Freitag, 10. Oktober 2025

Gerettet!


Puh, das war knapp! Nachdem Julia Klöckner so gerade noch verhindert hat, dass die internationale queere Verschwörung uns mit ihren Regenbogenflaggen zwangsverschwult, kommt jetzt die Veggie-Mafia dran und ihre diabolischen Versuche, uns zwangszuveganisieren, indem sie uns ihre fleischfreie Minderkost unterjubelt. Der Fraß soll fürderhin nicht mehr den Namen von Fleischhaltigem tragen dürfen, so hat es das EU-Parlament beschlossen. Also nicht mehr 'Veggie-Wiener' oder so, sondern 'Tofu-Rolle' oder so. Wegen Verwechslungsgefahr. Man sah es ja förmlich vor sich, wie die Topmanager von Milliardenkonzernen wie Rapunzel und Zwergenwiese in ihren Birkenstocks und Norwegerpullovern schon in irres Lachen ausgebrochen sind wie die Bond-Bösewichte. 

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Auf Reisen (16)


Harald Schmidt meinte in den Neunzigern mal, in Stuttgart habe jetzt eine große Kampagne zur Stadtverschönerung begonnen. Als erste Maßnahme sei der Bettler verhaftet worden.

Der Charme Stuttgarts erschließt sich dem Reisenden nicht sofort. Liegt landschaftlich wirklich sehr schön im Talkessel. Wurde im Krieg arg zerbombt und eher geht so wieder aufgebaut. Weil man hier der Charta von Athen anhing und von der 'autogerechten Stadt' träumte, verzichtete man vielerorts auf Rekonstruktion und etliches von dem, was die Bomber übrig gelassen hatten, wurde auch noch abgeräumt. Dass Stuttgart dennoch immer wieder mal zu einer der lebenswertesten Städte Deutschlands erkoren wird, könnte also mit anderem zu tun haben. Mit der Küche vielleicht. Oder einem Lebensgefühl, dass 'schaffe' sich lohnt und tatsächlich belohnt wird. Letzteres war im Ruhrgebiet einst nicht so anders. Nur die Gegend weniger lieblich.

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Masse. Mensch. Seppel.


Am langen Wochenende steht einmal mehr der Besuch der alten Blase im Schwäbischen an. Da war die Idee aufgekommen, ob man am Samstag, anstatt irgendwie Zeit totzuschlagen, nicht mal nach Stuttgart sollte. Das ist gerade mal 50 Kilometer entfernt und man kommt bequem auch ohne D-Ticket günstig mit dem Zug hin. Warum also nicht mal ins Porsche-Museum? Dummerweise ist aber auch Cannstatter Wasen. Das zweitgrößte Massenbesäufnis der Republik. Wo man Gebräu wie 'Dinkelacker' trinkt. Aus Eimern. Wenn ich also großes Pech habe, dann schmeißt ein ungnädiges Fatum mir einen 'Bummel' über das bierselige schwäbische Schlachtfeld des Frohsinns vor die Füße.

Sonntag, 28. September 2025

Vermischtes und Zeugs (CXXVI)


In den Siebzigern kursierte einer dieser Sprüche, die die Dummheit dieses oder jenes Menschen plastisch illustrieren sollten, nach Art von: Zu dumm, um einen Eimer Wasser umzukippen/eine Tür zuzuklappen/zum Scheißen etc. Es hieß, dieser oder jener sei so dumm, dass er, wenn die Rolltreppe plötzlich stehen bliebe, auf den Techniker warte und deswegen zu spät zur Arbeit käme. In den Achtzigern wurde ein politischer Witz daraus: Letztens war Stromausfall im Bonner Kanzleramt. 10 Menschen sind zwei Stunden im Aufzug steckengeblieben und Helmut Kohl auf der Rolltreppe. Kinder, was haben wir gelacht!

Freitag, 26. September 2025

Brandmauern, medial

 
Ein nicht eben neues Problem des gegenwärtigen Diskurses ist ja, dass Rechte es geschafft haben, so ziemlich alles als 'links' zu framen, was ihnen irgendwie gegen den Strich geht und das sie gern wegmachen würden. So geht es mancherorts inzwischen schon für links durch, daran zu erinnern, dass Menschenrechte bittesehr für alle Menschen gelten, dass Migration vielleicht auch nützlich sein kann oder dass man nicht glaubt, dass der Klimawandel eine Lüge ist. Dass man bereits in der linken Ecke steht, wenn man einfach nur das Grundgesetz verteidigt, in dem so lästige Dinge stehen wie die, dass kein Mensch wegen Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung etc. benachteiligt werden darf. 

Montag, 22. September 2025

Jenseits der Blogroll - 09/2025


Sieht man sich derzeit in der Position, Israels Vorgehen, bei aller Kritik an eventueller Verhältnislosigkeit, trotz allem irgendwie zu verteidigen, kann es schnell unangenehm werden. Erstens weil man sich mitunter mit Forderungen konfrontiert sieht, seine bisherigen Wertvorstellungen gefälligst über Bord zu werfen. Los, jetzt gib dir endlich einen Ruck und höre auf mit deiner schuldkultbedingten Unterstützung des Judenstaates und gesteh’ dir ein, dein Leben lang falsch gelegen zu haben! Ferner gerät man, wenn man es wagt, Israels Handeln im Gazastreifen eben nicht einen Völkermord zu nennen, brutal gewiss, überzogen wohl auch, aber eben kein Genozid, schnell in die Rolle des kaltherzigen Zynikers, dem das offenkundige Leiden der dortigen Bevölkerung irgendwo vorbeigeht.

Donnerstag, 18. September 2025

Vermischtes und Zeugs (CXXV)


Am Wochenende fängt in München wieder das Oktoberfest an. Für die Medien heißt das, dass die üblichen Warnungen vor dem Teufel Alkohol ("Es gibt keine sichere Menge!", "Schon ein Glas Wein ist zu viel!") und den schrecklichen Folgen des Fleischverzehrs zwei Wochen Pause haben und es als Tradition und Kultur gefeiert wird, schon vormittags literweise Bier in sich hineinzugießen und sich Hendl, Schweinshax'n und Ochsenbraten reinzuschrauben. Man verstehe mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen Alkohol, im Gegenteil, und als Omnivore habe ich auch nichts gegen Fleischernes, im Gegenteil, aber ich halte auch sonst keine Tugendpredigten.

Dienstag, 16. September 2025

Kommunalwahlen NRW - 10 Thesen


1. Die Koalition in Berlin kann sich bestätigt fühlen.
CDU und SPD, die in Berlin die Regierungskoalition bilden, haben nur leichte Verluste gegenüber der letzten Wahl 2020 hinnehmen müssen (CDU -1,0 %, SPD -2,2 %). Das ist alles andere als eine Klatsche. Wenn diese Kommunalwahlen ein Stimmungstest für die Bundesregierung gewesen sein sollen, dann hat Schwarzrot ihn wohl bestanden.

"Die Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler war keine normale Wahl und seine Regierung mit der SPD ist keine normale Regierung; und eines der Probleme dieser Regierung ist, dass sie so tut, als sei die gegenwärtige Ausnahmesituation mit den bestehenden politischen Werkzeugen, mit dem alten Denken, mit den Leuten zu meistern, die ihre Karrieren gemacht haben in einer politischen Logik, die sich immer mehr als Ballast für demokratische Erneuerung erweist." (Georg Diez)

Samstag, 13. September 2025

Reichstagsbrand 2.0?


Würde man mich als politischen Gegner von Charlie Kirk um ein öffentliches Statement zu seinem gewaltsamen Tod bitten, dann fielen mir genau vier Sätze ein: (1) Dass Charlie Kirk getötet wurde, schockiert mich und macht mich traurig. (2) Ich spreche den Hinterbliebenen, der Familie und seinen Freunden mein Mitgefühl aus. (3) Ich verurteile die brutale Tat, die zu seinem Tod geführt hat, auf Schärfste. (4) Ich bin erleichtert, dass der mutmaßliche Täter so schnell gefasst werden konnte und vertraue darauf, dass die Justiz ihren Job machen wird. Punkt und fertig. Alles andere wäre verlogenes Getue. 

Mittwoch, 10. September 2025

Wahl-Freiheit und Ohnmacht


Ob ein Buch ein Erfolg wird, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist meist die handwerkliche Qualität. Zufälle spielen oft eine Rolle. Marketing auch. Sicher muss ein Buch irgendwie in die Zeit passen, einen Nerv treffen. Tut es das nicht, muss ein Verlag bereit sein, ins Risiko zu gehen und einen Stoff zu bringen, der gerade als wenig erfolgversprechend gilt, überall abgelehnt wird, aber Potenzial hat. Beim Carlsen Verlag etwa hat 1997 der frisch gebackene Verleger Claus Humann bei den Arbeiten einer gewissen Joanne K. Rowling zugegriffen. Außer ihm war nur eine Lektorin der Meinung, aus den Geschichten um den englischen Zauberlehrling könnte auch in Deutschland was werden.