"Wie faszinierend es ist, Geschichte zu erleben, die sich wiederholt, schon weil wir Sensationen lieben, und die Sensation ist jetzt, dass einerseits das Motto allen Geschichtsunterrichts völlig falsch war, dass sich nämlich aus der Geschichte lernen lasse, und andererseits die traditionslinke Überzeugung seit Marx völlig richtig, dass es der Bourgeoisie bloss um sich selbst geht. Und wenn es in ihrem Interesse liegt, den Klassenkampf mal wieder von rechts zu befrieden, tut sies." (Stefan Gärtner)
Natürlich ist es doppelt schön, wenn verkrampfte Moralapostel beim Sündigen und frömmelnde Betschwestern beim Rumknutschen erwischt werden. Ginge es nach gewissen Milieus in diesem Lande, dann müsste der Ronny des Monats an Olaf Scholz gehen. Der wurde jetzt in einem FOCUS-Artikel, der viel Hörensagen und Konjunktiv enthält, dergestalt zitiert, dass er den Berliner Kultursenator José Chialo (CDU) mit dem H-Wort ("Hofnarr") und dem F-Wort ("Feigenblatt") belegt haben soll. Demnach soll Scholz damit gemeint haben, dass Chialo als PoC als Feigenblatt für den Rassismus der Union herhalten müsse.
Die Verlogenheit und Hysterie, mit der nun ausgerechnet jene Milieus, die sonst auch üblere rassistische Ausfälle wegrelativieren, und die jedes Paprikaschnitzel und jede Schokoschaumsüßware, jedes alkoholische Kakaoheißgetränk als völlig unverdächtige Tradition, ganz bestimmt aber so was von nicht rassistisch hinstellen und heldenhaft gegen die Woko Haram verteidigen ("Na hören Sie mal, haben wir denn keine anderen Probleme in diesem Land?"), sich jetzt empören, auf einmal auf superkultursensibel machen, ja geradezu Political Correctness betreiben oder vor lauter Übereifer gleich in einen positiven Rassismus verfallen wie Julia Klöckner, ist nur mehr lachhaft. Ganz zu schweigen von der Bigotterie eines Friedrich Merz, der bislang nicht "mit kämpferischer Rhetorik gegen Alltags- oder sonstigen Rassismus aufgefallen" (Kuzmany) ist, selbst gern mal mindestens rassistoide Stereotype ablaicht ("Kleine Paschas", "Sozialtouristen"), und dem es egal ist, ob die AfD für seine Gesetzesvorlagen stimmt, darin aber keine Zusammenarbeit zu sehen vermag.
Man mag die Bezeichnungen "Hofnarr" und "Feigenblatt" gern abwertend finden und man tut es mit Recht. Aber sie rassistisch zu finden, dazu bedarf es auch in diesem Kontext schon einer gewissen, wenn nicht speziellen Phantasie. Was haben die kolportierten Begriffe damit zu tun, dass Chialo eine PoC ist? Oder könnte man aus den heftigen Reaktionen der Union nicht eher folgern, dass Scholz da einen wunden Punkt getroffen hat? Ist es wirklich so abwegig, dass die Berliner CDU Chialo, der vor allem die Axt schwingen und Kahlschläge durchsetzen muss, als Quereinsteiger aus der Privatwirtschaft geholt hat, um dem Berliner Sparsenat einen Anstrich von Coolness und Weltläufigkeit zu verpassen? Sollte das so gewesen sein, dann wäre Scholzens Spruch nicht ganz falsch. Sollte das nicht so gewesen sein, dann kann man das unangemessenen nennen oder eine Unterstellung. Und zwar in Richtung CDU. Aber eine rassistische Beleidigung? Kinders, bitte!
War noch was? Ach ja, gute Nachrichten: Die Brandmauer steht! Also die nach links. Max Uthoff, Mitmoderator der ZDF-Sendung 'Die Anstalt', durfte selbige nicht moderieren, weil er privat Werbung für die Partei Die Linke gemacht hat. Nun gut, fairerweise muss man sagen, dass Dieter Nuhr bislang noch nicht offene Parteiwerbung gemacht hat.
Viel Vorrede. Schnell die Top 5 noch:
Platz 5: Zusammen, was zusammengehört
Der Anzeigenhauptmeister wirbt jetzt für die AfD. Nicht der erste Schräge, der weggedriftet ist. Interessant könnte es werden, wenn der Knöllchencrack beim nächsten Reichsparteitag die Falschparker unter seinen neuen politischen Freunden anzeigt.
Platz 4: Christliches Abendland
Gibt ja Leute, die vehement das Christliche Abendland verteidigen. Aber wehe, Vertreter der christlichen Kirchen berufen sich auf christliche Werte wie Toleranz und Mitmenschlichkeit. Dann kann es passieren, dass man zum Beispiel Post bekommt von der "Sturmfront Schleswig-Holstein", die sich als "patriotischer Untergrund der AfD und Bauernschaft" versteht. Ist jetzt Propst Paar in Itzehoe passiert. Da das (natürlich) anonyme Schreiben mit einem AfD-Logo versehen war, hat der AfD-Bundesgeschäftsführer sich davon distanziert. Eine Antwort der Bauernschaft steht noch aus.
Wenn 1,3 Millionen auf die Straßen gehen gegen Rechts, heißt es, das sei doch keine Mehrheit. Wenn 20.000 Rechtsextreme demonstrieren, muss man ihre Sorgen ernst nehmen und die Politik und Debatten komplett nach ihnen ausrichten. Der Rechtsruck wird von oben gemacht.
— Volksverpetzer 🇪🇺🇺🇦🏳️🌈 (@Volksverpetzer) February 8, 2025
Platz 3: Kicher!
Hitlerbärtchen auf AfD-Plakate zu malen ist natürlich Sachbeschädigung und geht gar nicht. Aber wenn es die beauftragten Werber freundlicherweise gleich selbst übernehmen...
Platz 2: Das hat nichts zu sagen!
Gehen Sie bitte weiter! Es gibt nichts zu sehen. Nicht, dass wieder ein AfD-Grande sich von den Folgen jenes Klimas distanzieren muss, das er selbst mit anheizt...
Die Hemmungen fallen immer mehr.#AfDVerbotJetzt pic.twitter.com/lDSDWh5ram
— Joerg24 🔴🔴 🪠#afdverbot R.I.P Doc (@JrgBehlen) January 29, 2025
Platz 1: Carsten Linnemann (CDU)
Der CDU-Generalsekretär ließ Ende Januar folgendes verlauten:
"Das Nazi-Bashing gegen die und das Brandmauergerede müssen aufhören. Diese Partei steht auf dem Wahlzettel. Ja, da sind auch Rassisten dabei, aber sie werden durch Nazi-Vergleiche und Brandmauergerede nur noch bedeutender.“ (Linnemann, a.a.O.)
Genau! Paar Rassisten, okay, aber Neonazis? Welche Neonazis? (Wer Parallelen zum eingangs Zitierten findet, darf sie behalten.)
Ferner meinte Herr Linneman noch: "Wir müssen sie inhaltlich bekämpfen." -- hat ja bisher hervorragend funktioniert!
Und beim Ehrenronny kann es mal wieder nur einen geben. Richtig, es ist:
Seriensieger Friedrich Merz.
(Ich denke, eine ausführliche Laudatio erübrigt sich hier.)
Scholz ist kein Rassist, jedoch hat er sich zweifelsfrei rassistisch verhalten. Leider wird der Kontext hier unterschlagen, so dass daraus eine Petitesse wird. Damit sind wir bei der SPD-Propaganda auf diesem Blog. Zum Focus noch eine Zitat: "In Deutschland gilt immer noch derjenige als gefährlicher, der über den Dreck berichtet, als derjenige, der den Dreck verursacht hat."
AntwortenLöschenSPD-Propaganda auf diesem Blog? Interessant, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Vielleicht sollte ich mehr Focus lesen, damit ich es kapiere.
LöschenHihi - um auch mal Zitat zu zitieren: Wie war das gleich nochmal mit dem Splitter und dem Balken?
LöschenUm das Nivea nun doch etwas zu heben, käme mir noch in den Sinn, was für ein geiles Stück an propper Ganter es doch immer ist, solche Nebenschauplätze aufzuplustern, die ein "Journalist durchgestochen" hat, während man selber auf breiter Front selber die Strategie der Rechten fährt. Woit wir den rosa Elefanten gleich noch mit erlegt hätten. Das muss diese Cancel Culture sein.
Das christdemokratische Affentheater - bitte das A-Wort nicht als rassistisch oder primatenfeindlich verstehen, einige meiner besten Freunde sind Affen, und manchmal benehme ich mich selbst gern wie einer! - um Herrn Scholz' Party-Bemerkung ist natürlich ebenso lächerlich wie heuchlerisch. Wählerstimmen wird dies Theater die SPD aber wohl nicht kosten. Sondern vielleicht eher die Tatsache, dass der Herr Scholz dem Münchner Amokfahrer aus Afghanistan bloß mit Gefängnis bzw. Abschiebung nach Scharia-Land gedroht hat und nicht mit Teeren und Federn oder gleich mit Aufhängen.
AntwortenLöschenPS. Stefan Gärtner ist ein kluger Mann. Für was ganz genau ich den Herrn Linnemann halte, das schreib ich hier lieber nicht hin. Ich wünschte, er wäre bloß ein Hofnarr.
Einen Flunkerer?
LöschenWobei das eher augenzwinkernd ist.
Ich finde erscgreckend, wie viele der Juristen und Lehrer offen Unrecht propagieren oder zumindest gezielt Missverstehen anstreben.
"Er suche "Anzeigenrettungstaucher, die die Falschparker in der Ostsee" dingfest machen sollen."
AntwortenLöschenHerr Rose Herr Rose Herr Rose ... da ist soviel AfD drin, wie bei ihnen. Der Kollege wandert doch eindeutig auf den Spuren des Herrn Sonneborn. (vermute ich)
Gruss Jens
Oopsie.
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