In diesen Tagen vor dreißig Jahren, zwischen dem 22. und dem 28. August 1992, blies ein mordbereiter Mob aus Rechtsextremen und Neonazis in Rostock-Lichtenhagen zur Menschenjagd auf Asylbewerber und ehemalige 'Vertragsarbeiter' aus Vietnam, allgemein beklatscht, bejubelt und angefeuert von Anwohnern. Die Polizei stand die meiste Zeit hilflos daneben und war zum Zusehen verdammt. Dass in diesem Orlog aus Körperverletzung und Brandstiftung kein Mensch ums Leben gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Sicher hatten Neonazis aus dem Westen entscheidenden Anteil, aber hier, kurz nach der und mitten in den Zumutungen der 'Wende' fiel ihre Arbeit endlich auf fruchtbaren Boden.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Dienstag, 23. August 2022
Lest we forget (7)
In diesen Tagen vor dreißig Jahren, zwischen dem 22. und dem 28. August 1992, blies ein mordbereiter Mob aus Rechtsextremen und Neonazis in Rostock-Lichtenhagen zur Menschenjagd auf Asylbewerber und ehemalige 'Vertragsarbeiter' aus Vietnam, allgemein beklatscht, bejubelt und angefeuert von Anwohnern. Die Polizei stand die meiste Zeit hilflos daneben und war zum Zusehen verdammt. Dass in diesem Orlog aus Körperverletzung und Brandstiftung kein Mensch ums Leben gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Sicher hatten Neonazis aus dem Westen entscheidenden Anteil, aber hier, kurz nach der und mitten in den Zumutungen der 'Wende' fiel ihre Arbeit endlich auf fruchtbaren Boden.
Samstag, 20. August 2022
Vermischtes und Zeugs (XXIX)
Die Tatsache, dass Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas in Berlin jüngst von "50 Holocausts" faselte, die Israel seiner Meinung nach an den Palästinensern begangen habe, offenbart sehr schön, in welchen Gaga-Dimensionen der Nahost-Diskurs inzwischen angekommen ist. Ist 'Holocaust' inzwischen eine neue SI-Einheit? 1 Holo = sechs Millionen tote Juden (plus Sinti und Roma, Homosexuelle, Kommunisten u.a.)? Hat Israel demnach 300 Millionen Palästinenser umgebracht, oder wie sollen wir das verstehen?
Mittwoch, 17. August 2022
Unreformierbar?
"An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern." (Erich Kästner)
Der Trubel um die frischgebackene Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ist überwiegend armselig und dient vor allem dazu, das System des öffentlich-rechtlichen-Rundfunks weiterhin für seine Profiteure am Laufen zu halten. Aller Wahrscheinlichkeit ist die Dame, wiewohl allzuviel Mitleid mit ihr unangebracht ist, ein Bäuer:innenopfer. Weil die Causa Schlesinger denjenigen hervorragende Argumente liefert, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk drastisch zusammenstreichen oder gleich ganz abschaffen wollen, gerät dessen Geschäftsmodell unter Druck. Da wirft man die lieber die raffgierige Hexe der Öffentlichkeit zum Fraße vor, bevor es einem selbst ans Leder geht.
Sonntag, 14. August 2022
Peter Pan im Saustall
Würd ma den Eberhofer Franz amoi charakterisieren wollen, wie die Eierkepf des nenna tuan, denn würd i so sogn: Der mog hoit ned recht erwachsen werdn, der Franz. Lebt in Niederkoidenkiachen bei de Oma und dem Babba aufm Hof im Saustall (ned, weils do herinnen ausschaugt wie in oanem, sondern weils amoi wirkli a Saustall war. De Babba rauchat oiwei des Gras, was er sölbst anbaun tuat, und Leopold, dem Franz sei Bruader, des is a Schleimsau, is des. Essn tuat der Franz am liabsdn des, was die Oma kochen tuat, am zwoatliebsten die Leberkässemmeln vom Metzger Simmerl. Überhaupt, die Oma! Heans, manchemoi, da denk i, die is goa net schwerhörig. Schlau is sie allemal. Die woaß: So a Bua, egal wie oid, muss oiwei was G'scheits essen. Wos hoaßt: Ois unter 3000 Galorien ist ka Mahlzeit, sondern a Imbiss.
Donnerstag, 11. August 2022
Ronny des Monats - August 2022
Bevor wir zur Verleihung der Ronnys des Monats schreiten, würde ich gern das hier zur Kenntnis bringen. Ich weiß, sind Aussagen und persönliches Erleben. Ich weiß, Oliver Polak ist nicht unkontrovers. Aber wenn das so war, dann wundert’s mich nicht. Bestätigt das vieles, was ich über diese Band schon lange denke. Ist mir immer suspekt geblieben. Ja, man kann sich seine Fans nicht aussuchen. Ja, die Onkelz sind (längst) keine Nazi-Band (mehr) und ihre Fans nicht automatisch Rechte und Nazis. Doch trotz aller Distanzierung von der Vergangenheit scheint man offenbar immer noch durchaus anschlussfähig in gewissen Milieus. Weniger wegen expliziter Inhalte, Texte oder konkreter Aussagen, sondern mehr wegen gewisser Haltungen. In der Art von: "Eine abgehobene Kulturelite will euch vorschreiben, was ihr gut zu finden habt und was nicht (aber wir verstehen uns – wink wink)". Man gerät da mitunter leicht, wenn auch keineswegs zwingend, in brackiges Fahrwasser. Und so halte ich es mit Farin Urlaub, der einst sagte: "Ich mag die nicht. Immer noch nicht."
Montag, 8. August 2022
Vermischtes und Zeugs (XXVIII)
Inzwischen bin ich mir einigermaßen sicher, dass dieses Internet und vor allem die 'sozialen' Medien auf einer fundamentalen Fehleinschätzung beruhen: Der nämlich, dass Menschen prinzipiell gut seien, und wenn nur genügend Gute und Gutwillige versammelt seien, dann hätten die paar Arschlöcher und Deppen, die es halt immer irgendwo gibt, keine Chance. Schaut man sich diverse Ecken von Twitter an oder Kommentarspalten in diversen Medien, könnte man hingegen glatt auf die Idee kommen, diese Welt sei unrettbar verloren.
Samstag, 6. August 2022
Schmähkritik des Tages (60)
Heute Robert Misik über Online-Mobs und Appeasement
"In Österreich wurde eine Ärztin vom rechtsextremen Impfgegner-Mob in den Tod gehetzt. Lisa-Maria Kellermayr hatte sich von Beginn der Covid-19-Pandemie an um Patienten gekümmert, sie hatte ganz praktische Behandlungserfahrungen gesammelt, als Anfangs alle noch im Blindflug unterwegs waren, sie hatte damit auch eine gewisse Prominenz erlangt, war dann den Covid-Leugnern und Impfgegnern ein Dorn im Auge. Sie erhielt Hassmails, Morddrohungen, in denen ihre Todesart in den grellsten Farben und explizit ausgemalt wurde. Die Polizei nahm sie nicht ernst und fraternisierte noch mit dem Mob. [...]
Mittwoch, 3. August 2022
Neun Euro. Der Selbstversuch
Wieder einmal stand der alljährliche mehrtägige Besuch bei einem alten Freund an, der in der Nähe von Bremen residiert. Die Alternativen waren: Entweder mindestens eine Tankfüllung verballern, und das zu den momentanen Preisen, dafür komfortabel und unabhängig sein von Fahrplänen und Anschlüssen. Oder sich in vermutlich überfüllte Züge quetschen, sich an Fahrpläne halten, auf Anschlüsse hoffen und Maske tragen. Andererseits würde die Reise auf keinen Fall mehr als neun Euro kosten. Ein No-brainer, wie der Angelsachse da sagt. Zumal ich Urlaub hatte, ein verpasster Anschluss oder eine Verspätung mich nicht aus der Bahn werfen (hihi!) würden.
Montag, 1. August 2022
Da hört sich doch...
"Umso bedauerlicher ist daher das Schauspiel, das die Engländerinnen vor allem in den letzten Minuten des Finales aufgeführt haben: Zeitspiel bis zum Äußersten. Sei es beim Ausführen von Ecken, wo die Lage des Balles nur millimeterweise korrigiert wurde, sodass die Linienrichterin drei Mal eingreifen musste. Oder die Torhüterin Mary Earps, die auch nach einfachsten Paraden erst einmal vornüber kippte, um noch mit dem Ball in den Armen liegen zu bleiben: Hauptsache, wieder ein paar Sekunden von der Uhr nehmen. Hinzu kommt Einwechselspielerin Jill Scott, die nach einem Zweikampf mit Sydney Lohmann aufsprang und die Deutsche mit »Fuck off, you fucking prick!« beschimpfte, zu deutsch etwa: »Verpiss Dich, Du Idiotin!« – und dafür in sozialen Medien von England-Fans gefeiert wird." (Thomas Krause)
Sonntag, 31. Juli 2022
Spaltung? Bitte gern!
"Es ist mittlerweile klar, was »Querdenker« und Co. meinen, wenn sie von »Meinungsfreiheit« reden: Alle anderen sollen die Meinung der »Querdenker« als Wahrheit anerkennen. Sie sollen nicht widersprechen und wagen sie es doch, wird der ganze Sturm des Hasses und der Häme losgelassen. Das trifft Leute unterschiedlich hart. Manche müssen sich »nur« dumme Sprüche anhören. Anderen wird mit Mord und Totschlag gedroht. Wohin auch digitale Hetze und Hass führen können, haben wir gesehen." (Frederick Mallon)
Es gibt Tage, da will man nur noch den Liebermann machen. Da wird die österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr tot in ihrer Wohnung gefunden, nachdem sie viele Monate lang von Impfgegnern auch persönlich in ihrer Praxis bedroht wurde. Die Polizei sah übrigens keinen Grund für Personenschutz und riet ihr, sich lieber nicht so in die Öffentlichkeit zu drängen. Die hämischen, kernverrohten Reaktionen aus der Impfgegner- und Querdenkerszene mag ich nicht weiter kommentieren. Die Versuchung, auf dieses Niveau zu sinken, ist zu groß. Das richtet sich selbst. Hoffentlich.
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