Samstag, 25. November 2023

Jenseits der Blogroll - 11/2023


Die Fundstücke des Monats wieder. Die hässliche Fratze der "Polykrise" (Tooze) zeigt sich darin, dass die Welt aus dem Krisenmodus quasi gar nicht mehr herauszukommen scheint. Zu den in unserem Horizont augenfälligsten Großkrisen (in anderen Gegenden der Welt hieße es nur: Willkommen im Club!) Klimawandel und Ukraine-Krieg, gesellte sich im Oktober der Angriff der Hamas auf Israel und die Antwort Israels darauf. Was unbequemerweise viele der wohlfeilen hiesigen Bekenntnisse von Israels Sicherheit als deutscher Staatsräson als das hohle Geschwätz entlarvte, das es wahrscheinlich schon immer war.

Donnerstag, 23. November 2023

Hoffen auf die Farce


"Hegel bemerkt irgendwo, dass alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." (Marx)

Das Lustige ist ja (wenn man das denn lustig finden will): Faschisten und Nazis pflegen vorher ganz genau anzukündigen, was sie vorhaben. Die machen da absolut keinen Hehl draus. Streuen niemandem Sand in die Augen. Halten damit nicht hinter dem Berg. Hitler hat schon in den 1920ern klipp und klar seine Politik der Gewalt gegen alle Gegner und sogar die Auslöschung der Juden offen angekündigt. Und alle so: Haha, wie soll DAS denn gehen? Der kleine Spinner mit der Rotzbremse wieder! Macht bestimmt nur Spaß. Und überhaupt, wie der schon aussieht...

Dienstag, 21. November 2023

Vermischtes und Zeugs (LXVIII)


Das Land befindet sich mitten in einer Rezession und die Union feiert, dass es jetzt 60 Mrd. weniger für Investitionen gibt, weil sie dem politischen Gegner damit eins auswischen konnte. Das muss dieses 'staatstragend' sein, von dem Konservative so gerne faseln. Was zu langfristigem strategischen Denken offenbar Unfähige wie Friedrich 'schwarze Null' Merz und seine Clacqeure, scheint's, nicht raffen: Diese Beschränkungen betreffen nicht nur die verhasste 'Ampel', die Merzens naturgegebenen Einzug ins Kanzleramt schnöde blockiert, sondern werden auch alle künftigen Regierungen treffen, darunter eine eventuell von ihm angeführte.

Samstag, 18. November 2023

Migrantisches (3)


Es gibt schon jetzt ganze Branchen, in denen quasi kein Personal mehr zu kriegen ist. Fast der gesamte Gesundheitsbereich. Gastronomie, Service. Aber nicht nur da. Kenne jemanden im Kreis Höxter, eine strukturschwache Gegend, nächster Autobahnanschluss 60 Kilometer entfernt. Dort steuern sie mit Riesenschritten auf Vollbeschäftigung zu. Ein Hersteller von Wärmepumpen dort sucht 30 bis 40 Montagehelfer, keine Vorkenntnisse erforderlich, 17 Euro pro Stunde aufwärts plus Schicht- und Wochenendzulagen. Nach sechs Monaten mehr. Findet keine. Jedenfalls nicht genug.

Mittwoch, 15. November 2023

Vermischtes und Zeugs (LXVII)


Es ist immer wieder herzig mitanzusehen, dass diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen, immer alles zu 'hinterfragen' das nie bei sich selbst tun. So fordern Quersprallos und Coronadullis seit einiger Zeit, es habe gefälligst eine "Aufarbeitung" der Corona-Maßnahmen stattzufinden. Lies: Die Coronaverbrecher von der Regierung sollen ihre Sünden bekennen, vor der Welt zu Kreuze kriechen und dann am besten noch bestraft werden.

Sonntag, 12. November 2023

Ronny des Monats - November 2023


Man geht sicher nicht zu weit, wenn man sagt, die letzten Wochen standen vor allem im Zeichen der sprunghaft angestiegenen Zahl antisemitischer Taten seit dem 7. Oktober. Was natürlich bloß purer Zufall ist, gell? "In Berlin versuchten Unbekannte, einen Brandanschlag auf eine Synagoge zu verüben. Sie warfen Molotow-Cocktails auf ein Gebäude, in dem sich zudem eine Grundschule und eine Kita befinden. In Aachen versuchte ein Iraker, die Scheibe einer Synagoge einzuschlagen." (tagesschau) Aha! Ein Iraker! Da haben wir’s! Alles importierter Antisemitismus, nicht wahr, Ronny? Hättest du wohl gern. Remember Weimar: Every rightwing accusation is a confession.

Donnerstag, 9. November 2023

Postkoloniale Allianzen


Man hört derzeit Palästinenser:innen klagen, sie würden mit der Hamas in einen Topf geschmissen und man solle ihnen doch zuhören und so. Disclaimer: Ich kann die Trauer und Betroffenheit verstehen und will das nicht schlecht- oder kleinreden. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der Muslime, also auch der Palästinenser, die hier leben, nicht auf Gewalt aus ist, dass die meisten einfach nur unbehelligt in Frieden hier leben wollen, dass sich auch welche gegen Antisemitismus engagieren und dass es wie so oft die paar Prozent Säure sind, die den Saft zum Essig machen.

Montag, 6. November 2023

Manni, feste! (2)

 
Mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks kommt sie alle paar Jahre wieder nach oben geblubbert: Die Leitkulturdebatte. Jetzt hat Deutschlands Meistverkaufte ein 'Manifest für Deutschland' (nein, ich verlinke immer noch nicht direkt auf dieses Blatt) verbraten, das in nicht weniger als 50 Regeln klarstellen soll, was es heißt, ein guter Deutscher zu sein. Weil's doch gerade wieder so schlimm steht ums Vaterland. Sollte da eventuell der Eindruck entstehen, man wolle damit nur Migranten in Hausmeister-Manier Mores lehren, dann ist das gar nicht wahr und bloß linke Hysterie und Hetze.

Freitag, 3. November 2023

Vermischtes und Zeugs (LXVI)


Dass sich bei uns auch ein Friedrich Merz zur Mittelschicht zählt, ohne schallend ausgelacht zu werden, liegt unter anderem an der höchst schwammigen Definition des Begriffes. Zur Mittelschicht könnte man grob all jene zählen, die die für ihren Lebensunterhalt nötigen Mittel überwiegend aus durch Arbeits-, Werk- und Dienstverträge geregelter selbstständiger oder nichtselbstständiger Tätigkeit beziehen (müssen), aus der sie wiederum so viele Einnahmen generieren, dass noch irgendeine Form von Vermögensaufbau möglich ist. Umkehrschluss: Wer am Ende des Monats keinen Cent übrig hat, ist so wenig Mittelschicht wie einer, der so viel hat, dass er von heute auf morgen das Erwerbsarbeiten komplett sein lassen könnte, ohne sich irgendwo einschränken zu müssen.

Donnerstag, 2. November 2023

Fast fertig


Was 1989 bei der IBA Emscherpark erstmals vorgestellt wurde, der ökologische Rückbau und die Renaturierung der Emscher, nähert sich der Vollendung. Hier in der Gegend gibt es seit einigen Monaten das Emscherland, einen hübschen Naturpark um das renaturierte Flüsschen, das für meine Generation noch gleichbedeutend war mit 'stinkender Abwasserkanal'. Wer in Emschernähe wohnen musste, hatte es nicht gut getroffen im Leben. Weil die ursprünglich määandrierende Emscher mit Beginn der Industrialisierung als Kloake genutzt wurde, grassierten bald Seuchen im Emscherbruch. Dann kanalisierte man den Fluss. Die Krankheitsfälle gingen zurück, was allgemein begrüßt wurde. Jetzt lässt sich an den lieblichen Gestaden lustwandeln.