Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Dienstag, 28. April 2020
O tempora Corona! (5)
"Unter einer Orgie hatte ich mir bislang immer etwas anderes vorgestellt. Ich dachte an Sauf- oder Fressgelage, auch an Gruppensex, aber weniger an Armin Laschet oder Möbelhäuser in Nordrhein-Westfalen. Vielleicht mangelt es mir da aber auch an der nötigen Fantasie. Dass Merkel ein anderes Verständnis von Orgie hat, mag daran liegen, dass sie aus Norddeutschland stammt und ich aus dem Rheinland. Sie ist Tochter eines evangelischen Pfarrers, mein Vater war nicht mal katholischer Pastor." (Markus Feldenkirchen)
Hätten Sie‘s gewusst? 1929 hatte der Freie MarktTM 1929 alles dergestalt zum Besten geregelt, dass in einigen US-Städten die Arbeitslosenquote an die 90 Prozent kratzte und Millionen in Not und Elend sich wiederfanden. Daraufhin legte der 1933 gewählte Präsident Franklin D. Roosevelt bekanntlich in Rekordzeit ein Maßnahmenpaket namens New Deal auf. Der Finanzsektor wurde streng reguliert, es gab Stützungsmaßnahmen für Farmer und Hauseigentümer und riesige staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für arbeitslose Arbeiter.
Samstag, 25. April 2020
Experten und Durchblicker
"Nicht jeder im Internet ist irre, aber jeder Irre ist garantiert im Internet." (Wiglaf Droste)
So genannte seriöse Experten sind gegenüber Schwätzern, Scharlatanen und Wahnwichteln immer im strategischen Nachteil. Erstens, weil sie an wissenschaftliche Standards gebunden sind, die sie einhalten müssen. Zweitens, weil sie eine gewisse Verantwortung tragen. Beides ist bei zweiteren nicht der Fall, weswegen die Kanäle so voll sind von ihrem mehr oder minder ahnungsbefreiten Geschwurbel. Zumal Experten für Corona/Covid-19 gerade deutlich wichtigeres zu tun haben als Youtube-Videos aufzunehmen und in 'sozialen' Medien abzuhängen.
Mittwoch, 22. April 2020
Jenseits der Blogroll - 04/2020
"Die Friseure werden nun ebenfalls geschlossen. Bald sehen alle derart scheiße aus, da fällt dann wenigstens das Abstandhalten leichter. […] Ich warte schon auf die Namen der nach der Wiedereröffnung umbenannten Frisiersalons: »Hairzweiflung«, »Locke down«, »Corona Haarpfusch« – da einen Termin zu bekommen wird nicht leicht." (Ulli Hannemann)
Zeit wieder für den monatlichen Blick durchs Netz. Ich habe es versucht. Mich bemüht. Ernsthaft. Hat aber nicht geklappt. Ganz ohne Corona geht es nicht. Pardong.
Montag, 20. April 2020
Endgegner Deutschland
Krisenzeiten sind Crackpot-Zeiten. Die momentane Situation befeuert die Phantasie einiger, scheint‘s, so richtig. So will nach einem Bericht der tagesschau eine "selbst ernannte »Reichsbewegung« [...] die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus boykottieren und droht im Netz Virologen sowie Politikern mit Gefängnis. Anlass sei die »Inszenierung des unglaublich dreisten Corona-'Virus'-Theaters«, das die unbekannten Urheber als »Vernichtungskrieg gegen die europäischen Völker und besonders gegen uns Deutsche« bezeichnen." (tagesschau.de)
Freitag, 17. April 2020
O tempora Corona! (4)
Als Gewohnheitsschwimmer muss man sich zur Zeit alternative Formen suchen, sich zu bewegen. Wie gut, dass das Fahrrad treue Dienste leistet und das Wetter mitspielt. Und die Kirschen blühen auch um die Wette.
Mittwoch, 15. April 2020
Schmähkritik des Tages (37)
Heute: Julie Delpy über den Film 'Forrest Gump' von 1994
"Er [der Film] ist doof und faschistisch. Denn letztlich läuft er auf die Botschaft hinaus: 'Wenn du dumm wie Affenscheiße bist, kannst du es in Amerika zu etwas bringen.' Und das Hippiemädchen, das gegen den Vietnamkrieg demonstriert hat, muss mit Aids bestraft werden. Der Film ist wirklich bösartig. Alle, die gegen diesen Krieg demonstriert haben, werden als Versager gezeigt. Der Schwachsinnige dagegen, der bringt's zu was. Dabei hat die Dummheit ja ohnehin die Oberhand, und dann wird sie hier auch noch glorifiziert." (Tagesanzeiger, 2.5.2012)
Montag, 13. April 2020
O tempora Corona! (3)
Meine Liste an Hassfiguren so far:
Selbstoptimierer
Sieh her, Welt, ich hänge nicht einfach in der Bude herum und sehe zu, wie ich den Tag herumkriege! Nein, ich sportele jeden Tag drei Stunden, lerne eine Fremdsprache, mache zwei Stunden superachtsames Yoga, knüpple Home Office, betreue dabei drei Kinder, denen ich niemals etwas anderes vorsetzen würde als bioveganes Überessen aus frischen Zutaten. Nebenher schreibe ich, weil ich jetzt endlich mal Zeit habe ohne Ende, an meinem großen Gesellschaftsroman, der im Herbst erscheinen wird. Das alles dokumentiere ich natürlich lückenlos auf Instagram und meinem YouTube-Kanal, den ihr gefälligst abonniert, ihr Minderleister.
Samstag, 11. April 2020
Ronny des Monats - Corona-Edition
Das Land ist zwar im Lockdown, doch das bedeutet natürlich nicht, dass Ronny und Co deswegen untätig wären. Ein wahrer Nationalistendödel kennt keine Pause vom harten, aufopferungsvollen Dienst am Vaterlande. Es gibt weiterhin viel zu tun: Hakenkreuze sind zu schmieren, Fake News zu verbreiten, Gräber zu schänden und was fremd erscheint, auch weiterhin rassistisch bepöbelt zu werden. Wo kämen wir denn sonst hin? Das ist umso heftiger zu würdigen, als dass die linksgrünversiffte Multikulti-Terrordiktatur das wahrscheinlich selbstgezüchtete, völlig harmlose Virus als Vorwand nimmt, Ansammlungen von mehr als zwei Personen untersagt. Erschwerend kommt hinzu, dass die AfD wegen der momentanen Nachrichtenlage auf ihre medialen Steigbügelhalter und Büchsenspanner verzichten muss.
Donnerstag, 9. April 2020
In die Vormoderne
"Ich sehe in Ächtung und Boykott eine schwarze Pädagogik am Werk, die letztlich die Welt zu keinem heileren Ort macht." (Anselm Neft)
Das Vereinigte Königreich ist definitiv ein Land, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. In einem Land, in dem es mit rechten Dingen zuginge, würde man einem wie Boris Johnson nicht einmal die Verwaltung einer Klassenkasse anvertrauen. Erst wochenlang weiter Hände geschüttelt, während Europa schon im Lockdown war. Wegen Splendid isolation vermutlich und weil man ja schließlich Churchills legitimer Nachfolger ist, ein ganzer Kerl dank Chappi, dem das doofe Virus nix kann, und die ganzen Virologen- und Epidemiologen-Eierköpfe doch eh nur Panik machen. Dann noch die schwangere Lebensgefährtin infiziert und jetzt auf der Intensivstation gelandet - Glückwunsch, so ziemlich alles falsch gemacht, was geht. Depp.
Sonntag, 5. April 2020
Gewinnler und Verlierer
Gut, gebe ich zu, im ersten Moment habe ich mich angesichts des Shutdowns großer Teile des Wirtschaftslebens ein wenig hinreißen lassen. Ganz kurz gedacht, es könnte sich ein bisschen was ändern, da jetzt Leute auf den Trichter kommen, dass sich‘s auch ohne doofes Dauerkonsumieren passabel leben lässt. War zwar nicht völlig ernst gemeint, aber trotzdem naiv. Man irrt sich halt mal. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass nach der Krise keine besseren, sondern für viele deutlich härtere Zeiten anbrechen werden. Weil wir Kapitalismus haben. Immerhin, wir können uns dann daran erfreuen, uns wieder gemeinsam zu besaufen.
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