Sonntag, 29. Mai 2022

Local Heroes


Am Wochenende war Local Heroes Night im hiesigen Kulturzentrum. Exoplanets aus der bescheidenen Heimatstadt, Kaozzz Konzzzept aus dem westfälischen Hamm. Gute Musik, nette Leute, entspannte Stimmung, günstiger Eintritt, bezahlbare Getränke, keine Masken mehr - passt. Herzwärmend. Hat gefehlt, so was. Mein Dank ergeht an alle Beteiligten.

Donnerstag, 26. Mai 2022

Vermischtes und Zeugs (XXII)


Aus dem Trubel um den Frankfurter OB Feldmann (SPD) lernen wir: Du kannst mit so ziemlich allem durchkommen. Damit, deiner Ehefrau Pöstchen zuzuschanzen, damit, in diverse Fettnäpfchen zu treten, alles kein Problem. Aber sich im Flieger öffentlich zu äußern über die hormonellen Wirkungen, die gewisse Flugbegleiterinnen haben bei einem -- da hört sich der Spaß auf. Sexistische Kackscheiße! Rücktritt! Pronto! Ach so: Wie wäre das eigentlich, wenn eine postklimakterische Petra Feldmann (SPD) sich in vergleichbarer Weise wohlwollend über männliche Flugbegleiter geäußert hätte? Frage für einen Freund.

Dienstag, 24. Mai 2022

Billiger Bumerang

 
Und? Auch schon so ein modernes Neun-Euro-Ticket besorgt? Billig Bus und Bahn fahren? Für neun Schleifen nach Sylt, Reiche gucken? Ich weiß ja nicht, was Sie so denken, aber mit meiner Vergangenheit als Bahnpendler würde ich sagen, die Milliarden, die der Bund ins das Ticket steckt, könnten sich am Ende als höchst erfolgreiche Kampagne gegen den ÖPNV entpuppen. Weil viele, die schon ewig nicht mehr ÖPNV gefahren sind, hinterher sagen werden: Nie wieder! Das Problem wird nicht sein, dass Züge und Busse überfüllt sein werden. Das wird vermutlich der Fall sein, vor allem an Wochenenden, aber damit werden die meisten eh rechnen.

Sonntag, 22. Mai 2022

Jenseits der Blogroll - 05/2022

 
Verehrte Damen und Herren, liebe Lesende. Es ist so weit. Offiziell. Ein für alle Mal. Der Rubikon aber so was von überschritten. Unumkehrbar. Das Böse hat mich am Kanthaken. Auch wenn es mir körperliche Schmerzen bereitet, kann ich nicht anders als einen Beitrag von Jan Fleischhauer hier zu verlinken. Zwar ging mir sein xtes Wiederaufwärmen der dämlichen Hufeisentheorie ziemlich auf den Senkel, aber sein Offenlegen diverser Praktiken, die beim Portal 'Tichys Einblick' gang und gäbe zu sein scheinen, rissen es wieder heraus. Und das hier:

Donnerstag, 19. Mai 2022

Posonby auf Russisch

 
Es ist dieselbe Geisterbahn wie zu höchsten Pandemiezeiten: Noch nie wurde da von so vielen öffentlich und weitgehend folgenlos über die Einschränkung der Meinungsfreiheit gejammert und darüber, in welch brutaler Diktatur man lebe und welchen inkompetenten Tyrannen man schutzlos ausgeliefert sei. Fing schon 2010 mit Thilo Sarrazin an: Da wurde beklagt, wie ganzschlimm verfolgt und mundtot der arme Mann gemacht würde. Dass der Verfemte so viel Medienpräsenz genoss und Millionenhonorare einstrich wie noch kein Sachbuchautor vor ihm -- der kleine Fehler auf dem Bild wurde großzügig ignoriert.

Montag, 16. Mai 2022

Vermischtes und Zeugs (XXI)


Gesichtstätowierungen, so ist zu erfahren, seien längst keine Karrierekiller mehr. Gut, Artikel der Marke "Die schlimmsten No-gos im Vorstellungsgespräch" fand ich schon immer lachhaft, da sich das allermeiste für alle, die nicht große Teile des Lebens unter irgendwelchen Steinen verbracht haben, selbst erklärt. Aber Moment mal, sind Tätowationen generell nicht übelste kulturelle Aneignung? Haben die sich vorher bei den Maori und in Polynesien erkundigt, ob sie das überhaupt dürfen? Wenn nicht, dann gehören aber nicht nur diese fazial Illustrierten aber sofort aus dem öffentlichen Leben entfernt! #Kanzel-Kultur!!1!!11!!

Freitag, 13. Mai 2022

Keinen billigen Exorzismus bitte

 
Ich muss hier was gestehen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in jüngeren Jahren auf einen wie Fynn Kliemann reingefallen wäre, ist einigermaßen hoch. Wäre mein jüngeres Ich in seinen Bannkreis geraten, mit Feuereifer wäre ich dabeigewesen im Kliemannsland. Hätte kostenlos oder gegen ein warmes Abendessen Arbeitsstunden gekloppt. Und wäre mächtig stolz drauf gewesen, Teil von etwas so Schönem zu sein. Hätte noch danke gesagt dafür.

Donnerstag, 12. Mai 2022

Ronny des Monats - Mai 2022

 
Die aktuell beste Nachricht ist wohl, dass die AfD in Schleswig-Holstein aus dem Landtag geflogen ist. Ein erfreulicher Trend, der sich in anderen westlichen Bundesländern durchaus fortsetzen könnte. Ob das aber eine durchgehend gute Nachricht ist, wird sich erweisen. Hält der Trend an, werden die Braunblauen zu einer weiter sich radikalisierenden Ost-Partei mit Vorfeldorganisationen im rechten (Bildungs-)Bürgertum unter einem Vorsitzenden BerndBjörn Höcke, die sich in Teilen der dortigen Länder bei ca. 20 Prozent Wählerstimmen etabliert und keine Rücksicht mehr nehmen muss auf West-Landesverbände, die eher Sammelbecken von der Union enttäuschter Konservative waren. War sonst noch was? Natürlich. Diverse An-, Übergriffe und andere Widerwärtigkeiten sind natürlich auch wieder massenhaft passiert und lassen sich u.a. hier nachlesen.

Montag, 9. Mai 2022

Doctor Whober


Kennen Se den? Zwei Medizinstudenten unterhalten sich. Der eine so: "Kommste am Wochenende mit nach Sylt?" Der andere so: "Nee, keine Zeit, da schreib' ich meine Doktorarbeit." Bruhahahaha, Spitzenklopper!

Nun hat Martin Huber nicht Medizin studiert, sondern Politische Wissenschaft. Und hat promoviert drin. Und kaum ward er als neuer CSU-Generalsekretär benannt, schon gibt es Stress mit seiner Doktorarbeit. Sie stammt aus dem Jahr 2008 und trägt den Titel: "Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954 bis 1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA". (Es soll Magisterarbeiten geben, deren Themen weiter gefasst sind.) Bereits auf den ersten 26 Seiten von Hubers Dissertation sollen 25 Zitate ohne oder mit falscher Quellenangabe gefunden worden sein. Bingo!

Freitag, 6. Mai 2022

Patriarchen am Werk


Mit der Frage, was das eigentlich genau ist, dieses Patriarchat, habe ich mich lange schwer getan. So habe ich gedacht, Patriarchat bedeute im Kern, Kontrolle über weibliche Sexualität auszuüben. Damit das Vermögen in der Familie bleibt. Das finde ich in vieler Hinsicht immer noch schlüssig, greift aber zu kurz. Es brauchte das Gespräch, das Leon Windscheidt mit der wunderbaren Seyran Ateş geführt hat. Die brachte es auf den Punkt: Patriarchat ist überall da, wo Frauen weniger wert sind als Männer. So simple. Treffer, gesunken.

Dienstag, 3. Mai 2022

Vermischtes und Zeugs (XX)

 
O weh, o weh! Die berliner Weetschaff 'Ständige Vertretung', einst angetreten, den Berlinern rheinische Lebensart beizubringen, hat die unter der Bezeichnung 'Alt-Kanzlerfilet' feilgebotene Currywurst, bekanntlich eine der Leibspeisen des aktuellen Bösnickel der SPD, von der Karte gestrichen. Hammses ihm aber gegeben! Und Putin schläft bestimmt auch schon ganz schlecht und überlegt ob dieser mutigen Geste, die Truppen wieder aus der Ukraine abzuziehen. Paar zehntausend tote russische und ukrainische Soldaten und Zivilisten - hey, kommt vor. Aber eine 'Ständige Vertretung' ohne Busenfreund Gjerds Leib- und Magenspeise, den "Kraftriegel der Facharbeiter" - das ist zu viel!

Samstag, 30. April 2022

Selbst schuld?

 
Dieselben Leute, die sich jetzt länglich über die Mitschuld des Westens am Ukrainekrieg auslassen, wären vermutlich höchst empört, wenn jemand sagt: Na ja, wenn man mal ehrlich ist, dann hat die Frau es ja auch ein Stück weit provoziert mit ihrem kurzen Rock. Oder: Na ja, diese Zwölfjährige ist ein ganz schön frühreifes Früchtchen, da darf man sich nicht wundern, wenn mal einer nicht an sich halten kann. Gern genommen wird zur Zeit auch der Schulhofvergleich: Wenn zwei Kinder sich prügeln, dann rede man schließlich auch mit beiden. Ja, richtig. Der Fall liegt nur ein wenig anders, wenn ein Siebzehnjähriger, egal ob provoziert oder nicht, eine Fünfjährige vom Fahrrad tritt. So viel zum Thema Hinkende Vergleiche.

Donnerstag, 28. April 2022

Vermischtes und Zeugs (XIX)


Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass ganz viele Verkehrsschilder in der Farbkombination schwarz-weiß-rot gehalten sind? Zufall??? #Diktatur #Faschismus #Schlafschafe #aufwachen1!!11!!!

***

Kleiner kostenloser Tipp an alle Politiker (außer die von der AfD, die mögen sich weiter blamieren): Sich mit historischen Persönlichkeiten zu vergleichen, geht eigentlich immer schief. Also besser lassen. Bloß weil du beim Einkaufen einen Mund-Nase-Schutz tragen sollst, bist du NICHT Sophie Scholl. Bloß weil du nicht so viele Freunde zum Kindergeburtstag einladen durftest wie sonst, bist du NICHT Anne Frank. Bloß weil du mit einer schrägen, aus 'alternativen' Medien zusammengebollerten Hypothese zu Corona um die Ecke kommst und man dir widerspricht, bist du NICHT Galileo Galilei. Bloß weil du dir erfolgreich einen Furz verkniffen hast, bist du NICHT der Dalai Lama. Bloß weil du dir ein paar YouTube-Videos von Flatearthern angeschaut hast, bist du NICHT Albert Einstein.

Montag, 25. April 2022

Merci Vladimir! Cinq thèses


1. Nicht Macron wurde gewählt, sondern Le Pen verhindert.

Eines der größten Missverständnisse in Bezug auf Wahlen ist zu glauben, es würde in einem Akt rationalen Abwägens der geeignetste Kandidat ausgesucht. Das ist natürlich Quatsch. Viele Regierungswechsel sind vor allem Abwahlen. Sie passieren, weil die Wähler die Schnauze derart voll haben vom Amtsinhaber, dass sie auch einen blattlausbefallenen Gummibaum wählen würden. In Frankreich kam so der wandelnde Leitzordner François Hollande ins Amt, der den mit hohem Fremdschampotenzial und krimineller Energie ausgestatteten napoleonischen Chefzwerg Sarkozy aus dem Elysée kegelte.

Samstag, 23. April 2022

Jenseits der Blogroll - 04/2022


"Zyniker sehen alles voraus, ausser dass jemand ein Herz hat." (Constantin Seibt)

Die Fundstücke des Monats. Es mag pathetisch klingen, aber morgen stimmen die wahlberechtigten Franzosen über die Zukunft Europas ab. Wird die kreidefressende Katzenlady Marine Le Pen Präsidentin, dann könnte das durchaus das Ende der EU bedeuten. Wie alle Populisten tischt Le Pen ihren Wählern das Märchen auf, die Gegenwart sei dekadent und scheiße und ein Zurück in ein kuscheliges kleines Gallisches Dorf würde ihre Probleme lösen. Selbstverständlich ist die EU keineswegs ideal, sondern wie alle bürgerlichen Konstrukte zuvörderst dazu da, dass die Geschäfte reibungslos laufen und die Reichen reicher werden.

Mittwoch, 20. April 2022

Abgänge (3)


Heute: Alte Zeitungen

Alle hacken ja gern auf den bösen Boulevardmedien herum. Dabei ist deren beruhigende Wirkung nicht zu unterschätzen. Eine Zeit nach jenem Elften September 2001 lustwandelte ich durchs Stadtzentrum. Da sprang mir die Schlagzeile eines Springerblattes ins Auge, derzufolge irgendeine Promi-Schnatze, deren Name hier nichts zu Sache tut, sich dazu bekannt hatte, sich die Lippen hat aufspritzen zu lassen. Als ich das sah, dachte ich nicht etwa: "Boah, was für ein belangloser Tinnef! Wer braucht das?" -- nein, ich dachte: "Ach, schau an, offenbar ist heute nichts wirklich Schlimmes auf der Welt passiert."

Samstag, 16. April 2022

Der Frevel von Camp Nou

 
1989 kickte der FC Schalke 04 schon einmal in der zweiten Liga. Unter anderem musste man auch beim SV Meppen ran. Das dortige Hindenburgstadion, das heute natürlich anders heißt, fasste 15.000 Zuschauer, die fast alle schalker Königsblau trugen und das vermeintliche Auswärtsspiel in ein Heimspiel verwandelten. Ähnliches ist jetzt dem großen FC Barcelona widerfahren. Als Eintracht Frankfurt zum Auswärtsspiel der Europa League im Camp Nou antrat, waren 30.000 Eintracht-Fans im Stadion, obwohl nur 5.000 Gästekarten kontigentiert waren.

Mittwoch, 13. April 2022

Vermischtes und Zeugs (XVIII)


Manchmal fragt man sich, ob Putin, der geniale Stratege, seine Schritte wirklich zu Ende denkt. Oder für wen er eigentlich arbeitet. Im Moment passiert ja folgendes: Ehemalige Ostblock-Länder in der NATO wie Tschechien, Polen, die Slowakei etc. liefern ihre alten Waffen und Waffensysteme sowjetischer Bauart an die Ukraine, seit Kurzem auch schwerere Waffen wie T-72-Panzer und BMP-Schützenpanzer. Das wird dazu führen, dass diese Länder bald neue Waffen und Waffensysteme als Ersatz benötigen werden. Die wiederum müssen irgendwo herkommen. Und woher werden die wohl kommen? Röchtööch, die Länder, die momentan schwere Waffen gen Ukraine liefern, werden ihre Arsenale mit modernem westlichen Kriegsgerät auffüllen.

Sonntag, 10. April 2022

Ronny des Monats - April 2022

 
In Zeiten wie diesen beherrscht das Geschehen in der Ukraine die Nachrichten ziemlich einsam. Wenn sich nicht gerade eine amtierende Bundesregierung bei dem Versuch, eine Impfpflicht einzuführen, anstellt wie Stan Laurel und Oliver Hardy bei dem Versuch, ein Klavier ordnungsgemäß abzuliefern. Das macht es nicht unbedingt einfacher, eine reguläre Ronny-Verleihung durchzuführen (im letzten Monat, die älteren werden sich erinnern, ist die Verleihung gleich ganz ausgefallen). Doch -- die Sache will’s! Schaut man an den richtigen Stellen, dann finden sich auch in Kriegszeiten genügend preiswürdige Einzelleistungen.

Donnerstag, 7. April 2022

Duck and cover


Panzerrr rrrollen gen Osten für den Sieg, und die Bevölkerung ist verunsichert - so vermeldet dieses Fachorgan für Kriegsgeheul der gleichgeschalteten deutschen Stahlhelmpresse. Übrigens: An derselben Eisenbahnstrecke spazierte ich vor Jahren einst entlang und sah mit Befremden, wie auf Tiefladern verladene Marder-Schützenpanzer der Bundeswehr in Richtung neue NATO-Ostgebiete verfrachtet wurden. War ich nicht mehr gewohnt, so einen Anblick.

Dienstag, 5. April 2022

Verwechselt

 
"Rugby is a game for barbarians played by gentlemen, football is a game for gentlemen played by barbarians." (Oscar Wilde)

Zum Fußball. Ein russischer Sender hat die Übertragung des Spiels Borussia Dortmunds gegen RB Leipzig abgebrochen, als pro-ukrainische Botschaften im Stadion zu sehen waren. Muss eine lupenreine Demokratie so was nicht aushalten? Wie Berlin einen Autokorso russischnationaler Trötemänner aushalten muss? Oder muss man das irgendwie verstehen, wenn eine Stolze Große NationTM über Jahrzehnte vom Westen und der NATO belogen, betrogen und hintergangen wurde?

Sonntag, 3. April 2022

Schmähkritik des Tages (58)


Heute: Leo Fischer über den Niedergang der Linken


"[Selbst] hartgesottene Stammwähler*innen fragen sich, ob die Partei in ihrem jetzigen Zustand überhaupt in die Parlamente sollte, so völlig richtungslos zeigt sie sich. Da ist natürlich der Krieg, der jahrzehntelang gehegte Überzeugungen in Frage stellte - wie »Friedenspolitiker« auseinanderfallen, die Verständnis für jedes beliebige diktatorische Regime haben, solange es bloß nicht der Nato angehört, konnte man mit heißer Scham beobachten. [...]

Samstag, 2. April 2022

Dänen lügen doch

 
Freunde anspruchsvollen Fernsehgenusses, die der Firma Netflix gestatten, ihnen einen monatlichen Obolus von der Mastercard zu hobeln, sollten sich Donnerstag, den 14. April, dunkelrot im Kalender anstreichen. Denn da läuft die vierte Staffel der brillanten dänischen Serie 'Borgen' an ('Borgen' heißt zu deutsch 'Burg‘, womit Christiansborg in Kopenhagen gemeint ist, Sitz des dänischen Parlaments, der Regierung und des Obersten Gerichts). Die Staffeln 1-3 sind dankenswerterweise für Otto Normalgebührenzahler in der Arte-Mediathek verfügbar. An diejenigen, die es noch nicht gesehen haben und interessiert sind, wie Politik funktioniert, ergeht hiermit eine dringende Empfehlung mit dezentem Befehlscharakter.

Donnerstag, 31. März 2022

Vermischtes und Zeugs (XVII)

 
Russland, so verlautete jetzt, sei grundsätzlich offen für einen EU-Beitritt der Ukraine. Das ist in zweierlei Hinsicht interessant. Erstens wurde der Ukraine noch vor kurzem von Vlad dem Eroberer himself die Staatlichkeit abgesprochen. Wie kann ein Nicht-Staat Mitglied der EU werden? Habe ich da was verpasst? Und zweitens wäre eine Mitgliedschaft der Ukraine das beste, was Russland passieren könnte. Billiger als die Beseitigung der Kriegsschäden in der Ukraine aus EU-Mitteln finanzieren zu lassen, wird man nicht davonkommen.

Dienstag, 29. März 2022

Jenseits der Blogroll - 03/2022


Schon wieder neigt ein Monat sich dem Ende entgegen und es wird Zeit für den Blick ins Netz. Was so herausragte im Riesenstrom an Meinungen und Analysen. Natürlich auch dieses Mal wieder dominiert von dem, was östlich immer noch vonstatten geht. Und wieder geht es mir gewaltig auf die Eier, wie in Teilen der 'alternativen Medien' mit der Unterstellung hantiert wird, die 'Alt-/System-/Lügenmedien' schlügen geschlossen und gleichgeschaltet die Kriegstrommel und ergingen sich ausschließlich in Kriegsrhetorik (tun sie nicht) als hätten wir wieder 1914 (haben wir nicht), und jeder, der das auch nur marginal anders sieht, sei vom internationalen Großkapital gehirngewaschen. Aber egal. Menschen haben's halt gern kuschelig. Ein andermal vielleicht mehr darüber.

Samstag, 26. März 2022

Vom Gendern, Aneignen, Kärchern etc.


Das Problem an einer provokanten Idee ist ist ja nicht, dass sie provokant ist. Geht in Ordnung. Kann einen weiterbringen. Ich kriege es zum Beispiel nicht hin, mich über Gendern wirklich zu empören. Ich finde es legitim und auch spannend, sich Gedanken zu machen, wie sich verändernde gesellschaftliche Verhältnisse sich auch in der Sprache widerspiegeln könnten. Meine Probleme sind eher der autoritäre Gestus, in dem da gern mal top-down was verfügt wird. Und sie sind ästhetischer Natur: Gendern macht die Sprache für meinen Geschmack in unangenehm bürokratischer Weise ungelenk. So wie früher das "Herr/Frau/Fräulein" auf Formularen. (Das "Fräulein" ist übrigens längst weggegendert, ohne dass deswegen die Welt untergegangen wäre.)

Donnerstag, 24. März 2022

Schmähkritik des Tages (57)

 
Heute: Leo Fischer über Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine

"Soeben ist Gerhard Schröder von seiner Spezialoperation aus Moskau zurückgekommen. Spötter meinen, die Reise habe vor allem den Bedürfnissen seines Privatvermögens gegolten. [...] Sein alter Erzrivale Lafontaine hingegen ist aus der Linkspartei ausgetreten, seiner eigenen Gründung. Sie sei ihm nicht mehr »friedenspolitisch« genug, womit er wahrscheinlich meint, dass es auch noch Vertreter der Partei gibt, die nicht eins zu eins die Kremlpropaganda nachplappern. Jetzt sind sie beide, Schröder und Lafontaine, zuguterletzt auf ihr publizistisches und unternehmerisches Glücksrittertum heruntergefallen; skurrile Gestalten, denen man kaum anmerkt, dass sie vor 20 Jahren noch Berge versetzt haben; [...]

Sonntag, 20. März 2022

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (30)


Für einen kurzen Moment im vorletzten Jahr, da war dieses zarte Pflänzchen Hoffnung gekeimt. Wir erinnern uns: Im Jahr Eins der Großen Seuche, da der Begriff ‚Vorratshaltung‘ einen völlig neuen Klang bekam. Mehl war quasi nicht mehr zu kriegen, Nudeln auch nicht. Vor allem aber: Klopapier. Zeitweise war es schwieriger, ein Paket der begehrten Arschwischrollen aufzutreiben als einen Ersttagesbogen der Blauen Mauritius. Welchen Laden man auch immer betrat: Gähnende Leere in den Regalen, in denen sonst Klorollen lagerten. Ein örtlicher arabischer Händler, der wohl irgendwo einen Posten aufgetrieben hatte und die Ware zum marktüblichen Wucherpreis feilbot, entging nur knapp der Lynchjustiz.

Donnerstag, 17. März 2022

Vermischtes und Zeugs (XVI)


Eines hatte Wladi Wahnwitz wohl nicht auf der Rechnung: Dass der Krieg die Spritpreise steigen lässt und dass nichts den Wehrwillen der deutschen Bevölkerung derart anstachelt wie teures Tanken. Merke: Über "Benzin-Wut!" können hier Regierungen stürzen. Wenn Leute sich teure Mieten nicht mehr leisten können -- nun ja, da wird schon auch berichtet. Aber mehr so mit dem Unterton: Können sich ja eine billigere Wohnung suchen. Oder aufs Land ziehen. Wenn aber der Liter Super irgendeine magische Grenze reißt, sind die Medien voll mit O-Tönen empörter und verzweifelter Tankstellenkunden.

Montag, 14. März 2022

Sieben Thesen zum aktuellen Geschehen


1. Putin ist nicht irre, sondern spielt va banque.

Ein Teil der Qual-Litätsmedien scheint sich da sicher zu sein: Waldimir Putin ist ein nicht mehr zurechnungsfähiger Diktator. Von Napoleonskomplex befallen, ja vom Cäsarenwahn. Schlimmstenfalls ein über Atomwaffen gebietender Nero. Ein Killer, ein Terrorist. Hat seine Karten überreizt, sein Imperium überdehnt. Der Topos vom gaga gewordenen Autokraten geistert durch Teile des Preßwesens - zum Glück nur durch Teile - wie weiland 1990, als die Springersche mit Blick auf Saddam Hussein die Frage in den Raum stellte: "Was macht der Irre jetzt?".

Donnerstag, 10. März 2022

Schmock des Monats - März 2022

 
Hiermit sei's gleich zu Beginn ventiliert: Die monatliche Ronny-Verleihung fällt dieses Mal aus. Das hat vor allem mit der Nachrichtenlage zu tun. Die Quellen, die ich üblicherweise zur Recherche heranziehe, haben, scheint's, geschlossen auf Kriegswirtschaft umgestellt und auch sonst ist - aus verständlichen Gründen übrigens - das Thema Ukraine derart dominant, dass der Aufwand, geeignete Kandidat/innen zusammenzuklauben, unverhältnismäßig hoch wäre. Glücklicherweise gibt es immer noch ein paar Aufrechte, die ihrer Chronistenpflicht nachkommen, und bei denen man sich entsprechend informieren kann, wenn man mag. Etwa in der wöchentlichen Rubrik 'Deutsches Haus' der 'jungle world':

Dienstag, 8. März 2022

Genialer Grantler

 
Gestern ist Walter Röhrl 75 geworden. Der oberpfälzische Lulatsch, für viele der beste Autofahrer der Welt, war damals für uns präpubertante Jugendliche ein Held. Die Zeit Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger war hierzulande keine leichte für motorsportinteressierte Autoquartettspieler wie uns. Trotz ein paar wackerer Mitfahrer wie Hans-Joachim Stuck und Jochen Maass fanden Fahrer aus dem Mutterland des Automobils in der Königsklasse Formel 1 quasi nicht statt. Ja, im Motorradsport gab es Seriensieger Toni Mang, aber der interessierte uns mit Matchboxautos Sozialisierte nicht weiter. Im Rallyesport aber, da räumten Röhrl und sein getreuer Kopilot Christian Geistdörfer alles ab was ging, fuhren Konkurrent/innen wie Michèle Mouton, Rauno Aaltonen und Ari Vatanen in Grund und Boden. Einer, für den die Bezeichung 'Perfektionist' noch untertrieben ist.

Montag, 7. März 2022

Keine Ahnung

 
Der kluge Max Goldt meinte als Betroffener mal, eine Schreibblockade sei nicht auf kreatives Ausgetrocknetsein zurückzuführen, also darauf, dass man keine oder kaum mehr Ideen habe, sondern im Gegenteil darauf, dass einem viel zu viel im Kopf herumgehe. So geht es mir seit gut einer Woche. Es ist einfach zu viel. Zu viel Information, zu viel Meinung, Analyse und was weiß ich. Overflow. So wird man momentan - no pun intended - zugeballert mit Psychogrammen über Putin. Was ist er für ein Mensch? Was treibt ihn um, was treibt ihn an? Von hospitalisierungsbedürftiger, tablettensüchtiger Psychopath bis eiskalt kalkulierendes macchiavellistisches Superhirn ist für jeden Geschmack was dabei. Alles von Leuten, die sich als Experten für irgendwas oder Berater von irgendwem gerieren, sich in irgendwelchen Kreisen bewegen und es wissen müssen, so wird der Eindruck erweckt. Stellt sich aber nicht ein. Was in der Gesamtschau rauskommt, ist bloß Nebel und Quark.