Wie angedroht, noch mehr Ruhrpott-Folklore. Die umso mehr zunimmt, je länger es her ist, dass hier die letzte Kohle gefördert wurde. Da das im Ruhrgebiet gerade mal drei Jahre, in meiner bescheidenen Heimatstadt gerade mal
20 Jahre her ist, darf man sich also in den nächsten Jahren auf eine ziemliche Kitschwelle gefasst machen. Hier hat es eine neu gebaute Eisenbahnunterführung erwischt, auch um Graffitikünstlern die Arbeit zu erschweren, wie es heißt.
Kähr, watt sind wa früha am malochen gewesen. Ich sach' Sie datt...
(Unerwähnt bleibt, dass hier wie anderswo etliche Bergleute durch Bergstürze, Grubenbrände, Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosionen oder andere Arbeitsunfälle ihr Leben verloren.)
Die anrührende Geschichte um Tobias (l.), das letzte Grubenpferd im Revier, das unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ans Tageslicht geholt wurde, ist eine beliebte Schnurre in meiner Heimatstadt. Und
ziemlicher Kokolores. Heute würde man sagen, ein PR-Gag der Bergwerksgesellschaft Hibernia. Erstens, weil Tobias nicht das letzte Grubenpferd war. Das hörte auf den Namen Seppel und war noch einige Monate länger in Bochum-Gerthe unter Tage. Zweitens, weil der gute Tobias mitnichten eine gequälte Kreatur war, sondern unter Tage ein recht kommodes Leben führte und sich gegen seine Befreiung ziemlich gesträubt haben soll. Seine Arbeit war längst überflüssig geworden, er faulenzte meist in seinem Stall, wurde von den Bergleuten nach Strich und Faden verwöhnt und hatte einiges an Übergewicht auf den Rippen.
'Mutterklötzchen' (r.) waren möglichst einwandfreie ('astreine') Abschnitte von hölzernen Grubenstempeln. Die wurden mit Draht oder Band umwickelt und mithilfe eines Beils gespalten, sodass man die Stege leicht herausbrechen und als Anmachholz verwenden konnte. Der Name rührt daher, dass diese Klötzchen der Mutter nach Hause mitgebracht wurden, um den Kohleofen anzuheizen. Das Abzweigen des Holzes wurde von den Gesellschaften normalerweise toleriert.
Auch die (erfolglose) Demo gegen den 'Kohlekompromiss' von 1997 ist inzwischen in die Folklore eingepreist. Wir hamm nich' nur malocht wie die Ochsen, sondern waren auch noch im Widerstand. Glück auf!
Jau!
Mein Opa war Grubenarbeiter, allerdings Kaolin statt Kohle. Leider ist man im Taunus mit der Vermarktung nicht so weit wie im Ruhrpott.
AntwortenLöschenEines Tages wird derartig ideologisch gefärbte Grafik wieder entsorgt werden - so wie hier im Osten unsere Sittes und Womackas. Ob ihr das auch so locker wegsteckt wie wir?
AntwortenLöschenFür mich kein Problem.
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