Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Freitag, 2. August 2019
Sommerloch
Weil ich ab heute ein wenig meine CO2-Bilanz nach oben schrauben werde, bricht mit dem August auch eine kurze Sommerpause hier im Blog an und es wird daher erst mal nichts Neues zu lesen geben. Wenn sich nun die einen oder anderen fragen, wie sie diese Zeit nun überbrücken sollen -- machen Sie‘s doch einfach wie ich und suchen sich ein Hobby. Ich habe zum Beispiel damit angefangen, lustige Aufkleber auf Laternenmasten und anderswo zu sammeln. Und an die frische Luft kommt man auch dabei.
Allwissend im Alter
Es muss das Alter sein. Geht nicht anders. Ab einem gewissen Alter scheinen ältere Herren mit viel Tagesfreizeit keinen Bock mehr zu haben, ihren Rassismus noch mühsam zu bemänteln, und lassen endlich die Sau raus. Dann salbadern sie ellenlang, selbstverliebt und im belehrenden, hochfahrenden Tonfall des allwissenden Erleuchteten über ihr früheres Links- und Naivsein, über ihr Aufgewachtsein 2015 (oder dass sie es immer schon gewusst hätten, das aber niemals jemand habe wahrhaben wollte) und ziehen als Experten für alles Mögliche gegen linke Träumer und grüne Gutmenschen zu Felde. Und immer werden sie von allen missverstanden, schluchz! Angesichts des furchtbaren Vorfalls von Frankfurt lässt sich etwa das hier als jüngstes Beispiel bestaunen:
Dienstag, 30. Juli 2019
Ablasshandel, modern
Wie es aussieht, werden wir uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Billigreise-Party vorbei ist. Wenn Urlaub, dann wie zu Großvaters Zeiten. Mein seliger Großvater hatte ein zerlegbares Blockhaus in einer Art Trailerpark im niederländischen Heiloo gelagert. Im Sommer fuhr er mit zweien seiner Söhne hin und baute auf, ein paar Tage später rückte die komplette Familie nach und der Hausstand wurde für ein paar Wochen dorthin verlegt (meine Oma selig hatte natürlich keinen Urlaub, sondern hausfraute einfach weiter wie daheim). Nach getaner Erholung wurde das Ding wieder zerlegt und bis zum nächsten Jahr eingelagert.
Samstag, 27. Juli 2019
Blaublütige Wiedergänger
"Ah! ça ira, ça ira, ça ira, / Les aristocrates à la lanterne!" (frz. Volksweise)
Man darf sich von Figuren wie der derer von Storch nicht täuschen lassen. Der Adel ist nicht blöd. Hat im Gegensatz zu Politikern, die immer auf die nächste Wahl schielen müssen, gelernt, in großen Zeiträumen zu denken. Und weiß, dass das Volk, erst recht ein so verführbares und autoritätshöriges mit Hang zum Esoterischen wie das deutsche, doof genug ist. Teile davon sind nämlich immer noch bereit, hündisch und gläubig aufzuschauen zu welchen, die aus nichts weiter als dem Zufall ihrer Geburt, ihrer Herkunft aus über Jahrhunderte durch konsequente Inzucht degenerierten Sippen einen Herrschaftsanspruch ableiten. Man schaue sich nur einen beliebigen Zeitungskiosk an und das in der Hofberichterstattung der Yellow Press sich offenbarende, anhaltende Interesse am komplett belanglosen Familienleben dieser Mischpoke.
Mittwoch, 24. Juli 2019
Jenseits der Blogroll - 07/2019
Woran erkennt man eigentlich, dass Hochsommer ist? Abgesehen von den Temperaturen, unter anderem am Sommerloch. Sommerloch ist, wenn es zur veröffentlichenswerten Meldung, ja nachgerade zum Skandal gerät, dass in einem niederösterreichischen Freibad die von der dortigen Gastronomie verabfolgten Wurstsemmeln ziemlich teuer, aber dafür eher übersichtlich belegt sind. Mein Gott, was kommt als nächstes? Dass die Islamisierung des Abendlands vor der Tür steht, weil eine kleine Kita in Leipzig Rücksicht auf zwei muslimische Kinder nimmt und den anderen Sprösslingen schnöde ihr Schweinernes vorenthält? Nicht auszudenken! Egal, mitten in der fettesten Sommerhitze, am Beginn der Hundstage also, der Lorenz ist volles Rohr am ballern, die allmonatlichen Links zur Sommerlektüre:
Sonntag, 21. Juli 2019
Sinnvoll wie ein Eiffelturm
Eine Prise Pathos zum 50. Jahrestag
Aus den Sechzigern kursiert folgende Anekdote: Als Präsident Lyndon B. Johnson das Apollo-Trainingszentrum besuchte, um sich über die Fortschritte des Mondprogramms zu informieren, fiel ihm beim Hinausgehen ein älterer Mann auf, der einen NASA-Overall trug und den Boden fegte. Johnson fragte routiniert leutselig, was er denn hier mache und was sein Job sei. Der soll geantwortet haben: "Ich arbeite daran, dass wir zum Mond fliegen, Mr. President." Wenn’s nicht stimmt, dann ist es gut erfunden. Die Mondlandung war auch Jahre nach 1969 in einem Maße allgegenwärtig, das man sich heute nicht mehr vorstellen kann. Die Buchhandlungen waren voll mit Sachbüchern für Jungen, die in mehr oder weniger vielen bunten Bildern von der Eroberung des Mondes kündeten.
Freitag, 19. Juli 2019
Der nächste große Coup der Angela M.
Wir erinnern uns (auch wenn es schwerfällt): 2013 war der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg wegen diverser Unregelmäßigkeiten bezüglich seiner akademischen Meriten bzw. seines Umganges damit politisch untragbar geworden, musste seinen Hut nehmen und entschwand nebst Familie erst einmal im Exil. Wusch sich das ganze Wetgel aus der Frisur und machte dann bei der EU irgendwas mit Internet. Und hält sich seitdem bereit für den Fall, dass die Nation ihn wieder ruft.
Mittwoch, 17. Juli 2019
Gesaftelhuber
"Eine Lektion, die wir nur langsam zu lernen scheinen, ist, dass in schlecht regulierten digitalen Märkten der Preis, den man zahlt, nicht unbedingt dem entspricht, der die tatsächlichen Kosten widerspiegelt." (Julian Baggini)
Andere Zeiten, andere Berufsbilder. Microjobber etwa. So eine Art Akkordarbeiter. Nur ohne soziale Absicherung, denn das ist voll 20. Jahrhundert. Oder wissen Sie, was ein Juicer ist? Ein professioneller Saftpresser? Weit gefehlt! Betreiber eines Saftladens (was Juicer zu einem der eher häufiger anzutreffenden Berufe machen würde)? Nope. Ein Juicer ist kein Ent-, sondern vielmehr ein Besafter. Von E-Rollern. Juicer sammeln im Auftrag von Sharing-Unternehmens nachts leere E-Scooter ein, laden sie an einer Steckdose auf, meist einer heimischen, und verteilen sie nach getanem Laden wieder im Stadtgebiet.
Montag, 15. Juli 2019
Schmähkritik des Tages (30)
Heute: Michael Herl über das weitgehend durchmediterranisierte Deutschland
"Fortan wurde die Mediterranisierung mit preußischer Gründlichkeit exerziert, und die Deutschen geben sich plötzlich einem Lebensstil hin, wie er selbst in Mittelmeerländern undenkbar wäre. Gegrillt wird heute auch im tiefsten Winter, Spaghetti Carbonara richtet man mit Sahne und Formvorderschinken hin, Lokale ohne Freisitze gehen im Sommer pleite, Bankangestellte tragen kurze Hosen und Gerichtsvollzieher Ohrringe. […] Pizzerien backen »Pizza Bierschinken« und Metzgereien »Pizza-Fleischkäse«, Oberstudienräte verabschieden sich mit einem lässigen »Ciao«, ganz normale Menschen watscheln über die Straße, als kämen sie gerade zu Hause aus dem Bad; da wir das Mittelmeer leer gefressen haben, futtern wir nun Frutti di mare aus vietnamesischer Aquakultur, und dank des Klimawandels wächst an der Mosel Merlot.
Labels:
Essen
,
Gesellschaft
,
Kultur
,
Politik
,
Schmähkritik
Freitag, 12. Juli 2019
Gewollt, nicht gekonnt (4)
Die Tage erstmals einen Blick in die neue örtliche Stadtbibliothek geworfen. Hell, neu, sauber, aber auch ziemlich steril. Lädt nicht wirklich zum Verweilen und Wohlfühlen ein. Mich zumindest nicht, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Der Bestand wurde beim Umzug ins neue Domizil offenbar radikal zusammengestrichen. Die Abteilung Geschichte, die mich besonders interessiert, beschränkt sich gerade mal auf ein Drittel eines Regals (zum Vergleich: in der von mir frequentierten Bücherei der um ein Drittel einwohnerärmeren Nachbarstadt ist das eine Viertel Etage). Und dann noch echte Perlen im Sortiment:
Abonnieren
Posts
(
Atom
)