Mittwoch, 19. Februar 2025

Peacemaker


"Putin wird den Tölpel Trump an der Nase durch die Manege führen" (Frank Sauer)

Gibt ja welche, die Donald Trump angesichts des kompletten Chaos', das er und die seinen gerade anrichten, noch verteidigen. Mit so Argumenten wie: Najaaa, der Mann ist halt kein Gewächs der korrupten, verfilzten politischen Eliten, sondern geht als Dealmaker daran, mit einem frischen Blick quasi von außen. Das kann doch helfen, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Hey, move fast and break things! Sagen wir so: Wer immer sich gefragt hat, wie es Donald Trump gelungen ist, sein ererbtes Milliardenvermögen binnen relativ kurzer Zeit in ein Millionenvermögen zu verwandeln, bekommt momentan den einen oder anderen Anhaltspunkt. Oder, anders ausgedrückt: Der ganze Lärm, den Trump gerade veranstaltet, soll vor allem davon ablenken, dass er nichts auf die Reihe kriegt.

Was die Ukraine angeht, verkackt der GröDaZ gerade aufs Katastrophalste. Mit Schlagsahne. Zunächst hat er ein, wie er sagt, "konstruktives" Telefonat mit Putin geführt. Einfach so? Mit einem, der seit drei Jahren fortwährend ukrainische Zivilbevölkerung bombardieren lässt und bereits eine knappe Million seiner eigenen Leute in den Orkus gejagt hat? Der mehrmals offen mit Atomkrieg gedroht hat sowie damit, die NATO-Ostflanke anzugreifen? Ferner soll Trump plädiert haben, Russland wieder in die G7 aufzunehmen und eine Einladung für ein Treffen mit ihm in Saudi-Arabien ausgesprochen haben. Ohne alle Vorbedingungen? Was heißt das anderes als: Willkommen zurück im Kreise der Weltgemeinschaft, Wladi? Augenhöhe, jäy! Nun ja, Trump mag schließlich Diktatoren, sagt man.

"Im Kreml dürften am 12. Februar die Korken geknallt haben -- eine bessere Entwicklung hätte man sich dort kaum ausmalen können. [...] Eben noch der Paria, erhält er damit aus Washington den Normalisierungsstempel -- und die Öffentlichkeit ein (weiteres) Beispiel dafür, dass militärische Aggression schlussendlich belohnt wird. Das freut im Übrigen auch das Kapital: Der Wechselkurs des Rubels schoss nach Trumps Ankündigung ebenso in die Höhe wie der russische Aktienindex." (Anna Jikhareva)


Bereits zuvor hatte Trump Putin erhebliche Zugeständnisse in Aussicht gestellt, ohne die Ukraine oder die Europäer darüber in Kenntnis zu setzen. (Europa mag man ja, uneingedenk der Tatsache, dass an der EU-Ostgrenze ein Krieg tobt, unerheblich finden. Aber die Ukraine?) Der Status quo soll nicht nur eingefroren werden, also Putin die eroberten Gebiete behalten dürfen, sondern die Ukraine soll auch weitere Gebiete abtreten, darunter die eroberten Gebiete um Kursk. Weiterhin werde die Ukraine nicht der NATO beitreten. Damit bekommt Putin im Prinzip all das, was er erreichen will. Welchem Dealmaker würde so was passieren? Welcher gewiefte Verhandler würde der Gegenseite schon mal vorab in so ziemlich allem entgegenkommen, bevor die Verhandlungen überhaupt angefangen haben?

"Dass Putin sich allein mit den annektierten Gebieten und dem Nato-Aus »zufriedengibt«, dagegen spricht ein Satz aus der Pressemitteilung zum Trump-Telefonat, der in der Berichterstattung bisher kaum Beachtung fand: Demnach habe Putin betont, »dass die ursprünglichen Ursachen des Konflikts beseitigt werden müssen«. Und diese Ursache ist aus Sicht des Kremls die Existenz eines unabhängigen ukrainischen Staates." (Jikhareva, a.a.O.)


Ja, natürlich, eine Rückkehr zum Status quo ante ist nicht in Sicht. Man wird Putin etwas anbieten müssen, das ist angesichts des Kriegsverlaufs längst allen klar gewesen. Aber ihm vorab gleich schon mal fast alles geben? Natürlich steht Russland bei so einer einmaligen Chance sofort auf der Matte und für 'Verhandlungen' zur Verfügung. Und Trump kann sich rühmen: Seht her, ICH bin derjenige, der endlich Bewegung in die Sache gebracht und Russland an den Verhandlungstisch bekommen hat. Und niemand lacht.

Was Trump großartig "verhandeln" nennt, einen "Friedensplan" gar, ist nichts anders als eine Kapitulation. Das ist ungefähr so, als würde man einem Gebrauchtwagenhändler sagen: Also der Preis ist ja eigentlich noch ein bisschen niedrig, gell? Ich würde Ihnen gern auch 10 Prozent mehr geben, wenn Sie wollen. Ohne eine Probefahrt gemacht und ohne der Kalesche unter die Haube geschaut zu haben. 2019 hat der ungebildete, an politischer Detailarbeit komplett desinteressierte Trump sich noch ohne Not von den Taliban über den Tisch ziehen lassen und keinerlei Bedingungen rausverhandelt für einen Abzug der NATO, was den Verrat des Westens an Afghanistan einläutete (die alleinige Schuld daran gab er dann der Obama-Administration). 2025 ist über den Tisch ziehen schon nicht mehr nötig. Trump legt sich gleich auf den Rücken. The Art Of The Deal!

Ach ja, die Ukrainer sind ja selbst schuld. Ganz vergessen.

Trump: "Polen hätte Nazi-Deutschland 1939 nicht überfallen sollen"

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— Der Postillon 📯 (@der-postillon.com) 19. Februar 2025 um 11:32

Oh, der Spaß geht noch weiter: Auch Trumps Verteidigungsminister Pete Hegseth, ein versoffener Ex-Fernsehmoderator ohne jede politische, geschweige denn strategische Erfahrung, der nebenbei den Oberbefehl über den mächtigsten Militärapparat der Welt mit der größten atomaren Feuerkraft innehat, lieferte bereits erste Kostproben seines Könnens ab:

"Hegseth plaudert in aller Öffentlichkeit davon, dass eine Wiederherstellung der ukrainischen Grenzen von 2014 »unrealistisch« sei. Geht es noch stümperhafter? Bevor man in eine Verhandlung geht, redet man natürlich niemals öffentlich davon, was man für realistisch hält und was nicht. Schon gar nicht, wenn es darum geht, in Verhandlungen Russlands dreiste territoriale Expansion einzudämmen. Die sich übrigens auch auf jene Teile der Ukraine erstrecken, wo Trump seltene Erden schürfen will. Schon wieder eine Position geräumt. Punkt für Putin." (Michael Thumann)

Hegseth entfleuchte weiterhin die Bemerkung, die Europäer müssten sich künftig allein um die Sicherheit der Ukraine kümmern. Das bedeutet nichts anderes als: Hey Wladi, egal was du machst, du brauchst keine Angst zu haben, dass die NATO wegen der Ukraine jemals den Bündnisfall ausruft. Die Generäle im Pentagon und im NATO-Hauptquartier laufen wahrscheinlich gerade alle entweder mit Kopfverband oder mit lädierten Schneidezähnen herum, weil die entweder Kopf mit Wand benutzt oder in die nächste Tischkante gebissen haben. Schneller und effektiver kann man einem Verteidigungsbündnis eigentlich gar nicht sämtliche Zähne ziehen. Man kann es auch anders ausdrücken: Trump und Hegseth haben aus Dummheit oder politischer Kurzsichtigkeit die Weltordnung in Trümmer gelegt.

Nach wenigen Wochen Trump weiß die Welt: Die USA und die NATO sind nur mehr Lachnummern, die man nicht ernst nehmen muss, und die Ukraine und die EU sind zu Zuschauern degradiert. Spätestens seit dem 12. Februar kriegt Putin sich vermutlich nicht mehr ein vor Lachen. Und Xi Jinping dürfte bereits erste Meetings mit seinen Generälen bezüglich einer Annexion Taiwans abgehalten haben. AfD, BSW und die Ostermarschbewegung sollten gemeinsam einen Trump-Fanclub gründen und ihn zum Ehrenmitglied machen. Der macht nämlich exakt das, was die sich unter 'verhandeln' vorstellen.

Das lustige ist ja, wie irre überrascht jetzt welche darüber sind. Dabei hat Trump das im Wahlkampf ganz offen angekündigt. Hat gesagt, Putin solle mit der Ukraine machen, was er will. Und alle so: Aaaaach, der meint das bestimmt nicht so! Macht doch nur Spaß, der Onkel! Was diese linken Alarmisten immer haben! Zur Erinnerung: Faschisten machen immer genau das, was sie ankündigen. Die machen keine Witze. Waaaas, Trump ein Faschist??? Aaaaach, das ist aber ein bisschen hart jetzt.  Sooo schlimm wird es bestimmt nicht werden...

Doch. Wird es.







6 Kommentare :

  1. Danke für das Einbetten des Bluesky-Beitrags und nicht mehr die von X (formerly known as Twitter).

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  2. DasKleineTeilchen20. Februar 2025 um 06:35

    In a fiery rant on the Truth Social app marking his most direct threat to end the war on terms aligning with Moscow’s goals, Trump wrote:

    “A Dictator without Elections, Zelenskyy better move fast or he is not going to have a Country left.”


    jfc. was kommt als nächstes? us-truppen "sichern" kiev für die "legitime" wahl, abgehalten unter "beobachtung" durch russischer "sicherheitskräfte" ala krim-"referendum"?

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  3. Als Lachnummer würd ich die USA nicht bezeichnen. Sie sind nach wie vor die stärkste Militärmacht der Welt, die nun eben andere Prioritäten hat. Und dass ihrem regierenden Oberhorrorclown die "territoriale Integrität" der Ukraine am Arsch vorbeigeht, ist vermutlich für die Mehrzahl der Ukrainer nicht sonderlich komisch.


    PS. Dass die EU zum Zuschauer degradiert wurde hat sie sich selbst zuzuschreiben. Um Herrn Theweßen vom ZDF zu zitieren: "Die transatlantische Wertegemeinschaft ist am Ende." Er könnte recht haben.

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    1. Aus globaler Perspektive korrekt, danke für den Hinweis. Ich meinte das aus Putins Perspektive, ist womöglich nicht hinreichend deutlich geworden.

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    2. Schon klar, verstehe. Und dass es schlimmer werden wird, das fürchte ich auch. Nicht bloß für die Ukrainer.

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