Samstag, 6. Juli 2019

Überraschung!


"Wie argumentationslos Rechtsradikale sind erkennt man daran, dass sie ihre Agenda mit Gewalt durchsetzen wollen und müssen. Jeder mit einem Funken Verstand und Empathie erkennt gleich, dass die Forderungen dieser Menschen Blödsinn sind." (chris)

Das Eklige an denen von Pegida ist ja, dass sie einerseits alle Empathie der Welt für sich reklamieren -- Weil sie verkauft, belogen, betrogen und hintergangen wurden. Weil ihre Sorgen und Nöte nicht ernst genommen werden. Weil keiner Verständnis zeigt für ihre Wut. Weil alle sie zu Nazis stempeln, bloß weil sie eine marginal vom linksgrünversifften Mainstream abweichende Meinung zu äußern wagen, obwohl sie doch nur 'Besorgte Bürger' sind. Schluchzbuhu! --, dass sie andererseits aber nicht bereit sind, Flüchtlingen/Zuwanderern/Migranten, aber auch durchaus Hiesigen, die ihnen irgendwie querkommen, auch nur einen Funken jener Menschlichkeit und Empathie zuzugestehen, die sie so dreist für sich beanspruchen. Das macht den Umgang mit ihnen, zumindest mit denen, die die Schnauze aufreißen und Inhumanes pöbeln, nicht eben einfach.

Mittwoch, 3. Juli 2019

Völkerballerei


Opa erzählt von früher - müssen Sie jetzt durch

'Scharfschützen', so und ähnlich wurden G. und O. damals genannt. Ihren schusswaffenhaften Würfen entkam nichts und niemand. Weil unsere Sportlehrer das bald raus hatten, sorgten sie dafür, dass G. und O. beim Völkerball nie in der selben Mannschaft waren. Sonst wäre die Sache nämlich nach wenigen Minuten vorbei gewesen. Völkerball erschien mir damals vor allem hochgradig entlastend für Sportlehrer zu sein. Keine große Vorbereitung, kein Geräteaufbauen, einfach einen Ball gegriffen und gesagt: So, wählt mal eben zwei Mannschaften, wir spielen ne Runde Völkerball! Was sollten sie auch groß machen? Zu meiner Zeit gab es noch einzelne Sportstunden von 45 Minuten Länge. Zog man das Umziehen ab, blieben da netto vielleicht noch zwanzig Minuten übrig.

Sonntag, 30. Juni 2019

Abendgedanken - Déjà-vu


Knapp 800 Menschenleben hat das Dichtmachen und -halten der innerdeutschen Grenze gekostet. Bei 40 Jahren, von 1949 bis 1989, macht das ziemlich genau 20 Tote im Jahr. 20 Tote an der Grenze per annum genügten damals, um vom 'freien Westen' im Brustton moralischer Überlegenheit als 'Unrechtsstaat' gebrandmarkt zu werden (für den Fall, dass mal jemand Interesse hat). Das gilt aber nur, so lange Genosse Afrikaner nicht übers Meer angeschissen kommt. Da gilt es vielmehr, unsere Lebensweise und unseren Wohlstand zu verteidigen, den wir uns bekanntlich ohne jegliches Zutun des Rests der Welt ganz allein hart erarbeitet haben. Wenn‘s sein muss, "bis zur letzten Patrone" (Seehofer, der Salvini von Bayern).

Samstag, 29. Juni 2019

Zitteraale


Vor ziemlich genau drei Jahren passierte es: Ich hatte mir bei einem Arbeitsunfall das Handgelenk angeknackst, musste einen Gips tragen, war krank geschrieben und durfte sechs Wochen lang weder radfahren noch schwimmen; auch Auto fahren war tabu. Weil ich es keine Option fand, mich daheim einzuigeln, die Vorhänge zuzuziehen und die Decke anzustarren, nahm ich mir jeden Tag einen mindestens einstündigen Fußmarsch vor. Um Frischluft, Tageslicht und Kondition zu tanken. Eines Tages ging ich so meiner Wege, es war ähnlich drückend heiß wie die Tage, als mir 500 Meter vor meiner Wohnung plötzlich schwarz vor Augen wurde. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, fing am ganzen Körper zu zittern an und war froh, es zur nächsten schattigen Parkbank zu schaffen.

Mittwoch, 26. Juni 2019

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Acht superknackoriginelle Hammertipps, wie Sie mit der Hitze fertig werden, die noch niemals irgendwo zu lesen waren - hacken Sie Ihr Leben!

Montag, 24. Juni 2019

Jenseits der Blogroll - 06/2019


Die Fundstücke und Leseempfehlungen des Monats. Ohne Schlaubi-Einleitung dieses Mal. Die Hitze.

Politik. Allein schon wegen dieses Absatzes muss man Jörg Schneiders Essay über das Phänomen des Rezo-Videos einfach gern haben:

"Da verwundert es nur wenig, dass sich die allgemeine Beliebtheit der gerne pauschal über einen Kamm gescherten Politikerkaste momentan irgendwo zwischen Anders Breivik, dem Weißen Hai und Bauchspeicheldrüsenkrebs eingependelt hat. Und da sind die mit allerlei Fahnenfirlefanz und empathischen Minderleistungen unterhalb des sozialen Gefrierbrandes agierenden rechtspopulistischen Evolutionsverweigerer, die sich offenbar in einer Art von selbstauferlegtem Wissenszölibat für ein Leben in kollektiver intellektueller Askese entschieden haben, noch nicht mal mit eingerechnet."

Samstag, 22. Juni 2019

Schnittmengen


"Hier ruht die Bundesrepublik Deutschland. Sie ging zugrunde an der unfassbaren Dämlichkeit, Geschichtsvergessenheit und Selbstüberschätzung ihrer bürgerlichen Eliten."

-- So oder so ähnlich stelle ich mir den Spruch vor, der den Grabstein dieses herrschenden Staatswesens dereinst zieren wird, wenn wir uns im Faschismus 2.0 wiederfinden sollten.

Man dürfe die Rechten nicht unnötig stark machen, heißt es seit Jahren immer wieder. Dumm nur, dass Teile des bürgerlichen Lagers daran nicht wirklich interessiert zu sein scheinen. Auf die Idee könnte man ja fast verfallen. Wenn man wissen will, wie man die Rechten stark macht, dann braucht man sich nämlich nur anzusehen, was die CDU spätestens seit 2015 so veranstaltet. Hierzu sollte man sich vergegenwärtigen, dass Rechte, allen voran große Teile der AfD, sich vor allem von folgenden beiden Narrativen nähren, die zum Kern ihres Selbstverständnisses gehören:

Mittwoch, 19. Juni 2019

Gretchenfragen


"Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!" (Joseph Wirth)

Hallo? Ich warte! Hat schon jemand aus dem konservativen oder rechten Lager darauf hingewiesen, dass der Tod von Walter Lübcke zwar eine ganz eine schlimme Sache sei, aber bei aller gebotenen Empörung und Betroffenheit niemals nie nicht vergessen werden dürfe, dass Linksextremismus noch viel, viel schlimmer sei? Gut, die schöne Einzelleistung von Max Otte (CDU), den Toten zum willkommenen Popanz für eine von ihm imaginierte linke Mehrheit zu degradieren, damit diese wieder einen NSU-Skandal und damit was zum Empören und Hexenjagen habe, war ein solider Anfang, aber nicht mehr.

Sonntag, 16. Juni 2019

Zwei Mythen


Sehr interessante Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm: ‚Mythos Germanien‘. Wie in der NS-Zeit vor allem im Schulunterricht die 'rassische' Überlegenheit nordischer Völker vermittelt wurde. Keine spektakulären Riesenexponate, aber viel zu lesen, viele Unterrichtsschaubilder, wie sie noch bis vor wenigen Jahren an den Kartenständern der Schulen hingen. Die Techniken der Manipulation reichten von subtil bis plump. Spannend. Bei Arte lief vor einige Wochen übrigens eine Dokumentation über NS-Wissenschaft, die sich dem Thema ebenfalls widmet (noch bis 26.07. in der Mediathek).

Samstag, 15. Juni 2019

Aber nicht alles verjuxen!


Auf frischer Mildtat ertappt

Wir erinnern uns: Im April hat es in einem in Paris gelegenen kultischen Bauwerk einen Dachstuhlbrand gegeben, der einigen Schaden angerichtet hat. Huch, fast schon verdrängt, oder? Egal. Wir erinnern uns ferner: Sofort waren die Reichen und Superreichen der Grande Nation zur Stelle mit großzügigen Spendenzusagen. Darunter Bernard Arnault (geschätztes Vermögen: 75 Milliarden US-$) und François Pinault (30 Milliarden US-$). Keine 48 Stunden, nachdem das Feuer gelöscht war, war eine knappe Milliarde an Spendenzusagen eingetrudelt. Botschaft: Sehet, wir sind reich, übernehmen aber Verantwortung für das kulturelle Erbe!