Herrreinspaziert und herzlich Willkommen bei Manufactum! Hier in der Nähe, in den Hallen der ehemaligen Zeche Waltrop, ist die Zentrale. Ikea für Oberstudienräte, Bioladen des Krimskrams. Da mein Brotmesser nur mehr Schrottwert hatte, erwarb ich ein vorzügliches, nicht zu teures Ersatzteil von Opinel, das auch durch den schwersten Vollwertklotz aus dem Bioladen hindurchgeht wie ein Laserschneider, ein Töpfchen hervorragende Wiener Rasierseife, büschen Kleinkram sowie 2-3 konservierte Fressalien und eine Kleinigkeit zum Verschenken. Natürlich kann man das alles auch online bestellen. Aber hier hat man’s eben alles live und in Farbe. Kann begutachten, in die Hand nehmen, probieren, riechen.
(Die Preise für Bekleidung und Schuhwerk sollte man sich als Durchschnittsverdiener lieber nicht aus der Nähe ansehen. Zumindest nicht auf nüchternen Magen.)
Bei Manufactum haben sie schon vor über dreißig Jahren begriffen, dass Sortiment nicht die Hauptsache ist, sondern die zugrundeliegende Erzählung. Verkaufe nicht bloß Waren, sondern ein Lebensgefühl, in dem die Menschen sich wiederfinden, das ist die Kunst. Die erwähnten Schwedenhöker von Ikea hatten das schon zuvor kapiert. Sie jubeln ihren Käufern von jeher die Message unter: "Hej, wenn du dich mit uns einrichtest, dann gehörst auch du zu jenen lockeren, jungen bzw. junggebliebenen skandinavisch-unkomplizierten Duzern, die weniges mehr hassen als Förmlichkeit, antike Eichenmöbel oder ausgeflippte Designersachen, und die ihren Kindern, falls vorhanden, Namen wie Sören und Lotta verpassen. Ein Hotdog gefällig? Gibt es auch vegan."
Den spartanisch gestalteten Manufactum-Katalog (Slogan: "Es gibt sie noch, die guten Dinge") durchzog von Anfang an ein mehr oder weniger latent reaktionärer Kulturpessimismus, der bei der Zielgruppe offenbar immer noch hervorragend verfängt: Die Welt ist voller Plastikschrott und Wegwerfware, aber hier bekommst du, Fremder, Wertiges und Nachhaltiges, so wie früher. (Dass Oma selig sich damals mit Begeisterung jeden gruseligen Plastikkram andrehen ließ, von wegen 'modern', muss man dann halt verdrängen.) Womit du natürlich zeigst, dass du konsumtechnisch das nächste Level erreicht hast, anders als die ganzen Schrottjunkies um dich herum. Unsere handwerklich hergestellten Waren sind übrigens nur auf den ersten Blick teuer. Denn die Nonfood-Sachen lassen ja sich alle von braven Handwerksleuten ein Leben lang reparieren, während die Deppen immer alles wegwerfen müssen. Toll, nicht?
Das mag alles sein. Das Problem ist bloß, dass die Reparateure langsam auszusterben scheinen. So gibt es in der gesamten Heimatstadt mit ihren deutlich mehr als 100.000 Einwohnern noch exakt einen Flickschuster, der Schuhreparaturen vornimmt. Also können durchaus auch bockteure Manufactum-Treter irgendwann im Müll landen.
Uneingeschränkt zu empfehlen ist aber das angegliederte Restaurant 'Lohnhalle'. Kleine Karte, gutes Essen, überaus zivile Preise. Fairer geht kaum. Da mache ich doch gern Werbung.
Lohnhalle -- Gasthaus Zeche Waltrop
Hiberniastraße 4, 45731 Waltrop
Mo-Fr 10:00-19:00, Sa 10:00-18:00
(Tischreservierung samstags dringend angeraten.)
https://www.manufactum.de/gasthaus-lohnhalle-waltrop-c199344/
Telefon: +49 2309 608884
Hiberniastraße 4, 45731 Waltrop
Mo-Fr 10:00-19:00, Sa 10:00-18:00
(Tischreservierung samstags dringend angeraten.)
https://www.manufactum.de/gasthaus-lohnhalle-waltrop-c199344/
Telefon: +49 2309 608884
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