Samstag, 15. Februar 2025

Feuilleton, lokal


Es wäre noch höflich untertrieben, wenn man sagte, die Nachbarstadt verfüge über ein eher übersichtliches Kulturangebot. Daher hat sich dort irgendwann ein Kulturkreis gegründet, der in Eigenregie ein beeindruckendes Programm auf die Beine stellt. Konzerte, Vorträge, Ausflüge, Vernissagen. Alles privat und ohne öffentliche Hand, durch Spenden und (moderate) Mitgliedsbeiträge gestemmt. Dergleichen zivilgesellschaftliches Engagement rührt mich regelmäßig an.

Letzten Sonntag gastierte im dortigen Gemeindezentrum zur Matinee das Eternum Quartet. Vier junge Saxophonistinn:en von der Kölner Musikhochschule. Ich war mit gemischten Gefühlen hingegangen, da ich nervendes Gehupe und Getute befürchtet hatte, sah mich aber aufs angenehmste getäuscht. Ein sehr anspruchsvolles Programm von Johann Christian Bach bis Astor Piazzolla. Nach zwei Minuten hatte ich vergessen, dass da Saxophone gespielt wurden. Toll.




Der Eintritt war auch für Nicht-Mitglieder frei, es wurde um eine Spende gebeten. In der Pause gab es für umme Häppchen, Kaffee und Getränke. Man meint es hier offenbar ernst mit dem Inklusivsein. Vom Habitus her war nur wenig klassisches Bildungsbürgertum zugegen (kurz vor der Pause hatte sich weitgehend herumgesprochen, dass man zwischen den Sätzen nicht klatscht, was aber wiederum auch nicht mit indigniertem Gezische quittiert worden war).

Den Samstag drauf dann Bandnacht im Joe’s im selben Nachbarstädtchen. Nette Atmo, zivile Preise. Die Lokation ist dem Namen nach ein Jugendklub. Es waren auch tatsächlich ein paar junge Menschen zugegen. Der Rest bestand aus Frauen, die sich über klimakterische Hitzewellen unterhielten, und aus Männern, die verglichen, wer nachts wie oft austreten muss. Sitzringe waren nach meiner Kenntnis noch kein Thema.



Nach dem Auftritt der Hausband Exoplanets folgte die Entdeckung des Abends: Liquid Orbit aus dem schönen Bremen. Feinster Sixties-Psychedelic-Space Rock mit einer tollen Sängerin und dem fettesten Hammond-Sound, den ich jemals gehört habe.


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Nach dem Auftritt erstand ich am Merch eine CD ("Was ist eine 'CD', Opa?") und hatte erfreulicherweise noch die Gelegenheit, der lieben Silvia persönlich mitzuteilen, wie begeistert ich war.




Die Musikanten der dritten Band erwiesen sich eher als Kinder aus der Krachmacherstraße. Außerdem hatten wir alle von der Steherei Rücken und niemand von uns war so schlau gewesen, sich vorab mit Ibuprofen zu dopen. Jugendklub halt.











4 Kommentare :

  1. "Sitzringe waren nach meiner Kenntnis noch kein Thema."
    ... wahrscheinlich warst du gerade nur zu weit entfernt ...
    Gruß Jens

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  2. Liquid Orbit kommen am 31.05. nach Hamburg. Schon mal vorgemerkt.

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