Donnerstag, 11. April 2019

Ronny des Monats - April 2019


Mann, Mann, Mann, ist schon interessant, wie schnell man heutzutage zu einer kriminellen Vereinigung werden kann. Bzw. in den Verdacht geraten kann, eine zu sein. Paar Betonklötze in den falschen Nachbargarten gesetzt, schon richtet Gevatter Staatsanwalt sein scharfes Auge des Gesetzes auf einen. Auch wenn das jetzt fallen gelassen wurde: So ganz neu ist der Vorwurf, die deutsche Justiz sei auf dem rechten Auge, wenn schon nicht blind, dann aber zumindest gewaltig getrübt, ja nicht. Hat eine gewisse Tradition. Schon Tucholsky alias Ignaz Wrobel hat 1921 eine ziemlich eindeutige Rechnung aufgemacht. 

Auch sonst wieder etliches losgewesen. Wo wir gerade bei Tradition sind: Zu einer solchen scheint es sich zu entwickeln, dass AfD-Kandidaten für das Bundestagspräsidium regelmäßig nicht gewählt werden.

"Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Demokratie mit ihrer eigenen Unterstützung lahmzulegen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache." (Joseph Goebbels, 1928)

Und nein, liebe Konservative, in der CDU zu sein schützt einen auch im Westen vor nichts mehr. Das musste jetzt ein Unions-Kommunalpolitiker im niedersächsischen Syke schmerzhaft erfahren.

Menge braune Soße wieder. Die Top 5:

Platz 5: Doofe Fragen gibt es doch
Anfragen scheinen momentan das Mittel der Wahl zu sein, sich und andere zum Obst zu machen. So wollte die AfD im Saarland kürzlich via parlamentarischer Anfrage einfach mal so herausfinden, welche Vornamen unter Messerstechern am häufigsten vorkommen. Antwort laut polizeilicher Statistik: Micha, Daniel, Andreas. Nix Üzgür, Ahmed, Hakan. Ronny übrigens auch nicht. Schade. Jetzt hat eine kleine Anfrage der Linken an die Bundesregierung ergeben, dass es für entsprechend Interessierte 2018 möglich war, fast an jedem Tag des Jahres ein einschlägiges Konzert zu besuchen. 

Platz 4: Wehret den Aufklebern!
Falls mal jemand Interesse hat: Hitlergruß im Klassenzimmer ist schon okay, bei Antifa-Aufklebern sieht die Sache anders aus. Aber Hauptsache, in der Schulmensa gibt’s einmal pro Woche Zigeunerschnitzel. Die Schülerinnen und Schüler der Ida-Ehre-Schule in Hamburg haben da ein schönes Zeichen gesetzt. Nur verstehe ich immer noch nicht, was so ehrenrührig daran sein soll, gegen Faschismus zu sein. Dafür braucht man noch nicht einmal links zu sein, das ist eine Frage des Anstands.

Schule. Außer Konkurrenz: Symbolfoto des Monats. (Wo kriegen die eigentlich immer diese Fellini Faces her?)

Gehört voll Artikel 13-mäßig Bonetti Media (z.Zt. verreist)

Platz 3: Wenn man sich freundlicherweise gleich selbst outet
In Köln gibt es ja diese Initiative 'Kein Kölsch für Nazis'. Davon waren welche so angepisst, dass sie gleich mal folgendes twittern mussten:
Die Ronny-Redaktion sagt danke!

Platz 2: Chefdifferenzierer Thomas Ehrhorn (AfD), MdB
Differenzierung ist normalerweise eine gute und wichtige Sache. Es kommt aber wie so oft auf den Kontext an. Es gibt nämlich so Fälle, da merkt man die Absicht und ist verstimmt. Etwa wenn einer einen Satz rauslässt wie: "Wir sind uns einig, dass wirklich niemand in ein Konzentrationslager gehört. Wenn es aber darum geht, über welche Personengruppen wir hier heute eigentlich sprechen, dann müssen wir schon einmal etwas genauer hinschauen" Wie das AfD-Mann Thomas Ehrhorn jetzt getan hat. Im Bundestag. Hier nachzulesen. Für die, die es nicht glauben. Was für einen Kracher bringt der Mann als nächstes? Dass so ein Aufenthalt im KZ nicht allen geschadet habe?

Platz 1: Die mit weitem Abstand dämlichste Challenge des Jahres.
Coole Digital Natives, vermutlich aus dem Umfeld der NPD, haben sich da was ganz Schlaues ausgekaspert und auch so eine voll coole Challenge in den Social Media gestartet. Leider bestand die nicht darin, sich einen Eimer Gülle über die Omme zu kippen oder sich mit dem Gummihammer möglichst lange vor selbige zu eumeln, dass sich was täte. Nein, jede/r Interessiert/e sollte voll cool ein Schild hochhalten, auf dem steht, wer in seine Heimat abzuschieben sei. Crazy! Die Charts führen an: Dunja Hayali (geb. in Datteln/Deutschland), Deniz Yücel (geb. in Flörsheim/Deutschland) und Sawsan Chebli (geb. in Berlin/Deutschland). Wohin sollen die abgeschoben werden? Täte da nicht eher eine  #Geographiechallenge not? So was darf wählen, sich vermehren, Auto fahren, einen Waffenschein beantragen und begehrt ernst genommen zu werden (aber um Himmels Willen nicht kritisieren, sonst fühlen sie sich in die rechte Ecke gestellt). Reden solle man gefälligst mit ihnen, damit sie sich zugehörig fühlen, bekomme ich zu hören. Schön, aber worüber? Über den Unterschied zwischen heiß und kalt? Mit wem oder was soll ich als nächstes reden? Mit meinem Staubsauger? Der Biotonne?

Und der Ehrenronny des Monats geht einmal mehr nach Österreich, und zwar an einen Wiederholungstäter, den...


...Logik-Fuchs Martin Sellner

„Das Rechnen schuf Pythagoras
 und Sokrates das Denken,
 Österreich den Leberkas,
 den Rest kann man sich schenken.“
(Erste Allgemeine Verunsicherung)


Es mag angesichts 50 Toter makaber sein, aber vielleicht muss man manchmal die Frage nach der Logik des Ganzen stellen. Etwa nach jener, die den Killer von Christchurch umtrieb: Ein weißer Australier tötet in Neuseeland 50 Menschen, um die Zerstörung der "ethnokulturellen Identität" durch "Invasoren" zu verhindern. Hätte er, wenn ihm die Sache mit der "Remigration" ernst gewesen wäre, nicht eher zusammen mit der überwiegenden Mehrheit der heutigen Australier das Land verlassen und den Kontinent den Aborigines und Maoris überlassen müssen?

Der besagte hat nun letztes Jahr Martin Sellner, dem Supremo der österreichischen Identitären, jener neurechten Spontivereinigung, einen größeren Geldbetrag überwiesen. Was dieser sich irgendwie gar nicht erklären kann. Einzig logische Konsequenz: Der Typ, mit dem er absolut nichts zu tun habe, wollte ihn da in irgendwas reinziehen. Aha.

Passiert Ihnen doch auch andauernd, oder? Dass wildfremde Menschen, mit denen man absolut so rein gar nichts zu tun haben will, einem Geld überweisen oder sonstwas rüberschieben, um einen in ihre Machenschaften zu ziehen. Vorgestern erst hat mir wieder irgend so ein Grasaff‘ einen flatschneuen 911er vor dir Tür gestellt, weil er misch zuscheißen will mit seinem Geld. Scheint aber ein verbreitetes Leiden zu sein: Auch ein gewisser Herr Grindel hat sich nichts weiter gedacht, als ihm jemand eine edle Zwiebel für 10 Mille rüberschob.

Sellner hat als 17jähriger Hakenkreuzaufkleber auf eine Synagoge geklebt. Das sei damals eine Reaktion auf die Verurteilung des revisionistischen britischen Historikers David Irving gewesen, gab er an. Auch die Logik, wieso man Frust und Zorn über die Verurteilung eines geschätzten Autoren unbedingt abreagieren muss, indem man das ausgerechnet an einer Synagoge auslässt, erschließt sich spontan nicht wirklich.







2 Kommentare :

  1. Ich hätte da mal wieder einen weiteren Ronny untere Ziff. 6, analog zu Chris Tall. Er heißt Markus Krebs, erzählt unsere alten Kinderwitze, Stammtischgröhler und Pointen für Bildungsferne und tummelt sich im Konsortium von einigen sich als seriös bezeichnenden Komikern.

    Hier eines von vielen Videos als prägnantes Beispiel:

    https://www.youtube.com/watch?v=YgQ_D81vnZg

    Ein Schelm, wer im Background die Andeutung eines Kakenkreuzes erkennt und eine Affinität zur Frakturschrift auf seiner Mütze unterstellt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ach Gott, der Typ! Nun ja, als Mitbewohner des runtergerockten Ruhrpotts (die Fraktur auf der Kopfsocke ist aber kein rechter Code hier, sondern ziemlich verbreitet) denkst du spontan: Nun ja, von irgendwas muss unsereins ja leben. Und: Fips Asmussen ist auch nicht mehr der Jüngste, ein Nachfolger tut Not.
      Trotzdem ein Kandidat für die Longlist, besten Dank. Werde mal recherchieren (auch wenn es auf dem Kanal der Springerschen ist)...

      Löschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.