Mittwoch, 26. Januar 2022

Römischer Ruin

 
Als katholisch sozialisierter Agnostiker hat sich lange etwas gesträubt bei mir, wenn Worte fielen wie 'Kinder****erverein' oder ähnliches. Zwar konnte ich mit dem Spirituellen nie viel anfangen, doch habe ich auch viele positive Aspekte kirchlichen Lebens kennengelernt. Mich kaum je beengt gefühlt, und unsittlich berührt wurde ich auch nie. Schade auch um all diejenigen, die dort immer noch mit Herzblut und Überzeugung arbeiten, nicht selten für niedrige Löhne. Ein nicht verknöchertes, am Religionsstifter orientiertes christliches Menschenbild ist ja nicht das allerschlechteste von allen.

Sonntag, 23. Januar 2022

Moppernder Molluske

 
Darf ich vorstellen? Squishy Nobones. Der Youtube-Kanal des krakeelenden Kraken mit dem Niedersachsen-Akzent, der auch bloggt, scheint ganz unterhaltsam zu sein. Hier arbeitet das wetternde Weichtier sich an Ivo Sasek ab, seines Zeichens Stifter und Chef einer Sekte namens Organische Christus Generation (OCG), Fan von Körperstrafen in der Kindererziehung, Anhänger antisemitischer Verschwörungstheorien, Buddy von Schlangenöldealer Jim Humble, und, man ahnt es, strikter Impfgegner:

Samstag, 22. Januar 2022

Jenseits der Blogroll - 01/2022


Zu den Fundstücken des Monats. Das mit Abstand traurigste war das, welches vom überraschenden Tod der Kollegin Mühlstein kündete. Zwar gab es keinen persönlichen Kontakt, doch bedeutete Mechthild als Mitbloggerin mir sehr viel. Wegen ihres scharfen Verstandes, ihres reflektierten, aber nie theorielastigen Linksseins (ich habe da viel von ihr gelernt und bin sehr dankbar) und wegen ihrer nie versiegenden Diskussionsbereitschaft. Ihr kultureller Horizont war riesig, vor allem aber war sie in diesen verückten Zeiten, in denen etliche Blogger sich leider ins Spralloland verabschiedet haben, eine unverdrossene Streiterin gegen jedwede Verschwörungsspinnereien und für Wissenschaftlichkeit. Diese Lücke wird bleiben. Möge sie in Frieden ruhen. (Einer dieser Momente übrigens, in denen ich als Agnostiker gern gläubig wäre).

Sonntag, 16. Januar 2022

Spatzen rasieren

 
Seit Jahren gehe ich während der Wintersaison am späten Sonntagvormittag eine Runde im hiesigen städtischen Hallenbad schwimmen. Schwimmschluss für Männer war immer 12:15 Uhr, weil sonntags ab 12:30 Uhr das wöchentliche Frauenschwimmen stattfindet. In Corona-Zeiten wurde die Öffnungszeit des Bades von 15:00 Uhr auf 14:00 Uhr vorverlegt. Wegen Desinfektion. Daher muss ich immer schon um 11:45 durch sein. Unerhört! Meine Grundrechte sind beschnitten und meine Menschenwürde ist besudelt. In den Staub getreten. Zerfickt. Atomisiert. Zur Strafe werde ich mir ein Pappschild mit einem ausgesucht doofen Spruch drauf basteln und damit in Anführungsstrichen vor dem Rathaus 'spazieren gehen'. Das wird das coronafaschistische Dreckssystem lehren!

Freitag, 14. Januar 2022

Schmähkritik des Tages (55)


Heute: Arno Frank über 'Die fabelhafte Welt der Amélie'

"Willkommen in »Die fabelhafte Welt der Amélie« mit neckischem accent aigu, einem hollywoodhaften Bilderbuch-Paris, wo selbst kleine Kellnerinnen sich traumschöne Appartements leisten können und immer irgendwo Sehenswürdigkeiten in der weichgezeichneten Gegend herumstehen.

In Erinnerung hatte ich die klebrige Niedlichkeitsmusik von Yann Tiersen, eine »starke Frau«, die murmeläugige Audrey Tatou als kindliche Göttin ihres Quartiers, mit schwarzen Herrenwinkern und ausreichend Freizeit, vermittels ausgeklügelter Streiche ihren Mitmenschen das Leben in etwas Märchenhaftes zu verwandeln.

Dienstag, 11. Januar 2022

Ronny des Monats - Januar 2022


Das Jahr hat gerade erst angefangen und es gab schon so viel zu lernen. Zum Beispiel, dass in Rumänien jetzt das Schulfach 'Holocaust und die Geschichte der Juden' eingeführt werden. Moment mal! Ei Potzdonner! Ja dürfen die denn das, die Rumänen? Einfach so? Moral- und Vergangenheitsbewältigungsweltmeister sind immer noch wir, habe ich gedacht. Wie passt das zum (rechten) Narrativ vom exklusiv deutschen 'Schuldkult'? Was habe ich noch gelernt? Ach ja, dass hier ganz in der Nähe in Bochum ein Gastronomiebetrieb in der ehemaligen Zeche Gibraltar, die während des Großen Vogelschisses zeitweise als SA-Kaserne und 'wildes KZ' diente, von einer Betreiberin mit Nähe zur rechten Szene betrieben wird. Echte Erlebnisgastronomie.

Samstag, 8. Januar 2022

Vermischtes und Zeugs (XIII)


Meine Boosterimpfung habe ich mir an legendärer Stelle abgeholt. Das hiesige kommunale Impfzentrum haust in der Vestlandhalle. Dort fand am 15. November 1984 ein Konzert der damals von mir juvenil verehrten Gruppe BAP statt. Ohne mich. Meine Eltern beharrten drauf, dass ich noch keine 16 war. Drama! Ganz große Oper! Die Vestlandhalle liegt nämlich auf der Grenze zur Bronx. Wo brave Bürgerkinder wie ich nicht hingingen. Zwei Fans aus unserer Klasse schafften es. Ein Scheidungskind, damals noch eine Ausnahme, das seine Eltern gegeneinander ausspielte, und mein damaliger Kumpel Ch., dessen Erzeuger schon ziemlich cool waren.

Mittwoch, 5. Januar 2022

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (29)


"Ich blättere durch Möbelkataloge und frage mich, welches Geschirr mich als Person definieren könnte." (Tyler Durden in 'Fight Club')


Solange ich nicht betroffen bin bzw. mein engstes Umfeld, oder sich inhuman betätigt wird, gehen die persönlichen Gewohnheiten meiner Mitmenschen mich nichts an und interessieren mich auch nicht weiter. Es ist mir wumpe, was Menschen essen, lesen, was sie streamen, wie oft und mit wem genau sie sich auf welche Weise sexuell betätigen etc. Sie mögen mit ihren diesbezüglichen Entscheidungen glücklich werden oder eben nicht, ich habe da keinem was zu verbieten oder vorzuschreiben. Sich über so was das Maul zu zerreißen ("Geht ja gaaar nicht!"), ist was für Klatschtanten, in deren Leben absolut nichts (mehr) los ist und für unreife Menschen.

Sonntag, 2. Januar 2022

Zwischen den Jahren Konsumiertes


Gelesen: Martin Walker: Französisches Roulette

Bruno ermittelt wieder. Der jüngste dreizehnte Fall der Serie beginnt damit, dass ein alter, aber nicht uralter Bauer tot in seinem Haus aufgefunden wird. Wie sich herausstellt, hat er kurz zuvor noch sein Testament dahingehend geändert, dass seine leiblichen Kinder leer ausgehen, während der Betreiber einer Luxus-Seniorenresidenz absahnt. Wie immer zieht die Sache weite Kreise, und zwar bis in sinistre russische Oligarchenkreise hinein, eine alte Freundin taucht wieder auf, Brunos getreuer Basset Balzac bekommt eine Freude gemacht und erweist sich als würdig. Es wird wie immer auch ausgiebig ausgeritten, gekocht und gespachtelt. Mehr wird hier nicht verraten.