Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 13. Juni 2020
Gegenaufklärung im Biomarkt
Gegen ökologischen Landbau und dessen Erzeugnisse ist nichts zu sagen. Auch ich konsumiere zum Teil bio, wenngleich nicht aus ethischen, denn aus pragmatischen und kulinarischen Gründen. Mich interessiert vor allem, ob es besser schmeckt, und das tut es oft. Ist pure Physik. Ein Koch verriet mir mal den Trick, bei Gemüse immer nach möglichst kleinen Exemplaren Ausschau zu halten, denn die schmeckten konzentrierter. Bei ertragsoptimierten, gedopten Großgemüse bestünde das zusätzliche Volumen nur aus Wasser. Ein Prinzip, das auch jeder Winzer kennt, der aus Qualitätsgründen seine Reben zurückschneidet. Dass die sprichwörtliche schrumpelige Bio-Möhre oder der deutlich kleinere Bio-Apfel besser schmecken, ist also keine Esoterik.
Mittwoch, 10. Juni 2020
Ronny des Monats - Juni 2020
Wenn man mag, dann kann man auch der momentanen Situation Positives abgewinnen. So könnte man beispielsweise sagen, das zunehmend hysterische Fingerzeigen diverse Rechter ("Die Antifa! Die Antifa!") sei ein einigermaßen sicheres Zeichen dafür, dass es vermehrt Gegenwind gibt für sie und sie nicht mehr nach Belieben die Deutungshoheit beanspruchen können. Wobei das natürlich mit Vorsicht zu genießen ist: Die momentan niedrigen Umfragewerte für die AfD haben auch damit zu tun, dass gerade in ihrem Sinne Politik gemacht wird: Grenzen dicht und die einzig wohlgelittenen Ausländer sind die Ernteheloten auf unseren Feldern.
Montag, 8. Juni 2020
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (23)
Abt.: Spar' nicht beim Witz
Huhu, liebe Discounter! Ist gut jetzt. Ich denke, wir haben den Witz alle verstanden. Echt. Jeder. Auch die letzte Berliner Partyblitzbirne ohne Lesekompetenz dürfte ihn inzwischen erzählt bekommen und sich entsprechend beömmelt haben. Kiek ma, Alda, Bier, ditt heeßt wie det Wierus. Hamma, Alda, ick schmeiß mer weck! Könnt ihr also wieder einpacken. Gibt schließlich auch wieder Klopapier.
Samstag, 6. Juni 2020
Noch ein Wiedersehen
Die Serie 'Liebling Kreuzberg' mit Manfred Krug und von Jurek Becker lohnt auch nach über zwanzig Jahren noch.
Nicht nur alte Computerspiele, auch die alten DVDs von 'Liebling Kreuzberg' fielen mir letztens wieder in die Hände. Die Serie um den von Manfred Krug verkörperten Berliner Anwalt Robert Liebling hat eine Zeit lang tatsächlich meine Jugend und Adoleszenz begleitet. Das ist nichts, dessen man sich schämen müsste, wie ein neuerliches Querschauen bewiesen hat.
Dienstag, 2. Juni 2020
Bye bye, Bufett!
"Das Frühstücksbufett ist tot", meint Gastronomieberater Jörg Reuter. "Und das ist auch gut so!", möchte man da ergänzen. Und zwar nicht nur Frühstücksbuffetts. All you can eat-Bufetts sind eine Entwicklung der letzten 20 Jahre. Sie basieren auf der Rechnung, dass es billiger ist, ein Überangebot vorzuhalten, dessen Reste vernichtet werden, als ausreichend Servicepersonal. Sparen am Service, gib ihnen zu fressen, lautet die Devise. Bufett sieht aus wie das Versprechen eines Schlaraffenlandes, ist aber letztlich bloß in Vitrinen gekübelter Wareneinsatz, "ein Symptom für Serviceunlust und Personalabbau" (Buggisch). An dem Elend ändern auch einzelne rühmliche Ausnahmen wie das inzwischen geschlossene Café Seitenblick in Bochum und Essen nichts.
Sonntag, 31. Mai 2020
Normalität, eingeschränkte
Re: voriger Post, letzter Absatz
Fürs Schwimmen muss man sich anmelden, in Kneipen und Restaurants Namen und Adresse hinterlassen. Lästig. Und nicht immer datenschutzkonform (beim Verlassen eines Ladens konnte ich der am Eingang offen ausliegenden Liste problemlos Namen, Adresse und Telefonnummer der attraktiven jungen Dame, die nach mir den Laden betreten hat, entnehmen - üben wir noch). Aber trotzdem...
Freitag, 29. Mai 2020
Je suis Dieter
Die Älteren werden sich erinnern. Damals in den Achtzigern machte man nicht Party, sondern Feten. Bei uns nur stilecht mit dem langgezogenen E auf der ersten Silbe. Feeeten. Man traf sich aber nicht im Feeeten-, sondern im finsteren Partykeller irgendeines Elternhauses, tanzte ganz easy eine Runde zu Chartmusik, klönte dann ein wenig schlaues Zeug und hoffte, irgendwie cool rüberzukommen und bei den Mädels landen zu können. In Wahrheit war man bloß ein ungelenk rumzappelnder Spätpubertant mit Pickeln und Schwitzehändchen, der streng nach einer Überdosis 8x4 roch und seine Hemmungen hinter altklugem Gesabbel versteckte.
Mittwoch, 27. Mai 2020
Schmähkritik des Tages (38)
Heute: Marina Hyde über Dominc Cummings
"Half an hour late on Monday afternoon - like he's Mariah Carey and not some spad in inside-out pants - the Islington-dwelling humanities graduate took to Downing Street’s rose garden. There, he delivered the most preposterous address to a nation since Tiger Woods stood in front of an audience, including his mother, and apologised to his wife and sponsors. The difference is that Woods had a problem with cocktail waitresses, while Cummings fucks entire public health messages in the middle of a deadly pandemic. Also, he’s not remotely sorry. [...]
Sonntag, 24. Mai 2020
Jenseits der Blogroll - 05/2020
Die Links und Fundstücke des Monats. Beginnen wir aus aktuellem Anlass mit der Rubrik Corona.
"Diese Männer werden in einem eigenen Raum zurückgelassen. Sie finden keinen Zugang zur Problematik und suchen verzweifelt nach einem Punkt, an dem sie ansetzen können. Anstatt innezuhalten und sich zu fragen, was das alles bedeutet, vergraben sie sich in Daten und spielen mit Statistiken herum, von denen sie selten wissen, welche Bedeutung sie haben und wie diese Daten überhaupt zustande kommen. Begriffe wie Triage, Durchseuchung, Herdenimmunität, Risikogruppen mit Vorerkrankung werden einfach so in den Raum geworfen, als wenn automatisch alle etwas damit anzufangen wissen. Sie graben und graben und finden nichts und rufen ihr Unverständnis in die Welt hinaus. Aber plötzlich werden ihre Ängste und Sorgen nicht mehr wahrgenommen, niemand will ihnen zuhören und entgegenkommen. Im Gegenteil sie werden als Störenfriede der Debatte wahrgenommen! Also wird noch lauter gerufen."
Freitag, 22. Mai 2020
Hungernde Kinder
Leider ist ein wenig untergegangen, dass der zu recht heftig kritisierte Tübinger OB Palmer in einem SAT 1-Interview nicht nur meinte, man solle sich überlegen, ob es sich wirklich lohne, Menschen zu behandeln, die ein halbes Jahr später sowieso tot seien. Palmer verwies weiters darauf, dass die weltweiten Zerstörungen der Weltwirtschaft nach Einschätzung der Vereinten Nationen allein dieses Jahr zusätzlich eine Million Kinder das Leben kosteten. Woher er diese Zahl genau nahm bzw. wie sie zustande gekommen ist, ließ er offen. Ist aber nicht wichtig, denn wer die Karte mit den hungernden Kindern ins Spiel bringt, hat den Moral high ground inne.
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