Ein Gastbeitrag des altautonomen
Am Freitag, 21.12.2018, endet mit der Schließung von Prosper Haniel in Bottrop als letzter Zeche im Ruhrgebiet die Geschichte des Steinkohlebergbaus in Deutschland. Die Abschlussfeierlichkeiten werfen bereits seit einigen Wochen in Gestalt von Reportagen und historischen Rückblicken in den Medien ihre Schatten voraus. Es kündigt sich im Vorfeld die emotionale Orgie einer Lebenslüge an.
Mein Elternhaus stand 500 Meter von der Zeche Lothringen entfernt an der Straße 'Knappensiedlung' in Herbede, heute ein Ortsteil von Witten. Alle der rund 100 Familien, die dort wohnten, kannten sich untereinander. Die Hausfrauen trafen sich in den 50er und 60er Jahren völlig unbefleckt von Alice Schwarzer gemäß der damals standardisierten Rollenverteilung zum Schwätzchen im Tante-Emma-Laden, beim Milchbauern oder beim ambulanten Gemüsehändler. Die Männer nach Feierabend auf dem lehmigen Fußballplatz des lokalen Vereins aus der dritten Kreisklasse und beim Bierchen nah dem Heimspiel. Der männliche Nachwuchs verschwand nach der Schulzeit selbstverständlich auch im Förderkorb. Leider gab es für die Familien im Ruhrgebiet nach dem Krieg kaum Alternativen.