diverse Parteizentralen geschwappt ist. Was gemeinhin als 'Hartz IV' bezeichnet wird, diente nie dem Zweck, Arbeitslosigkeit sinnvoll zu managen, sondern Arbeit drastisch zu verbilligen. Indem man Arbeitssuchende unter permanenten Druck von Sanktionen und Kürzungen dazu zwang, auch miesest bezahlte Drecksjobs zu machen und gleichzeitig all jene außerhalb des Beamtenapparats so in Angst vor Arbeitslosigkeit hielt, dass sie nicht allzu gierig wurden und nicht aufmuckten.  

Sonntag, 13. November 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXVI)

 
Jetzt wird ja diskutiert, wie man sich denn nun verhalten soll zu der Schand-WM von Katarrh. Boykott? Darf man sich freuen? Und was, wenn nun doch irgendwo ein Fernseher läuft? Keine Ahnung. Augen und Ohren mit Kernseife auswaschen? Das Teufelsgerät mit dem Vorschlaghammer zertrümmern? (Das wird die Scheichs lehren!) Drei Vaterunser und sechs Ave Maria? Das ist übrigens gar nicht so abwegig. Vor vielen Jahren geriet mir ein katholischer Katechismus aus vorkonziliarer Zeit in die Finger (für Atheisten, Protestanten und andere Ungläubige und Ketzer: Das ist grob gesagt eine Art Schlaues Buch von Fähnlein Fieselschweif zum Führen eines gut katholischen Lebens in einer Welt voller Versuchungen).

Freitag, 11. November 2022

Ronny des Monats - November 2022

 
Meine Güte, war da was im Trinkwasser oder so? Oder hatten Ronny & Co. schon feuchte Höschen wegen des erwarteten, aber nicht stattgefundenen Durchmarsches der Trumpianer in den US of A? Ich kann mich nicht erinnern, wann jemals so viele heiße Kandidaten hinten rüber gefallen sind wie diesen Monat. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass es in Teilen Berlin-Neu=Cöllns schon ausreicht, als Rettungsassistentin lange dunkle Haare zu haben und aus Spanien zu stammen, um von Intelligenzallergikern rassistisch bepöbelt zu werden. Unter Berufung auf das "Recht auf freie Meinungsäußerung", versteht sich.

Dienstag, 8. November 2022

History in the making?

 
Natürlich machen nicht Große Männer Geschichte. Aber manchmal treffen Personen mit bestimmten Befugnissen in einem bestimmten Moment halt eine bestimmte Entscheidung. Mitch McConnell, republikanischer Senator von Kentucky und einflussreicher Oppositionsführer im Senat, stimmte am 13. Februar 2021 im zweiten Impeachment-Verfahren gegen eine Amtsenthebung Donald Trumps. Obwohl er zuvor klar Stellung bezogen hatte: Es könne nicht den geringsten Zweifel geben, dass Donald Trump "praktisch und moralisch" verantwortlich sei für die Geschehnisse am 6. Januar 2021. Trump wurde mit knapper Mehrheit freigesprochen. Da er nicht mehr im Amt war, konnte man ihn dessen zwar nicht mehr entheben,  aber er hätte sein Leben lang für kein politisches Amt mehr kandidieren dürfen.

Samstag, 5. November 2022

Kleben, Kartoffelbrei, Kommandieren

 
Was die momentanen Festklebe- und Gemäldebesudel-Aktionen der Aktionsgruppe 'Letzte Generation' angeht, wohnen zwei Seelen, ach, in meiner Brust: Einerseits habe ich volles Verständnis für die Proteste der jungen Leute und ich finde, sie sind noch viel zu wenig radikal. Man sollte bedenken, dass für sie die Sache mit dem Klimawandel vielleicht mit etwas größerer Dringlichkeit sich darstellt als für unsereins Alte Säcke mit nur noch wenigen Jahrzehnten statistischer Restlaufzeit. Der ekelhaft belehrende Tonfall, dieses Predigen von oben herab, wie er jetzt aus diversen Medien den Jugendlichen entgegenschallt ("Liebe Jugend von heute! Demos sind ja ganz okay, aber bei festkleben und Tomatensuppe und Kartoffelpü, da hört der Spaß auf, ja?"), auf dass nichts ihre Bräsigkeit störe, würde mich vermutlich noch zu ganz anderen Aktionen anstacheln.